Als die Blutstunde gekommen war, hatte Taeren kaum Nerv dafür, noch gute Laune zu haben. Die Übungen und Worte von Riaris hatten ihn an seine körperlichen Grenzen gebracht. Arrr, er hatte noch nicht einmal Lust gefunden, über Ratte Ratsberger für dessen Anflug von Nächstenliebe zu lachen! Wie konnte jemand nur so dämlich sein? Schweigend und rumschlürfend hatte der Taldan dem Sadisten Plugg bei dessen blutiger Arbeit zugesehen und hatte sich dann, weil der Rum wieder einmal ordentlich anschlug
[1], mit Mühe, nicht über seine eigenen Füße zu stolpern, zu seiner Hängematte geschleppt. Ohne es sich bequemer zu machen - noch nicht einmal seine Stiefel zog er aus - hatte er sich hingelegt, sich seinen Dreispitz ein Stück ins Gesicht gezogen und war beinahe sofort in ein mäßig lautes Schnarchen verfallen. Dass sich sein Frettchen Butch, dem wohl das Deck des Schiffs nicht ganz geheuer wahr und anscheinend sich mehr dafür interessierte, im Bauch der
Wurmholz herumzuschleichen als wie in Port Peril an Taerens Seite zu bleiben, nun zu ihm gesellte und sich auf seinem Bauch zusammenrollte, merkte er schon gar nicht mehr.
Viele Stunden später weckt Taeren der Lärm der Festlichkeiten um ihn herum. Man hatte einfach ohne sie angefangen - was aber eigentlich nicht verwunderlich ist. Hier ist sich eigentlich jeder selbst der Nächste - außer Ratsberger anscheinend.
Butch war längst verschwunden, denn anscheinend hatte die Crew ihn vertrieben, als sie sich den Spaß erlaubt hat, Taeren zu verzieren. Von ersterem hat der Taldan überhaupt nichts mitbekommen, aber nun schält er sich aus der Hängematte, klopft sich mit grimmigen Brummeln von schlimmsten Flüchen und Beschimpfungen Gemüsereste von seinem Hut und fischt auch verirrte Teile, die ihm vereinzelt sogar
unter die Kleidung gerutscht waren, hervor.
Dabei merkt er: Angemalt hat man ihn auch noch!
"Diese verlausten Mistkäfer!", schimpft Taeren innerlich, während er mit dem Ärmel seines Mantels versucht, die Titten wegzurubbeln, die man ihm aufgemalt hatte - mit mäßigem Erfolg, denn mit Kreide besudelt ist er immer noch, aber immerhin sieht man nun nicht mehr genau, was diese mal dargestellt hat.
Nun aber hält er sich nicht weiter mit Flüchen auf, sondern setzt sich mit an die Festtafel, nimmt sich Rum und prostet Capt'n Harrigan zu, bevor er das Gesöff dankbar in sich hineinschüttet. Sein Rausch hat sich während des Schlafs schon beträchtlich verflüchtigt und Taeren will ihn nun auffrischen. Erholt wie er ist, ist der Rum eine Wohltat, anstatt ihn wieder vollkommen aus der Fassung zu bringen
[2].
Auch das Essen schmeckt, wie er es sich schon von dem verlockenden Duft erhofft hat, erheblich besser als der Fraß, den man ihnen zuvor aufgetischt hat. Gierig stopft Taeren Braten und Stampfkartoffeln in sich hinein. Arrr, was für eine Wohltat!
Er ist wieder bester Laune - so schnell kann das bei ihm umschlagen. Lachend und kichernd macht er Späße und Spott mit, die auf Kosten anderer gehen, und spült beinahe jeden Bissen mit Rum nach. Dabei achtet er weniger auf das, was direkt um ihn herum passiert, bis Amon ihn schließlich anspricht.
"Faustdick, aye!", lacht er prustend als Antwort, da sich in diesem Moment eine Gnomin, die Taeren bisher noch nicht bewusst wahrgenommen hat, auf Amon stürzt.
Als er sich wieder einkriegt, beginnt er, mit ausladenen Gesten, die sein Gerede untermauern, zu erzählen. Dabei achtet er jedoch darauf, so leise zu bleiben, dass ihn die Personen, die er erwähnt, nicht hören. Auf eine erneute Schlägerei mit Eulenbär oder dass sogar Plugg persönlich auf ihn losgeht, ist er nicht scharf.
"Arrr, hast du das wirklich nich' mitbekomm'n? Ich hab' den Gnom gestern zur Rede gestellt und dafür hat Plugg mir sein Riesenrindvieh auf den Hals gehetzt! Hier, du erinnerst dich bestimmt, dieser Koloss mit dem hübschen Federpüscheln", kichert er. "Ich hab' ihn fertiggemacht, aye! Hat geflennt wie ein kleines Mädchen, dem man an den Zöpfen gezogen hat. Plugg war richtig wütend, dass er mir das Preisgeld geb'n musste!"
Nun schlägt er wieder eine normale Lautstärke an. "Und Tilly... Aye, nicht nur den Kopf hat sie mir verdreht!", grinst er und winkt sie zu sich heran. "Komm her, Süße!"