Jurij half Lorim beim Aufbau der Zelte. Hierbei redete er nicht, wenn es nicht sein musste. Dass er die ganze Zeit auf dem Waldweg nicht reden konnte, schien ihm nicht zu stören. Er hatte sich damit begnügt die anderen zu beobachten. Besonders den gealterten Ritter.
Er und der Zwerg waren ja neu in der Gruppe aber irgendwie traute er dem alten Sir viel weniger als Lorim. Jetzt wo der gröbste Groll gegen Belat langsam verschwand, hatte er Zeit sich darum zu kümmern. Natürlich traute er dem Sir so einiges zu aber das er ein Trinker war, war offensichtlich. Im Gegensatz zu Aiwëtaurnís interessierte sich Jurij vorerst nicht für den Grund warum der Sir trank. Er sah dieses Verhalten aber genauso als Risiko wie die Elfe. Denn ein benebelter Geist ist nie gut und leicht abschütteln, wie Müdigkeit, konnte man ihn erst recht nicht.
So hatte Jurij beobachtet wie der Sir den tief hängenden Ästen auswich und wie er sich auf dem Pferd machte. Natürlich hinderte dem Mann bestimmt seine Rüstung doch als Ritter musste er daran gewöhnt sein. Auch überdachte er die wenigen Sätze, die die beiden gewechselt hatten. Von daher war natürlich nicht auf den Charakter zu schließen, doch überdachte Jurij so seinen ersten Eindruck.
Am Ende blieb er jedoch bei seinem ersten Eindruck. Er empfand den Sir Leonhard Nobalt als selbstherrlich, wie wohl jeden Ritter, und eher unsympathisch. Solang es aber der Ritter das einstecken konnte was er austeilte, war aber alles gut. Denn Jurij sah den alten Mann nicht als Respektsperson an. Für ihn hatte der Ritter kaum eine Ausstrahlung wie sie ein Ritter haben musste. Ja, er war älter, ja er hatte dadurch sicher mehr Erfahrung aber er war ein Trinker. Ein Mann der sich aufgegeben hatte. Der im Suff sein heil suchte. Anders konnte sich Jurij nicht erklären warum der Mann trank. So an Mann, gleich ob Adlig oder nicht, beeindruckte Jurij nicht. Denn gleich was war, am Ende musste jeder vor Hel treten und ihr, der ewig gerechten Göttin, Rede und Antwort stehen. Über sein Leben erzählen und die Frage beantworten: Hast du gelebt? Um wirklich zu leben, so hatte er es gelernt, gab es nur eine Möglichkeit. Keine Angst vor dem unausweichlichen zu haben, denn am Ende gab es nur Hel. Das war auch der Grund warum er selbst nur sehr wenig Alkohol trank. Warum er nicht seinen Geist benebelte, denn er wollte mit seinen Schwierigkeiten selber fertig werden und nicht fliehen, nicht wieder.
So war es wohl auch gut, dass die gesamte Gruppe nur wenig Zeit hatte. Denn um zusammenzuwachsen war es zu wenig Zeit. Aus anderen Söldnergruppen war er es natürlich gewöhnt. Hier scherte sich jeder um seinen Dreck und auch wenn er das Verhalten des anderen nicht billigte, so vertraute man im Kampf auf die Fähigkeiten. Nun, wie Söldner, so glaubte Jurij, konnte er das eh nicht ausfechten. Denn er würde mit dem Ritter nicht trinken und dieser würde sich wohl auch nicht dazu herablassen mit Jurij, wenn es sein musste, die Kräfte zu messen.
Beim Zeltaufbauen ließ er gedanklich vom Ritter ab. Die nächste Nacht war zu planen. Der Wald war gefährlich und er glaubte, dass immer einer der mit Nachtsicht begabten bei einem Menschen bleiben sollte. So ähnlich schien Lorim auch zu denken, denn er redete mit ihm, nachdem die meisten Zelte standen über die Wacheinteilung. Am Ende stand es fest. Thokk und der Ritter sollten den ersten Abschnitt bekommen, dann Mival und Lorim und zum Schluss er selbst und Aiwëtaurnís. Dies schien ihm am vernünftigsten.
Beim Essen erinnerte er Mival an die Gefahren im Wald. Das Feuer würde zwar größere Tiere erst einmal auf Abstand halten, aber Orks, Räuber und Andere würden von dem Feuer wohl eher angelockt werden. Von daher sollte es in der Nacht auch nicht all zu hell brennen.
Kurz vor dem zur Ruhe begeben, rollte Jurij einen Stein aus der Feuerstelle. Diesen hatte er vor dem Abendessen an den Rand der Flammen gerollt. Der Stein war etwas kleiner als er es mochte aber hier im Wald war nichts anderes zu holen. Während der Stein langsam abkühlte, kümmerte sich Jurij wieder um seine Ausrüstung. Wegen des Regens beließ er es dieses Mal beim kontrollieren der Fettschichten und der Schärfe der Schneiden. Es hatte momentan keinen Sinn nach zu fetten, denn ganz trocken würde er weder Waffen noch Rüstung bekommen und dann läge unter der neuen Fettschicht Wasser. Am Ende, als der Stein abgekühlt war, verschwand er mit ihm in seinem Zelt. Für die Nacht sollte der Stein ihm als zusätzliche Wärmequelle dienen und bis er etwas besseres finden würde, würde er ihn mitschläppen.