Aus dem Schatten der schlissigen dunkelroten Kapuze verfolgt Varna, nun geschützt von einem unsichtbaren Kraftfeld, dessen einstiger Besitzer ihn nie wieder brauchen wird, das Wortgefecht in der verwüsteten Waffenkammer - Uÿos' verbales Artilleriebombardement und das präzise und wuchtige Gegenfeuer von Lamira und Horam. Wie eine hypnotisierende Schlange bleibt der Mechadendrit der Heretek fest auf den Dämon gerichtet, während die Techadeptin selbst nachdenklich zu ihren Gefährten schaut.
Weder erscheint es ihr sinnvoll, einer übernatürlichen Wesenheit blind zu vertrauen - besser gesagt, sich anzuvertrauen - wie der gefallene Chapter Serf es vorhat, noch ist sie darauf erpicht, die sicherlich ressourcenreiche Kreatur gleich hinwegzupusten. Ärgerlich denkt die Fabrikweltlerin an Lamiras Kurzschlussreaktion bei der ersten Begegnung der Ketzer mit einem dämonischen Schiffsinsassen zurück. "Halte mal den Finger weiter vom Abzug," verengt sie die Augen, als sie zur Scharfschützin schaut.
Uÿos' epische Monologe ausblendend, nutzt die Maschinenseherin das Talent, das ihr Schicksal so maßgeblich beeinflusst hat - rationales Denken - und versucht der Gleichung mit so vielen Unbekannten einen brauchbaren Lösungsansatz zu entringen.
"Fast jeder von euch hat irgendwo recht, gewissermaßen," meldet sich Varna nach langem Schweigen zu Wort, mit einem ironischen gelbzähnigen Lächeln. Ein guter Beobachter würde bemerken, wie sie beim Wörtchen 'fast' den Blick kurz in Uÿos' Richtung schwenkt. "Aber überlegt, was wir jetzt und was wir später brauchen. Wir brauchen Hilfe gegen Crane, und sie ist uns so gut wie gewiss, wenn wir die Scherbenkönigin nicht vor den Kopf stoßen. Ihre Stärken und Schwächen können wir besser einschätzen, und ihre Ziele und Loyalitäten sind weniger... esoterisch. Doch wenn Crane erst tot ist, werden wir dieses Wrack flugtüchig machen müssen. Sind wir selbst dazu nicht imstande, könnten wir in der Tat Karnak Zul gebrauchen... Und womöglich finden wir bei den Überresten der Inquisition bessere... Verhandlungsmittel," die Abtrünnige schaut auf den Runenkreis herab; sie weiß, dass es mannigfaltige Zeichen gibt, die den Stoff des Immateriums beeinflussen können - etwa den Dämon an eine kürzere Leine nehmen, als der verstümmelte Servorüstungsträger es vorgeschlagen hat.
"Und dafür müssen wir weder mehr oder minder kostbare Munition verschwenden noch den Status Quo ändern. Ich bin mir sicher, Scarna wird einsehen können, dass wir Karnak Zul noch gebrauchen könnten und sie bloß ihre Leute von hier fernhalten soll," fährt die drahtige Techpriesterin fort, um dann die Augen auf die schwebende Entität zu richten.
"Und was ist mit Euch? Ihr habt uns aus der Stase befreit, behauptet Ihr zumindest, natürlich unserer Fähigkeiten wegen. Ihr wisst, wozu wir in der Lage sind, und Ihr seht, dass die meisten von uns, sagen wir, schwierige Verhandlungspartner sind. Warum leistet Ihr nicht einen Vertrauensvorschuss - und schwört, Scarnas Volk in Frieden zu lassen? Ja, sie sind erbärmlich, aber es soll nicht Eure Sorge sein. Was kümmern Euch diese Wilden? Wir hingegen könnten uns gegenseitig gebrauchen, ob es uns ums Entkommen von hier geht oder... etwas anderes." Ohne auf dieses 'Etwas' weiter einzugehen, fährt die Heretek fort. "Nach zweihundert Jahren werdet Ihr das Bisschen Geduld und Voraussicht noch haben, nicht wahr?"
Dass bei ihrem Plan der Dämon seiner persönlichen Rache an Crane beraubt wird, ist der Frau egal, auch wenn ihr selbst Rachedurst nicht fremd ist; mit der schwebenden Gestalt empfindet sie (noch?) keine Sympathie, eher staunt sie über ihr eigenes Selbstbewußtsein, so frei und wie unter gleichen mit einer Warpwesenheit sprechen zu können.