Simues Verhalten war sehr unterschiedlich. Manchmal beteiligte sie sich angeregt an den Gesprächen zwischen Krakqualntopp und Ishaia, manchmal zog sie sich zurück, schien nur ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Aber was auch immer sie tat, sie schien die Reise ebenfalls zu genießen. Wie Trovag war sie Fremden gegenüber eher argwöhnisch, auch wenn sie nicht offen zeigte. Aber die Freiheit auf der Straße, umgeben von Gefährten, die ihre Last teilten, das schien ihr zu gefallen. Dann und wann schloss sie sich Trovag bei seinen Liedern an, auch wenn sie nicht unbedingt das größte musikalische Talent aufwies.
Jeden Abend bestritt die junge Frau ein immer gleiches Ritual. Sie beschwor ein unsichtbares Geisterwesen, das in Windeseile ein Lager für sie errichtete, und zückte anschließend eine offenbar magische Kugel, die sich auf ihren Befehl in ein prickelndes, wärmendes Lagerfeuer verwandelte. Die beiden Männer kannten die Kugel ja bereits, und hatten geklärt, dass es Tiere eher fern halten als anziehen würde.
Danach wandte sie sich mit Ishaia den Aufzeichnungen der Schlangenfrau zu, von denen Simue ihren Gefährten erzählt hatte. Mit Ishaias Hilfe - der ja bereits von seiner Sprachkunst berichtet hatte - bemühte sie sich, die Schriften zu übersetzen, um so mehr über ihren Weg und ihre Aufgabe herauszufinden.
Ishaia erwies sich als freigiebiger Gesprächspartner. Offenbar liebte das fremdartige Wesen es, von seiner Heimat zu erzählen. Von einem Reich, die, wie er es beschrieb, "im Zentrum der Existenzen" lag, irgendwo zwischen Himmelsebenen und Höllenreichen, zwischen den Welten des Chaos und jenen der Ordnung. Wenn er dorthin zurückkehrte, immer kurz, nachdem Simue eingeschlafen war, dann konnte er ein Gebilde sehen, dass er als die "Spitze" beschrieb, eine wortwörtlich bis in die Unendlichkeit ragende Felsenspitze, an deren höchstem Punkt eine legendäre Stadt existierte, die Stadt Sigil.
Nur ein Mal hatte es ihn bisher dorthin verschlagen, lange bevor er Simues Ruf zum ersten Mal vernommen hatte. Es musste ein fantastischer Ort sein, an dem sich Engel, Teufel und Dämonen trafen, und sogar Sterbliche ihren Weg in die Reiche der Ahnen gefunden hatten.
Ishaia selbst hatte offenbar lange Zeit als eine Art Hüter des Wissens verbracht. In den ehrwürdigen Hallen, in denen er gelebt hatte, waren Aufzeichnungen aus Äonen gesammelt worden. Doch Ishaia hatte sich irgendwann entschlossen, diesen Ort zu verlassen, um eigene Erfahrungen zu sammeln.
Schließlich lag Kalabuto vor ihnen. Simue nickte Trovag zu. "Du hast Recht. Gehen wir in die Stadt und sehen uns um."