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Autor Thema: Geisterstadt  (Gelesen 94187 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #195 am: 24.06.2014, 20:20:04 »
Und so gingen die drei Männer zusammen mit Radjesha in das Krankenzimmer, in dem der Elf untergebracht worden war. Sie öffneten die Tür vorsichtig - immerhin bestand die Gefahr einer Verwandlung -, und fanden den Elf sitzend auf dem Tisch vor. Er starrte auf seine misshandelten, gefesselten Hände. Nur langsam drehte er seinen Kopf in Richtung Tür.

Er hatte ein für einen Elfen sehr markantes Gesicht, langes blondes Haar und blaue Augen, wenn auch im Moment stark gerötet. Seine Wangen waren noch feucht.

"Danke, dass ihr mich herein gebracht habt. Was auch immer ihr mit mir vorhabt... es ist besser, als da draußen zu sein. Danke."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Gelirion

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Geisterstadt
« Antwort #196 am: 24.06.2014, 21:07:12 »
Gelirion betrat mit gesenktem Haupt das Krankenzimmer. Als er bemerkte, dass der Elf wach war und scheinbar noch bei sinnen, begrüßte er ihn so, wie er es von seiner Mutter gelernt hatte. Mit einem elfischen der etwa soviel bedeutete wie, dass was er darauf in der Menschensprache sagte. „Seit mir gegrüßt mein Freund.“ er blickte kurz zu seinen drei Gefährten und trat dann näher. „Entschuldigt die Fesseln, doch wir müssen vorsichtig sein.  Wie ihr sagtet, es ist hier besser als da draußen. Doch auch hier hat der untote Schrecken einzug gehalten und wir wissen auch, dass es sich wie eine Krankheit vermehren kann. Von daher versteht bitte unsere Vorsicht.“ Mit einer Handbewegung deutete er nach Hinten. „Wenn ich vorstellen darf, das sind Radjesha, welche für unseren Areo übersetzt und Schnüffler. Ich bin Gelirion. Wie ist der eure? Denn wir haben viele Fragen.  Vorallem die, wer euch das angetan hat und wie es passiert ist. Gibt es noch weitere Überlebende?“ fragend blickte er den Elfen an.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #197 am: 24.06.2014, 23:00:25 »
Der Elf verzog seinen Mund zu einem schrägen Lächeln. "Das hoffe ich. Ansonsten war alles umsonst."

Er holte tief Luft, während Radjesha das Gesprochene für Areo übersetzte. Durch die intensive Anwendung während der letzten Tage lernte der Druide immer besser, mit der neuen Sprache umzugehen.

"Mein Name ist Ajuri. Ich komme aus den Wäldern südlich von hier. Mein Stamm lebt dort, weitgehend abgeschottet von den Menschen. Vor..." Er überlegte, schüttelte dann den Kopf. "Ich weiß nicht, wie lange ich gefangen war. Die Toten kamen in unseren Wald. Viele starben, aber einige konnten sich in die Bäume retten. Ich habe mich nach Aradan durchgeschlagen, um Hilfe zu holen. In der Nacht meiner Ankunft fiel die Stadt."

Er lachte bitter. "Das nenne ich mal eine gescheiterte Aufgabe."

Der Elf ließ sich von dem Tisch gleiten, und blieb dann etwas unsicher stehen. "Ist es in Ordnung, wenn ich aufstehe? Es tut gut, sich frei bewegen zu können." Er lief zum Fenster, wandte der kleinen Gruppe dabei den Rücken zu. Es war offensichtlich, dass es ihm schwer fiel, zu laufen, dass seine Beine fast zu schwach dafür waren.

"Ich flüchtete durch die Straßen, als... es war eine riesige Horde der Untoten, fünfhundert oder tausend von ihnen. Sie umzingelten mich, griffen aber nicht an. Dann trat diese Frau hervor. Ihr Gesicht war... sie war nicht einfach eine von ihnen, sie war wie... das Zerrbild eines Menschen. Sie sah die Kreaturen nur an, und sie wichen vor ihr zurück. Und dann sah sie zu mir."

Die Gefährten konnten sein abgewandtes Gesicht nicht sehen, aber dass er sich in diesem Moment hilfesuchend an der Wand abstützte, sprach für sich. Sein Tonfall war gesenkt, als er weitersprach. "'Ein Geschenk, nur für mich allein', so hat sie mich angesprochen. Das werde ich nie vergessen. Und dann haben mich die Kreaturen festgehalten, damit sie mich niederschlagen konnte."

Er drehte sich wieder um. Seine Hände zitterten, und er war bleich geworden. "Bitte zwingt mich nicht dazu, zu erzählen, was sie mit mir getan hat. Ich möchte das nicht noch einmal durchleben."
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Areo

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Geisterstadt
« Antwort #198 am: 26.06.2014, 22:00:03 »
Areo hatte sich mental und geistig auf das Schlimmste eingestellt. Sich damit abgefunden, der Auserwählte Hektors zu sein und gegen das Dunkle zu kämpfen... Alles dafür zu geben. Wenn es sein müsste auch sein Leben. Dennoch schockierten ihn die Worte des Elfen bis aufs Mark und ließen ihn zittern. Seine Knie wurden weich und drohten, unter seinem Gewicht zusammen zu brechen. Als die Gefährten den kleinen Raum betreten hatten, hatte Areo sich bewusst mit Radjesha zurück gehalten, war es doch an den Anderen, das Gespräch mit dem Fremden zu führen. So nutzte er nun den nahen Türrahmen, um sich ebenfalls abzustützen. Er blickte Radjesha an, versuchte sich wieder zu konzentrieren und den Gesten der schönen Frau zu folgen... Doch vergeblich. Die letzten Silben glitten komplett an ihm vorbei.

Waren seine Gedanken doch bei den Elfen des Westens. Seiner Heimat. Der Untod war also bereits über die Länder hereingefallen und hingegen seiner anfänglichen Meinung, die Seuche hätte seinen Ursprung in dieser Stadt - waren seine schlimmsten Befürchtungen nun bestätigt worden und es blieb kein Zweifel daran, dass auch die Wälder und die Haine der Druiden angegriffen wurden.

Doch er nutzte diese bittere Wahrheit und bestärkte sich im Glauben, dass ihr Überleben einen Grund hatte und sie allesamt einer Aufgabe zuteil wurden, welche weit über den bloßen Verstand eines Sterblichen hinaus ging. Was nicht bedeutete, dass diese Last nicht ebenso schwer zu tragen war, wie die simple, tonlose Trauer. Wie gerne hätte er in den vergangenen Stunden aufgegeben. Sich dem Tod hingegeben. Es wäre so einfach... So leicht.

Aber es ging hier nicht nur um ihn, oder die Mitglieder dieser kleinen Gruppe. Es tobte ein Krieg.. Und der richtige Weg war meist der Beschwerlichste.

Areo musterte den Verletzten. Er musste mehr wissen... Auch wenn es für ihn schwer war. Sie hatten keine Zeit für Schmerz und Depression. Sie durften nicht länger warten... Sie brauchten die Informationen jetzt! Der Druide hoffte, einfach mehr über ihre Gegenspieler zu erfahren. Vielleicht konnten sie anhand eines Hinweises herausfinden, wo sich diese Frau befand.

Augenblick... Der Turm! Die Frau, dort hoch oben auf dem Turm... Das musste die Unbekannte sein, von der Ajuri spricht!

Er konnte sich nicht zurückhalten und ergriff die Initiative. Noch bevor jemand seiner Gefährten hätte reagieren können, nutzte er die neu erlernten, kurzen Gesten in Zeichensprache und richtete diese an Radjesha. Kurz angebunden und etwas unsauber formte er folgende Worte:

- Bitte. Er muss es versuchen. Wir müssen wissen - was dort draußen auf uns lauert. - Frage ihn nach dem Brief. Weiß er davon? Was dort steht?-

Er hoffte, er hatte die einzelnen Bewegungen richtig ausgeführt. Areo wollte nicht erst wieder nach der Feder greifen. Die Aufregung hatte ihn immer noch fest im Griff - er war überzeugt davon, dass sie alle Einzelheiten einfach wissen mussten. Hier und Jetzt. Die Zeit spielte gegen sie!

Erwartungsvoll blickte er in die Augen der schönen Frau ihm gegenüber und wartete auf ihre nächste Reaktion.
« Letzte Änderung: 28.06.2014, 19:38:08 von Areo »

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #199 am: 30.06.2014, 13:57:20 »
Schnüffler ließ das Gesagte noch einmal Revue passieren, um die relevanten Informationen herauszufiltern. Zwei Dinge schienen ihm insbesondere wichtig: nämlich, zum dass die Untotenplage auch woanders schon früher begonnen hatte, und zum anderen, dass es wohl tatsächlich eine intelligente Macht hinter den Untoten gab. Somit gab es einen Feind und dessen Ziel. Und dieses Ziel hatte etwas mit der Feste zu tun - oder mit den Flüchtlingen, davon war Schnüffler überzeugt.

Schnüffler bemerkte, dass Areo in seiner komischen Zeichensprache etwas mitteilte. Schnüffler ahnte, dass Areo dem Elfen zu verstehen geben wollte, dass er nicht fortfahren musste. Doch Schnüffler war anderer Meinung. Die Sache war zu ernst, als dass er Mitleid haben mochte. Noch bevor Radjesha übersetzen konnte, ergriff Schnüffler selbst die Initiative: "Wir brauchen alle Informationen über die Ausbreitung der Untoten und den Feind dahinter. Wir müssen wissen, wer der Feind ist, was er plant und welche Ziele er verfolgt. Ihr müsst erzählen, tut mir leid. Zumindest all jene Dinge, die diese Fragen berühren."
"Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit, und ihre Brutalität Ignoranz."
Kurt Tucholsky

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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #200 am: 01.07.2014, 17:53:17 »
Trotz Schnüfflers Eingreifen übersetzte auch Radjesha noch Areos Worte. "Areo möchte noch wissen, ob ihr wisst, was in dem Brief steht", erklärte sie. "Wisst ihr, was dort draußen auf uns wartet?"

Der Blick des Elfen wurde hart. Er atmete tief ein und wieder aus, bevor er sprach.

"Das Ende allen Lebens. Das Verlöschen des Lichts."

Er ging zu einem der Stühle, die in dem Krankenraum standen, und setzte sich hin. "Ich weiß nicht, wer oder... was sie genau ist. Aber ich habe sie reden hören, mit sich selbst. Aber sie ist nicht verrückt, wenn ihr das glaubt. Sie ist bei klarem Verstand, und sie ist klug. Für sie sind die Ereignisse der Anfang eines neuen Zeitalters. Was sie möchte, ist die endgültige und vollständige Auslöschung alles Lebens."

Sein Blick fiel auf Areo. "Der Brief... ich hatte ihn schon fast vergessen. Sie kam zu mir, und sagte, heute sei mein Glückstag. Ich dürfe meine letzten Stunden in der Mitte einiger weiterer Lebender verbringen. Im Gegenzug müsse ich nur eine kleine Botschaft überbringen. Sie hat mir erklärt, wohin ich gehen muss, und dann hat sie..." Seine Stimme brach, und sein Blick richtete sich starr auf die verbundenen, zitternden Hände.
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Areo

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Geisterstadt
« Antwort #201 am: 01.07.2014, 18:20:58 »
Andächtig, aufgrund der Tragweite der offenbarten Ereignisse senkte Areo erneut den Blick und viel zurück, in die Tiefe seiner Gedanken.

Er hatte Recht. Es gab keinen Zweifel... Natürlich konnte es sich bei diesem Elfen und der grausamen Nachricht auch um eine überaus intelligente und geschickt angewandte Täuschung handeln, auf dass sie die Nerven verlieren und Fehler machen würden. Willenlos, im Selbstmitleid versunken wären sie bei weitem leichter zu beeinflussen und schließlich zu überwältigen. Jedoch wurde der Druide das schleichende Gefühl nicht los, dass diese Mauern ihnen keinen Schutz bieten könnten vor der geballten Macht der Finsternis, welche bereits an ihrer Schwelle wartete.

Das Artefakt.

Sie mussten noch Heute aufbrechen und diesen Gegenstand finden. Selbst wenn die Hoffnung nur wage war... Mit etwas Glück hätten sie dadurch den entscheidenden Vorteil in der Hand. Es hatte einen Grund, wieso diese Frau... Katarina - überlebt hatte und sich nun in diesen Mauern befand.

Areo konzentrierte sich und blickte erneut auf. Seine Miene war weiterhin steinern. Tiefe Furchen der Besorgnis hatten sich schon vor mehr als nur einem Tag in sein Antlitz gegraben und ließen den Halbelfen deutlich älter wirken, als er tatsächlich war. Er zwang sich, verständnisvoll zu lächeln und blickte dabei Ajuri direkt in die Augen, bevor er sich erneut an Radjesha wandte. Er beruhigte seine Glieder und formte erneut verschiedene Zeichen mit den Händen.

'Ajuri - wir werden nicht sterben. Eure Hände werden heilen und diese Dunkelheit wird ein Ende haben. Es wird ein neues Zeitalter anbrechen - Doch anders, als dieses Monster denkt. Das Leben wird siegen. Wir werden überleben - Dafür brauchen wir dennoch alle Hilfe - welche wir bekommen können - Sagt, wisst ihr noch mehr? Fällt euch noch etwas ein? Ein Ort? Eine Markierung? Ein Name? Bitte - konzentriert euch - wir brauchen euch.'
« Letzte Änderung: 01.07.2014, 18:22:52 von Areo »

Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #202 am: 01.07.2014, 18:28:23 »
"Wenn ich ihr in den Arsch trete, dann wird für sie ein neues Zeitalter beginnen.", entfuhr es Schnüffler unwillkürlich und leidenschaftlich. Er räusperte sich und suchte das Verständnis seiner Gefährten. "Was? Ist doch so! Damit ist es überraschend einfach geworden: wir oder sie. Arschtritt oder Auslöschung, damit ist alles gesagt..."
« Letzte Änderung: 01.07.2014, 18:32:53 von Schnüffler »
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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #203 am: 02.07.2014, 11:12:30 »
Ajuri lächelte unwillkürlich über Schnüfflers Ausbruch. "Ich hoffe nur, dass wir gegen ein Wesen wie sie überhaupt eine Chance haben. Allerdings..."

Er zögerte, seine Stirn legte sich in Falten, als würde er sich an etwas erinnern. "Da fällt mir etwas ein. Sie sprach von dem Feuer... sie verfluchte es, sprach davon, dass es ihre Brüder und Schwester jagen würde... so, wie sie es ausdrückte... es schien, als würde es nicht einfach nur darum gehen, dass die Toten von den Flammen der brennenden Stadt verzehrt wurden. Es klang eher so, als würde sich das Feuer gezielt gegen die wandelnden Toten richten. Vielleicht sind wir ja nicht ganz allein..."

Dann fiel sein Blick wieder auf Radjesha, die für Areo übersetzte. Er nickte. "Ja, ich kann euch ihr Versteck beschreiben. Es ist ein Turm, hat wohl früher einer adligen Familie gehört. Sie nannte es ihr neues, altes Heim. Wenn ihr mir etwas zu schreiben gebt, kann ich euch den Weg aufzeichnen. Und..."

Ajuri hob die Hände an sein Herz, und sah bittend zu seinen Rettern. "Auch den Weg zu meiner Heimat. Ich weiß, dass ich nichts derartiges von euch verlangen kann, aber wenn ihr irgendeine Möglichkeit seht... ich kann die Hoffnung nicht aufgeben, dass dort jemand überlebt hat."
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Areo

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Geisterstadt
« Antwort #204 am: 02.07.2014, 18:40:20 »
Areo sah erneut auf die verbundenen, so unendlich zitternden Hände des Elfen und begann zu zweifeln, ob er wirklich in der Lage war, diesen Weg aufzuzeichnen. Doch das konnte auch jemand anders übernehmen... Das war nicht das eigentliche Problem.

Der Turm. Areo hatte ihn schon einmal gesehen. Seine Erinnerungen an diesen Ort waren noch so präsent, als hätte er ihn eben erst noch erblickt. Obwohl er dieser Moment, als die Untoten sich der Gestalt auf dem hohen Balkon zu wandten, wie eine Armee die zu ihrem Anführer aufblickt, zugegebener maßen in der Fülle an schrecklichen Ereignissen der letzten Stunden in seinem Gedächtnis zur Seite geschoben hatte. Erst das Gespräch mit Ajuri hatte ihn wieder daran erinnert. Sie war es also - seine Vermutung hatte sich erneut bestätigt. Die Gemeinschaft hatte das Böse bereits selbst gesehen, auch wenn viele dies im Chaos des damaligen Augenblicks vielleicht nicht gänzlich realisiert hatten. Sie wussten, wo sich dieser Ort befand, womit das Zeichnen einer Karte im Prinzip vergeudete Zeit darstellte.

Was der Elf jedoch über das Feuer und dessen potentielle Bedeutung erwähnte, überraschte Areo zu tiefst. War diese wütende Flammenbrunst wahrlich absichtlich auf Aradan losgelassen worden? Hatte jemand dieses Chaos mit vollem Bewusstsein ausgelöst, um gegen die Untoten zu kämpfen...? Oder war das Meer aus Feuer, welches die Stadt verschlungen hatte gar magischer Natur?
Areo dachte daran, wie er erst vor kurzem auf den Zinnen oben Ausschau gehalten hatte... Es waren ihm keine Flammenherde im unmittelbaren Umkreis des Sanatoriums mehr aufgefallen. Dies war äußerst ungewöhnlich, bedachte man die schiere Größe dieser Katastrophe. Als hätte es jemand gesteuert... Natürlich! Wieso war er nicht von Anfang an darauf gekommen? Er hatte das Feuer die gesamte Zeit als selbstverständlich angesehen. Als Resultat des Angriffes, welcher die Stadt aus der Bahn geworfen hatte. Es hatte Explosionen gegeben und der Druide war bis jetzt davon ausgegangen, das diese in so einer Situation gänzlich natürlich entstanden waren... Der bloße Gedanke daran, dass jemand dort draußen war, der auf ihrer Seite stand und über solch mächtige Zauberei verfügte, ließ ihn selbstsicherer werden... Zumindest für einen kurzen Moment.

Bis er realisierte, dass dieser jemand für sein edles Ziel in Kauf genommen hatte, unzählige Unschuldige zu opfern. War es das wirklich wert gewesen? Hätte es keine andere Möglichkeit gegeben, vereint gegen das Böse in die Schlacht zu ziehen?

Jede neue Erkenntnis warf gleichzeitig wieder neue, ungleich schwerwiegendere Fragen auf. Areo strich sich besorgt über die Stirn, bevor er sich erneut an Radjesha wandte. Mit den Händen zu Gesten geformt, sprach er :

'Nein Ajuri. Bitte überanstrengt euch nicht. Ich glaube, ich weiß von welchem Gebäude ihr sprecht. Schont eure Wunden. Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um euch den Rückweg nach Hause zu ermöglichen. Ich selbst bin ein Kind des Westens und sorge mich um die Meinen. Die Zeit dafür wird kommen. Für den Augenblick bist du hier sicher. Du solltest dich nun ausruhen - sofern niemand anders noch Fragen hat.'

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #205 am: 03.07.2014, 00:22:09 »
Doch dieses Mal übersetzte Radjesha Areos Worte nicht gleich. 'Was, wenn du dich irrst? Wenn es nicht der gleiche Turm ist? Wir sollten sicher gehen.'
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Schnüffler

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Geisterstadt
« Antwort #206 am: 03.07.2014, 22:44:55 »
Schnüffler schüttelte frustriert den Kopf. "Verdammt, gibt es eigentlich irgendetwas in dieser Stadt, das kein Eigenleben führt? Belebte Leichen, magischer Nebel und nun auch noch eine hungrige Feuerbunst?", fluchte Schnüffler.

"Und was meinst Du dazu?", fragte der Ork und hob seine Streitaxt.
"In Anbetracht der Tatsachen empfehle ich Dir, der Hexe in den Arsch zu treten.", gab die Streitaxt zurück.
Aber, natürlich war es Schnüffler selbst, der für die Axt gesprochen hatte. Es war nicht wirklich lustig gemeint, es war vielmehr Schnüfflers Art von Zynismus.

Wieder schüttelte Schnüffler den Kopf und verließ die Zelle. "Ich gehe einen Federkiel holen und etwas Papier. Vielleicht treibe ich auch einen Roman auf, oder so.", sagte er im Gehen begriffen.
« Letzte Änderung: 03.07.2014, 22:47:41 von Schnüffler »
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Areo

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Geisterstadt
« Antwort #207 am: 04.07.2014, 21:47:55 »
Auf Radjeshas Einwand reagierte Areo mit einem kurzen Nicken, bevor er mit den Händen antwortete.
'Du hast Recht. Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben. Bitte hilf ihm dabei.'

Er sah dem Ork nach und wunderte sich, obgleich dessen eigenartiger Verhaltensweise bezüglich seiner neu erworbenen Waffe. Hat Schnüffler wirklich gerade mit dieser Axt kommuniziert, bevor er den Raum verlassen hat? Überrascht grübelte der Druide darüber und entschied, dass es dem Halbork wohl nicht anders erging, als dem Rest der Gruppe. Die Ereignisse der Blutnacht, gefolgt von dem kurzen, beschwerlichen Aufenthalt innerhalb dieser Mauern hatten Spuren in den Gedächtnissen hinterlassen, die sich tief in ihr Bewusstsein hinein gruben. Jeder ging damit anders um und wenn es Schnüffler beruhigte, sich seine Axt als Person vorzustellen, dann wäre Areo der Letzte, der ihm diese Art der Verarbeitung verwehren würde. Mit den Schultern zuckend konzentrierte er sich wieder auf die schöne Radjesha, damit ihm so wenig entging wie nur möglich.

Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #208 am: 05.07.2014, 13:14:36 »
Der Elf nickte dankbar, als Schnüffler sich aufmachte, um Schreibmaterial zu holen. Nach einem Moment der Stille fragte er die Verbliebenen: "Wäre es möglich, eine andere Kleidung als dieses Kettenhemd zu bekommen? Es ist nicht gerade die Art von Kleidung, in der ich mich wohl fühle."
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Sternenblut

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Geisterstadt
« Antwort #209 am: 05.07.2014, 13:19:26 »
Nachdem Esulilde ihr Gespräch mit Iana beendet hatte, bereitete sie sich auf den baldigen Aufbruch vor. Sie war alleine in dem Zimmer, in dem die Gruppe nachts schlief, als die Tür sich öffnete und Udeon hereintrat.

Er schloss die Tür hinter sich, und sah sie mit einem Blick an, den sie schon oft gesehen hatte. Sein Ausdruck war eigentlich neutral, aber irgendetwas in seiner Körpersprache machte sie nervös. Es war nicht mehr als eine kleine Spielerei, die viele der älteren Aguas-Priester beherrschten.

"Wir müssen uns unterhalten, Esulilde. Es geht dieses Mal nicht um die Vergangenheit, sondern um deinen kleinen Ausflug mit den anderen. Oder, in gewisser Weise, doch um die Vergangenheit. Genauer, um das Ritual, das im Tempelgarten durchgeführt wurde, als die Toten über die Stadt herfielen."
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