Die fünf Gefangenen entscheiden - wieder vereint - dass sie sich fürs erste hinter den Türen in diesen Gang schauen würden, um zu sehen, was sich dort genau befand. Zerrabeu würde indessen einen genaueren Blick in die zwergischen Texte werfen, die Sergor und Fiona gefunden hatten.
Die vier anderen gingen immer in den gleichen Schritten vor: Sergor nahm als erstes die Tür genauer in Augenschein, prüfte sie auf irgendwelche Sicherungsmechanismen. Eine der vier Türen musste er tatsächlich knacken, weil sie abgeschlossen war und eine wetere klemmte so sehr, dass Sergor und Threan sie mit Gewalt aufschieben mussten. Die Räume dahinter sind einander allesamt recht ähnlich. Sie haben offensichtlich alle einmal als Schlafräume gedient. Die Möbel hier sind noch in etwas besserem Zustand auch wenn man ihnen allen den Zahn der Zeit ebenso gut ansehen kann. Auch hier ist noch viel Kleidung gelagert - allesamt zwergisch - und dazu einige Werkzeuge, die aber alle nicht mehr zu gebrauchen waren. Die Gefährten finden sogar ein Kettenhemd, das aber keiner von ihnen mehr ernsthaft anziehen wollte, da die Glieder an mehreren Stellen auseinander gegangen waren. Zwischen all diesen herrenlosen Besitztümern finden die vier auch eine ganze Reihe von Münzen
[1] und einen beeindruckend großen Edelstein.
[2] Aber wirklich interessant ist das, was die vier in dem verschlossenen Zimmer finden. Denn dort liegen in einem kleinen Nachschrank zwei flache Steinplatten, die beide etwa handtellergroß sind und auf beiden Seiten mit unzähligen kleinen Runen versehen sind.
Indessen erkennt Zerrabeu schnell, dass das, was er hier an Texten in seinen Händen hält, die Tagebuchaufzeichnungen eines der Zwerge sein müssen, der hier in dem Stützpunkt lebte. Schnell bestätigen sich die Vermutungen, die Zerrabeu bereits gehabt hatte. Bei diesem Gewölbe handelte sich tatsächlich um einen Vorposten des Zwergenreiches Donnerholm, der zum Kontakt mit den Menschen Sembias gedient hatte. Der Zwerg, dessen Name sich nicht aus den Schriften entnehmen lässt, war scheinbar eine Art Vorarbeiter, der vor allem dafür zuständig war, die Gänge in Stand zu halten. Die letzten Einträge sind besonders interessant:
"Morgen werde ich zum ersten Mal seit dem Tod unseres großen Königs in die Heimat zurückkehren. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber Regent Dagan hat alle zu einer großen Feier gerufen. Es heißt er hat einen großen Tempel für Dumathion errichten lassen und möchte, dass wir alle dabei sind. Nun, ich war lange nicht in der Heimat und es wird gut sein die großen Hallen wieder zu sehen. Außerdem soll dieser Tempel ein ganz besonderes Gebäude sein. Ich bin schon gespannt, was sich die Baumeister haben einfallen lassen.""Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals einen so gewaltigen Bau sehen würde, wie es der Tempel ist, den Dagan seinem Gott hat errichten lassen. Morgen werden wir ihn einweihen. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind werden zu dem großen Fest anwesend sein. Wenn doch bloß König Emerlin noch unter uns weilen würde."Die Runen des letzten Eintrags sind sehr viel undeutlicher und Zerrabeu ist sich sicher, dass er in großer Eile oder unter gewaltigem Stress niedergeschrieben wurden. Der Inhalt bestätigt das:
"Es war grauenhaft. Regent Dagan ist wahnsinnig, Donnerholm ist nicht mehr. Alles vernichtet vom zischenden Schatten. Wir haben uns hierher zurückgezogen. Wir sind nur noch wenige. Haglon hat eine Hand voll Krieger mit sich genommen, in der Hoffnung in den Menschenlanden unseren Prinzen zu finden, obwohl er bereits seit zwanzig Wintern fort ist. Es gibt keine Hoffnung mehr. Wir werden uns heute alle in der großen Halle versammeln und uns dem Schatten stellen, denn er wird uns sicher verfolgen. Möge Dumathion unseren Seelen Frieden schenken und uns in seinen Armen willkommen heißen."