Basilio, der gerade auf ein Stückchen Nussschale gebissen hat, spuckt dieses bei Sanjans Worten aus.
"Ehre, ha! Alle, die davon reden, haben sie natürlich. Was für ein netter Stich in den Rücken!"
Mehr hat er eigentlich nicht sagen wollen, doch dann platzt es aus ihm heraus: "Ist das ehrenvoll? Mal so eben all meine Glaubwürdigkeit zu untergraben? Ja, genau das brauchen wir jetzt! Zwietracht in der Gruppe. Misstrauen. Oh, aber die Dejy haben Ehre, jeder einzelne von ihnen! Sogar so viel, dass sie anderen—ganzen Völkern gleich—die Ehre absprechen können. Was weiß ich denn über euch drei, außer dass ihr beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten den Auftrag fallen lasst und euch nur noch um die eigene Haut sorgt?"
Immerhin ist Basilio so weit Herr seiner Sinne, dass er die Ehre der Kargi—und was er davon hält—aus dem Spiel lässt. Ein ganzes Dorf daniedergemetzelt, Mann, Weib, Kind und der letzte Köter noch, trotz offiziellem Waffenstillstand! Das ist die vielbeschworene Ehre der Grünhäute! Und die Antwort aus Rinukagh, unterzeichnet von Prinz Gabrazel, weil die Angelegenheit offensichtlich nicht wichtig genug war, um Krokal-Marg damit zu belästigen: 'Wir haben dergleichen weder befohlen noch autorisiert. Wenn eure Grenzdörfer Streit mit den unsrigen suchen, ist das nicht unsere Schuld. Bringt Eure Untertanen besser unter Eure Kontrolle, dann wird so etwas nicht wieder vorkommen.'
"Ehre!" fährt er etwas leiser fort. "Wer definiert denn, was das ist? Der, der am lautesten rumschreit, dass er welche hat. Und der Gegner natürlich, der ist ohne Ehre. So ist's in jedem Krieg. Ehrlos ist der Feind und feige natürlich, auch wenn er gerad' die Schlacht gewonnen hat. Weil seine Strategie feige und hinterhältig war! Niemals heißt es clever! Niemals, dass er schlauer war als wir. Feige! Ehrlos! Ha, ich dank auch schön, aber ich definier mir selbst, was Ehre ist, da lass ich mir von keinem was einreden. Genausowenig, wie ich mir von einem Kerl, der einen Kopf größer ist als ich und zwei breiter, sagen lasse, um Schneid zu beweisen müsst ich ihn von vorn und am besten noch mit bloßen Fäusten angreifen. Es diktiert ein jeder das, was er am besten kann, für das einzig wahre, und die Fähigkeiten anderer, wie Köpfchen, Gewandtheit oder Zungenfertigkeit, die sind ehrlos. Und wenn einer sich auch unter drei Hyänen stürzt, um ein Kind zu retten!"
Spätestens bei Erwähnung des Kindes wird Basilio sich bewusst, dass ihm gerade auf unverzeihliche Weise der Kragen geplatzt ist. Ihm kommt gar der Verdacht, dass er die Sache mit der aberkannten Ehre zu Unrecht auf sich bezogen hat. Vielleicht meinte Sanjan tatsächlich nur die Elfen? Oder er meinte doch auch Basilio damit, aber hat es nicht ausgesprochen, und Basilio hat sich den Schuh angezogen, als ob er passen tät. So oder so: Das hätte nicht passieren dürfen! Ehre, denkt er. Aha. So kriegt man mich also noch. Da hat Kolyak sich umsonst abgemüht, mir das Gefühl dafür auszutreiben. Da versagt mein Motto: einfach nicht persönlich nehmen.
Er schüttelt müde den Kopf. "Schön, wenn also mein Wort so gar nichts zählt, dann macht halt, was ihr wollt. Gebt auf. Lasst es zum Krieg kommen. Rettet die eigene Haut. Meine Heimat ist es nicht, um die es geht. Ich hätte meine Hilfe nicht anbieten müssen."