Razgrim öffnet den Rucksack und findet darin einen halben Laib schimmeliges Brot, eine verschlossener Wasserschlauch, eine Decke, einen kleinen Lederbeutel mit Münzen, eine Anhänger in Form eines silbernen Schmetterlings, eine Schatulle mit Schreibzeug und ein kleines Büchlein aus zusammengebundenem Pergament.
Neugierig schlägt Razgrim das Buch auf und stellt nach kurzem Überfliegen fest das es sich wohl um das Tagebuch eines Klerikers der Gottheit Desna handeln muss. Ein paar der Einträge sind besonders interessant:
12. Desnus
Soeben in Kenabres eingetroffen. Die Stadt hat sich kaum verändert, doch die Leute sind anscheinend rauer geworden. Kaum jemand lächelt, der Schatten des Krieges liegt über Kenabres.
Ich bin nicht sicher wo ich mich zuerst umsehen soll und habe vorerst ein paar alte Kontakte reaktiviert. Enselm oder Laius müssten mir helfen können oder zumindest eine Ahnung haben.
Vorerst gibt es nichts zu tun, am besten Ruhe ich mich etwas aus, die Reise war lang und beschwerlich.
18. Desnus
Die Kreuzfahrer sind gespaltener als meine Vorgesetzten es befürchtet haben. Die Diener Iomedaes sind eindeutig in der Unterzahl. Eine Zwergenkompanie unter dem Hammer Torags kampiert vor den Toren, doch die wahrhaft unangenehmen Zeitgenossen sind die Söldner. Hunderte, tausende Söldner und Glücksritter, Habenichtse und Schläger. Wahrlich, warum die Kirche Iomedaes dies duldet ist mir schleierhaft.
Und diese Halunken sind nicht einmal das Schlimmste! Ich wäre doch vorhin beinahe in einen Zug Höllenritter hineingestolpert! Kann man das Glauben? Asmodeus Schergen in Kenabres! Die meisten Einwohner schrecken sich gar nicht mehr, die Höllenritter sind vor gut zwei Jahren nach Kenabres gekommen und haben hier eine Operationsbasis aus dem Boden gestampft. Und das mit Einwilligung der Krone! Als ob wir mit den Dämonen nicht genug Schwierigkeiten hätten...
28. Sarenith
Immer noch nichts. Ob das Schwert überhaupt in Kenabres ist? Die Information galt als sicher, doch mittlerweile habe ich das Gefühl ich verschwende hier meine Zeit.
6. Erastus
Es ist hier! Laius hat sich endlich gemeldet! Das Schwert ist in Kenabres!
Leider gibt es auch schlechte Nachrichten: Die Höllenritter sind im Besitz des Schwertes! Ich frage mich zwar wie sie da ran gekommen sind, aber die größere Frage ist wohl wie wir es ihren finsteren Klauen wieder entreißen können. Das Schwert gehörnt nicht in die Hände derer die mit der Finsternis paktieren! Nicht auszudenken was sie mit der Waffe anstellen könnten.
7. Erastus
Ich habe einen Plan wir wir das Schwert zurückbekommen. Laius ist dabei, hätte ihn gar nicht für mutig gehalten mit mir zusammen bei den Höllenrittern einzubrechen. Vielleicht ist er auch einfach gierig geworden, er hat einen Haufen Münzen verlangt. Nächste Woche, Mondtag, ist es soweit. Das wird kein leichtes Unterfangen, Desna wache über uns!
(Der nächste Eintrag ist verwischt und das Pergament hat sich gewellt, so als wäre es mit Wassertropfen in Berührung gekommen.)
14. Erastus
Laius hat mich verraten! Wir haben das Schwert zurückgeholt, doch Laius hat mich an irgendeine dritte Gruppe verkauft. Wir haben als Kinder zusammen gespielt, wie kann er mich nur so hintergehen?! Hat ihm unsere Vergangenheit denn nie etwas bedeutet?
Er hat den Preis für seine Tat gezahlt, er ist tot. Ich wollte das nicht. Ich... wollte das Alles nicht. Desna, vergib mir.
15. Erastus
Laius, du Idiot! Du hast mich an Kultisten Baphomets verkauft! Du dummer, dummer Narr, möge deine Seele Frieden finden. Sie sind jetzt hinter mir her, sie wollen dieses Schwert! Ich muss sofort aus Kenabres raus, diese Stadt ist ein Wespennest, die Kultisten sind überall. Die Kirche Iomedaes muss davon erfahren! Die Krone muss davon erfahren! Doch alles zu seiner Zeit, das Schwert geht vor. Es darf den Dienern Baphomets nicht in die Hände fallen! Gib deinem Diener Kraft, Desna.
(Der letzte Eintrag wirkt hastig gekritzelt und ist mit Tinte verschmiert. Die Handschrift ist zittrig und fahrig, so als hätte der Verfasser große Mühe gehabt die Zeilen auf Pergament zu bringen.)
16. Erastus
Ich weiß nicht ob ich es schaffe zu entkommen. Die Kultisten haben mir einen kleinen geflügelten Dämon auf den Hals gehetzt, der mich überall hin verfolgt. Das Biest ist nicht sehr kräftig, aber es kann sich unsichtbar machen - und es ist anscheinend äußerst giftig. Hat mich nur ein wenig gekratzt und wenig später fühlten sich meine Glieder ganz taub. Solange ich verfolgt werde ist es wohl besser das Schwert zu verstecken anstatt es mit mir zu führen. Ich weiß einen Ort an dem diese Bastarde nie nachsehen werden!
Später versuch ich es dann mit einem der alten Tunnel. Laius, den Tunnel hast du damals entdeckt. Wie oft wir uns damals dort versteckt haben.
Ich vergebe dir, alter Freund. Du wusstest nicht was du tust. Ich hoffe du kannst in Frieden ruhen.
Wenn ich diese Nacht überstehe kann ich morgen das Gift aus meinem Körper entfernen, entkommen und Hilfe holen. Meine Vorgesetzten müssen erfahren was in Kenabres vor sich geht. Die Stadt ist in höchster Gefahr! Desna, wache über deinen Diener.