Seiren erwiedert nichts mehr auf Spinners Worte, auch wenn sie sie durchaus hört. Er hat recht, sie will keinen offenen Kampf risikieren. Aber sie braucht den Respekt der anderen Bosse, um etwas bewegen zu können. Und den würde sie sich nicht durch Freundlichkeit erwerben können. Fürs erste musste sie auf das Radar der Leute, dann sobald sie über sie redeten, konnte sie damit rechnen auch eine Reaktion zu bekommen.
Sie wartet einen Augenblick bis sie sicher außer Hörweite sind und nachdem sie Spinners Pistole in ihrem Gürtel verstaut hat, geht sie ein paar Schritte auf Bella und Jinx zu, die bisher am Rand gesessen und weniger auf sie geachtet hatten: "Wir sollten die ganze Truppe versammeln, es wird Zeit, dass wir den anderen in der Arche klar machen, dass wir da sind und dass wir nicht Rex' Gang sind. Sara und ich gehen Riley und Vero holen. Sagt Kril und Silo wenn sie wiederkommen, dass sie bitte hier warten sollen. Das gleiche gilt für Danube und Rubki. Die sollten aber so oder so gleich zurück kommen, wollten ja nur kurz Luft schnappen."
Wie angekündigt macht sich Seiren nur wenig später auf die Suche nach Riley und ihrer Stalkerin. Ash hat sie erstmal nicht angesprochen. Für gewöhnlich würde die junge Frau wie ein Schatten bei ihr bleiben, aber wenn nicht, war das auch in Ordnung. Sie hat ja Sara, das sollte ausreichen.
Riley zu finden ist nicht allzu schwer. Es gibt nur eine Hand voll Adressen, die die Schieberin bei ihrer Suche nach nützlichem Gut abklapperte, wenn sie nicht gerade etwas spezielles sucht. Schon bei der zweiten Station hat Seiren Glück und entdeckt die zwei Frauen, auch wenn Vero kaum wie eine solche aussieht. Entspannt gesellt sie sich zu ihnen und sagt: "Gut, dass ich euch gefunden habe. Wir haben einiges zu besprechen. Es scheint an den Gerüchten um dieses Treffen der Bosse was dran zu sein und wenn die uns ernst nehmen sollen, dann müssen wir vorher klar machen, dass es uns gibt." Wie meistens vor großen Versammlungen der ganzen Gang spricht Seiren mit Sara und Riley durch, was genau sie vor hat. Das ist wichtig, damit die anderen ihrer Führung folgen würden und niemand auf die Idee kam, Seiren würde die Regeln machen. So sollte es auch sein, keine Befehle, sondern Vorschläge, die akzeptiert wurden oder nicht. Aber dieser Plan würde die erste Probe sein, ob Seirens Stil funktionieren kann. Die drei Frauen würden ihr Bestes versuchen.
Als die Frauen zurück in ihr Heim kommen, sind alle anderen Mitglieder der Gang schon versammelt und warten auf ihren Boss. Wie auch bei den wenigen anderen Gelegenheiten, die sie bisher hatte, alle um sich zu scharen, steht Seiren weder erhöht, noch hebt sie sich irgendwie anders gegenüber ihrer Gang ab. Vero und Riley stehen ihr direkt gegenüber, Sara an ihrer Seite, genau so, wie es ihr gefällt. Seiren ergreift als erste das Wort: "Rex ist eine Weile fort und trotzdem haben die anderen Bewohner der Arche das noch nicht verstanden. Sie denken von uns noch immer als Rex' Gang und glauben, dass wir ohne ihn nichts sind. Viele glauben offenbar, dass die Gang mit Rex gestorben ist. Was haltet ihr davon?" Bella sagt daraufhin eher eine Information als ihre Meinung verkündend: "Ich war noch nicht hier, als Rex Boss war. Und gestorben bin ich auch nicht." Das lässt den ein oder anderen Grinsen, aber Rileys Worte sind daraufhin sehr viel deutlicher: "Rex hat uns im Stich gelassen, als er allein in die Zone gegangen ist. Wir haben uns ihm angeschlossen, weil wir glaubten, er ist der richtige für den Job. Er hat uns enttäuscht." Damit erntet sie Zustimmung, auch wenn diese leise ist. Entgegen Seirens selbstbewusster Worte gegenüber Spinner, hat ihre Gang Rex alles andere als vergessen. Doch wie gehofft springt schon jetzt einer ihrer Leute - es ist Kril - ein und tut seine Meinung kund: "Rex hat uns ernst genommen, deshalb sind wir ihm gefolgt. Aber wir waren immer mehr als einfach nur Mittel zum Zweck. Rex war nicht Stonzlach."
"Das ist auch gut so", sagt Riley daraufhin "Stonzlach ist ein Arsch." Dieses Mal gibt es lautere Zustimmung. Und nach einigen - nicht sonderlich freundlichen Bemerkungen - dazu ein wie großer Arsch Stonzlach tatsächlich ist, sorgt Sara wie so oft dafür, Seirens eigentlichen Plan vorzuschlagen: "Vielleicht sollten wir der Arche zeigen, dass wir noch da sind. Dass Rex' Tod uns nicht geborchen, nicht zerstört hat. Das sollten sie verstehen." Und ähnlich wie sonst auch, spielt Riley das Spiel mit: "Das wird nicht einfach so gehen. Wenn wir ihnen das zeigen wollen, können wir nicht einfach mit unserem Banner durch das Lager laufen. Die Leute müssen uns ernst nehmen. Besonders Stonzlach."
Ihre Wut auf den anderen Boss brauchte Riley nicht zu spielen, aber es passt Seiren gut ins Konzept: "Wir sollten ihnen gleich zeigen, dass wir anders ticken. Was immer wir wollen. Wir gehen raus, suchen uns ein Ziel und holen uns ihre Vorräte. Am besten nehmen wir Ginger Der stolziert so oder so immer herum, als wäre er selbst ne ganze Gang und das nur, weil er etwas größer ist als wir." Mit einem Grinsen schaut sie zu Danube und Rubki: "Ok, als die meisten von uns. Aber ich denke trotzdem, dass wir ihm eine Lektion verpassen sollten. Er wartet ja geradezu drauf." Die zwei Männer scheinen von der Idee geradezu begeistert, aber zum Glück ist erneut Riley da, um die Sache im Griff zu halten: "Wenn wir dort alle auftauchen, dann könnte das gewaltigen Ärger geben. Außerdem muss so oder so jemand hier bleiben, um auf unser Zeug zu achten."
Auch das hatte Seiren von Anfang an geplant: "Also gut, Danube und Rubki, wir gehen die zwei besuchen. Bella, bist du auch dabei? Der Welt zeigen, dass du nicht tot bist?" "Darauf kannst du Gift nehmen, Seiren. Was ist mit dir Kril, willst du mal diese zarten Händchen etwas schmutzig machen?" "Du weißt genau, dass meine Haut kein fremdes Blut verträgt, Bella." Im allgemeinen Gelächter, in das der Mann auch selbst einstimmt, packt Seiren die Nahrung aus, die sie für diesen Zweck vorbereitet hat: "Ok, schon dafür verdient ihr sicher ne Stärkung. Die Beute verteilen wir dann, wenn wir zurück sind."