Yalana sticht zu, doch das Chaos um sie herum kommt ihr dazwischen. In der Bewegung knallt ihr Handgelenk gegen eines der vielen Viecher, der Dolch entgleitet ihren Fingern und entschwindet in die Dunkelheit.
[1] Als die Biester mitbekommen, dass sie es mit einer lebenden, sich wehrenden Beute zu tun haben, lassen einige von der Khoranerin ab - nicht alle, aber es sind genug, um sofort an Höhe zu verlieren und schließlich wieder im Fluss zu landen. Yalena taucht kopfüber ein, schluckt unwillkürlich Wasser und sieht trotz in Panik aufgerissenen Augen nichts als Schwärze. Kurz bevor ihr die Sinne schwinden, hört sie ein bekanntes Flüstern in ihrem Kopf - drohend, befehlend. Geschwächt und voller Angst ergibt sie sich der Macht, die sie bis hierher geführt hat...
Kiran lässt sich derweil weiter von der Strömung treiben, die inzwischen spürbar stärker geworden ist. Irgendwann beginnt die Dunkelheit um ihn dann zu weichen. Zuerst ist es unmerklich, doch bald herrscht ein bedrückendes Zwielicht. Zwar kann der Bhangari noch keine Öffnung ins Freie erkennen, mit seinen scharfen Augen erspäht er voraus auf der rechten Uferseite aber ein paar aus den Fluten ragende Felsen, an denen sich ein halb zerschelltes Boot oder Floß verkeilt zu haben scheint. Die Stelle ist noch ein gutes Stück entfernt, doch er nähert sich schnell, von nassen Schwingen getragen. Wenn er es schafft, von der Mitte des Flusses weiter nach rechts zu kommen, wird dieses Hindernis ihn aufhalten - und ihm mit Pech sämtliche Knochen brechen, doch es ist zum derzeitigen Stand seine einzige Chance aus diesem Höllenritt. Linkerseits existiert nur die Felswand der Höhle bis zur Decke und das Ufer rechts ist zu hoch, um einfach so an Land zu kommen...
[2]Einar, der bei seiner Kontrolle neben total durchnässten und demnach unbrauchbaren Proviant keine weiteren Verluste feststellen konnte,
[3] wandert indes wie ein Blinder vorsichtig durch die Finsternis. Die Kälte des Flusses ist ihm in die Glieder gefahren und obgleich er keine direkte Furcht verspürt, scheint die ewige Schwärze seinem Verstand immer wieder Streiche zu spielen. Womöglich ist auch Magie im Spiel, denn so vieles, das ihm hier begegnet ist, scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen.
[4] Nach einer Weile wird ihm gewahr, dass die Flugwesen über seinem Kopf verrückt zu spielen scheinen - ihr in hunderten Kehlen ausgestoßenes Gekreische übertönt als nervenzerreißende Kakophonie selbst das Getöse des Wassers. Hin und wieder glaubt er einem Tiefflieger nahe zu kommen, doch noch greift ihn keines dieser Wesen an. So tastet er sich an der Felswand zu seiner Rechten weiter voran, immer der Richtung des Flusses folgend...
Als Yalena erwacht, ist es zwar finster, aber nicht mehr abgrundtief schwarz; sie kann ihre Umgebung in vagen Schemen wahrnehmen, was die Orientierung zwar noch immer erschwert, aber nicht unmöglich macht. Schnell rollt sie sich von der Seite auf den Bauch und erbricht einen Schwall Flusswasser auf den Steinboden. Sie hustet kratzig, wischt sich triefend Mund und Nase ab und kämmt sich mit den Fingern dann die Haare zur Seite, die ihr wie ein klatschnasser Vorhang vor dem Gesicht hängen. Überall um sie herum hört sie das laute Gekreische der Flugkreaturen und kurz darauf bemerkt sie einige vielleicht wolfsgroße Schatten, die beinahe wie im Kreis um sie herum kauern und sie mit unsichtbaren Augen unverwandt anstarren. Der unheimliche Moment währt einige Sekunden, dann wird ihre Aufmerksamkeit wie von einem fremden Willen in die Ferne gelenkt - in Richtung undurchdringliche Dunkelheit. Jemand nähert sich. Ein Freund, wie sie weiß - doch sie weiß nicht woher. Die Schatten um sie herum scheinen ihn auch zu spüren - sie breiten ihre ledernen Schwingen aus und gesellen sich zu ihren bereits kreisenden Brüdern und Schwestern in die Luft...