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Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 22223 mal)

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Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #300 am: 13.07.2023, 11:32:09 »
"Ah, sehr schade" nickte Louis verstehend, schien aber nicht übermäßig enttäuscht. "Immer'in sind Eure Künste auch so von großem Nutzen, wenn sie bei einer Krank'eit oder blessure 'elfen." Er zwirbelte erneut seinen Schnurrbart. "Allerdings... im Moment wir könnten die eine oder andere Rat gebrauchen von jemandem, der siesch auskennt mit, mh... bestimmten Wesen. Widernatürlieschen, um précise zu sein." Er tippte sich einige Male gegen den Nasenflügel, dann fragte er: "Rund'eraus, Monsieur – 'abt Ihr schon einmal von einer 'exerei ge'ört, die man Leibwerkschrecken nennt?"

Valdas Jankauskas

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #301 am: 18.07.2023, 19:47:57 »
"Der Name an sich ist mir schon einmal unter gekommen, allerdings kann ich euch diesbezüglich leider nicht weiter helfen. Nichts desto Trotz habe ich Bekannte in der Stadt, und wenn ihr mir etwas mehr als nur den Namen Leibwerkschrecken geben könnt, so werde ich mich etwas umhören und ich bin mir sicher, dass ich euch Informationen liefern kann. Valdas blickte auffordernd in die Runde. Sein Blick versprach eine gewisse Zuversicht und die Bitte, ihm etwas Vertrauen zu schenken.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #302 am: 19.07.2023, 16:45:18 »
Ihre Gastgeberin beobachtete Allegra während deren Antwort durchdringend; eine andere hätte womöglich die Augen gesenkt, um dem Blick zu entrinnen, doch die Vodacce hatte während des Trainings an der Akademie gelernt, mit Herausforderungen umzugehen. Nachdem Allegra geendet hatte, schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht der Adligen.
"Hervorragend, Guido! Sie kann sogar reden - das ist einmal Material, mit dem ich etwas anfangen kann.
Das reicht, ich brauche deine Dienste heute nicht mehr."

Ein kurzer Moment des Innehaltens - war es Allegra, die gemeint war? Doch dann verbeugte sich Guido, verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken bei Allegra, und fügte noch einige wenige Worte an, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ.
"Viel Erfolg in Freiburg. Ich wünsche Euch, dass Ihr das findet, was Ihr Euch von den Eisenlanden erhofft."

~~~

"So, meine Liebe." brach Gitta von Castell die Stille nach einer kurzen Zeit des Schweigens. "Du möchtest also wissen, welchen Dienst du mir erweisen sollst? Lass mich dir eine Gegenfrage stellen: Was denkst du von mir? Frei von der Leber weg: Bin ich die Art von Dame, die in ihrem Keller Leichen anhäuft, die von dir einen Kontrahenten, oder auch nur ein Dorn im Auge, aus dem Weg geräumt wissen will? Eine kurze Nacht, eine dunkle Gasse, Schnipp-schnapp, und dann auf mit dir nach Avalon oder noch weiter über das Meer, wo du keine unangenehmen Dinge ausplaudern kannst?

Oder umgekehrt: Welche Erwartungen hast du an mich? Welche Grenzen überschreitest du nicht, oder hast dir in deiner jugendlichen Naivität zumindest vorgenommen, sie nicht zu überschreiten?"


Die Adlige blickte Allegra erneut durchdringend, aber nicht unfreundlich, an. Die wiederum wurde noch nicht schlau aus ihrer Gastgeberin. Zeit, um sich auf sie vorzubereiten und zu recherchieren, wie sie es normalerweise getan hätte, war ihr ob Guidos überfallsartiger Offenbarung nicht geblieben. Seit sie hier im Haus angekommen war, hatte Allegra daher in ihrem Gedächtnis gekramt, was sie über Gitta von Castell wusste, doch allzu ergiebig war ihre Hirnmarterei nicht gewesen. Immerhin: Den Namen der Familie Castell hatte sie auch in der Vodacce bereits gehört - es handelte sich um ein alteingesessenes Adelshaus, das eines der ersten gewesen war, das Niklas Träges Ruf nach Freiburg gefolgt war. Als sozusagen Mitbegründer der Stadt Freiburg besetzte die Familie einen Platz im Rat der Stadt.[1]

Doch das half Allegra nur bedingt dabei, die Hintergedanken oder auch den Ruf Gitta von Castells zu ergründen. Sie musste darauf warten, dass die Adlige ihr offenbarte, um was es ging - doch jetzt erwartete diese eine Erwiderung.
 1. 2 Erfolge bei Gelehrsamkeit
« Letzte Änderung: 19.07.2023, 16:45:45 von Mondragor »

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #303 am: 19.07.2023, 17:24:04 »
"Was werdet ihr nun tun?" mischte sich Werner wieder in das Gespräch ein. "Ich weiß nicht, welche Rechnung Heinrich Dray mit euch offen hat, aber eines weiß jeder Bewohner von Wirsche: Dray tut nichts ohne das Wissen der Baronin. Ich weiß nicht, wo ich oder auch ihr hier hineingeraten seid, aber zumindest für mich ist es eine Nummer zu groß. Ich beginne zu vermuten, dass die Ignoranz meiner Eingaben gegenüber womöglich kein Zufall oder ein reines Versäumnis aufgrund mangelnder Organisation sein könnte, sondern Absicht. Und nun, da mein Name bereits in Wirsche dokumentiert ist, glaube ich nicht, dass ich noch einmal dorthin zurückkehren möchte. Und auch Freiburg scheint ja kein sicheres Pflaster zu sein."
Tatsächlich schien der Mann, nun da sie ihn genauer sehen konnten, einen gehetzten Eindruck zu machen. Auf dem Rücken trug er, auch das war nun deutlicher sichtbar, ein Bündel. Und tatsächlich stellte sich nach kurzem Wortwechsel heraus, dass Werner Jagemann sein Glück in der Ferne suchen würde - so weit entfernt von Wirsche wie möglich. Wohin genau, konnte oder wollte er ihnen nicht sagen, doch zumindest hatte er den Mut gefasst, ihnen zuvor von Heinrich Dray und seinem "Interesse" an ihnen zu berichten.

"Und jetzt?" platzte es aus Katharina heraus, als Werner in einer der Seitenstraßen verschwunden war. "Ihr scheint Ärger echt mächtig anzuziehen. Aber mir ist das nur recht, Ärger zieht mich an. Wenn Heinrich Dray euch tot sehen will, wäre es umso interessanter herauszufinden weshalb."

Das wiederum rief Friedrich auf den Plan, der nachdenklich den Gesprächen der anderen gefolgt war und sich erst jetzt einschaltete.
"Eins nach dem anderen. Ich habe zumindest eine Idee, was Heinrich Drays Interesse an uns betrifft, und Louis hier vermutlich ebenso. Doch lasst uns nicht unser nächstes Ziel aus den Augen verlieren: Wir haben heute Nacht vermutlich ein Rendezvous mit dieser Valerija, und spätestens morgen sollten wir dem Schneider einen Besuch abstatten, um unsere Kleidung abzuholen. Schließlich ist es möglich, dass Frau von Castell uns eher früher als später ihre Einladung zukommen lässt, und dann sollten wir besser vorbereitet sein."

Friedrich machte eine Pause, und Louis einen Blick zuwerfend, erhob er erneut das Wort. Er schien dabei vergessen zu haben, dass sie in der Gegenwart eines Fremden waren, denn er sprach überraschend offen: "Die Sache mit den Leibwerkschrecken hatte ich beinahe vergessen. Es scheint uns nicht gerade unserem eigentlichen Ziel näherzubringen, doch als Kreuzritter ist es eigentlich meine Pflicht, einem solchen Gerücht nachzugehen. Gleichzeitig zieht es mich in eigenen Angelegenheiten nach Heimstatt, um Chaim Ledovids Arbeiten für ihn zu holen, die mich dem Verständnis des magischen Buches näherzubringen, das Perchta mir geschenkt hat. Doch eigene Befindlichkeiten sind ganz hinten in meiner Priorität.

Wie ist deine Meinung dazu, Louis?"


Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #304 am: 20.07.2023, 11:43:06 »
Mit ernster Miene hatte Louis dem scheidenden Werner Glück gewünscht. Es war offenkundig, dass ihm der Gedanke nicht behagte, bei den künftigen Herausforderungen einen Gefährten weniger auf seiner Seite zu haben. Doch mochte er es dem Mann anscheinend auch nicht verdenken, nach den bisherigen Erlebnissen weiterhin die Klingen mit Dray zu kreuzen. "Nieschts zu machen" stellte der Montaigner mit einem leichten Seufzen fest und wandte sich Katharina zu: "Tout de même, iesch kann ihn niescht tadeln, denn es wird sischerliesch sehr gefärhrliesch werden. Umso mehr iest Eusch die gezeigte Mut anzureschnen, Mademoiselle Catherine."

Valdas beschied der Musketier sichtlich angewidert von dem bloßen Gedanken und mit gesenkter Stimme: "Allzu viel weiß ich auch niescht darüber. Es 'andelt siesch wohl um unnatürliesche Kreaturen, von üblen 'exenzirkeln geschaffen für dunkle Zwecke, aus den Teilen Toter... Monsieur de Dent 'ier ist sehr viel belesener als iesch, was das angeht." Womit er wiederum Friedrich zunickte. "Ihr 'abt rescht, mon ami. Dray iest eine Kreatur von Wirsche, und der 'aben wir die bouillon gesalzen, wie man 'ierzulande wohl sagt. Sie wird auf Rache sinnen und uns aus die Weg räumen wollen, n'est-ce pas?"

Sodann brummte er: "Mademoiselle Valerie – absolut korrekt! Dies 'at Vorrang, und sodann die Besuch bei Madame. Unsere anderen Vor'aben müssen warten." Er warf Valdas einen prüfenden Blick zu. "Iesch weiß niescht, ob es Eurer quête du Graal dienliesch wäre, aber falls Ihr Eusch anschließen wollt: Wir 'aben beschlossen, einer jungen Dame zu 'elfen, die womögliesch in einer situation difficile iest. Allerdiengs eine Warnung, Monsieur: Mademoiselle Catherine 'at ganz rescht – wir 'äufen die Gegner an wie ein Krämer die Münzen." Womit er sich den Schnurrbart mit einem Lächeln zwirbelte, das 'öchst selbstbewusst wirkte, wie er wohl gesagt hätte.

Valdas Jankauskas

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #305 am: 21.07.2023, 15:13:20 »
Er hatte sichtlich Mühe, die vielfältigen Informationen in einem stimmigen Zusammenhang zu bringen.
Ein Brandanschlag in Freiburg mit einer Verbindung zum Haus Wirsche - eine mysteriöse Kreatur mit der Bezeichnung Leibschrecken - eine junge Dame in einer Notsituation - und eine kleine Gruppe verfolgter, aber entschlossener, ja was eigentlich, Draufgänger, Glücksritter oder doch Helden? Die Puzzlestücke, dass er hier offensichtlich einen montaignischen Ehrenmann und einen Kreuzritter vor sich hatte, ließ in Valdas die Entscheidung reifen, dass er hier in der Gesellschaft von Personen war, die hehre Ziele verfolgten.
Und so wandte sich Valdas an Louis, Friedrich und Katharina: "Mir scheint, dass eure Feine vielzählig und eure Vorhaben redlich sind, so wäre es mir eine Ehre, zu deren Gelingen beizutragen. Nun denn, wo sollen wir anfangen?"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #306 am: 22.07.2023, 14:24:29 »
“Hervorragend!“ meldete sich erneut Friedrich zu Wort und streckte dem Neuankömmling die Hand entgegen.
„Ich versichere Euch, dass unsere Absichten redlich sind und wir im Gegenteil eine Mission verfolgen, Bösem und schändlichen Machenschaften auf den Grund zu gehen und den Personen, die dahinter stecken, das Handwerk zu legen.
Aber es scheint, Ihr befindet Euch ebenfalls auf einer Mission, einen Halunken zur Rechenschaft zu ziehen? Könnt Ihr uns etwas mehr darüber erzählen? Schließlich sind wir nun schon etwas länger in der Stadt und haben bereits den einen oder anderen Namen gehört.“

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #307 am: 23.07.2023, 15:37:42 »
"War das ein Test? Wollte la Donna von Castell sie testen oder wirklich ihre Grenzen erfahren? Nur weil sie aus einem ehrwürdigen Haus stammte, dass eine solch -angeblich- freie Stadt mitbegründet hatte, sagte ja nichts über die Person von Gitta von Castell aus. Jede Familie hatte ihre schwarzen Schafe, aber je angesehener die Familie, um so mehr waren die schwarzen Schafe oft bemüht, ihre Aktivitäten zu verstecken."
Die junge Vodacce ließ sich ihre Gedanken nicht anmerken. Offen blickte sie der alten Dame in die Augen: "Meiner Erfahrung nach benötigen hochgestellte Personen keine ausländischen Degen, um kleinere Unannehmlichkeiten loszuwerden. Dazu gibt es genug lokale Kräfte. Anders sieht es aus, wie von euch bereits erwähnt, wenn es sich um hochgestellte Konkurrenten handelt und nichts auf den Auftraggeber zurückfallen darf oder besser noch, wenn man einen Sündenbock braucht. Dazu eigenen sich Ausländer meist gut, allerdings wäre es zu gefährlich, solche Leute "nur" aus dem Land zu schaffen. Aber meiner Einschätzung nach würde sich Guido niemals in solch ein Komplott hineinziehen lassen". Absichtlich betonte Allegra Guidos Namen um auszudrücken, dass sie ihm traute nicht aber unbedingt ihrem Gegenüber.
Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: "Eine andere Erklärung, warum man Ausländer engagiert, ist, dass man jemanden braucht mit einem unverstelltem, unvoreingenommenem Blick. Eine weitere, wenn man jemanden braucht, um etwas herauszufinden und es dabei von Vorteil ist, wenn derjenige nirgends bekannt ist oder keine Verbindungen zu lokalen, beteiligten Personen hat. Ich nehme an, euch schwebt eher eine der beiden letzten Möglichkeiten vor."
Allegra machte erneute eine kurze Pause, in der sie versuchte, die Mimik der Adeligen zu entschlüsseln, bevor sie mit fester Stimme weitersprach: "Da ich euch die Dienste meines Degens angeboten habe, gehe ich mit Verlaub davon aus, dass ihr die Regeln der Duellantengilde beherzigen werdet. Und da unser Kontakt über Guido zustande kam, gehe ich des weiteren davon aus, dass es sich um einen ehrenwerten Auftrag handelt. Wie ich einen solchen Auftrag erledigen werde und welche Grenzen ich dabei nicht überschreite um meiner Ehre Willen, wird sich zeigen. Es gibt nie nur einen Weg." Inständig hoffend, dass sie recht behalten würde, warf die junge Frau der Älteren eine musternden Blick zu, während nur die hellen Knöchel der Hand, die den Knauf ihrer Degens umfasste, ihr Anspannung verrieten.

Valdas Jankauskas

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #308 am: 23.07.2023, 17:42:50 »
Valdas ergriff die ihm angebotene Hand und erwiderte mit einem festen Händedruck.
"Nun ja, wie schon erwähnt weiß ich leider nicht viel." begann er seine Geschichte. "Als das hier" - er deutete auf seine Brandnarben - "passierte, war ich noch ein Kind. Eines Nachts brach in unserem Haus ein Feuer aus, in dem meine ganze Familie starb und ich als Einziger mit schwersten Verbrennungen überlebte. Als schwer verletzter Waise und ohne eine Familie, die sich um mich hätte kümmern können, wurde ich von einer älteren Frau adoptiert. Sie heilte mich, zog mich auf und begann schließlich ihr Wissen über die Kunst der Heilung an mich weiterzugeben. Ich wuchs mit der Gewissheit auf, dass es sich beim Tod meiner Eltern um einen schrecklichen Unfall handelte, aber offensichtlich lag ich damit falsch."
Valdas ließ seinen Blick kurz über die verbrannten Überreste des Gasthauses gleiten, um dann mit leiser Stimme fortzufahren.
 "Jedenfalls hörte ich nach vielen Jahren, schon als erwachsener Mann, im Dorf eine Geschichte über einen Mann mit Vornamen Matas, einen ehemaligen Bewohner einer nahe gelegenen Stadt. Offensichtlich war er in etwa zu der Zeit, als unser Haus abbrannte, wie über Nacht zu einem gewissen Wohlstand gekommen und hatte die Gegend Hals über Kopf verlassen. Das allein ließ mich nicht stutzig werden. Aber die Berichte, dass der Mann von allen als Taugenichts und Tunichtgut beschrieben wurde, die zeitliche Nähe seines plötzlichen Wohlstandes mit dem Brand und die Aussagen, dass er sich trotz des sich schon abzeichnenden Krieges in Richtung Eisenlande
davonmachte, ließ irgendetwas in mir glauben, dass die beiden Ereignisse in irgendeiner Art und Weise zusammenhängen mussten."

Er schaute in die Runde, als ob er sich ihrer Aufmerksamkeit vergewissern wollte, dann fuhr er fort.
"Also fing ich an, Nachforschungen anzustellen. Die lange Zeit, die inzwischen vergangen war, war dabei keine große Hilfe, wie ihr euch vorstellen könnt. Jedenfalls war ich mir irgendwann sicher, dass es keine direkte Verbindung zwischen diesem Mann und meinen Eltern gegeben hatte. Es gab keinen Hinweis, dass er jemals mein Dorf besucht hatte oder dass er meine Eltern bei einem ihrer Besuche in der Stadt getroffen hätte. Und dass irgendjemand ihm viel Geld gegeben hätte, damit er ein einfaches Bauernhaus abbrennt, davon war auch nicht auszugehen."
Nun hob er den Kopf und blickte ernst in die Runde.
"Ich weiß nicht, wie gut ihr den Sarmatischen Bund und meine Heimat Curonien kennt. Aber ich kann mir vorstellen, dass ihr schon die ein oder andere Geschichte über Dämonen gehört habt, die dort ihr Unwesen treiben sollen. Das, was die Vaticinische Kirche Dämonen nennt, hat bei uns den Namen Dievai, was man in etwa mit Götter übersetzten könnte. Und eins kann ich euch versichern, sie sind so real, wie ich hier vor euch stehe. Dievai nutzen die Schwäche von Personen aus, um ihnen Dinge zu versprechen und ihnen Gefallen zu tun, allerdings nicht, ohne dafür auch eine Gegenleistung zu verlangen. Und diese Gegenleistung kann etwas sehr Schlimmes sein. Ich bin mir sicher, dass der Mann, den ich suche, einen Pakt mit einem Dievas eingegangen ist, der ihn reich gemacht hat, und der Preis dafür war der Tod meiner Familie."
 Valdas blickte entschlossen in dir Runde.
"Und darum bin ich hier. Falls ich mit meiner Vermutung Recht habe und der Mann noch am Leben ist, dann geht von ihm eine enorme Gefahr aus."
« Letzte Änderung: 24.07.2023, 20:55:12 von Valdas Jankauskas »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #309 am: 24.07.2023, 11:45:12 »
Das Händeschütteln besah sich Louis etwas konsterniert, schrieb es aber dann dem Umstand zu, dass er es eben nicht mit Edelleuten zu tun hatte und die Sitten dementsprechend etwas handfester ausfielen. Er deutete seinerseits noch eine knappe Verbeugung an und meinte zu Valdas' Geschichte: "Hm, das 'ört siesch auch niescht gerade nach einer einfachen Mission an, Monsieur." Der Musketier wechselte einen Blick mit Friedrich und schaute auch Katharina fragend an. "Iesch kann miesch niescht erinnern, diesen Namen schon ge'ört zu 'aben. Wisst Ihr nä'eres, Monsieur Frederic? Oder Ihr, Mademoiselle?"

So ratlos er aber in der Frage nach dem Gesuchten schien, ging ein kurzes Lächeln über seine Züge, als ihr neuer Bekannter ihnen von den Dievas erzählte. "Dämonen? Die fehlen noch in unserer Sammlung, bien sûr! Eine Gefahr mehr oder weniger, wo iest da der Unterschied? 'elft uns, und iesch werde Eurer Sache im Anschluss mit der Danseuse ganz zur Verfügung stehen, Monsieur - entendu!" Womit er selbstbewusst auf den Knauf des prächtigen Degens klopfte, der an seiner Seite hing.

Valdas Jankauskas

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #310 am: 28.07.2023, 13:56:01 »
Amüsiert nahm Valdas den irritierten Blick des Montaigners zur Kenntnis, blieb sich aber weiterhin treu und begegnete jeden seiner Gesprächspartner mit der entsprechenden Etikette. "Wie ich schon erwähnte, die Kirche mag sie Dämonen nennen, aber für mein Volk sind ein Teil dieser Welt, wenn auch der von der hinterlistigsten und gefährlichsten Sorte. Dass ihr den Namen Matas noch nicht vernommen habt, wundert mich nicht, schließlich verließ er Curonien kurz vor dem Krieg und wer kann schon sagen, was in den Jahren danach alles geschehen ist. Ich würde vorschlagen, dass wir uns zunächst um die Angelegenheiten kümmern, die auf der Hand liegen." Neugierig blickte er Louis an. "So lasst es mich wissen, wer ist diese Mademoiselle Valerie und von welcher Dame erwartet ihr eine Einladung?"

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #311 am: 29.07.2023, 13:53:36 »
"Très bien" nickte Louis. "Das 'ört siesch vernünftig an – zuerst dies! Doch meine parole d'honneur 'abt Ihr, was Eure Suche angeht." Womit die Sache für ihn vorerst abgetan schien. Dann erklärte er leise: "Wir 'aben eine Einladung bei Madame de Castell. Sie iest eine personnage respectable in Fribourg, und wir 'offen ihre Unterstützung zu er'alten, um Monsieur Träge gegen Wirsche zu gewinnen. Was Mademoiselle Valerie betrifft, so iest sie die Verwandte einer..." An dieser Stelle zögerte der Musketier kurz, ehe er fortfuhr: "...einer anderen jungen Demoiselle, der wir verpflieschtet sind. Wir 'aben die Verdacht, dass ihre 'ilflosiegkeit von einer üblen canaille ausgenutzt wird, sie gegen ihren Willen festzu'alten. Es gilt sie zu befreien, wenn es wirkliesch so ist." Womit er sich energisch über den Schnurrbart strich. Die Befreiung junger Damen aus Notlagen sah er offenbar als eine Aufgabe an, die ihm auf den Leib geschneidert war.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #312 am: 29.07.2023, 21:20:02 »
Die alte Frau hatte sich Allegras Antwort ruhig angehört. Wieder umspielte ein Lächeln ihre Augen.
„Scharf analysiert.“ erwiderte sie. „Doch ich muss dich womöglich enttäuschen, denn ich spiele ein längeres Spiel. Mit einem kurzen Abend wird dein Dienst nicht abgegolten sein. Morgen Abend werde ich einen kleinen Empfang veranstalten; mein nichtsnutziger Sohn hat einige Bekanntschaften geknüpft, und mich dazu gebracht, mich mit diesen Leuten zu treffen. Versteh mich nicht falsch, ich habe keine Veranlassung, meinem Sohn auch nur einen kleinen Gefallen zu erweisen. Doch es trifft sich, dass die Ziele dieser Leute sich womöglich mit meinen eigenen in Einklang bringen lassen.
Was ich von dir möchte: Nimm an dem Empfang teil, höre genau zu, was gesagt und was auch nicht gesagt wird. Ich werde, je nachdem wie das Gespräch läuft, vorschlagen, dass du dich diesen Leuten anschließt, um meine Augen und Ohren bei ihrem Vorhaben zu sein. Das soll dein Dienst für mich sein, und er kann sich über Tage oder auch Wochen erstrecken. Aber deine Unkosten werden natürlich getragen werden.

Doch als erstes müssen wir dich mit angemessener Kleidung ausstatten. Heute Nachmittag noch wirst du meinen Schneider aufsuchen; mit dem, was du trägst, wirst du nicht bei einem Empfang der Castells erscheinen.“

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #313 am: 29.07.2023, 21:37:27 »
„Über diese Dämonen möchte ich gerne noch einmal mit Euch sprechen.“ sagte Friedrich und ergänzte: „Wissenschaftliche Neugier.
Doch nun sollten wir aufbrechen, ich denke nicht, dass wir hier noch mehr erfahren werden.“

Er blickte sich um. „Wo ist Katharina? Wir wollten uns eigentlich noch bei den Händlern aus dem Rat umhören, was es braucht, um sie auf unserer Seite zu ziehen.“

Die angesprochene hatte sich, während die drei Männer sich unterhielten, heimlich hinter die Absperrung gestohlen - was die drei erst jetzt bemerkten, als sie wieder zurückkehrte. Der Wachmann hatte gelangweilt aus der Entfernung die Männer angestarrt (die allerdings zum Reden außerhalb Hörweite gegangen waren). Mit einem zufriedenen Lächeln öffnete die junge Frau die Hand und offenbarte darin eine Haarspange.
„Gut aufgeräumt wurde nicht, das hier lag auf der Straße.“
Friedrich und Louis starrten den Gegenstand beide an. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn gesehen hatten: Es handelte sich um die Spange, die Jelena im angenehmen Wald von Perchta als Geschenk überreicht worden war.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #314 am: 30.07.2023, 19:46:37 »
Ein Stein viel der jungen Vodacce vom Herzen. Die Aufgabe hörte sich im ersten Moment nicht nach etwas an, was sie nicht schon unzählige Male im Auftrag ihrer Mutter getan hatte. Ihre Hand auf dem Degen entspannte sich unmerklich. Aber ganz wollte sich Allegra dem Gefühl der Erleichterung nicht hingeben, hatte sie doch die potentielle Erweiterung des Auftrages zur Kenntnis genommen. Die Zeit machte ihr dabei keine Sorgen, sie hatte alle Zeit der Welt und wenn dabei sogar ihre Unkosten übernommen würden umso besser. Ihr eigene Geldkatze war doch eher klam. Allerdings konnte aus so einem Auftrag alles erwachsen, wer wusste schon, was das für Leute waren und was für Interessen sie verfolgten.
„Sehr wohl Seniora de Castell, wie sie wünschen. Wenn mir noch eine Anmerkung erlaubt ist: Nach meiner Erfahrung kann ein gewisses Vorwissen bei solch einem Unterfangen nur hilfreich sein, da man dann Andeutungen besser interpretieren kann. Ich würde mich daher über weitere Informationen freuen, damit ich die mir gestellte Aufgabe bestmöglich und zu ihrer Zufriedenheit erfüllen kann. “

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