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Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 21897 mal)

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Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #315 am: 11.08.2023, 00:24:10 »
"Oh, ich bin mir sicher, du wirst die Aufgabe zu meiner Zufriedenheit erfüllen. Informationen bekommst du, wenn du sie brauchst. Und ich brauche jetzt etwas Ruhe. Simone wartet vor der Tür, sie wird dir dein Zimmer zeigen."
Mit diesen Worten war das Gespräch offenbar beendet, und Allegra wusste, dass es keine Zweck hatte zu versuchen, in diesem Moment mehr zu erfahren. Also verließ sie den Raum, und wie angekündigt stand ein junges Mädchen draußen, um sie in Empfang zu nehmen.

Das Zimmer, das sie vorbereitet vorfand, war klein, hatte jedoch alles, was nötig war, damit Allegra sich auffrischen und dann ein paar Gedanken über die Ereignisse des heutigen Tages machen konnte. Bis zu ihrem Termin beim Schneider war noch Zeit, hatte Simone ihr mitgeteilt, die sie nun zur freien Verfügung hatte.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #316 am: 12.08.2023, 13:11:22 »
Auch Louis sah sich nach Katharina um. "Ihr 'abt rescht" meinte er und runzelte die Stirn. "Mademoiselle und Ihr könntet womögliesch einiges in Erfahrung bringen." Dass er sich nicht als den rechten Mann sah, mit Händlern zu sprechen, war klar – mochten sie sich hier auch wohlklingender nennen und, aller aristokratischen Vernunft zum Trotz, gar politischen Einfluss ausüben, so waren sie dennoch in Louis' Augen nicht viel mehr als Krämer, die Münzen höher einschätzten als Ruhm und Ehre - keine gute Basis für ein Gespräch.

Seine Augenbrauen wanderten leicht in die Höhe, als die Gesuchte just aus dem abgesperrten Bereich auftauchte. Allerdings verhärteten sich seine Züge beim Anblick der kleinen Spange. "Fichtre!" murmelte er leise und besah sich das Schmuckstück dann genauer: War es vom Feuer geschwärzt? Wies es sonstige Spuren auf, die Aufschluss darüber geben konnten, wie und vor allem wann es von seiner Trägerin getrennt worden war? "Erinnert siesch noch jemand précisément, wie sie die agrafe getragen 'at? Wie kann sie siesch gelöst 'aben?"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #317 am: 17.08.2023, 00:20:28 »
"Auf dieses Detail habe ich nicht geachtet." musste Friedrich zugeben. "Doch mit Sicherheit lag irgendeine Magie Perchtas auf dieser Spange - womöglich hat sie sich von selbst gelöst, als Jelena ihr Leben aushauchte? Es wäre interessant zu erfahren, ob die Magie noch auf der Spange liegt oder durch ihren Tod erloschen ist."
Für einen Moment wirkte Friedrich erschrocken über das, was er gesagt hatte.
"Entschuldigt bitte, der Gelehrte ist mit mir durchgegangen. Doch ich finde, wir sollten die Spange an uns nehmen - und sei es nur, um Jelenas Andenken zu ehren.
Ich schlage vor, wir verschieben unseren Besuch im Handelsviertel. Wir müssen uns noch einkleiden, und ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich nach diesem Fund für eine Diskussion mit Kaufleuten nicht aufgelegt bin. Lasst uns zurück zu unserer Bleibe kehren, dort etwas ausruhen und dann Monsieur Camp-Champ aufsuchen. Herr Jankauskas, Ihr habt uns Eure Unterstützung angeboten. Habt Ihr bereits eine Bleibe? Falls nicht, so besitzt unsere noch freie Zimmer. Es ist nichts Besonderes, doch sauber und das Essen ist gut, das Bier ordentlich."


~~~

Nach einigen Stunden klopfte ein Diener an Allegras Tür und teilte ihr mit, dass er beauftragt sei, sie zu dem Schneider zu geleiten. Auf Allegras Versuche, unterwegs mit ihm ein Gespräch zu beginnen und so vielleicht etwas mehr über Frau von Castell zu erfahren, reagiert er freundlich, doch einsilbig ablehnend, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als die Häuser zu betrachten, an denen sie vorbeiliefen. Immerhin durfte sie laufen und wurde nicht mit einer Kutsche dorthin verfrachtet.

Der Schneider, ein gewisser Monsieur Camp-Champ (immerhin das hatte sie aus ihrem Führer herausbekommen) war offensichtlich Teil der feinen Gesellschaft Freiburgs und so auch dessen Kunden. Dazu musste sie nicht einmal einen davon sehen - ein Blick auf die Fassade des Geschäfts und dann des Inneren genügte. Der Künstler selbst war offenbar auf ihr Kommen vorbereitet worden, denn sogleich wurde sie von einem in montaignischem Akzent näselnden Mann mittleren Alters in Empfang genommen, der um sie herum zu tänzeln begann.
"Ah, die liebe Gitta hat Euch bereits angekündigt, meine Allerliebste. Ihr könnt sicher sein, dass Ihr der Blickfang der Veranstaltung sein werdet, nachdem Ihr durch meine Hände gegangen seid! Ich habe bereits einige Entwürfe bereitgelegt, die ich euch natürlich höchstpersönlich auf den Leib schneidern werde. Kommt mit, kommt mit, wir haben einiges zu tun!"
 
~~~

In ihrem Gasthaus angekommen erwartete Louis und die anderen bereits eine Nachricht von Gitta von Castell, die ihre Pläne zementierte. Am nächsten Tag bereits sollte ihr Besuch bei ihr stattfinden, und so war es unerlässlich, dass sie heute noch ihre bestellte Abendgarderobe abholen sollten.

Einige Stunden später, nachdem Valdas sein Zimmer in Empfang genommen und jeder von ihnen noch einmal etwas geruht hatte, machten sie sich auf den Weg zu Camp-Champ, um die letzten Anpassungen ihrer Garderobe vornehmen zu lassen und die Kleidung für den morgigen Abend mitnehmen zu können.
Es dauerte einige Momente, nachdem sie den Laden betreten hatten, bis Camp-Champ seinen Kopf um eine Ecke streckte. Sofort sanken seine Mundwinkel nach unten.
"Oh, ihr seid es. Ja, ich habe eure Sachen, ich komme gleich. Entschuldigt, ich bin gerade noch beschäftigt." begrüßte er sie in einem Tonfall, aus dem keinerlei Entschuldigung zu hören war.

Allegra hatte nun bereits das fünfte Kleid anprobiert - wobei Anprobe nicht das richtige Wort dafür war. In Wirklichkeit steckte ihr der Maestro mit Nadeln Stoffstücke an den Körper, die sich dann zu einer Art Kleid zusammenfügten. Noch bevor sie selbst etwas zu dem einen oder anderen Teil sagen konnte, verzog Camp-Champ meist bereits das Gesicht und murmelte etwas wie "Nein, das ist zu bieder" und begann damit, eine neue Kreation an ihr auszuprobieren.
Als plötzlich mehrere neue Kunden das Atelier betraten, war dies eine willkommene Abwechslung, und sie streckte sich, um hinter Camp-Champ um die Ecke zu lugen.

Eine solche Kundschaft hatte sie nicht erwartet. Sicher, der adlige Geck passte hierher, doch die anderen sahen viel zu bürgerlich und offen gesagt nicht wohlhabend genug aus, um hier zu sein - vor allem die Frau. Sofort war ihre Neugierde geweckt, doch zunächst musste sie eine weitere Runde von Camp-Champs Kunst über sich ergehen lassen.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #318 am: 17.08.2023, 15:17:58 »
Nachdenklich runzelte Louis die Stirn, während er an seinem Schnurrbart zupfte, als wollte er eine gute Idee daraus hervorziehen. "Das klingt plausible" gab er brummend zu. "Ihr kennt Eusch ohne Zweifel besser aus, was le tour de magie angeht, Monsieur Frederic." Der Musketier nahm die Spange und schob sie tief in den Stulpenhandschuh an seiner Linken. "Wir werden das später klären" stimmte er Friedrich sodann zu. "Lasst uns also zurückkehren." Der Montaigner wirkte grüblerisch und blieb für seine Verhältnisse ausgesprochen wortkarg, als sie mit ihrem neuen Bekannten zurückgingen, um ihre Zimmer aufzusuchen. Er taute erst wieder etwas auf, nachdem man sich auf den Weg zu Camp-Champ gemacht hatte.

"Ah, Monsieur – votre dévoué serviteur" grüßte er mit einer leichten Verbeugung, blieb allerdngs verblüfft stehen, als der Schneider ihnen eine, wenn auch montaignisch-höflich formulierte Abfuhr erteilte. Mit der Miene eines Mannes, der es eilig hat, zog er den rechten Handschuh als, ließ ihn in der Manier des gelangweilten Adeligen in die Linke klatschen und meinte leicht pikiert: "Gewiss, gewiss..." Einerseits war er es nicht gewohnt, warten zu müssen, andererseits... nun, der Name Camp-Champ sprach für sich. Da jedoch sein Blick auf ein erstens unbekanntes, zweitens aber weibliches und drittens auch durchaus hübsches Gesicht fiel, das um eine Ecke lugte, hellte sich seine Miene wieder auf, und er zog mit einer galanten Verbeugung den Hut. "Mademoiselle..." Die Aussicht des Wartens schien ihm nun, mit einer solchen Begründung, offenbar nicht mehr untragbar.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #319 am: 21.08.2023, 23:12:58 »
Anproben war Allegra gewohnt - obwohl dieser montanische Schneider für ihren Geschmack schon ein bisschen viel Chi-Chi machte. In der Vodacce wurde man als Kundin wenigsten mit Komplimenten überschüttet, was an sich schon oft sehr amüsant war.
La signora di Castell musste eine sehr gute Kundin sein bei all dem Aufwand den Champ-Champ trieb. Und in Anbetracht der Kleiderentwürfe schien der Empfang eine doch ziemlich gehobenere Angelegenheit zu werden. Allegras Neugier stieg, ihr Ungeduld allerdings auch.


Der Anblick der Kunden, den sie um die Ecke erhaschte, war eine willkommene Abwechslung. Diese Stadt war scheinbar schon speziell. Dem Aussehen nach hätte sie eher angenommen, dass zumindest die Frau für den Gecken arbeiten würde, auf der anderen Seite ließ sich in der Haltung der Gruppe nichts entdecken, dass dafür sprach. Wirklich eine zusammengewürfelte Truppe, wie diese sich wohl gefunden hatte? Es schien keine Gemeinsamkeiten zu geben, weder in Herkunft oder Stand noch in der Zugehörigkeit zu einer Länder umspannenden und doch diversen Gilde wie der Schwertkampfgilde.
Ihr Blick fiel auf den Gecken als sich dieser verbeugte. Er war bestimmt ein Montagnier mit dieser Aufmachung. Aber er trug eine interessante Waffe! Sie warf ihm noch ein kurzes, scheues Lächeln zu ob seiner galanten Art, als Champ-Champ sie schon wieder zurück in sein Atelier drängt.

Hoffentlich entsprach dieser Entwurf seinen Vorstellungen und das Gefummel würde endlich ein Ende finden. Während sie den Schneider über sich ergehen ließ und ab und an zustimmend murmelte, wenn es passend schien, lauschte sie, ob Gespräche im Vorzimmer mehr Licht auf diese Gruppe werfen würde.

Valdas Jankauskas

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #320 am: 22.08.2023, 17:39:30 »
Valdas ließ sich von der Aufbruchstimmung der Gruppe mitreißen und folgte seinen neuen Gefährten. Die unkonventionelle Gruppe hatte etwas Faszinierendes an sich - und etwas Gefährliches. Er verstand noch immer nicht, was genau sie vorhatten, aber er hatte mittlerweile begriffen, dass es sich hier um ein Komplott handeln musste, der bis in die höchsten Kreise der Eisenlande reichte. Und allein das reichte ihm, um sich der Gruppe anzuschließen.

Das Gasthaus, in dem die Gruppe sich eingebucht hatte, entsprach ziemlich genau der Beschreibung von Friedrich. Sein Raum war einfach, aber sauber, und das Essen wirklich von der besseren Sorte. Alles in Allem befand er, dass seine Entscheidung, sich der Gruppe anzuschließen, richtig gewesen war. Der Name der Frau, die sie am nächsten Tag treffen sollten, Madame de Castell, sagte ihm nichts. Doch aus der Art und Weise, mit welcher Ehrfurcht Louis ihren Namen ausgesprochen hatte und der Andeutung, dass sie ihnen eventuell die Unterstützung eines Eisenfürsten versichern konnte, schloss Valdas, dass es sich um eine Dame aus dem lokalen Adel handeln musste.

Sein Verdacht bestärkte sich, als sie an der viel diskutierten Adresse ankamen, um die Garderobe für das Treffen abzuholen. Das Bekleidungsgeschäft unterschied sich grundlegend von den Geschäften, in der er seine Kleidung zu kaufen pflegte. Während Valdas hohen Wert auf Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit legte, schien es in diesem Etablissement um maximalen Luxus und Individualität zu gehen. Die für solch ein Etablissement durchaus rüde Begrüßung des Schneiders ließ darauf schließen, dass die junge Dame, die er umschwirrte wie eine Biene eine Frühlingsblume, aus eben jenem Kundenkreisen zu sein schien, die dem Laden eher entsprachen als er und seine neuen Freunde. Wobei Louis sich selbst, seiner Reaktion folgend, offensichtlich sehr wohl zu dieser erlauchten Gesellschaft zählte.
Was in zu einem anderen Punkt brachte. Valdas lehnte sich vorsichtig zu Louis hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: "Louis, mon Ami. Ich bin mir nicht sicher, warum ihr mich mit hier her genommen habt. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir in diesem Geschäft nicht einmal ein paar Handschuhe leisten könnte, geschweige denn eine komplette Abendgarderobe für einen Empfang bei Madame de Castell."
Als dann noch die junge Dame, die aktuell vom Schneider umsorgt wurde, für einen Moment hinter ihrer Ankleidewand hervorschaute, sank seine Stimmung noch etwas tiefer. Die schwarzen Haare, die hohen Wangenknochen, der Teint. Sie kam offensichtlich aus der Vodacce. Und Vodacce bedeutete Ärger. Immer.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #321 am: 17.09.2023, 17:03:57 »
Der Blick des Musketiers folgte der jungen Dame mit sichtlichem Interesse, bis sie sich wieder zurückgezogen hatte. Er zwirbelte seinen Schnurrbart und lächelte. "Pas de problème", meinte er aus dem Mundwinkel und schnippte lässig mit den Fingern. "Es wird siesch schon etwas passendes finden, mon ami. Maitre Camp-Champ wird es niescht auf siesch sitzen lassen, keine Lösung gefunden zu 'aben. Nötigenfalls wird er zaubern, incontestable. Und was die Bezahlung angelangt, so ist Louis de Fromage Puant noch niemals etwas schuldieg geblieben – weder in Gold, noch in Stahl" behauptete der Montaigner selbstbewusst. Damit schien das Thema für ihn abgeschlossen.

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #322 am: 21.09.2023, 16:49:24 »
Katharina war nicht gerade sehr erfreut darüber das sie nun gleich wieder in diese doch sehr unbequeme Verkleidungen schlüpfen musste, doch sie wusste es war wichtig für sie und ihre Freunde das sie ein gutes Bild abgeben würden. Leise wandte sie sich an Louis "bittesorgedafürdasser diesmal das Korsett nicht wieder so eng schnürrt ich brauchenochLuft zum atmen"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #323 am: 21.09.2023, 20:02:55 »
Endlich schien der Maître zufrieden zu sein, denn bei einem der nächsten „Kleider“ helle auch seine Miene auf und er klatschte erfreut in die Hände. „Très jolie! Wenn ich es vollendet habe, werdet Ihr der Blickfang des Abends sein! Aber davor steht noch einige Arbeit für mich an. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr solange warten, und wir machen heute noch die finale Anprobe. Oder Ihr kommt morgen noch einmal vorbei, wie Ihr möchtet. Es wird allerdings noch eine kleine Weile in Anspruch nehmen.“

Nachdem Allegra in die kleine Kammer zurückgekehrt war, in der sie sich bereits zuvor entkleidet hatte, um sich wieder der anzukleiden, wandte sich der Meister endlich der anderen Gruppe zu. Nun kehrte auch ihnen gegenüber sein Lächeln sowie seine Höflichkeit zurück.
„Bonjours, Madame et Messieurs“ begrüßte er sie in einem Montaignisch, aus dem Louis erneut den breiten eisenländischen Akzent heraushörte. „Ihr möchtet sicher die finale Anprobe für eure Garderobe vornehmen. Das sollte nicht lange dauern, ich habe alles vorbereitet! Folgt mir!“
Erst jetzt bemerkte er das neue Gesicht und verzog dafür seines. „Mon dieu! Benötigt ihr etwa auch noch einen Anzug für morgen? Diese Familie bringt mich noch um den Verstand.“ entfuhr es ihm wohl eher versehentlich.

Valdas Jankauskas

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #324 am: 22.09.2023, 19:34:12 »
"Excusez moi, Maître." entgegnete Valdas auf die schockierte Reaktion ihres Gastgebers. "Es war nicht meine Absicht, euch in Verlegenheit zu bringen. Ich bin erst kürzlich zur Gemeinschaft von Moinseur de Fromage Puant hinzugestossen und er besteht darauf, dass ich an besagter Veranstaltung teilnehme." versuchte er unter Zuhilfenahme seiner besten Mongaignisch-Kenntnisse, die Situation etwas zu beruhigen. "Außerdem war er voller Lobes über Eure Fähigkeit, selbst in der Kürze der Zeit ein angemessenes Gewand bereitzustellen. Er ging sogar so weit zu behaupten, dass wohl nur Ihr dazu in der Lage wärt." beendete er seine Entschuldigung mit einem freundlichen Lächeln.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #325 am: 23.09.2023, 13:21:45 »
Indem er leise erwiderte "Iesch werde mit all der Macht für Eusch und Euren Atem streiten, Mademoiselle Catherine, die in einer solsch delikaten weiblieschen Frage für einen Edelmann schickliesch ist", schmunzelte der Musketier ob Katharinas Widerwillen gegen die unbequeme, wenn auch höchst modische Verpackung, die ihr für den wichtigen Termin der Gefährten bevorstand. Er selbst sah der Anprobe eher gelassen entgegen, war er doch einerseits als Angehöriger des niederen montaignischen Adels gewohnt, Empfänge und Bälle in angemessener Garderobe zu besuchen.

Und zum anderen sah die Etikette in der Tat für ihn als Mann eine sehr viel weniger einengende Kleiderwahl vor. Er wandte sich also an den Meisterschneider und meinte mit einer leichten Verbeugung: "Bel et bien, Maitre, es iest wie Monsieur Valdas sagt. Iesch bien untröstliesch ob der wahrliesch kaum zumutbaren situation, doch bin iesch wahr'aftig davon überzeugt, dass einzig und allein Eure Kunst uns noch vor einer calamité 'öchsten Ausmaßes zu retten vermag! Obgleisch Ihr, wie iesch zu verstehen glaube, mit besagter Familie niescht zum ersten Male dergleischen erlebt?" erkundigte er sich im Plauderton.

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #326 am: 24.09.2023, 09:06:21 »
"Maitre, währt ihr so freundlich und würdet mir bei der Anprobe zur Seite stehen? Nur eure geschickten Hände und eure geschulten Augen können beurteilen ob das Kleid perfekt ist oder ob es noch einer Kleinigkeit bedarf" als Katharina dann mit dem Schneider in der Umkleide ist und sie sicher ist das man sie nicht mehr hören kann fragt sie leise "verzeiht meine Neugier, aber wer ist die Dame von eben? Ihr habt ihr ja ebenfalls ein Meisterwerk auf den Laib geschneidert. Muss ich da etwa eifersüchtig werden? Ihr wisst doch das meine Freunde und ich zu einem großen Ereignis eingeladen sind, und da möchte ich doch sicher gehen das die Blicke der Männer alleine auf mir ruhen, oder zumindest würde ich gerne wissen wem die Männer da sonst noch so nach schauen, wenn sie denn schon zwei Schönheiten betrachten dürfen"

Als Katharina das Kleid dann an hat tritt sie zu ihren Freunden hervor "Na was sagen die Herren zu diesem Meisterwerk? Jetzt fehlt nur noch das passende Schuhwerk, etwas Duftwasser, sowie ein Hauch Gesichtspuder und etwas Farbe die meine Lippen und die Augen betonen. Vielleicht weiß ja einer der anwesenden wo wir diese fehlenden Kleinigkeiten noch am besten erwerben könnten?" Katharina fragt dies bewusst etwas lauter wie es hätte unbedingt sein müssen, in der Hoffnung das die Fremde Frau vielleicht sogar reagiert und man so mit ihr ins Gespräch kommen könnte.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #327 am: 24.09.2023, 15:08:11 »
Allegra befand sich noch immer in ihrer kleinen Umkleidekammer, während draußen die anderen vier Kunden mit ihrer Anprobe begannen. Die Stimmen waren zwar etwas gedämpft, dennoch konnte die Vodacce jedes Wort verstehen, das draußen gesprochen wurde.

"Natürlich bin ich in der Lage, Euch angemessen für Euren Empfang bei Madame Gitta einzukleiden." erwiderte Camp-Champ auf Valdas' und Louis' Einwände. "Es wäre allerdings weitsichtiger gewesen, man hätte mich früher informiert. So werdet Ihr wohl oder übel mit einem bereits einmal getragenen Anzug vornehmen müssen. Eine Neukreation könnte ich in Rekordzeit womöglich noch bewerkstelligen, aber wenn Mutter und Sohn am gleichen Tag mit einer Beauftragung für den folgenden Tag kommen, kann selbst ich keine Wunder wirken. Und Madame, um Eure Frage gleich zu beantworten, ist es ebenfalls heute eingefallen, ihr neues Mündel, oder welche Funktion auch immer die Frau innehat, für den morgigen Empfang einkleiden zu lassen.
'Es muss sensationell aussehen' ließ sie mir mitteilen. Nun, Ihr werdet die Dame morgen ja selbst kennenlernen.
Wie gesagt, daher müsst Ihr mit einer etwas bescheideneren Garderobe vorliebnehmen. Doch, ohne Euch nahetreten zu wollen, in unserem Alter ist ein etwas gesetzterer Anzug, der nicht dem neuesten Schrei aus der Montaigne folgt, ohnehin die passendere Wahl. Ihr habt eine sehr dankbare Figur und ich glaube, dass ich genau das Richtige für Euch hier habe. Es dürften nur wenige Anpassungen notwendig sein."


Offenbar hatte Camp-Champ keine besonderen Gewissensbisse, diese doch einigermaßen privaten Informationen weiter zu plappern, und überhaupt schien seine Laune sich deutlich gelockert zu haben, seit sie eingetroffen waren - womöglich dem geschuldet, dass er für seine erste Kundin inzwischen offenbar das Richtige gefunden hatte. Diese war inzwischen mit ihrer Ankleide fertig, zögerte aber noch, ob sie nun einfach in den Raum platzen sollte und dadurch offenbaren, dass sie wohl alles mitgehört hatte.

Katharina war es dann, die als erstes ihr Kleid anprobieren durfte, und zog dies in einer zweiten Kammer an, in die sie den Maître dann unter dem Vorwand rief, ihr bei der Ankleide zu helfen. Auf die Fragen Katharinas schien der Mann jedoch etwas nervös zu werden.
"Madame! Niemals würde ich die eine Dame absichtlich weniger gut kleiden als die andere. Es ist wie mit Wein, die einen bevorzugen einen vollmundigen Roten, die anderen einen leichten, spritzigen Weißen, doch deshalb ist keiner der beiden besser als der Andere. Madame hat mir aufgetragen, ihr Mündel, Frau Allegra, auf das Beste einzukleiden, um beim morgigen Empfang präsentabel zu sein. Ich bin sicher, Ihr werdet beide im Blickpunkt stehen. Doch darf ich eine Frage stellen? Es schien mir nicht so zu sein, dass es sich um eine Brautschau handelt. Hätte ich gewusst, dass die Aufgabe ist, die Männer um den Verstand zu bringen, hätte ich sicherlich noch den einen oder anderen Schnitt angesetzt."

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #328 am: 06.10.2023, 13:46:21 »
Mit einer höfischen Verbeugung ergriff Louis Katharinas Hand und deutete einen vornehmen Handkuss an. "Ravissant, Mademoiselle - absolut bezaubernd! Iesch bin 'ingerissen" ließ er sich in etwa derselben Lautstärke vernehmen. Ein kurzer Blick ging zu Camp-Champ. "Und iesch zweifle niescht, dass der maitre weiß, wo Ihr alles findet, was Ihr benötigt, mon cher Catherine." Vielleicht hatte er erfasst, worauf sie aus war, vielleicht war er aber auch tatsächlich 'ingerissen - man konnte das bei dem offenkundig in Komplimenten geübten Montaigner schwer sagen. Dass ihn weibliche Eleganz zu entzücken vermochte, stand allerdings außer Zweifel.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #329 am: 11.10.2023, 00:11:53 »
Da weder Allegra noch die andere Gruppe sich so aufdringlich zeigten, sich in die jeweils anderen Angelegenheiten einzumischen, verging der Rest der Anprobe ohne Zwischenfälle. Die Garderobe für Katharina, Louis und Friedrich saß bereits bei der ersten Anprobe beinahe perfekt und es waren nur minimale Anpassungen seitens des Meisters fällig. Auch Valdas konnte schnell bedient werden, denn tatsächlich befand sich ein Anzug im Fundus Camp-Champs, der dem Samarter nicht nur passte, sondern auch hervorragend stand und für den anstehenden Empfang keineswegs unstandesgemäß sein würde.

Nachdem die vier das Geschäft verlassen hatten, widmete sich Camp-Champ den Rest des Abends über dem Kleid für Allegra, die es tatsächlich vorgezogen hatte, das Ergebnis abzuwarten (da sie ohnehin nichts anderes zu tun hatte). Der Vorteil davon war, dass sie immer wieder zur Stelle war, um dem Meister als Modell zu dienen, während er die Stoffe perfekt an ihre Figur anpasste. Das Ergebnis, das sich nach mehreren Stunden kreativer Explosivität einstellte, war, wie selbst Allegra selbst zugeben musste, famos. Selbst sie, die der Auftakelei zu gesellschaftlichen Ereignissen gewöhnlich nicht viel abgewinnen konnte, war beinahe sprachlos, als sie ihr Spiegelbild betrachtete.
Nun, Signora de la Castell würde zufrieden sein, daran hatte sie keine Zweifel.

Nach einem Schwall an Komplimenten seitens des Meisters und mindestens genau so vieler Aufforderungen, Madame de Castell zu grüßen (und daran zu erinnern, welch großartigen Dienst er ihr wieder einmal geleistet hatte), trat Allegra schließlich aus dem Geschäft und machte sich auf den Weg zu ihrem neuen Zuhause (selbstverständlich begleitet vom Meister selbst, der sie nun, da die Dämmerung bereits angebrochen war, natürlich nicht alleine gehen ließ).

~~~

Auf Seiten der Vierergruppe stand nach ihrer Rückkehr ins Gasthaus noch ein weiterer nächtlicher Termin an, denn wenn sie die Signale nicht missverstanden hatten, wollte sich in dieser Nacht womöglich Valerija mit ihnen treffen, die Assistentin Fahrenbachs. Es war zwar alles andere als klar, ob hier tatsächlich etwas mit unlauteren Dingen vorging, doch Louis ließ sich nicht davon abbringen, einer Dame, die womöglich in Not sein könnte, zu helfen.

Des Nachts bezogen sie also in der Nähe von Fahrenbachs Anwesen Stellung und hielten Ausschau nach irgendwelchen Anzeichen, die auf Valerija hindeuten konnten. Lange warteten sie dort, eine Stunde, zwei, und mehr und mehr stellte sich die Überzeugung ein, dass sie (und besonders Louis) zu viel in Valerijas Worte hineininterpretiert hatten.

Doch plötzlich, als sie beinahe schon aufgeben wollten und nur dank Louis' Zurede noch weiter ausharrten, landete plötzlich etwas nur wenige Meter von ihnen entfernt in den Büschen. Es war Katharina, die Louis noch zuvorkam und den Gegenstand aufhob, der sich als Stein entpuppte - jedoch umwickelt mit einer Nachricht!

Ich kann heute nicht sprechen. Trefft mich morgen des Nachts um drei Uhr auf dem alten Nachtblutfriedhof.
- Valerija

~~~

Nicht viel passierte am nächsten Tag, als beide Parteien sich nervös auf den Empfang vorbereiteten, von dem sie nicht wirklich wussten, was sie dort erwarten würde. Friedrich, Louis, Valdas und Katharina hatten einiges an Schlaf nachzuholen und trafen erst spät zum Frühstück im Schankraum zusammen, doch es waren immer noch etliche Stunden, bis sie aufbrechen mussten. Allegra hingegen versuchte sich noch einmal zu vergegenwärtigen, wie die eisenländischen Sitten bei einem solchem Empfang aussahen. Von ihrer Herrin sah sie den gesamten Tag nichts.

So wurde es Abend und die Stunde des Empfangs schlug. Pünktlich (also deutlich vor dem Termin) erschienen die vier Gäste und wurden bereits von der beleibten Figur Achim zu Castells erwartet, der ebenfalls einen nervösen Eindruck machte. Achim war allein erschienen, was in Anbetracht dessen, was sie von seiner Mutter bisher gehört hatten, vermutlich die richtige Entscheidung war. Dennoch waren sie gespannt darauf, wie sie von ihr empfangen werden würden.

Der erste Schock erwartete sie, als sie den Salon betraten, in dem der Empfang offensichtlich stattfinden würde - denn es versprach, eine sehr private Veranstaltung zu werden. Zwar wurden von Dienern Häppchen und Getränke gereicht, doch der einzige andere Gast außer ihnen schien eine junge Frau zu sein - die Louis mehrfach mustern musste, bevor er erkannte, dass er sie am vorherigen Tag bei Mr. Camp-Champ bereits schon einmal gesehen hatte (kaum wiederzuerkennen in dem Meisterwerk, dass dieser ihr auf den Leib geschneidert hatte).

"Achim!" ertönte die schneidende Stimme der Hausherrin. Ohne eine Spur von Lächeln, weder im Gesicht noch in der Stimme, fuhr Gitta zu Castell fort: "Ich sehe, du bist ohne deinen speziellen Freund gekommen, wie schön. Ich vermute, das heißt, du willst etwas von mir haben. Und ich nehme es, es hat etwas mit diesen Leuten zu tun, die du mich hast einladen lassen. Du hast es zumindest geschafft, dass ich neugierig bin. Also, was willst du und was wollen diese Leute von mir?"

Überrascht, nein vor den Kopf gestoßen taumelte Louis einen Schritt zurück. Er hatte viel, oder eher wenig, vom eisenländischen Adel erwartet. Aber ein solches Fehlen jeglicher Diplomatie? Es würde ein schwieriger Abend werden, soviel stand für ihn fest.
Währenddessen bemühte sich ihr Fürsprecher, es zumindest nicht schlimmer zu machen: "Mutter, mir ist bewusst, dass du mich und vor allem meinen Lebenswandel kaum ertragen kannst. Doch ich bitte dich, hör diesen Leuten zu. Hier geht es um etwas Größeres als um mich und Walter. Mach sie nicht für etwas verantwortlich, was mir zuzuschreiben ist."
Leicht zuckte er zusammen, als er merkte, dass die Nennung des Namens Walter ihm wohl keine Pluspunkte bringen würde. Doch dann sprach er seine vier Gäste an: "Ich bitte euch, sprecht selbst für euch und eure Sache."

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