"Hilfe?" echot Solveig. Sie scheint noch immer abgelenkt. Ihr Blick verfolgt Jan, wie er sich, Aeryns Bogen in der Hand, mit der Elbin entfernt, auf der Suche nach "einem Plätzchen, an dem man ihn mal austesten kann". Sie seufzt und zuckt mit den Schultern.
"Hilfe", wiederholt sie, an
Arnvidh und
Wulfgar gewandt.
"Ja, wenn es euch ernst damit ist... Hier haben die Schwestern alles im Griff, aber jemand sollte die umliegenden Höfe absuchen, ob dort noch Verletzte auf Hilfe warten. Zu einer bewaffneten Begleitung würde ich nicht Nein sagen."Ihr fragender Blick geht auch zu
Abdo.
~~~
Aeryn und Jan finden sich also ein freies Plätzchen in der Nähe des Baches und testen den Elbenbogen an einem alten, von Blitz zerschlagenen Baumstumpf aus, bis alle von Jans grob geschnitzten Pfeilen hinüber sind.
[1] Der neue Bogen ist eine wahre Freude! Danach schnitzen sie einige Schäfte und Jan zeigt Aeryn ein, zwei Tricks, die sie tatsächlich noch nicht kannte.
"Und jetzt brauchen wir Spitzen!" verkündet Jan, springt auf, und winkt Aeryn, ihm zu folgen. Er führt sie in den Ort zurück, durch die stillen Gassen, bis an den westlichen Dorfrand, wo leicht abseits die Schmiede steht. Jan spaziert einfach in das verlassene Gebäude und beginnt, die Werkbänke, Regale und Kisten abzusuchen, bis er schließlich tatsächlich einen Beutel mit Pfeilspitzen findet.
"Hier, das sollte ihm sein Leben wert sein!" Mit diesen Worten drückt er Aeryn den Beutel in die Hand.
"Und wohin jetzt?" Sonne und knurrender Magen verraten Aeryn, dass es bereits weit nach Mittag ist.
~~~
Schwester Hildegerd lässt sich von
Rogar noch einmal genau erklären, wie die Gefährten den Fluch gebrochen haben. Er wiederholt im wesentlichen, was er bereits Solveig erzählt hat. Die Schwester ist ein wenig schwieriger zu überzeugen, aber schließlich sagt sie, mehr zu sich als zu Rogar:
"Ja, wir hatten ein sehr ruhige Nacht hier... keine neuen Patienten, keine neuen Verletzten..." Und sie geleitet Rogar zu Talahan, der eine der jüngeren Schwestern gerade anweist, ihn mithilfe von Kissen im Rücken aufzurichten. Die restlichen Patienten, einschließlich Hjálmarrs gleich neben Talahan, schlafen noch. Offenbar will Schwester Hildegerd sich zunächst ganz sicher sein, dass Talahans Zustand sich bessert, nicht verschlechtert.
Zumindest das Fieber ist gesunken, kann Rogar feststellen. Auch die Augen sind nicht mehr so schrecklich blutunterlaufen, das Gesicht kaum noch aufgedunsen, die Haut wieder von halbwegs normaler Farbe. Nur geschwächt scheint der Mann noch zu sein. Sogar das Heben eines Armes fällt ihm schwer.
Rogar berichtet also ein drittes Mal, was geschehen ist. Talahan lauscht interessiert, doch muss den Dain ab und zu bremsen, um das Gehörte zu verarbeiten. Offenbar gelingt dem Mann auch die Konzentration immer nur für kurze Zeit.
"Wo sind meine Leute?" fragt Talahan schließlich.
"Sind alle wohlauf?"Rogar zögert. Bis jetzt hat er Talahan mehr oder weniger die offizielle Version des Geschehens erzählt und Tristans Zustand nicht erwähnt. Er schaut sich um. Die Schwestern scheinen außer Hörweite zu sein, und die umliegenden Patienten schlafen ja noch.