Jonah hatte zuerst sichtlich unruhig und misstrauisch den Bemühungen Naokos zugesehen. Im Laufe der Behandlung war er aber immer stiller geworden. Als der Halbling nach getaner Arbeit zu Jonah hinsah, stellte er fest, das aus dessen fest auf ihn gerichteten Blick jeglicher Zorn verschwunden war.
Ich...ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll. Vergebt mir mein Misstrauen, soeben habt ihr bewiesen, dass Ihr dem Baron nichts Böses wollt. Natürlich werdet Ihr sofort Euer Hab und Gut zurückerhalten, und ich werde sofort ein Pony für Euch satteln lassen, damit Ihr möglichst schnell nach Distel gelangt.
Redet dort mit Gutsherrn Jern, dieser wird Euch sicherlich weiterhelfen können, und falls Audhild und die anderen sich gerade in Distel aufhalten sollten, werden sie sicher bei Ihm wohnen.
Jonah schluckte.
Ich werde Eure Großmut nicht dadurch beleidigen, dass ich Euch eine geringe Belohnung anbiete, wie sie in meinen Mächten stünde. Aber seid versichert, dass Ihr hier immer offene Türen für Euch vorfinden werdet. Und ich bin sicher, dass der Baron mehr als glücklich sein würde, Euch hier wiedersehen zu dürfen.
Der Hüne grinste.
Und seine Großzügigkeit dürfte Euch sicher weniger beleidigen, als es die meine tun würde. Im übrigen seid unbesorgt, ich werde Tag und Nacht Wache an seinem Bett halten, kein Angreifer wird ihm auch nur nahe kommen, solange auch nur ein Tropfen Blut in meinen Adern fliesst.
Offenbar hatte Jonah einen gewissen Hang zur Melodramatik, schien es aber ehrlich zu meinen. Fähig schien er jedenfalls zu sein, denn seine Befehle an die Dienerschat waren kurz und präzise. Eine Viertelstunde später war Naoko jedenfalls wieder im Besitz seiner Habseligkeiten, während draußen ein gesatteltes Pony für ihn bereitstand. Jonah drückte ihm zum Abschied einen Zettel in die Hand, auf dem in unbeholfenen Buchstaben eine Empfehlung für Naoko geschreiben stand. Er grinste verschämt.
Bin nicht so gut im Schreiben, habs daher kurz gehalten. Aber Jern kennt meine Schrift, wird also wissen, dass Ihr von hier kommt. Erklärt Ihm den Rest, wenn ich das alles aufgeschrieben hätte, hättet Ihr noch eine Woche warten müssen, bis ich fertig gewesen wäre. Lebt wohl!
Am Abend desselben Tages sprang Naoko vor dem Gutshaus Distels aus dem Sattel. Das Pony hatte einen sehr gleichmässigen Gang gehabt, so dass sich die Schmerzen in seinen Beinen in Grenzen hielten. Als er vor das Tor trat, ging die Tür auch schon auf. Offenbar hatte man seine Ankunft bemerkt. Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, beugte sein von einer silberweissen Löwenmahne umrahmtes Haupt, um den Ankömmling in Augenschein zu nehmen.
Ich bin Jern. sagte er einfach. Wünscht Ihr, mit mir zu reden? Oder seid Ihr nur auf der Durchreise?