Schließlich beendet Ruomir seine Schreibarbeit. Er wechselt noch einige gedämpfte Worte mit der verwundeten Nordritterin, dann faltet er zwei dicht beschriebene Pergamente zusammen und schreibt auf die Aussenseite noch etwas. Seinen folgenden leicht suchenden Blick beantwortet Myriamel mit einem Winken in die Richtung der brennenden Scheunen, woraufhin er aufsteht und sich einen nur einseitig glimmenden Holzscheit holt.
Diesen nutzt er, um ein wenig aus einer Gürteltasche hervorgezaubertes Siegelwachs zu erweichen und auf die Pergamente zu träufeln - endlich holt er aus dem selben Beutel ein Petschaft hervor, drückt es in das Wachs und reicht die versiegelten Briefe an Myriamel. Die Nordritterin deutet eine Verbeugung an, steht, die Briefe in der unveletzten Hand haltend auf und geht einige Schritte zu Simon. "Simon! Ich bin verwundet, und bei der Weiterreise wäre ich vermutlich keine Hilfe, eher eine Belastung - daher habe ich eingewilligt, mich hier um die Toten zu kümmern. Ich werde Laromir eine Bestattung zukommen lassen und, wenn mein Arm geheilt ist, Graf Antares aufsuchen und ihm von den Geschehnissen berichten. Dazu aber braucht es nur einen von uns, und ganz ehrlich, ich bin vermutlich besser dazu geeignet, ihm den Tod seines Sohnes beizubringen als irgendwer anders der Anwesenden.
Wirst Du unsere Verpflichtung Ser Schwarzschild gegenüber erfüllen? Denn inzwischen bin ich davon überzeugt, dass seine Motive rechtschaffen sind - wer von solchen Lumpen gejagt wird, der kann nicht falsch sein."
Kylmäveri versorgt unterdessen Antares Rappen. Das wunderschöne und erkennbar sehr wertvolle Tier ist immer noch aufgeregt, schnaubt und wirft den Kopf hin und her. Die Flanken beben zwar nicht mehr, doch die Verfilzung des eigentlich gut gepflegten Felles, der eintrocknende Schweiss und die graue Staubschicht sind stumme Zeugen der zurückliegenden Gewaltmärsche. Als es von dem Zaumzeug befreit ist versenkt es das Maul zwar dankbar in bereitstehendes Heu, doch Kylmäveri hat kein Glück mit dem Wasser: In der Tränke im Stall findet sie zwar noch eine Pfütze, doch der inzwischen magere Ertrag des Brunnens wandert ausnahmslos direkt an die Stallwände. Die Adlige erinnert sich, dass es entlang der Königsstrass alle paar Meilen trotz der Trockenheit noch ein wenig Wasser spendende Brunnen und Quellen gibt - wie es im flachen Land aussieht weiss sie hingegen nicht...
Ruomir geht inzwischen mit steif wirkenden Bewegungen zum Stall, inspiziert dort die parat stehenden Pferde und erwidert, verspätet, auf Hrothgars Ausruf: "Ja, wir müssen los. Mein Bruder wäre noch am Leben, wären wir pünktlicher gewesen!" Er wendet er sich ab und fängt an, seine Rüstung wieder abzunehmen und die Einzelteile auf dem Packpferd zu verstauen, doch der Kopfgeldjäger kann noch ein von Kummer verzerrtes, um Beherrschung ringendes Gesicht erkennen. Die Bewegungen wirken fahrig, doch jahrelange Routine lässt den Ritter effektiv arbeiten, und als er sich wieder dem Stall zuwendet hat er sich gefangen. Sein Gesicht, ist ruhig, entschlossen und hart, und sein Habitus spricht von Zielstrebigkeit.
Endlich nur noch in seiner Kettenrüstung, übernimmt er die Zügel seines Rosses, führt es mit gutem Zureden aus dem Stall heraus und an den Scheunen vorbei. Es spielt zwar nervös mit den Ohren, doch es scheut nicht... Die Knappen folgen, jeweils mit zwei Pferden, und haben deutlich mehr Mühe.
Als er mitbekommt, dass anscheinend nicht alle ein Pferd haben sagt er, mit bemüht neutraler Stimme: "Wir haben ein Pferd über. Einer von Euch kann das Tier meines Bruders übernehmen, dann braucht Ihr nicht zu plündern, und es wäre ihm recht, wenn es weiter dem Zweck dient, für den er bereit war zu sterben."