Bevor Nic den Jeep wieder auf die Straße fährt, tippt er kurz einige Knöpfe an seinem MP3 - Player leicht an, um diesen zu starten und eines der vielen Lieder zu laden.
Kurz danach ertönt eine etwas unbekanntere Musik aus dem Lautsprecher:
I dont need to be a global citizen
because Im blessed by nationality
I'm member of a growing populace.
We enforce our popularity.
There are things that seem to pull us under
and there are things that drag us down.Erleichtert, dass Æringa ihn zum Sprechen auffordert, antwortet Nic ihr gern auf alle Fragen, um den Klauen der Schläfrigkeit zu entgehen.
Nic verzichtet auch darauf, seinen Kopf aufzustützen. Stattdessen schaltet er Heizung auf kalt, um sich selbst zum wachbleiben zu bewegen.
Dann ist der junge Amerikaner sich sicher, dass sie auch diese letzten sieben Meilen schaffen.
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Nun, ich komme aus San Francisco. Meine Eltern, genauer eigentlich mein Vater, ist Leiter einer Privatschule für Sprachlehre. Er hat sie damals, glaube ich, sogar von seinem Vater übernommen. Das weiß ich allerdings nichtmehr."
Mit einem für Nic zauberhaften Brummen erwachen die 335 PS des V8 - Motors zum Leben, als Nic den Zündschlüssel im Schlos herumdreht. Die Scheinwerfer kämpfen gegen die Dunkelheit und entschlossen manövriert Nic nach einem Blick in den Spiegel den Chevrolet Suburban auf die Straße.
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Bei einem Spanienurlaub hat mein Dad vor circa 45 Jahren meine Mutter kennengelernt und noch in Spanien geheiratet.
Sie war wunderschön." Es scheint Nic wirklich gut zu gehen, sich an all die Dinge zu erinnern, die ihm sein Vater einst erzählte, als sie auf einem Vater - Sohn - Urlaub waren.
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Er hat sie mit nach Amerika genommen und seither wohnen sie in unserer kleinen Villa." Man kann deutlich das Grinsen Nics erkennen, als er das Wort "Villa" erwähnt.
Dann spricht der Mechaniker weiter:
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Ich bin vor 26 Jahren in diese Familie geboren worden und genau wie bei mein Vater, sollte seine Schule an seinen ältesten Sohn weitergegeben werden. Nun, wie ihr euch mittlerweile denken könnt, ist das nichts so ganz mein Ding. Ich bin selbst auf diese Schule gegangen, als ich noch jung war. Dorther kommt auch mein Sinn für die Sprache des Altgriechischen. Allerdings habe ich mit 16 Jahren meine Schule abgebrochen und habe stattdessen in der Werkstatt in der ich heute arbeite meine Lehre angefangen.
Klar war mein Dad damals mit meiner Entscheidung nicht einverstanden, aber was sollte er machen?
Meine Mutter war nie so und manchmal merkte ich sogar, wie schwer es für sie war, mir Spanisch beizubringen, wenn ich aus dem Fenster blickte und meinen Wagen sah.
Meist gab sie bereits nach wenigen Minuten auf. Dennoch war ich irgendwann in der Lage, auch Spanisch zu sprechen.
Aber mein Weg führte mich in meine Werkstatt - immer und immer wieder.
So lernte ich auch meine Kumpels kennen. Meine früheren."
Irgendwie verändert sich Nics Stimme in diesem Moment, als er von seinen ehemaligen besten Freunden spricht.
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Wir haben damals viel Scheiße gebaut. Große Scheiße, wenn ich zurückdenke.
Wir sind meist um die Häuser gezogen und haben irgendwelche Dinge demoliert. Das war nicht sehr nett, fanden wohl viele Leute und ich fand mich vor dem Jugendgericht wieder, um einige Sozialstunden abzuleisten. Seither habe ich meine "so tollen" Freunde nie wieder gesehen, scheinbar hatten sie noch etwas mehr ausgefressen, als mir klar war.
Stattdessen lernte ich bald darauf zwei andere Freunde kennen, mit denen ich noch heute viel unternehme. Oftmals auch zusammen mit Kay sind wir losgezogen."
Nic merkt plötzlich, was für ein Kloß in seinem Hals steckt, wenn er an die Unternehmungen mit Kay zurückdenkt. So beschließt er, das Thema recht schnell wieder fallen zu lassen. Stattdessen wendet er sich einem sehr vertrauten Thema zu:
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Nun ja, mein größtes Ziel im Moment ist eigentlich, diesen Wagen hier so richtig schön herzurichten. Mir ist aufgefallen, dass ich noch eine Seilwinde anbringen könnte. Und wer weiß, vielleicht mache ich mit diesem Wagen mal eine interessante Reise durch Europa oder so. Das wäre eigentlich mein größter Traum - mich in meinen Wagen zu setzen und einfach loszufahren, in einem Land, in dem ich mich nicht auskenne, nur mit Freunden und dann einfach das Leben für zwei Wochen zurück zu lassen."
Dann erinnert sich Nic plötzlich an die Frage Æringas und geht darauf ein, was ihn an San Francisco so fasziniert:
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Diese Stadt ist einfach schön. Die vielen Hügel - die Autos. Es ist einfach herrlich. Wenn ich abends durch den großen Park in unserer Nähe spaziere oder laufe und in die Bucht blicke. Das müsst ihr gesehen haben. Wenn wir bei mir sind, zeige ich euch die Bucht bei Nacht. Die Lichter der einlaufenden Schiffe. Wie sie sich, wenn man langsam am Horizont empor blickt, mit den Sternen vermischen. Und dann der Mond, wie er wachend über allem schwebt."
Und plötzlich erkennt Nic, dass dies vielleicht alles nichtmehr so sein wird, wenn Walters' Aufzeichnungen stimmen.
Die genauen Ausführungen Nics scheinen die anderen noch mehr zu ermüden, als aufzuwecken, doch Nic redet immer weiter ... immer und immer weiter, während sein Wagen ruhig und sanft auf der Straße dahingleitet, um seine Insassen sicher ans Ziel zu bringen.