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IC (3): Heiler und Helden

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Radumar:
Der 6te Tag vom Fest des Lavadrachen ging allmählich zu Ende. Die Sonne stand nicht mehr sehr hoch und schaute freundlich auf das Schiff herab welches am frühen Abend den Fluß hinab fuhr, bestrebt den Treffpunkt zu erreichen. Der Kampf gegen die Schattenalfen und Dämonen lag zwei Stunden zurück. Die meisten Spuren waren beseitigt, nur hier und da galt es noch etwas auszubessern und dort drüben fehlte immer noch ein 2 Meter langes Stück Rehling. Filly war dort über Bord gegangen, in einen mörderischen Zweikampf mit einem der Dämone verstrickt. Filly, die überaschend aufgetaucht war um ihre Freundin Helene zu beschützen.

Mitten auf dem Deck saß sie, Sarakaja neben sich, die aufmerksam zuzuhören schien, als Filly Tabor erläuterte was sie mit „Entwickeln“ meinte.
Natürlich soll sie keine Kunststückchen lernen. Bist Du ein Gnom dass Du auf solche Gedanken kommst ? Aber Dir ist doch wohl klar, dass es sich bei Sarakaja um keine normale Katze handelt ? Oder Tigerin ? Was Du jetzt siehst ist nur eine Zwischenform auf ihrem Weg zu … etwas anderem.

Ich denke, Du solltest mehr mit ihr reden, das hilft.
Filly lächelt, überlegt eine Weile was sie verraten soll und was nicht. Ein Blick in Sarakajas Augen. Normalerweise würde sie diese Schritte mit ihrem Gefährten tun. Doch der wurde getötet. Nun hat sie Dich … sagen wir mal adoptiert. Und Deine Aufgabe wird es sein ihr zu helfen. Sie muss größer und stärker werden, nicht nur rein körperlich, sondern auch … wie soll ich sagen … seelisch eben. Doch bevor das gelingt musst Du Dir darüber klar werden was sie Dir bedeutet. Wieviel es Dir wert ist ihr beizustehen. Und ob es Dir recht ist sie dann zu verlieren. Denn verlieren wirst Du sie, wenn das Ende erreicht ist.

Seufzend nimmt sie Zaxarus Streitkolben in die Hand. Er sah für Tabor so vertaut aus, aber auch anders. Er konnte nicht genau sagen wie, aber die Waffe hatte sich ein wenig verändert. Sie sah ein wenig leichter und eleganter aus, nicht mehr für kräftige Faust eines Elfenkriegers gedacht sondern für die zarten Finger eines Mädchens.
Und nun erzähl. Woher hast Du die Waffe und wer war er ? Ich sehe an Deinen Augen dass der frühere Besitzer Dir viel bedeutet haben muss. Und er ist tot, nicht wahr ?  

Nach dem Kampf hatte Lizk sich an der Spitze des Schiffes einen Platz gesucht. Von dort hatte er einen guten Blick und konnte sich ein wenig erholen. Ilias machte ihn nach einer Weile aufmerksam auf seinen Besuch … Helene.
Sie stand dort, betrachtete ihn ruhig. Die Spuren der vergangenen Stunden, das Blut der Verletzten, waren nur notdürftig entfernt. Ein wenig unsicher und müde kam sie näher, setzte sich wortlos neben Lizk und lehnte sich leicht an ihn. Langsam entspannte sie sich, löste die Verkrampfung der letzten Stunden und schlief ein, sicher das sie hier beschützt war. Der Duft des Wassers mischte sich mit dem ihrer Haare und dem Geruch der Kräuter die Helene den Verwundeten gegeben hatte. Eine Decke wurde über Helene gelegt. Als Lizk aufsah konnte er noch für einen Moment ein mildes Lächeln bei Tamara sehen, dann war es verschwunden. Vielleicht eine Sinnestäuschung. Leise sagte sie:
Helene hat gut für meine Leute gesorgt. Jetzt muss sie sich ausruhen. Der Zustand ihrer Mutter soll unverändert sein.

Eine Weile zuvor hatte sie noch Valeria (und Farin?) erläutert, wie Marcello zu fliegen war.
Der Zügel ist so ähnlich wie bei einem Pferd. Zieh daran wenn Marcello höher steigen soll und drück leicht seinen Hals runter wenn er tiefer gehen muss. Wenn es zu einem Kampf kommt, klopf leicht mit dem Bogen gegen seinen Hals, dann weiß er dass er ruhiger fliegen muss. Zur Not sag ihm einfach was Du willst. Er versteht deutlich mehr als ein Hirtenhund und wird die meisten Deiner Anweisungen begreifen.
Valeria war dann los geflogen. Zu Beginn hatte Marcello sich noch benommen, aber kaum waren sie außer Sicht des Schiffes, da wurde er übermütig, flog hoch und runter, machte eine Flugrollen und Kapriolen. Nicht, dass er Valeria abwerfen wollte, es machte ihm offenbar nur Spaß sich auszutoben. Zum Glück war Valeria abgehärtet genug um nicht die Kontrolle über ihren Mageninhalt zu verlieren. Sie konnte sogar bewundern wie schnell und wendig Marcello im Flug war. Bisher war er noch nicht ausgewachsen soviel sie wusste. Später wäre er sicher selbst für kleinere Drachen ein ernstzunehmender Gegner.
Nach einer Weile beruhigte sich Marcello und es ging gemächlicher den Fluß entlang, über Schiffe und kleine Dörfer hinweg. Etwa nach einer Stunde kam endlich ihr Ziel in Sicht, die „Sentina“, ein zweimastiger Küstensegler, der sich ein wenig mühsam den Fluß hinauf kämpfte, ein starker Kontrast zur schnittigen Yacht des Grafen.

Navun'Ylahc Vytharia:
Farin

So gut es geht hilft der keine Halbling wo es geht. Der Kampf hatte doch deutlich seine Spuren hinterlassen. Nach einer Weile ist das Schiff wieder einigermaßen in Ordnung. Verletzte wurden versorgt und nur noch große Schäden zeugen von der Schlacht.

Erschöpft lauscht Farin Tamara. Und eigentlich bekommt er gar nicht mehr alles mit.  Immer wieder fallen dem Halbling kurz die Augen zu - Dann schreckt er wieder hoch, blickt sich um und ein leiser Seufzer entfährt ihm. Als Valeria mit Marcello davonfliegt, trabt Farin langsam und sichtlich müde zu Lizk.
Ein leises, müdes "Eine Seite ist ja noch frei", dann schmiegt sich Farin an die Seite seines großen Freundes. Nel kugelt sich im Schoß des kleinen Abenteurers zusammen und nicht lange, dann fallen die Augen der beiden zu...

Lizk:
Lizk

Der Hochelf hatte sich an eine mit einem klobigen Netz überspannten Frachtkiste gelehnt, bevor Helene zu ihm kam. Er legt einen Arm um sie und streichelt dabei sanft ihren Arm, bis die Heilerin eingeschlafen ist. Seinen Blick hält Lizk auf den Horizont gerichtet, doch seine Gedanken kreisen immernoch um dieses Schiff, um Helene, das Armband des Kriegers und seine plötzliche Fähigkeit, die Blutpfeile zu erschaffen, von denen Meister Gladuil aus Verstrickte Bäume ihm nur einmal berichtet hatte.
Beflissen blickt der Hochelf einmal über die gesamte Breite des Horizontes. Es muss reichen, dass er nur nach vorn Ausschau halten kann, selbst Lizk muss seine Kräfte einteilen und für diesen Kompromiss ist seine durchaus bequeme Position am Bug geradezu optimal.
Dann unterbricht Farin die Überlegungen des Kriegers. Mit einem Murmeln legt der Halbling seinen Kopf in den Schoß des Elfen und schläft sofort ein. Mit einem hilflosen Lächeln bemerkt er schließlich wie sich auch noch Nel zu der Gruppe hinzugesellt.
Ein Seufzer entfährt ihm, dann richtet sich sein Augenmerk wieder auf den Horizont vor ihnen.

Valeria:
Valeria

ist mit Marcello einige Schleifen geflogen, um sicher zu sein, dass keine Schattenalfen mehr in der Nähe sind. Dann fliegt sie zur Sentina. Langsam nähert sie sich und beobachtet angespannt die Reaktionen auf dem Schiff. Nachdem sie gelandet ist, berichtet sie von dem Kampf gegen die Dämonen und Schattenalfen.

Radumar:
Wenn Hacathra Valeria folgt, sieht sie wie diese auf die Sentina zufliegt. An Bord wird die Reiterin bemerkt und ein rotgewandeter Soldat bedeutet Valeria auf der Bugplattform zu landen. Der Platz ist für Marcello ein wenig eng aber er kommt sicher herunter. Das Schiff scheint ein normaler Küstenhändler zu sein. Valeria entdeckt Käsekisten und Weinfässer die gut verzurrt sind. Einzig die fünf Uniformierten deuten auf einen besonderen Gast hin. Vier von ihnen waren normale Soldaten.

Normal. Valeria überdachte das noch einmal. Ihr unbekannte Schusswaffen die ein wenig merkwürdig geformt waren. Die Kettenrüstung aus einem mattbraunen Metall. Sie spürte bis hierher die Schutzmagie darauf. Alles Menschen, zwei Männer, zwei Frauen, Ende Dreißig. Gut trainiert und die Augen hellwach. Imperiale Wachen. Wenn sie jemals Soldaten gesehen hatte die eine solche Bezeichnung verdienten dann diese vier. Sie trugen Wappenröcke mit merkwürdigen Symbolen darauf. Basismotiv war das der Lichtgötter, wenn auch anders angeordnet als sie es bisher gesehen hatte. Eingewoben waren aber die Symbole von Rhyltan und Schajune. Was waren das für Leute ? Und wieso beschützten sie einen Arzt ?

Der fünte, offenbar ihr Offizier, kommt auf Valeria zu, verbeugt sich leicht, zelebriert einen Handkuss. Das Gesicht ...
Jean-Baptiste Chapentier, Präzeptor des Ordre Lunaire. Willkommen an Bord der Sentina, Madame.
Natürlich, der Mann vor ihr war verwandt mit Pierre. Die beiden unterschieden sich deutlich, aber er erinnerte sie doch genug an Pierre, mit dem soe noch einige Dinge klären musste. Später, Valeria schüttelte innerlich den Kopf.

Sie wurden angekündigt. Bei uns an Bord ist alles soweit in Ordnung, aber ich freue mich für die nächsten Stunden eine so charmante Begleitung zu haben.

Die nächsten Stunden vergehen mit nettem Geplauder. Den Gast bekommt Valeria noch nicht zu sehen. Die Ausrede "er schläft" ist als solche erkennbar, aber offenbar nicht böse gemeint. Der Gast wollte wohl noch ein wenig seine Ruhe haben. Eine Stunde nach Sonnenuntergang begegnen sich dann die beiden Schiffe. Jean-Baptiste hatte Valeria mit Marcello zurück geschickt und von der Yacht aus kann die Gruppe beobachten, wie bei der Sentina ein Boot zu Wasser gelassen wird. An Bord neben den Ruderern nur die 5 Soldaten und eine zierliche Gestalt.

Das Boot legt an, die Soldaten kommen an Bord und werden von Tamara begrüßt. Ein wenig ungeschickt klettert die zierliche Gestalt hinterher, sieht sich oben angekommen erst einmal um, begrüßt mit leiser Stimme Tamara. Dann erst wendet sie sich den anderen zu, schlägt die Kapuze zurück. Zum Vorschein kommt ... ein Junge. Höchstens sechzehn Jahre alt, zart gebaut, ein schmales Gesicht, fremdartig durch einen blauschwarzen, metallischen Schimmer der Haut. Langsam geht sein Blick über Farin, Valeria, Lizk und Tabor. Er geht hinüber zu den Vieren, begrüßt jeden persönlich und mit Namen. Seine Augen ... diese Augen ...

Lizk sieht darin sein bisheriges Leben. Durchlebt jede seiner Taten. Jeden Moment in dem er anderen Freude bereitet hatte. Jeden Augenblick in dem er eine Waffe in der Hand hatte, um andere zu verletzten und zu töten. Spürt jeden Pfeil, jeden Schwertstreich als hätte er ihn empfangen und nicht abgegeben. Fühlt die Trauer jeder Witwe, jeder Waise, jeder Mutter die durch ihn ihren Sohn verlor. Er muss jede Tat erneut bedenken. War sie notwendig gewesen oder verfrüht? Hätte er den Tod seines Gegners verhindern können ? War er zu voreilig gewesen ? Hatte er genug Gutes bewirkt, um die Gewalttaten rechtfertigen zu können ? Was überwog in seinem bisherigen Leben ? Die spitzen und bösartigen Bemerkungen oder die Worte der Liebe und des Zuspruchs ? Hatte er mehr geschlagen oder gestreichelt ?
Das leichte Nicken, das sanfte Lächeln des Jungen zeigte ihm, das er zufreiden war mit Lizk, das er mehr gutes als schlechtes sah. Frieden und Wärme durchströmte ihn, die er bisher nur bei seinen Eltern so gespürt hatte. Oder bei Helene.
Aber der Elf wusste, dass er in Zukunft nie mehr unbedacht das Schwert heben würde und es zweimal überlegen bevor er jemanden mit Tat oder Wort verletzte. Und den anderen ging es genauso, das konnte er spüren.

Ich möchte die Patienten sehen. Tamara führte den eigenartigen Jungen, begleitet von Helene, unter Deck und die anderen bleiben mit ihren verwirrten Gefühlen zurück.

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