Doron untersuchte seine Mutter. Er sah nicht wirklich glücklich dabei aus, eher besorgt. Tabor gewann schnell den Eindruck, dass der junge Heiler nicht wusste, woran seine Mutter litt. Er selber wusste es auch nicht so genau und hatte gehofft, dass Doron mehr Erfolg haben würde. Wieder einmal überlegte der Zwerg wie es zu all dem gekommen war. Wie sie in diese Welt gekommen waren. Wo alles im Umbruch war. Wo jede ihrer Handlungen Dinge auslösen konnte mit so weitreichenden Auswirkungen dass Tabor schwindlig wurde.
1000 Jahre oder 3 Tage ...
das hatten die beiden Fremden gesagt. Morgen abend waren die drei Tage rum. War es wörtlich zu nehmen oder mehr als Metapher ? Er war sich nicht sicher. Sein Blick ging zu Kassandra. Still und erschöpft lag sie da. drückte schwach die Hand des Mädchens. Der Zwerg hatte eine Vision gehabt, in der es um Kassandra ging. Und um eine Gefahr, eine Erkrankung. Die Vision hatte ihm gesagt dass er ihr nicht würde helfen können und wie es schien war sie richtig gewesen. Kassandra hatte große Bedeutung in dieser Stadt. Keine politische, keine die mit einem Amt zusammen hing. Sie war eine Art guter Geist, eine Volksheldin. Keine Sorge mein Kind, wir schaffen das schon. Und zur Not holen wir Kassandra ... Ihr Tod hätte schlimme Folgen für die Moral der einfachen Leute. Auch schien sie irgendwie ein starkes Bindeglied zwischen den Kirchen Rhytlans und Schajunes zu sein, was man nicht unterschätzen durfte.
Er hatte die Vision damals mit anderen geteilt.
Sie sind also dafür verantwortlich dass ich endlich mal aus Bertoani heraus komme ... hatte Jean-Baptiste auf dem Schiff gemeint. Indirekt schon. Wieder eine Handlung mit Folgen. Tabor hatte seine Befürchtung geäußert und Marco di Lazore hatte dafür gesorgt, dass Doron herkam. Auf dem Weg war es zu Kämpfen gekommen, aber Doron war nie in Gefahr. Wenn Tabor es richtig verstanden hatte, war Doron irgendwie geschützt. Wohl um Entführungen zu verhindern konnte man ihn magisch nicht bewegen. Und auch sonst verfügte er über äußerst starke Schutzmagie die jemand in ihm verankert hatte, das konnte der Paladin fühlen.
Das war sicher auch gut. Tabor wollte sich wirklich nicht vorstellen wie die Folgen wären, wenn Doron etwas passierte. Einmal politisch, wenn es hier in Rangoon war. Aber auch einfach für die Schajunekirche. Doron sollte ... wie hatten sie das noch genannt ? Naja, auf jeden Fall etwas ganz besonderes werden. Eine Art Hohepriester, eine Art Sendbote der Göttin, ein Amt das seit 1000 Jahren nicht mehr besetzt worden war. Das es nun wieder einen geben sollte, war wohl ein Zeichen dafür, dass es einer solchen Person in den nächsten Jahrzehnten bedürfen würde.
Sollte Doron etwas passieren ... Tabor schüttelte sich leicht. Bitte nicht hier und jetzt in Rangoon ... ein schnelles Stoßgebet zu Menkoke. Irgendwie würde er dafür verantwortlich sein, er und seine Vision.
Zum Glück war er ja geschützt. Jeden Feind würde Tabor schon abwehren. Und Magie würde ihn nicht treffen. erst recht nicht hier im Tempel.
Doron saß neben seiner Mutter, strich ihr über die Stirn, hielt die andere Hand und konzentrierte sich. Tabor beruhigte sich wieder bei dem Anblick. Kassandra auf dem Bett, das Mädchen auf der einen Seite, ihr Sohn auf der anderen, der sich öffnete für seine Mutter.
Sich öffnete ...
Seinen Schutz öffnete ...
Ohne Nachzudenken reisst Tabor Doron beiseite. Der junge Mann schnappt nach Luft, Schweiß glitzert auf seiner Stirn, er will etwas sagen doch ein Hustenanfall unterbricht ihn.
Kassandra und das Mädchen schauen Tabor irritiert an. Dieser muss Doron stützen, kann kaum etwas sagen, weil Doron von immer stärkeren Hustattacken ergriffen wird. Blutstropfen landen auf dem Gesicht des von Panik ergriffenen Zwerges ...