Die Furcht des Häuptlings ob Ugnors Drohungen war offensichtlich, dennoch machte er keine Anstalten, um Gnade zu betteln. Der Tonfall, als er auf Naokos Frage antwortete, hatte aber einen Unterton der Hast, so als habe er es eilig, seine Kooperativität zu zeigen.
Largo? Largo ist ein Mensch, allerdings kommt er nicht aus der Gegend hier, da bin ich mir sicher. Zu dunkle Haut, nicht so wie die Bleichhäuter, die hier leben. Und ich glaub nicht, dass er an irgendeinen Gott glaubt, obwohl der Herr der Nacht sich keinen besseren Diener wünschen könnte.Hat mich nie eingweiht, was seine Ziele sind, aber ein so ehrgeiziger Bursche will ganz bestimmt mehr sein als nur ein einfacher Räuberhauptmann.
...
Irgendwo in der Nähe...
Das Mädchen reiste zielstrebig gegen Westen. Es wusste nicht warum, nur dass ein innerer Drang es in diese Richtung zog. Immer wieder hörte es deshalb in sich hinein, aber dort erklang nur der eigene Herzschlag.
Veleri wusste nicht, ob sie deswegen erleichtert sein sollte. Sie hatte den Chor zu fürchten gelehrt, doch waren die durch ihn vermittelten Lehren zu nützlich gewesen, um ganz darauf zu verzichten. Die letzten Tage , um genau zu sein, seit sie nach der Flucht vor ihren Gefährten wieder zu Besinnung gekommen war, hatte er geschwiegen, doch spürte die junge Frau instinktiv, dass er noch da war, wartend, lauernd im Hintergrund und bereit, jederzeit wieder zu erklingen, wenn ER es für richtig hielt.
Und auch sie schwieg... die einzige freundliche Stimme in ihrem Kopf, die nichts von ihr zu wollen schien. Im Moment war Veleri alleine.
Flüchtig fragte sie sich, was ihre ehemaligen Gefährten nun machten. Und was sie wohl von ihr halten würden, ob sie verstanden hatten, dass ihre Flucht nur den einzigen Zweck gehabt hatte, sie zu schützen.
Vor ihr ragte ein kleines Wäldchen auf. Der innere Drang zog sie direkt darauf zu, und da sie keinen Grund hatte, auszuweichen, beschloss sie, einfach mittendurch zu wandern. Die Gegend schien verlassen zu sein, und vor den Tieren des Waldes hatte sie ganz bestimmt keine Angst.
Plötzlich blieb sie stehen. In einiger Entfernung vor ihr war Stimmengewirr zu hören, die Gegend war also gar nicht so einsam, wie sie gedacht hatte. Und eine, ganz besonders laute Stimme liess in ihr ein Gemisch aus Freude und Furcht aufsteigen. Ugnors markanten Tonfall hätte sie auch erkannt, wenn tausend andere Stimmen ihn zu übertönen versucht hätten.