Erst heute früh kam sie zurück in ihre geliebte Heimat, welche sich in ein eisiges Khyber verwandelt zu haben scheint. Doch wenn dies Selina nicht schon genug gute Laune nach der anstrengenden Ausbildung in Worat geraubt hatte, bekam sie auch noch einen Brief sich am Abend sofort zum Baron ihres Hauses zu begeben in einer dringenden Angelegenheit wegen den Morden des Rabens zusammen mit einigen anderen Personen wie es scheint.
Innerlich seufzte sie, denn es hieß mal wieder keine Zeit, um etwas auszuspannen.
Sie richtete sich also nur kurz wieder in ihrer leer wirkenden Wohnung ein und kontrollierte schnell was sich angesammelt hat ehe sie sich für einige Stunden schlafen gelegt hat, um am Abend mit Spannung den Baron aufzusuchen.
Sie entscheid sich aufgrund des fürchterlichen Wetters für ihre dicken Winterkleidung, welche sie noch hoffe nicht sobald anziehen zu müssen. Aber das Schicksal machte ihr auch in dieser Sache einen Strich durch die Rechnung, nachdem sie sich frisch gemacht und ihre Haare wieder einigermaßen her gerichtet hatte, machte sie sich also an diesem kalten Abend auf zur Hauptenklave ihres Hauses, immer noch nicht ganz ahnte, was alles in ihrer Abwesenheit passiert ist.
Sie verließ also die Luftkutsche, um ihre Enklave zu betreten, wobei sie die anderen Leute ebenfalls bemerkte und sie sich kurz wundert, da anscheinend etwas größeres im Gang war, wenn nicht nur ihre Dienste und die von ein oder zwei weiteren Mitgliedern ihres Hauses, wie sie es gewöhnt war, gewünscht waren, doch noch machte sie sich keinen Kopf, um ihre Gefährten, auch wenn sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl als sie Shalley und Havelock entdeckte. Die Kälte machte Selina aber durchaus zu schaffen und schon nach kurzer Zeit fror sie jämmerlich und hoffte endlich eingelassen zu werden, doch als es endlich so weit war, straffte sie sich, um die Kälte zu überspielen und Würde vor dem Baron zu wahren. Sie sagte kein Wort zu den Wachen, sondern ließ sich zusammen mit den Anderen zum Baron führen.
Sie begrüßte den Baron mit einem leichten Knicks ehe sie Wollmantel abstreifte. Allerdings war ihr in diesem kurzen Moment ihre Unsicherheit anzumerken, da sie selten mit so hohen Kreisen bisher verkehrte.
„Zu euren Diensten, Baron.“ Begrüßte sie ihn etwas unsicher ehe sie sich setzte und ihre Hände fest um den Tal schloss und ab und zu daran nippte, doch als sie den Ausführungen des Barons lauschte, erkannte sie langsam die Ausmaße ihrer Aufgabe, wenn sie bedenkt, wer alles dabei war, anscheinend wird dieser Mörder sehr hoch eingeschätzt.
Doch in dieser kurzen Zeit hatte Selina auch genügend Zeit, um ihre Gefährten zu mustern.
Allerdings zeigte sie keine Gefühlsregung dabei, sondern verharrte immer nur kurz bei jedem, um dann zum Baron zurück zu springen.
Ihre Blickte wanderten zu erst zu der jungen Halblingsdame, welche sie schon seit etlichen Jahren kennt. “Schön, dass Shalley dabei ist. Wenigstens eine Person, welche ich wirklich gut kenne. Außerdem ist auf sie immer verlass und ihre Einfälle überraschen einen immer wieder einmal. Außerdem haben wir uns jetzt schon mehrere Wochen nicht gesehen. Hm was sie wohl darüber denkt, dass sie mit einer Angelegenheit meines Hauses konfrontiert ist?“ Ihr Blick wanderte weiter zu Havelock und verweilt kurz bei dem Halb-elfen. “Hm er ist durchaus kompetent und man kann mit ihm zusammen arbeiten. Hm nicht sehr auffällig, aber dies ist auch ein echter Vorteil manchmal. Ich denke eine gute Wahl vom Baron. Ich denke nicht, dass er eine Enttäuschung darstellen wird. Zumindest hat er das bisher nicht.“ Ihr Blick wandert auch nach diesem kurzen Streifen weiter zu dem zweiten Halbling. “Hm ganz schon wildes Aussehen dieser Halbling. Sicherlich ein Krieger aus dem Talenta Ebenen, aber warum? Anscheinend ist der Baron ernstlich besorgt, um unsere Sicherheit. Ist der Mörder vielleicht doch kein üblicher Täter oder vermutet er mehr dahinter, als wir sonst abwehren könnten. Sehr bedenklich, aber er macht einen fähigen Eindruck wie fast alle hier, glaube ich.“
Ihr Blick bleibt zum Schluss bei den beiden verbleibenden Menschen hängen, wobei ihr Blick zu ihrem Erstaunen bei der Frau hängen blieb anstatt bei dem Mann und ihre ersten Gedanken erstaunten sie umso mehr. “Hm sie ist wunderschön, dieses Haar und diese Augen dazu. Fast verführerisch. Was denke ich hier nur?“ sie reißt sich einen Augenblick los, um ihre Gedanken wieder zu fokussieren. “Hm man könnte fast neidisch werden, wenn so etwas sieht, aber ich hoffe sie kann auch etwas und der Baron hat sie nicht nur wegen ihrem Aussehen gewählt, aber was war mit dem Mann? Ich sollte noch mal hinschauen.“
Selina ließ noch einmal ihren Blick auf die letzte Person schweifen, wobei sie ungewollt oder gar unbewusst mit Absicht noch einmal bei Faena d'Cannith hängen blieb und ihre Gesicht bewundert. Doch dann riss sie sich los und schaut zu Andrej d'Vadalis.
“Einer dieser Naturburschen. Ob der uns wirklich helfen kann? Hm sein Aussehen lässt ja nicht viel vermuten, aber wozu brauchen wir jemand aus diesem Haus oder ist sein magisches Wissen so beeindruckend?“
Selina konzentrierte sich dann wieder auf den Baron, um seinen Worten zu lauschen, doch während dieser sprach, lässt sie ein Gedanke nicht mehr los.
“So eine erfahrene Truppe wegen eines einfachen Mörders? Da muss sehr viel mehr dran sein, als der Schein es vermuten lässt. Wundert sich sonst niemand oder wagt es keine auszusprechen. Sollte ich? Hm lieber nicht, vielleicht später, doch erst sollte ich mal sehen, was die anderen so denken und ob es noch etwas wichtiges zu wissen gibt. Erst, wenn man alle Fakten hat, kann man einen Fall lösen und das werde ich.“
Selinas alte Leidenschaft für einen besonders interessanten Fall erwachte in diesem Moment wieder und sie nahm jedes Wort bedächtig auf.
Bei den Ausführungen der ebenfalls anwesenden Person notierte sich Selina alles im Geist und versuchte sie in eine geordnete Bahn zu lenken. Es ist ziemlich viel auf einmal, doch Selina war sich sicher, dass sie es alles auf eine Reihe bekommen würde, irgendwie.
“Der Glitzerstaub-Club, ein echte exquisiter Laden mit bester Unterhaltung und Essen, ein echtes Paradies, wenn die Kasse mal stimmt, was leider nicht oft passiert, ist also die erste Anlaufstelle. Eine Schande, dass wir die Akten erst morgen bekommen, sonst könnte ich gleich mit der Arbeit anfangen und müsste nicht so viel Zeit verschwenden. Was verband wohl die Morde, warum hat der Täter ein Interesse an Kunst und welches an Sharn. Warum dieser reißerische Titel für sich selbst. Warum fürchtet er keine Entdeckung? Hat er so mächtige Verbündete oder ist er selbst so eingebildet oder was schlimmer wäre mächtig? Oder ist er nur wahnsinnig? Seine Gedichte zeugen von etwas gelinde gesagt sehr interessanter Poesie, aber es ist auch kein Meisterwerk wie ich finde. Hm vielleicht sollten wir die Tatorte aufsuchen, immerhin werden wir dort sicher auch etwas finden.“
Selina versuchte ihre ersten Ansatzpunkte und Überlegungen zu setzen, wirkte aber sonst, während des Gespräches eher wie ein ruhiger Fels, als wirklich interessiert an dem aktiven Gespräch, doch als es auch schon zu Ende war, verabschiedete sie sich von dem Baron.
„Einen schönen Abend, werter Baron.“
Dann streifte sie sich wieder ihren Mantel über und ging mit den Anderen zur bestellten Kutsche in welcher sie jetzt saß.
Dort sitzt sie nun und schaut mit einem etwas grimmig wirkenden Lächeln zu dem Halbelfen aus dem Hauses Lyrander, welchen sie freundlich begrüßt.
„Einen schönen Abend, wenn er auch nicht so aussieht.“
Allerdings merkt man schnell, dass sie nicht wegen dem Fahrer der Kutsche so ernst schaut.
Sie sagt zu ihm mit einer freundlichen Stimme.
„Zum Glitzerstaub-Club, bitte.“
Doch dann wendet sie sich den Anderen zu und fragt mit einer skeptischen Mine.
„Oder muss noch irgendwer wohin und erachtet es als dringender?“
Dann lässt sie sich allerdings wieder in den Sitz fallen und versucht irgendwie Schutz vor der kriechenden Kälte zu finden, während ihre Gedanken erneut, um den noch im dunklen liegenden Fall, kreisen. Allerdings sagt sie dann noch etwas eher in den Raum als irgendjemand direkt anzusprechen.
„Wenn nach unserem kleinen Entspannungsaufenthalt, noch Zeit ist, sollten wir abhängig von dem was wir finden, noch die Tatorte aufsuchen. Außerdem glaube ich, dass sein Gedicht auch Hinweise enthält wie alles vonstatten gehen soll.“
“Vielleicht will er auch nur eine Herausforderung gegen uns stellen? Wer weiß?“
Dann schließ sie allerdings die Augen und denkt über das Gedicht und seinen Inhalt nach.