Der Wind wirbelt Joannes Haare erneut auf, als sie in Begleitung von Talen, Sarelo, Aerin und Bollwerk das Deck erreicht. Die Fünf geraten sofort in einen neuen Kampf, gegen dieselben schleimbedeckten Kreaturen wie vorhin - und etwas schlimmeres, bedrohlicheres, das den Kapitän gnadenlos bedrängt.
Auch wenn ihr Herz mit Sorgen erfüllt ist, lässt die Edelfrau den Mut nicht sinken. "Wesen, die zu Aberrationen werden... Sie mögen sich davon unnatürliche Stärke erhoffen. Etwa weil ihre ursprünglichen Gestalten ihnen zu schwach erscheinen?" Dieser Gedanke bringt die Gelehrte auf eine Idee, die sie nicht zögert ihren jetzigen Gefährten und dem verbliebenen Matrosen mitzuteilen:
"Der Schleim macht die Biester zäher! Zielt auf die Stellen, die frei davon sind!"
Sie weiß jedoch, dass das schlickbehaftete Fußvolk, so brutal und verbissen es kämpfen mag, nur eine geringe Hürde ist, angesichts der hoch aufragenden Kreatur im Hintergrund.
Die junge Frau legt die linke Hand auf das Symbol der Göttlichen Heerschar, das von der bist zum Kragen zugeknöpften Sutane verdeckt wird, senkt den Kopf und betet leise:
"Dol Arrah, hilf deiner Dienerin, Ordnung zu bringen, wo Chaos zu obsiegen droht. Erfülle die drohende Finsternis mit deinem Licht. Erleuchte mein Herz, auf dass wir den Schrecken niederringen mögen. Amen."
Wort für Wort, scheint sanftes, weißes Licht immer heller und intensiver von der Gestalt der Theologin auszugehen; am stärksten umgibt es ihren Kopf, wie eine Art Heiligenschein. Wie eine göttlich inspirierte Vorkämpferin schreitet sie darauhin voran, mit festem, Hoffnung tragenden Blick.
Und einem kurzen, aber umso innigeren Seitenblick zu Talen.
Sarelo beobachtet nur beiläufig, wie der Kampf in seiner näheren Umgebung verläuft. Bollwerk steht wie ein Fels vor den abartigen Kreaturen, unangreifbar, ja unnahbar scheint er sich im Kampf gegen sie behaupten zu können. Zudem hat er Verstärkung von einem Seemann bekommen, weshalb der Tod des Ungeheurs neben ihm unmittelbar bevorstehen muss.
Ganz anders sieht es jedoch bei Kapitän Deniel aus. Er wird von etwas in die Luft gezogen, das von dem schrecklichen Monster vor ihm ausgehen muss. Sarelo eilt bei diesem Anblick einige Schritte zur Seite, um einen Pfeil auf das Monstrum schießen zu können, um es ein wenig zu Schwächen. Zwischen dem Professor und seinem Ziel windet sich lediglich eines der schelimigen, schwarzen Geschöpfe im Todeskampf auf dem Boden des Schiffes. Sarelos Zauber, den er auf seinen Bogen gelegt hat, verbessert seine Zielgenauigkeit so sehr, dass er den Schuss absolut versieben müsste, damit er sein Ziel verfehlt.
Eigentlich hatte Bollwerk geplant, nach dem Niederstrecken des ersten Gegners direkt gegen den riesigen Feind vorzugehen, der gerade gegen den Kapitän des Schiffes zu gewinnen scheint, doch der gerade neu hinzugekommene Schwarzgeschuppte macht diesen Plan vorerst zunichte. So wendet er seine Aufmerksamkeit dem schleimigen, schwarzen Gegner zu, dessen erster Angriff so fruchtlos an den dicken Adamantplatten abgeglitten ist. Ein menschlicher Kämpfe hätte den Schwarzgeschuppten wohl jetzt ausgelacht, sich sicher und unverwundbar wähnend in der adamantenen Rüstung, doch ein solcher Hochmut ist dem Kriegsgeschmiedeten fern. Stattdessen holt er wieder mit seinem Kriegshammer aus und lässt ihn auf seinen Gegner niederfahren, den Hinweis der jungen Frau beachtend und auf eine der anscheinend verwundbareren Stellen auf dem schleimigen Körper zielend.
Sarelo schießt einen meisterhaft gezielten Pfeil ab, welcher nur Milimeter an Bollwerk und seinem Gegner vorbeifliegt und schließlich direkt in den Rücken der monströsen, abberanten Kreatur knallt.
Das Wesen, welches den Kapitän fest im Haltegriff hält, zuckt weder zusammen, noch macht es sich auch nur die Mühe sich nach dem Schützen umzuwenden. Das Geschoß fällt von den schwarzen Schuppen einfach ab, ohne eine Verletzung zu hinterlassen.
Währenddessen schmettert Bollwerk einen weiteren seiner Gegner mit dem Kriegshammer zu Boden.
Talen sieht wie bemerkbar gut sie bisher mit den Feinden zurecht gekommen sind, doch der Anführer steht immer noch aus und nach dem Schuss des Professors scheint das Besiegen eben dieses noch weiter entfernt als vorher.
Doch dabei bemerkt er auch die Blick und die Veränderung von Joanne durch das Gebet. Einen Moment ruht dieser auf der engelhaften Joanne und in seinem Blick spiegelt sich Zuversicht, Verliebtheit und keimende Hoffnung wieder.
"Wie ein traumhafter Engel, mein Engel."
Er reißt die Armbrust hoch, beachtet Joannes nützlichen Tipp und zielt auf den letzten Verbliebenden der Schuppenwesen. Da er völlig frei steht, hat Talen keinen großen Bedenken beim Zielen. Doch fast im selben Moment wie sich der Schuss löst, lädt Talen nach und nähert sich etwas weiter dem Anführer. Er hofft, dass alles gut geht und überliegt fieberhaft wie er diesem Wesen beikommen kann.
Talen´s Bolzen bleibt im Bauch der Kreatur stecken und schwarzes Blut und Schleim quillen dick hervor. Noch hält sich das Wesen auf den Beinen und faucht schrill in Richtung des Cyrers.
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Ohne lange zu zögern macht Aerin einige Schirtte und zielt noch im Laufen um gleich den nächsten Bolzen auf eines der Ungetüme schnellen zu lassen. Noch hat er es nicht aufgegeben den sterbenden Seeman zu retten, er weiß, dass vermutlich ein Treffer mit den magisch verstärkten Bolzen ausreichen würde um die unsäglichen Wesen ihr Leben aushauchen zu lassen. Mit grimmigen und siegessicheren Blick lässt er den Bolzen losschnellen, in der Hoffnung diesmal zu treffen. Doch mit grimmiger Miene muss er zusehen wie ein weiterer Bolzen in die Weiten des Meeres hinaus gleitet.
Die Kreatur, welche von Talen schwer verletzt wurde, stürmt wütend auf den Mann aus Cyre zu, doch die Präzision reicht nicht aus, um die Speerklinge in Fleisch zu stoßen.
Die riesige Kreatur lässt indessen den Kapitän der Lyrian auf die Holzplanken fallen, wo dieser leblos zusammensackt. Langsam und erhaben dreht sich der schwarze König der aberranten Meereskreaturen um und fixiert Bollwerk mit seinen leeren blass-weißen Augen.
Fahles Mondlicht bricht genau in diesem Moment zwischen den Wolken hervor und erhellt den Körper der Abscheulichkeit. Auf den schwarzen Schuppen glitzert grüner Schleim und eitriger Geifer tropft aus dem zahnbewehrten Schlund hinab. Ein tiefes, grollendes Fauchen rollt über das Deck, genau auf den Kriegsgeschmiedeten zu. Majestätisch thront das Wesen dort. Den Dreizack in den gewaltigen Händen wartet es auf einen Angriff. Welches Instrument jedoch den Kapitän gerade in gut fünf Fuß Entfernung in der Luft gehalten hat, bleibt vorerst ein Rätsel.
Der übrig gebliebene Seemann scheint sich indessen nicht sicher, was er nach Fall seines Kapitän´s tun soll. Das Schiff unterliegt nun keiner Kontrolle mehr. Er rennt zum Mast und klettert hastig ein Stück hinauf, um sich scheinbar von der Lage zu überzeugen.