Weiter und weiter schieben sich Tulin und Vesin langsam an der Wand entlang auf das Licht am Ende des Korridors zu. Hin und wieder ertönt das Geräusch von versehendlichem Kratzen einer Zwergenrüstung an der Wand; ein schrilles Geräusch, dass die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Tulin und Vesin scheinen jedoch die einzigen zu sein, die von diesen Geräuschen etwas mitbekommen, denn das mit jedem Schritt lauter werdende Geräusch von Spitzhacken auf hartem Gestein tönt stetig durch den Korridor.
Als die Zwerge schließlich das Ende des Korridors erreichen und mit Vorsicht hinausspähen, bietet sich ihnen ein Anblick, der selbst gestandenen Zwergen den Atem stocken lässt. Der Balkon, der noch größer ist, als der Eingangssaal, reicht nur ein kleines Stück in die riesige, von vielen Feuern erhellte, kesselartige Höhle, die sicherlich eine Meile im Durchmesser zählen mag. Es ist schwerlich vorzustellen (selbst bei Zwergen), dass diese Höhle angesichts ihrer Größe künstlich erschaffen wurde, trotzdem sind die Wände (bis auf einige Balkone, Reliefe und Fenster) Spiegelglatt, sodass nicht einmal ein Baumeister des kleinen Volkes mit Sicherheit sagen könnte, wie und vor allem wie lange die Erbauer dieses Meisterwerkes der zwergischen Baukunst diese Halle errichtet haben. Die Wände weisen keinerlei Spuren von Spitzhacke oder Meißel, aber auch genauso wenig von Mörtel oder Putz auf; andererseits sind Vesin und Tulin keine Experten auf diesem Gebieten und können dies nicht mit Sicherheit behaupten.
So bleibt den Zwergenkriegern nur die Verwunderung über die glanzvolle Zwergenstadt, welche Jern Varastot mit Recht in ihrer Pracht nur wenig nachsteht. Mit Mühe könne sich die Zwergenbrüder vorstellen, wie großartig dies Zwergenbinge einst gewirkt haben muss, als die Duergar die Zierrade – vermutlich aus kostbaren Materialien – deren Spuren überall erkennbar sind, die kunstvoll gefertigten Statuen und die vielen Mosaike auf dem Boden der Höhle noch nicht zerstört hatten.
Linker- und rechterhand am Balkon befinden sich Treppen, die hinab auf den Boden der Halle führen. Tausende Gebäude sind dort zu erkennen, von denen die größten (vermutlich Tempel des Moradin und Clangeddin) in Schutt und Asche liegen. Rasch bemerken Tulin und Vesin auch den Ursprung des Geräusches, das sie bereits im Korridor vernahmen. In der Mitte Halle befindet sich ein riesiges Loch, in dem es von Duergar nur so wimmelt, die allesamt damit beschäftigt sind das Loch immer tiefer und tiefer in das Unterreich hinein zu graben. Wie ein Leib schlagen sie im monotonen Takt großer Trommeln mit ihren Spitzhacken auf das harte Gestein zu ihren Füßen ein. Niemand ruht, niemand faulenzt, alle sind unermüdlich darum bemüht tiefer und immer tiefer in das Gestein vorzudringen.
Tulin und Vesin können weder Wachen, noch Aufpasser erblicken, alle sind mit dem Loch beschäftigt und scheinen nichts anderes wahrzunehmen. Wonach die Duergar graben, können die Brüder jedoch nicht erkennen, aber es muss sich tief in der Erde befinden, denn das Loch ist jetzt bereits dutzende Lachter tief und mindestens zwanzig Lachter breit.
Es scheint allerdings nicht der erste Versuch gewesen zu sein, denn rechts von dem Loch befindet sich ein zweites. Es führt schräg in die Wand der Halle hinein, doch wie tief die Duergar dort gegraben haben und warum sie ihr Tun unterlassen haben, kann von hieraus nicht erkannt werden.