Als Lazard näher kommt, streckt Willow die Arme aus und nimmt seine Hände in die ihren. Einen quälend langen Augenblick lang schaut sie dem jungen Mann traurig in die Augen. Wie gerne würde sie ihn näher zu sich ziehen, ihn liebkosen, von ihm liebkost werden! Wie gerne würde sie ihr Geständnis erwidert wissen!
Und doch weiß die Sunitin genau, dass eine tiefe Wunde in Lazards Herzen, nur häßlich vernarbt verheilt, es vereitelt. Und sehr sie auch will, dass ihr Liebster sich auch ihr gegenüber öffnet, so weiß sie auch, dass sie ihm Zeit geben muss und der Wunde Möglichkeit, richtig zu heilen.
"Wir werden den dreckigen Verräter schon kriegen, das habe ich bei Sune geschworen!," beteuert die inzwischen recht müde Rächerin. "Selbst wenn er genug blutverklebtes Gold hat, um sich ans andere Ende der Reiche zaubern zu lassen, wir haben seine Spur." Trotz ihres Elans muss sie gähnen, wobei sie sich eine Hand vor den Mund hält.
"Nun ist es aber schon spät. Du solltest dich ausruhen, Lazard. Und mir kann es auch nicht schaden," lässt die Halbelfe mit einem schwachen Lächeln auch die zweite Hand von dem Schwertmagier los, gönnt ihm die Ruhe, ohne ihn zu bedrängen. Sie selbst steht auf, schnallt ihr Schwert ab und legt es auf ihr Bett, sodass sie es in der Nacht für den Fall der Fälle griffbereit hat. Während sich ihr Stiefbruder schlaffertig macht, kniet die junge Frau sich hin, umfasst den kupfernen Anhänger mit Sunes Gesicht und betet leise, doch inbrünstig zu der Schutzpatronin der Liebenden, auf dass sie, nach den Jahren im Dienst der Dame Feuerhaar auch Kraft habe, die eigene Liebe zu retten.
Als Willow mit dem Gebet fertig ist, ist Lazard schon eingeschlafen. Auf zehenspitzen hähert sich die Sune-Anhängerin seinem Bett und geht erneut in die Knie. Wehmut, Wärme, Erleichterung, Sorge und Ängste schwirren in ihrem Kopf, als sie ihren schlafenden Liebsten mit einer abwesenden Miene betrachtet. Zaghaft, um ihn nicht zu wecken, streckt die Halbelfe eine Hand aus und fährt dem Mann durch das Haar. Ihn zu berühren fühl sich so gut an... doch hat die Rächerin Angst, seinen Schlaf zu stören, ihm wieder Schmerzen zu bereiten, selbst wenn sie welche leidet.
Auch ihr fallen die Augen zu, das gesunde und das vernarbte. Schon im Halbschlaf drückt Willow dem anderen Halbelfen einen sanften Kuss auf die Stirn, dann senkt sich ihr Kopf aufs Kissen neben dem seinen, und trotz der unbequemen Lage, schläft die erschöpfte Streiterin Sunes schließlich ein.