Kaspar hatte diese Reise voller Wut begonnen, denn es war eine Reise, die er nie antreten wollte. Er war ganz glücklich mit der neuen Aussichten auf sein Leben. Aber dann war er dumm genug einmal nett zu sein und was war das Ergebnis? Alles war dahin, dank eines neuen Standes als gesuchter Verbrecher in Meznamish. Und warum? Weil er so dämlich war, einer wildfremden zu helfen. Der Grund für diese uneigennützige Tat blieb ihm auch weiterhin ein Rätsel, vor allem im Angesicht des Schadens, denn das Handeln nach sich führte.
Seinen Mangel an Begeisterung hatte in den folgenden Tagen auf hoher See ziemlich viele Leute spüren lassen, vor allem aber an seiner Fluchtpartnerin Zeminah, wie die Frau heißt, für die er unfreiwillig seine Arbeit im königlichen Zoo aufgegeben. Von Zeminahs Entschuldigungen und dem tapferen zur Wehr setzen gegen die Sticheleien und offenen Anfeindungen Kaspars, hatte dieser sich offensichtlich nicht beeindrucken lassen, denn er trieb sein dreckiges Spiel, bei dem er hoffte sich besser zu fühlen, wenn sich andere schlecht fühlen, weiter.
Inzwischen schämt sich Kaspar für dieses Verhalten. Er hat sich sogar schon dafür entschuldigt, mehr als nur einmal. Denn als er es übertrieben und Zeminah an den Rand ihrer Belastbarkeit getrieben hatte, bemerkte er, dass er dort in etwas hereingerutscht war, dass er so nicht wollte und nicht mal erahnte.
Normalerweise funktionierte seine Taktik. Er fühlte sich immer besser, wenn er wusste, dass es anderen schlechter geht, als ihm. Doch nachdem er Zeminah verjagt hatte, war ihm mehr als Elend zu Mute. Es war dem Zufall geschuldet, dass Zeminah und er zu diesem Zeitpunkt auf dem Schiff festhingen, so dass Kaspar noch die Chance bekommen sollte, es wieder gut machen zu können.
Auch wenn Zeminah ihm inzwischen verziehen hat, Schuld verspürt er noch immer, wie oft sie ihm auch sagte, dass er sich nicht sorgen müsste, mit einer Stimme die seine Lage fast noch schlimmer machte, denn ihre Zuneigung hatte er nicht verdient, wie oft sie ihm auch sagte, dass dies nicht stimmen würde.
"Das kann ja heiter werden." Sagt Kaspar, als der Seegang spürbar stärker wird und die ansteigende Geräuschkulisse beginnt von großer Hektik an Bord des Schiffes zu erzählen. "Aber erstmal sind wir wohl in einem Sturm geraten."
Vor einem Sturm hat der Waldläufer gehörigen Respekt, zumindest solange sie soweit weg von einem Ufer sind. Seinen Magen scheint dies jedoch weniger zu stören, denn Kaspar hat inzwischen genügend Erfahrung mit der See gesammelt, nachdem seine letzte Schiffsreise - exakt in die andere Richtung - nur einige Wochen her ist.
Schnell schmeißt der junge Mann seine Sachen grob in den Rucksack, damit er ihm im Notfall schnell greifen könnte - auch wenn er ihn wohl abstoßen müsste, wenn sie ernsthaft gezwungen wären sich mit etwas anderem als einem Schiff vorbewegen müssten, dann sagt er zu seiner Zeminah: "Ich schaue mal nach oben. Verschaffe mir einen kleinen Überblick; und vielleicht kann ich mehr tun, als nur im Weg herumstehen."
Danach macht sich Kaspar daran nach oben zu verschwinden, um zu schauen ob irgendwo Muskelkraft, die kein Wissen über Seefahrt voraussetzt, gebraucht wird. Außerdem will er wissen, ob es zur Not auch Rettungsboote gibt.