"Wartet einfach", gibt Sherring zur Antwort.
"Es ist viel undurchsichtiger geworden, durch die Vereinigung der beiden Teile des Baumjuwels. Sehr gut..."Eine Minute vergeht....
Noch eine.......
Plötzlich überkommt euch, einen nach dem anderen, ein merkwürdiges Gefühl. Es scheint so, als würde sich die vertraute Wirklichkeit beginnen aufzulösen. An ihre Stelle tritt zunächst eine beängstigende Leere. Ihr habt das Gefühl zu fallen.
Die Umgebung um euch herum, wirkt mit einem Mal künstlich. Ihr fühlt euch, als wäret ihr im Inneren eines Bildes. Oder eines Liedes.
Ihr seht jetzt euren Körper gewissermaßen von außen. Er wird immer kleiner, und eure Bindung an ihn schwindet. Immer schwereloser.
Und schließlich trennt ihr euch auch von euren Gedanken, die auch immer kleiner und kompakter werden, bis sie nur noch auf einen einzigen Punkt in Raum und Zeit reduziert hinfortschweben.
Ihr seid in vollkommenes Nichts getaucht, und dieser Moment scheint die Ewigkeit zu sein.
Schlagartig aber hebt sich der Vorhang wieder, und ihr reist durch eine Felswand die euch *irgendwie* bekannt vorkommt, aber zu diesem Zeitpunkt, könnt ihr sie nicht genau einordnen. Ihr fliegt einfach so hindurch, körperlos und schwerelos. Befindet euch inmitten einer gewaltigen Halle. Die Wände könnt ihr nicht sehen, ebensowenig irgendetwas anderes, aber ihr spürt, dass ihr "im Berg" sein müsst.
Langsam kehren jene Dinge zurück, die ihr als "Ich" betrachtet. Zuerst die Gedanken, dann das Gefühl für den eigenen Körper.
Auch wird es langsam heller, ihr erkennt eure Umgebung:
Ihr steht - mitsamt der Fuhrleute und Wägen - in Mitten einer geräumigen Halle, die in den Berg hineingehauen zu sein scheint, so wie die Zwergenfeste, die ihr vor ein paar Tagen besucht habt. Allerdings sind die Wände - obschon sie grob bearbeitet wurden - eher die einer natürlichen Höhle. Hinter euch befindet sich nach wie vor nur nackter Fels, aber vor euch, auf der anderen Seite der Halle, befindet sich ein gewaltiges doppelflügliges Holztor, gut sechs Meter hoch. An den Wänden sind im Abstand von jeweils zwei Metern Fackeln angebracht, die in massiven gusseisernen Halterungen ruhen...
Sherring ist der Erste, der die Fassung wieder gewinnt. Seine ersten Worte sind:
"Beeindruckend, nicht wahr ?"Erst jetzt merkt ihr, dass ihr nicht alleine hier seid ! Vier Männer, gerüstet in blank polierte Kettenhemden, mit einem weißen Wappenrock, auf welchem ein Goldener Kelch prangt. Über dem Kelch ist das heilige Symbol von Ilmater zu sehen - zwei Hände, mit roten Riemen zusammengebunden. Blut tropft von ebendiesen Händen in den Kelch hinein.
Die Männer kommen zunächst misstrauisch auf euch zu, bis sie etwas näher sind, und Sherring erkennen. Schlagartig erhellt sich ihr Gesichtsausdruck, doch noch immer ist Anspannung zu erkennen, und zwei von ihnen haben noch die Hand am Griff ihrer Breitschwerter.
Einer von ihnen, offenbar der Anführer, ein noch recht junger Bursche mit wallendem blonden Haar und einem leicht pausbäckigen Gesicht, begrüßt euch warmherzig auf damaranisch:
"Willkommen im Hauptquartier, Neffe von Emelyn dem Grauen. Wir haben eure Ankunft früher erwartet, und eigentlich wollte euch Sir Drachenbann persönlich begrüßen.... Trotzdem gebietet mir meine Pflicht, dass ich euch über folgendes informiere: Das Eis in der zweiten Kammer des goldenen Vogels ist gebrochen"Ohne zu zögern antwortet Sherring, wie aus der Pistole geschossen:
"Also wird in der siebten der Sturm kommen."Jetzt ist auch die Anspannung der anderen verflogen, und die Hände werden von den Griffen der Schwerter genommen.
"Öffnet das Tor", ruft der blonde Soldat über die Schulter nach hinten. Kurz darauf, beginnt es laut zu knarren und zu quietschen....