Gnax scheint Einwände zu haben, verkneift sie sich aber. Leise seufzend manövriert er sich aus dem viel zu großen Sessel heraus, wobei er fast über die Lehne stolpert. Er ist mehr kontrolliertes Fallen statt Laufen, das ihn vorwärts bewegt. Es klingt, als trample eine ganze Schausteller-Familie über das Holzparkett. Sein Ziel ist die kleine Statuette, die unscheinbar auf dem Tisch herumsteht.
Erst einmal stellt er sie auf den Boden, bevor er das Befehlswort nennt. Es hat Tage gedauert, den Schutt wegzuräumen und den Boden wieder begehbar zu machen, ohne dabei alle zwei Schritt nach seinen kleben gebliebenen Schuhen sehen zu müssen. Würde der Tisch auch noch zerstört, könnte man den Salon direkt umfunktionieren.
Innerhalb von Sekunden wächst die Obsidianfigur zu einer nahezu menschengroßen Gestalt heran „Ihr wünscht etwas, Großmächtiger?“, fragt er mit salbungsvoller Stimme.
„Ja! Geh da raus und räum den äh, Unrat fort. Wir müssen dort hindurch!“, befiehlt der kleine Gnom auf das Sichtfenster deutend. „Benutz die Torpedoschächte, um herauszukommen! Wir haben ohnehin keine mehr an Bord.“
„Ich danke Euch für diese Information, o weises Auge der Voraussicht!“, antwortet der Homunkulus. Böse Zungen könnten behaupten, einen kritischen Unterton in seiner Stimme zu vernehmen. „Aufgabe wird initialisiert!“
Damit verschwindet er in die Enge, die Davis um ein Haar lebenslang vernarbt hätte. Gudbrash entspannt sich merklich. Seine Schultern sacken ab, Luft entweicht seiner Lunge und die Lider werden schwerer. Es gibt wahrscheinlich nichts auf der Welt, dass einen Ork davon überzeugen kann, etwas Magischem zu vertrauen, gleich wie harmlos es auch sein mag. Dementsprechend grollend lädt er alles ab, was er gerade erst eingesammelt hat.
Die nächsten drei Stunden vergehen ereignislos. Wen es interessiert, der kann das Konstrukt bei seiner Arbeit beobachten. Dabei entsteht schnell der Eindruck, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Keiner der Anwesenden könnte derartiger Belastung so lang standhalten. Entweder wären die Gase zu gefährlich gewesen oder die Anstrengung zu groß. Den Homunkulus brauchen die Umweltbedingungen nicht zu scheren. Er gräbt, zerrt, hebt und schlägt, wie es von einem Automaten zu erwarten ist.
Stück für Stück trägt er den Unrat ab. Gerade macht er sich an der Schale einer Riesenmuschel zu schaffen, da geht ein tiefes Knirschen durch den Damm, das sogar durch die stählernen Schiffswände zu hören ist. Er wirkt für eine Sekunde, als beuge er sich vor wie ein alter Mann. Ein Ruck geht hindurch, danach ein zweiter. Biomasse regnet wie braun-grüner Schlamm auf das Schiff hinab. „Oh-oh!“, entfährt er dem Gnom, bevor er den Hebel für Rückschub nur so in die Konsole drischt.
Rumpelnd bewegt sich das Schiff zurück, fort von den Verdauungsresten, die sich wie eine gewaltige Flutwelle über ihm aufbäumen. Der Obsidiangnom ist noch für einen Moment zu sehen, dann stürzen Tonnen von Unrat in einer zermalmenden Flut auf ihn herab. Es fühlt sich an, als trete ein Riese gegen das Schiff. Wieder einmal purzeln Senesta, Davis und Gudbrash durcheinander, während es sich stöhnend zur Seite legt.
„Äh...der Weg ist frei!“, lässt Gnax nach einer Weile verlauten. „Wir können...oh-oh!“
Diesmal klingt es wesentlich beunruhigender. Wer seinem Blick folgt wird geneigt sein, ihm zuzustimmen. Jemand hat den Schuttberg erklommen. Eine an einen Hai erinnernde, in eine seltsame Art Rüstung gehüllte Kreatur starrt mit schwarzen Augen auf sie herab. Durch das verschmutzte Sichtfenster ist sie kaum zu erkennen. Anscheinend ruft sie etwas nach hinten. Leider ist ihre Stimme nicht hörbar.