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Autor Thema: Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...  (Gelesen 27344 mal)

Beschreibung: Cyparus` Ankunft

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Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #210 am: 01.07.2010, 22:03:56 »
Besänftigend schüttelt Qocautha den Kopf.
“Nein, Weichhaut! Die Locatha von Bollwerk werden euch zunächst misstrauen, ganz gleich, was ihr tut. Ihr seid Oberflächler. In der Vergangenheit hat unser Volk nicht viel positive Erfahrung mit eurer Art gemacht. Doch hadert nicht; wenn sie von eurem Mut und eurer Opferbereitschaft erfahren, werden sie euch gebührend ehren.
Ihr werdet Kost, Wasser, Schlaf und eigene Räumlichkeiten erhalten. Wenn es die Zeit zulässt, werde ich euch wahrscheinlich sogar herumführen dürfen, wie es euch beliebt. Die Zeit des Fliehens ist vorüber!”
Alle vier Fischmenschen wirken zutiefst erleichtert, wie Qocauthas Worte verdeutlichen. Ihre Flossen haben ein kräftiges Blau angenommen, was sie in der Weite des Ozeans fast unsichtbar werden lässt. Die Meeresrösser sind ebenso aufgeregt und schlagen unablässig mit ihren kräftigen Schwänzen aus. Ihr Schnauben hat etwas Beruhigendes.
Qiooah ist ein steinernes Sinnbild von Sicherheit, wie sie Shadi und Cyparus seit Tagen, wenn nicht Wochen vermisst haben. Uuhicath war unvorbereitet, insbesondere auf einen Angriff aus den Tiefen ihres Heiligtums selbst. Diese Stadt hingegen wird von ihnen gewarnt werden.
Sie wird Zeit haben, sich zu rüsten, die Truppen zu massieren und eventuell andere Siedlungen um Unterstützung zu bitten. Die Nachricht wird sich verbreiten.
Obwohl verletzt und erschöpft, haben es die Menschen und ihre unterseeischen Begleiter geschafft aus dem verendenden Uuhicath zu fliehen. Sie haben überlebt, um andere von dem Schicksal derer zu bewahren, die von den Sahuagin getötet oder fortgeschleppt wurden.
Inzwischen haben ihre Reittiere sie in das weite Algenfeld hineingetragen. Unter ihnen wiegen sich die wellengleichen Kolonien in der sanften Meeresströumung, illuminiert von den Strahlen der Sonne, die zu ihnen herabfallen. Qiooah liegt anscheinend höher als Uuhicath, da es insgesamt heller und wärmer ist
Meilenweit um sie herum erstrecken sich Plantagen, kleinere Steinformationen und unterseeische “Ackerfläche”. Die Locatha haben lange Reihen aus großen Pfeilern errichtet, zwischen denen Seile gespannt wurden. Daran hängen weitere Schnüre, die über und über mit Muscheln bedeckt sind. Wovon sie sich ernähren ist nicht sichtbar, aber sie scheinen zu gedeihen.
Auf den Felsen wachen große Kolonien von Korallen, zwischen denen sich hauptsächlich Seesterne und -schnecken tummeln. Vermutlich werden sie auf dort zum Verzehr gezüchtet.
Ialoc gibt ein kurzes Gurgeln von sich und deutet in Richtung der Klippenstadt. Aus der Ferne nähert sich schnell eine Gruppe aus berittenen Locatha. Innerhalb weniger Minuten haben sie bis zu der wartenden Gruppe aufgeschlossen.
Es sind insgesamt sieben, sechs von ihnen komplett in schwere Korallenrüstungen gehüllt. Ihre Rösser sind wesentlich muskulöser als die Exemplare aus Uuhicath und zudem in Lederharnische gehüllt, die mit scharfen Knochenklingen besetzt sind. Ihr vermutlicher Anführer ist mit einem Lederharnisch wesentlich leichter gerüstet. Sein Tier ist reich mit Perlenschnüren behangen, als sei es ein Feiertagsopfer oder Teil einer pompösen Prozession.
Die Krieger strahlen eine unterschwellige Drohung aus, die sich in der rot-gelben Färbung ihrer Kämme und Flossen widerspiegelt. Aus ihren Mienen ist ebenso wenig zu lesen wie gewohnt. Physisch scheint es keine Unterschiede zu ihren Artgenossen aus den tieferen Regionen des Ozeans zu geben.
Beide Partein begrüßen sich, als wären sie alte Freunde. Es gibt Umarmungen, Stirn wird an Stirn gepresst und die Finnen beginnen einen eigenen Tanz aus Heben, Senken, Schwenken und Zittern. Worte werden zunächst nicht ausgetauscht.
Langsam geht das Rot der Verteidiger zugunsten eines reinen Gelbtons zurück, der bereits wesentlich freundlicher wirkt. Shadi und Cyparus werden weitestgehend ignoriert.
Sie müssen einige Minuten warten, während alle wild durcheinander zu gluckern beginnen. Die Reaktion der Krieger auf Qocauthas Bericht umfasst aufgerissene Augen, Verwünschungen und ein breites Spektrum ausdrucksstarker Farben, die sich teilweise von einem Moment zum nächsten ändern.
Schließlich bedeutet der Anführer Qocautha mit erhobener Hand zu schweigen. Betont wendet er sich den Menschen zu, die die ganze Zeit über völlig außen vor gelassen wurden. Wie auch Krumschak starrt er insbesondere auf Cyparus Kampfspuren, Shadis Armstumpf und ihr Amulett. Dann mustert er ihre abgekämpften Mienen, als suche er etwas darin.
“Danke!”, plätschert er schließlich.
“Ich Nuliih! Ih´ qommt mit! Sag, wer ih´? Was bassiert?”
Wie auf Kommando geben die Locatha ihren Rössern durch Schenkeldruck zu verstehen, in Richtung Qiooah zu schwimmen. Die Tiere gehorchen nur allzu gerne, zumal ihnen die roten Algen nicht zu bekommen scheinen, rühren sie doch keine davon an.
Qocautha positioniert sich rechts, Nuliih links neben den Oberflächlern. Die Geste hat absolut nichts bedrohliches, im Gegenteil.

Cyparus

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #211 am: 02.07.2010, 18:26:17 »
Die Zeit des Fliehens ist vorrüber. Diese Worte lösen in Cyparus etwas. Erleichtert atmet er tief in seine Atemblase und fühlt sich als würden ihm einige Steine von der Seele fallen. Die permanente Alarmbereitschaft fällt von ihm, so sehr vertraut er mittlerweile dem Locatha, das ihn auch nicht das Auftauchen der Gerüsteten reagieren läßt. Stumm betrachtet er das Bauwerk und die Felder rundherum. Erinnerung steigen auf und zeigen ihm ein ganz ähnliches Bild, die Klosterfeste am Rand des Gebirges und das Tal der Bauern davor. Hier hatte seine Reise begonnen, hierhin würde er wahrscheinlich nicht wieder zurück kehren. Und doch gab ihm die Fremde Festung ein Vertrautes Gefühl. Was war ihm bisher wiederfahren. Auf dem Festland wenig, er war zwar vielen Fremden begegnet, doch hatte sich davon keiner wirklich in seinem Gedächtniss eingebrannt. Dan die Reise auf der Jacintha, das Lachen der Mannschaft, das Fluchen, das Glücksspiel und der Rum. Auch wenn seine Fähigkeiten geschätzt wurden, wenn er mit anpackte hatte er doch nie das Gefühl gehabt dazu zu gehören. Und es war ihm Recht gewesen, sah er doch das betragen der Seeleute als nicht aktzeptabel an. Dann dieser plötzliche Sturm und er hatte schon geglaubt es sei zu Ende mit ihm. Bei dem Versuch auch noch das letzte Segel einzuholen war er über Bord gegangen. Und er hatte für sich mit seinem Leben abgeschlossen. Und doch hatte er überlebt, war aufgewacht in fremder Umgebung, unter fremden Wesen, in einer Fremden Kultur. Und doch hatte er hier keine Armen gesehen wie in den Hafenstädten. Der Einklang mit der Natur, das Recht des Stärkeren, ließen dies wahrscheinlich gar nicht zu. Und kurz darauf die Prüfung durch das Orakel, eine Prüfung die ihn auf der einen Seite zutiefst erschreckt hatte, auf der anderen Seite ihm zu einem besseren Selbstverständniss geführt hatte.
Und dann die sich überschlagenden Ereignisse der letzten Tage. Harnaby der den Wogen zur Prüfung übergeben wurde, Shadi, die Klerikerin, deren Glauben dem der Loacatha so ähnlich war. Und die obwohl sie der Jagdgöttin dient in dieser Umgebung ziemlich hilflos wirkte. Aber er selbst hatte nicht besser ausgesehen in der Schlacht. Sicher er hatte aus der Sicht der Locatha seine Sternstunden gehabt, und doch war er tödlich verwundet worden. Und viel schlimmer, er hatte seine Beherschung verloren, und sich seiner Wut hingegeben. Auch dies hatte ihn mehr über sein selbst gelehrt. Trotz aller Hindernisse war ihnen die Flucht geglückt, abermals war er dem Tod von der Schippe gesprungen. Ja mittlerweile war er sicher, Phieran hatte noch größeres mit ihm vor. Hoffentlich war er stark genug sich diesen Prüfungen zu stellen.

Als der fremde Locatha sich vorstellt wird Cyparus aus seinen Erinnerung gerissen. Schnell fokussiert er seinen Blick auf Nuliih, will er doch nicht unhöflich gelten. "Cyparus ist mein Name. Und es ist viel geschehen. Zuviel um es hier vor den Mauern zu erötern. Wir sind erschöpft und bedürfen dringend Ruhe."

Elthea

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #212 am: 03.07.2010, 14:08:52 »
Shadi überrascht es nicht, dass jene Locatha sie zunächst mit Misstrauen erwarten werden. Qocautha spricht weiterhin von Opferbereitschaft. Eine Eigenschaft, welche dieses Volk zweifellos besitzt. Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie verbissen sie gegen die Sahuagins gekämpft haben. Seine nächsten Worte sprechen sie in ihrem jetzigen Zutand schon eher an. Nach den aufreibenden letzten Tagen hat sie ein wenig Erholung bitter nötig. Alles, an was es ihr mangelte, wird bald in ihrer Reichweite sein. Nicht zuletzt wird dieser Ort deutlich sicherer werden. Die Haimenschen werden hier auf massiven Widerstand treffen, wie sie hofft. 
 
Sie ist froh darum, dass sie es rechtzeitig...und weitestgehend in einem Stück angekommen sind. Sichtlich entspannter sieht sie sich ausgiebig um. Dann bemerkt sie die Reiter, die zu ihr aufschließen. Bei ihren Seepferden handelt es sich offensichtlich um Schlachtrösser. Ihr Hauptaugenmerk legt sie auf den vermutlichen Anführer. Wie es ihnen geraten wurde, nimmt sie sich vor, sich zurückzuhalten und ihre Kameraden für sie beide sprechen zu lassen.   Verwundert verfolgt sie dann die herzliche Begrüßung unter den Fischmenschen. Auch die Farbe ihrer Flossen nimmt einen beruhigenderen Ton an.

Schweigend beobachtet sie wie eine Außenstehende den angeregten Wortwechsel. Die junge Klerikerin fragt sich, wie dieses Volk Situationen wie diese zu handhaben wissen. Dass ihre Feinde aus ihrem Heiligtum entspringen, scheint eine gänzlich neue Bedrohung zu sein, eine neue, unbekannte Gefahr. Sie weiß noch, wie erschüttert ihre Mitstreiter waren.  Nachdenklich blickt sie nun den Locatha an, der sich an sie wendet. Kurz nickt sie ihm zu, als er sich vorstellt.

„Mein Name ist Shadi. Ich bin eine Dienerin Ulvas und wurde eingeladen, an einer Führung durch Uuhicath teilzunehmen, nachdem wir einen Kampf mit der Schiffsbesatzung meiner Reisegelegenheit verhindert haben. “ Kurz wartet sie und lässt den Mönch sich vorstellen. Sie muss Cyparus zustimmen, doch es erscheint ihr wichtig, dass alles Wichtige zuerst gesagt wird. Während sie weiterschwimmen, fährt sie daher mit ihrer Erzählung fort. „Ich soll euch ausrichten, dass der Feind Sekolahs Stimme bei sich hatte und von einem Schwarzzahn angeführt wurde. Im Orakel haben sie auf diesen Angriff hingearbeitet. Auch wurde mir ein Schriftrollenbehälter mitgegeben, den ich an euch weiterreichen soll...“  Endet sie zunächst und merkt wieder, dass sie sich nicht übernehmen darf...Tief atmet sie ein und aus.

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #213 am: 07.07.2010, 07:10:53 »
Nuliihs Miene verfinstert sich, als er Shadis Worten lauscht. Seine Flossen legen sich an und wechseln ihre Colorierung rasch von Gelb zu einem brütenden Dunkelrot. Ein Rumoren dringt aus seiner Kehle, das Qocautha zu einem schweren Seufzer verleitet. Einige Worte werden ausgetauscht.
Hinter den Menschen sind die übrigen Locatha in einem ebenso regen Austausch begriffen, der von geradezu absurd heftiger Gestik begleitet wird. Ihr Farbspiel gaukelt einen unterseeischen Regenbogen vor. Besonders die Krieger glühen regelrecht in ihrem Zorn.
Nuliih redet schnell auf Qocautha ein, dem nur zu nicken und zuzuhören bleibt. Dann ruft er ein einzelnes Wort, das wie ein Befehl klingt. Sofort spornen die Fischmenschen ihre Rösser an, schneller in Richtung der Feste zu schwimmen. Bezeichnenderweise stößt so manches Ross ein erschöpftes chnauben aus.
“Ich Leid!”, entschuldigt (?) sich ihr Anführer. “Viel Eile qeboten!
Ih´ Ruhe werde beqommen, auch Qost und fahles Wasser. Fier eine Weile seid Ghesde, seht Qiooah. Ih´ unser Vertuen habt ve´dient, wir wissen! Uns viel ersahlt!”
Er blinzelt langsam, fast krötengleich, um streckt dann zögerlich seinen Arm nach den Oberflächlern aus. Es scheint ihm schwerzufallen, aber er legt seine Hand andeutungsweise auf ihre Schultern. Zwar streifen sie nur kurz seine Finger, aber er zieht sich trotzdem zurück, als sei ihm ein höchst unangenehmer, viel zu intimer Kontakt aufgezwungen worden.
Qocautha scheint überrascht; seine Augen zollen Respekt, wo es seine Mimik nicht vermag. Offenbar sind die Locatha von Qiooah wirklich nicht sehr vertrauensvoll. So offen empfangen zu werden scheint ein Privileg zu sein.
“Ih´ suerst su Heiler, sbaater reden wir. Sucht selbs´ Fiehrer aus!”, blubbert Nuliih, bevor er ihnen zunickt und mit Qocautha losprescht, weg von der restlichen Gesellschaft und schnellstmöglich über die Felder hinweg in die Stadt hinein.
Sofort richten sie alle Blicke auf die Menschen. Die wieder in ihren Mantel gehüllte Huilo lenkt ihr Tier näher an die beiden heran, als wolle sie Beistand versichern. Mitfühlend streicht sie über Shadis Armstumpf. Es tut weh[1], auch wenn sie nur helfen will.
An Cyparus Seite kommt Ialoc, der seine türkis gefärbten Flossen so weit aufstellt, dass er fast wie ein geschuppter, äußerst hässlicher Paradiesvogel wirkt. Irgendetwas gluckerndes entweicht seiner Kehle. Ob das positiv oder negativ ist weiß der Mönch nicht[2].
Die Krieger der Klippenstadt und Caliooq bleiben hinten, etwas schweigsamer als vor Nuliihs Verschwinden. Die Stimmung sinkt spürbar nach der Euphorie der gegenseitigen Begrüßung. Die unausgesprochene Angst vor dem Kommenden ist deutlich spürbar, ein unausgesprochener Gedanke, der mehr und mehr zum beherrschenden Gefühl wird.
 1. phyisch
 2. Motiv erkennen SG 20, positiv

Cyparus

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #214 am: 07.07.2010, 11:47:07 »
Cyparus nickt nur auf Nuliih's Worte. Auch die Berührung lässt er über sich ergehen, kennt er doch aus Uuhicath die Neugier der Locatha. Um so überraschter ist er als er die Überraschung auf Qocauthas Augen sieht. Wie es scheint sind auch nicht alle Locatha gleich. Er selbst ist ein wenig überrascht als Qocautha nun davon prescht. Hatte er ihnen nicht angeboten sie durch die Fremde Stadt zu führen? Und jetzt sollten sie sich ihre Führer selbst wählen.
Und scheinbar haben die Loacatha dies verstanden. Überrascht stellt er fest, das der schweigende und scheinbar schnell aufbrausende Ialoc an seiner Seite auftaucht. Aus dessen Geblubber wird er nicht wirklich schlau. Scheinbar bietet er sich als Führer an, ob er darüber erfreut ist oder nicht kann Cyparus aber nicht feststellen. Andererseits ist Cyparus in den Augen des Loacatha ein Krieger, wieso sollte er dann nicht von einem Krieger geführt werden? Er schaut Ialoc an und nickt. "Auch wenn ich euch nicht verstehe, nehme ich an ihr wollt euch als Führer für mich anbieten. Ich fühle mich durch euer Angebot geehrt und werde mich gerne von euch führen lassen." Ein müdes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Ob der Locatha ihn verstanden hat oder nicht, Cyparus hofft das er eine angemessene Antwort formuliert hat.

Elthea

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #215 am: 11.07.2010, 15:47:39 »
 Die junge Klerikerin hat nur ungern die Stimmung getrübt, doch hat sie es weiser gehalten, die Stadt so rasch wie möglich auf zu klären. Damit erhofft sie sich, den Bewohnern die größtmögliche Zeit der Vorbereitung verschafft zu haben. Auf die Entschuldigung des Anführers erwidert sie nichts weiter. Sie bedauert es nur, dass sie Zeuge eines solch erbitterten Krieges werden muss. Erst als er endet, nickt sie ihm kurz zu. Damit war ihre eigentliche Aufgabe erfüllt. Ein Teil ihrer Anspannung fällt von ihr ab, doch es lastet noch mehr auf ihr, als sie gerechnet hatte.
Dennoch nimmt sie erleichtert zur Kenntnis, dass ihnen in jedem Fall ein wenig Ruhe gegönnt wird. Auch der Arm lässt ihr noch keine Ruhe...
Verwundert blickt sie auf die Flossenhand, die nur widerwillig auf ihre Schulter platziert wird.

An Qocauthas Reaktion aber glaubt sie zu erkennen, dass sie gerade so etwas wie eine Ehrerbietung erfährt. So nimmt sie es mit einem schmalen Lächeln zur Kenntnis. „In Ordnung.“ Sagt sie zum Abschluss und ist froh, das zu hören. Als sie mit den anderen zurückgelassen werden,  wendet sie sich Huilo zu.  Ein wenig verzieht sie das Gesicht bei der Berührung, lässt sich aber ansonsten nichts anmerken. Die Geste als solche kann sie schließlich verstehen.  Abwartend blickt sie nun zu Cyparus und sieht dann wieder in die Runde. Ein Führer sollte ja wohl reichen.

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #216 am: 15.07.2010, 10:35:45 »
Ialoc scheint mindestens ebenso verwirrt wie Cyparus. Die Sprachbarriere ragt hoch zwischen ihnen auf, nahezu unüberwindlich, gäbe es nicht die Zeichensprache, deren elementare Inhalte beinahe jede Spezies richtig zu deuten weiß.
Der Locatha deutet erst auf sich selbst, dann die Menschen und schließlich mit besonders weit aufgerissenen Augen auf Uuhicath. „Qocautha?“, blubbert er undeutlich und ahmt einen Reitenden nach, was aufgrund seiner berittenen Position nicht gerade schwer ist.
Dann schüttelt er den Kopf, hebt seinen Dreizack demonstrativ an, klopft sich auf die Rüstung und deutet mehrfach nickend auf Huilo, die leider ebenso geringe Kenntnisse der Handelssprache zu haben scheint und bloß mit den gelb gefärbten Flossen zucken kann.
Die Soldaten wirken bereits wesentlich distanzierter und wahren auch dementsprechenden Abstand. Ihre Farben sind gedeckt, die Finnen und Flossen angelegt. Caliooq redet auf sie ein, ohne sich um Diskretion zu scheren. Das scheint eine Eigenart der Oberflächler zu sein, hat Cyparus in den Tagen unter Wasser doch nie etwas ähnliches bei den Seebewohnern festgestellt, sei es Locatha, Tritone oder Merrow.
Huilo folgt dem Dialog schweigend und lässt sich schließlich zurückfallen, um zu partizipieren. Ialoc dagegen schwimmt ein Stück vor, lässt sein Ross etwas aufsteigen und dreht sich gleich einem Artisten den Menschen zu, die Arme weit ausgebreitet. Sein stolzes Fischlächeln könnte einem Ochsenfrosch Platz bieten.
Der Grund für seine Begeisterung ist die zunehmend deutlicher zu erkennende Stadt, die hinter ihm in die Klippen und ihre Findlinge getrieben wurde. Aus der Nähe wirkt sie noch beeindruckender.
Die Bauten sind, sofern sie nicht gleich in den Fels getrieben wurden, viel wuchtiger und gleichzeitig kleiner als in Uuhicath. Die ausgebeulte Form weicht einem kompakteren Stil, der an die Burgfriede und Klöster der Heimatlande erinnert. Es gibt wesentlich weniger Türme, dafür aber auf jedem großen Fels eine Plattform samt Pavillon.
Aus den Wänden der vordersten und höchstgelegensten Strukturen ragen Speerschleudern heraus, die sämtlichst geladen sind. Die wenigen sichtbaren Straßen sind eng und kaum bepflanzt, sondern fügen sich im Gegenteil nahtlos in ihre graue Umgebung ein.
Einfache, schmucklose Bunker wechseln sich mit ausgehöhlten Felsen ab, die teilweise so aussehen, als stürzten sich im nächsten Moment nach vorn. Öffentliche Plätze scheint es nicht zu geben, obwohl genug Einwohner zu sehen sind, viele davon beritten.
Kurz vor Qiooah machen die Algenfelder und Kolonien einer weiten Fläche Platz, in der ein kleiner Forst aus allerlei Seepflanzen angelegt wurde. Dort grasen dutzende der anmutigen Seerösser, die ihre Häupter heben, als sie sich die Neuankömmlinge nähern sehen. Einige kommen ihnen neugierig entgegen.
Ialoc gluckert etwas und gesellt sich wieder an Cyparus´ Seite. In seinen Glubschaugen glüht Stolz auf diese Feste seines Volks. Sie macht tatsächlich den Eindruck, den Sahuagin standhalten zu können. Andererseits sahen auch Uuhicaths Gebäude nicht zerbrechlich aus und sind dennoch der arkanen Kriegsmaschinerie zum Opfer gefallen.
Der Klang der Muschelhörner erhebt sich erneut, diesmal überall in der Stadt, nicht bloß auf einem Aussichtsposten. Das helle Dröhnen ist so laut, dass es die Meerespferde sofort wieder verscheucht und ins Grün abtauchen lässt.  Es muss noch Meilen weiter zu hören sein. Qiooah ruft zum Krieg!

Elthea

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #217 am: 17.07.2010, 12:08:36 »
Stumm folgt die Klerikerin den anderen und betrachtet die befestigte Stadt nachdenklich. Soweit sie das beurteilen kann, lässt sie sich wohl gut verteidigen. Gefallen ist sie vermutlich noch nie oder nur selten. Und doch ist sie sich noch nicht völlig sicher, ob die Locatha an diesem Ort den Vormarsch der Sahuagin aufhalten können. Noch immer hat sie das Massaker von Uuhicath vor Augen. Ein zutiefst ungleicher Kampf, dem die Bewohner nur wenig entgegen zu setzen hatte. Als der Klang der Muschelhörner von weit her zu vernehmen ist, wird sich Shadi über ihre bedrückte Stimmung bewusst. Krieg ist ihr schon immer verhasst gewesen. Und nun befindet sie sich an einem fremden Ort; in einer fremden Welt, in der die Haimenschen gleich zwei Schlachten innerhalb weniger Tage beginnen.  Es ist eine Erfahrung, auf die sie gut hätte verzichten können. Alles was sie tun kann, ist, abzuwarten und den Verlauf des bevorstehenden  Kampfes zu ihren Gunsten zu wenden. So gering ihr Beitrag dazu auch sein mag...solange ihre Göttin bei ihr ist, wird sie die nächsten Tage auch noch überstehen...

Cyparus

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #218 am: 20.07.2010, 00:03:07 »
Cyparus zuckt nur kurz mit den Achseln und lächelt dem Krieger zu. Er hat nicht mehr die Muße sich auf eine komplizierte Kommunikation einzulassen, allerdings schaint Ialoc wirklich stolz auf seine Stadt zu sein. Und so setzt er sein Tier in Richtung Stadt in Bewegung. Als die Kriegshörner erklingen erkennt er erneut eine Ähnlichkeit zu seinem Kloster. Wenn hier die Glocken erklangen war es ein zeichen an die Bevölkerung ins Kloster zu kommen und dort Schutz zu suchen. Intuitiv schaut er über seine und erwartet fast Bauern und ihre Familien auf die Festung zuströmen zu sehen. Einen Vorteil hatte die Feste auf jeden Fall... sie war vorbereitet. Und irgendwie hatten zwei Weichäutler ihren Anteil an dieser Warnung gehabt.
« Letzte Änderung: 20.07.2010, 00:03:25 von Cyparus »

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #219 am: 20.07.2010, 01:12:25 »
Die kleine Gruppe aus Locatha und Menschen schwimmt vor zwei gewaltigen Felsen, jeder so groß wie ein Riese und breiter als ein Wachturm. Sie wurden so kunstfertig behauen, dass sie trotz der Mächte der Erosion noch deutlich als die Anlitze zweier Riesen zu erkennen sind. Beide scheinen streng auf die Neuankömmlinge herabzustarren, die sich auf die Straße zwischen ihnen begeben.
Sie besteht aus jenen steinharten Korallen, aus dem fast ganz Uuhicath gefertigt war, und ist breit wie ein Fluss. An ihren Rändern wurden prächtige, weinrote Pflanzen eingesetzt, die sich  wie löchrige Fächer in der Brandung wiegen. Sie wird gesäumt von blassgrünen, tellerartigen Gewächsen, die wie eine Art Absperrung zu funktionieren scheinen. In ihre Oberfläche wurden seltsame Muster gekratzt, die aus der Perspektive der Menschen keinen Sinn ergeben.
Überall herrscht Hektik. Die Stadtbewohner sind in heller Aufregung, diskutieren in kleinen Gruppen, sammeln ihre Habe, rüsten sich oder schwimmen in andere Teile Qiooahs. Ihre Stimmen klingen trotz ihres seltsamen Klangs und der dämpfenden Wirkung von sowohl Wasser als auch Atemblasen eindeutig furchtsam.
Die Krieger führen Cyparus, Shadi, Huilo, Caliooq und Ialoc weiter die Straße hinauf in die höheren Regionen der Festung. Die Klippen ersetzen die Hälfte des Himmels, riesige Massen von Gestein, die Vyahoou, das Ende der Welt, tragen. Ihr Ziel.
Gewaltige Bestien wie der Kraken in Uuhicath sind nicht zu sehen, dafür aber ganze Geschwader von Berittenen, die über den gedrungenen Häusern patroullieren. Sie sind allesamt so schwer gerüstet wie die Eskorte der Überlebenden, die ihnen die Neugierigen und Hilfesuchenden vom Leib hält. Auf jedem der großen Felsen dräuen nahezu komplett aus Knochen gefertigte Speerschleudern, auf denen gleich vier Harpunen liegen.
Shadi und Cyparus werden von allen Seiten angestarrt. Die unglaubliche Farbenvielfalt der Flossen um sie herum macht es unmöglich festzustellen, ob sie positiv oder negativ aufgenommen werden. Einige rufen ihnen ein paar gluckernde Worte hinterher, die eher fragend als missgünstig klingen, andere ziehen bei ihrem Anblick aggressiv die Schultern zurück, wie es Qocautha prophezeit hat.
Nach einer Weile biegen sie in eine der zahlreichen Seitenarme der Hauptstraße ab, der sie hinab in das Geröllgewirr trägt, das den Großteil Qiooahs ausmacht. Unter Geröll darf man in diesem Fall Felsen verstehen, die von einem Berg herabrollend ein ganzes Dorf planieren könnten. Jeder einzelne ist ausgehöhlt und mit Kulturen von Anemonen und Polypen dekoriert.  Fast wirken sie wie farbenprächtige Götzen.
Es ist schwierig, inmitten der ausbrechenden Kriegsvorbereitungen voranzukommen. Die Gruppe muss etwas aufsteigen, um den Massen auszuweichen. Die Menschen können nunmehr erkennen, das weit, weit unter ihnen die Felder geräumt werden, ganz wie es Cyparus erwartet hat. Manche Dinge verhalten sich überall gleich, egal ob über oder unter den Wellen. Hunderte schwarzer Punkte verlassen das farbenprächtige Schachbrettmuster, um hinter die Befestigungen zu gelangen.
Die Aussicht ist spektakulär. Es wird den Sahuagin einiges kosten, dieses unterseeische Bollwerk zu schleifen. Trotzdem ist das eigentlich Beruhigende, ihre Scharen und Kriegsgeräte nicht am Horizont zu sehen. Die Locatha haben noch etwas Zeit, um sich vorzubereiten, vielleicht sogar genug, den beiden Menschen an die Oberfläche zu verhelfen, zurück zu ihrem natürlichen Element. Wer weiß, ob die „Santy Ano“, Senesta, Davis und Efanel inzwischen dort angekommen sind. Um Harnaby und die Jäger braucht man sich wohl nicht zu sorgen.
Neben einem halb liegenden Felsen machen die Krieger plötzlich Halt und deuten auf eines der Eingangslöcher. Vermutlich wartet dahinter ein Raum ähnlich dem, der in Uuhicath hinter ihnen zusammenbrach.
Die Locatha von Uuhicath lassen die Flossen hängen, schmiegen sich kurz an ihre Leidensgenossen und verschwinden dann mit den Gerüsteten, bis nur einer übrig bleibt. Er sieht nicht aus, als wäre er auf ein Gespräch erpicht. Höchstwahrscheinlich beherrscht er die Handelssprache nicht.

Elthea

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #220 am: 21.07.2010, 19:24:40 »
Beim Anblick der steinernen Riesen wird sie sich wieder darüber bewusst, wie winzig nur sie in diesem riesigen Meer sind müssen. Ohne ein Wort zu verlieren blickt sie sich in der befestigten Stadt neugierig um. Wieder scheint ihr alles um sie herum befremdlich. Einzig die Hektik unter der Bevölkerung kann sie vollkommen nachvollziehen. Sowohl die Kriegsmaschinerie als auch die schwer gepanzerten Reiter verschaffen ihr ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Gleichwohl fühlt sie genau wegen diesen Dingen ein wenig unbehaglich. Ihr ist, als ob sie den Krieg geradezu anziehen...

Die unterschiedlichen Reaktionen auf sie und Cyparus versucht sie weitestgehend zu ignorieren. Ihre Sprache verstehen vermutlich ohnehin die Wenigstens, so würden auch erklärende Worte ihre Wirkung verfehlen. Sie belässt es somit einfach dabei, als unverhoffte – und nicht unbedingt willkommene Fremde betrachtet zu werden.  Als die Locatha plötzlich anhalten, bleibt auch sie mit ihrem Seepferd stehen und blickt verwundert zu der ihnen gezeigten Öffnung. Nachdenklich wendet sie sich dem Locatha zu, der am Ende noch bei ihnen weilt. Ob er sie überhaupt verstehen kann?  "Und nun?" Fragt sie sowohl den Mönch wie auch den Locatha. Letzteres eher, um sein Sprachvermögen zu ergründen.

Cyparus

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« Antwort #221 am: 23.07.2010, 18:00:53 »
"Ausruhen." Nur dieses eine Wort kommt über Cyparus Lippen als er sich von seinem Reittier gleiten lässt. Und doch erzählt dieses Wort die Geschichte der letzten Tage. Die Zügel seines Tieres hält er dem letzten der Locatha hin. Sobald dieser zugreifen sollte schwimmt er zu dem Loch hinüber. eine Nacht im trockenen wäre ihm willkommen, einige Momente der Ruhe um wieder zu sich selbst zu finden, seine Stärke erneut zu entdecken.

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #222 am: 28.07.2010, 03:28:09 »
Der Gerüstete nickt bloß, mustert die ihm fremden Gestalten einen Moment lang und gibt seinem Ross dann wortlos die Sporen.  Seine Gestalt verliert sich schnell im regen Getümmel, dass auf und über den Straßen Qioaahs herrscht. Aus der Ferne werden die Stimmen von Ausrufern herangetragen, die den Hörnerschall dem Volk erklären.
Die Locatha haben nicht gesehen, was Shadi und Cyparus zwischen den einstürzenden Gebäuden sahen. Sie waren nicht dabei, als die schwarzen Wolken sich ausbreiteten und alles töteten, was mit ihnen in Kontakt kam. Ihnen wurde nicht das Herz bang, weil zwischen zerbrechenden Türmen fürchterliche Kriegsmaschinen dräuten. Ihnen wurde nicht der Arm abgebissen. Noch wissen sie nicht, was durch das so friedliche Blau auf sie zukommt.
Die beiden Menschen werden sich vermutlich noch viele Jahre daran erinnern. Besonders Shadi hat seit Tagen nicht mehr ruhig geschlafen; entweder weckten sie Schmerzen oder Alpträume. Ihre Phantasie hat ihr viel zu oft geschildert, was mit den Verschleppten geschehen sein mochte. Dass sie nicht dabei ist, scheint rückblickend entweder Glück oder, ungleich schlimmer, dem Opfer vieler Unschuldiger verdanken zu sein.
Cyparus konnte ohnehin nur selten schlafen, da ihn unablässig die Kälte des Ozeans plagt. Seine Haut ist längst verquollen und vielerorts aufgeplatzt. Trotz der schützenden Wirkung des Atemzaubers läuft er teilweise bereits blau an. Wäre nicht seine harte Ausbildung, hätte ihn die Entbehrung längst zusammenbrechen lassen. Der menschliche Körper ist nicht dazu gedacht, auf Dauer ungeschützt solchen Temperaturen ausgesetzt zu sein.
Vielleicht sind es auch Lomasi und Phieran, die ihre Jünger behüten, so groß die Gefahren und Entbehrungen auch sein mögen. Das rettende Auftauchen der drei Jäger und ihre Bemühungen, die Sahuagin auf eine falsche Fährte zu locken, lassen solch eine Annahme gar nicht einmal unwahrscheinlich erscheinen.
Sei es wie es sei, beide sind erpicht, durch den Tunnel ins Innere des schräg liegenden Felsens zu gelangen. Der kurze Weg durch die Dunkelheit weckt zwar unangenehme Erinnerungen an blutrote Schwaden, eindringendes Wasser und wütende Bestien, aber die Sehnsucht nach Ruhe treibt sie vorwärts.
Der Raum, der sie erwartet, ähnelt in praktisch jeder Hinsicht ihrem Quartier in Uuhicath. Längliche Algenbecken sorgen für Atemluft und Frischwasser, eine weiche, gelbe Wabenstruktur für angemessene Nachtruhe und kleine, bläuliche Kristalle für Beleuchtung. Es gibt Essen auf einer Algenmatte, mehrere flache Gefäße und eine kunstvolle, vielfarbige Malerei an der Wand, die nichts eindeutig Identifizierbares, sondern ein Abstraktum irgendeiner Art darstellt. Es riecht nach Salz und frischem Fisch.
Die Temperatur ist wesentlich angenehmer als unter Wasser. Es ist eine unglaubliche Wohltat, sich hinausziehen und auf den nackten Fels legen zu können. Sofort platzen die magischen Luftblasen, sodass endlich wieder süße Atemluft in ihre Lungen dringt. Selbst seit Jahrhunderten stehende Gewölbeluft wäre eine nahezu himmlische Wohltat.
Die relative Trockenheit macht sich sofort an Shadis Armstumpf bemerkbar. Er konnte nicht vernünftig abheilen, da er bloß notdürftig verbunden und konstant salzhaltiger Flüssigkeit ausgesetzt war. Im Innern des Felsens, sicher abgeschirmt von den Fluten dort draußen, fühlt er sich bereits viel besser an.
Freilich ändert sich nichts an den Schmerzen, die sie zu ertragen gezwungen ist.
Es ist still; die Rufe der Locatha dringen nur als gedämpftes Echo zu den beiden Menschen vor. Sie haben endlich ihre Ruhe, sei es um zu reden oder einfach zu schlafen. Dieses Mal wird kein Gong ihren Schlaf zu Trümmern zerbrechen lassen.

Cyparus

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #223 am: 28.07.2010, 10:44:06 »
Mühsam zieht sich Cyparus in den trockenen Raum und hält anschließend Shadi die Hand hin um ihr aus dem Wasser zu helfen. Nachdem das geschafft ist läßt er sich auf den Rücken fallen und atmet erstmal ein paar Minuten einfach nur durch. Anschließend beginnt sein Verstand wieder die Kontrolle zu übernehmen. Er setzt sich auf und beginnt den Verband um seinen Körper zu lösen, bevor er noch antrocknet. Die Wunde hatte angefangen zu heilen, war aber bei weitem noch nicht ausgeheilt und würde eine ordentliche Narbe hinterlassen. Zumal die Wundränder von der Flüssigkeit aufgequollen waren. Mühsam schleppt er sich zum Waschbecken und beginnt sich mit nicht salzigem Wasser zu waschen. Insbesondere alle Wunden wäscht er penibel aus. Er war noch nicht über den Berg. Das war ihm klar und als er seine sonstige Haut begutachtet wird ihm klar das er auch sein Abhärtungstraining von neuem beginnen mußte. Die Hornhaut an Knöcheln, Ellenbogen, Hand und Fußkanten war so gut wie nicht mehr vorhanden. Aber immerhin hatte er überlebt. Stumm schickt er ein Gebet des Dankes zu Phieran. Seine Leiden waren nichts im Vergleich zu den Qualen die sein Gott erlitten hatte. In diesen Gedanken findet Cyparus Trost und Kraft.
Kurz überlegt er die Verbände erneut anzulegen, entscheidet sich dann aber dagegen. Eine Weile frischer Luft wäre wohl das richtige für die Wunde, damit sie trocknen und verschorfen konnte. Mühsam sucht er sich eine halbwegs bequeme Sitzposition beim Essen und beginnt eher wahllos etwas zu Essen.

Ansuz

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« Antwort #224 am: 06.08.2010, 17:40:54 »
Es schmerzt, den Verband abzunehmen, provisorisch wie er sein mag. Über die lange Reise hat er ihm gute Dienste geleistet, obwohl er dem Wasser – und damit dem Schmerz – kaum Widerstand bot. Sein Aufprall auf dem Steinboden klingt, als würde ein völlig durchtränktes Laken aus mehreren Metern Höhe fallen gelassen. Er sieht äußerst unappetitlich aus, kaum besser als der Mageninhalt eines Ogers.
Zwar kann Cyparus seine Wunden nicht sehen, aber betasten. Ihre Ränder sind ausgefranst, als habe sie ein grausamer Folterknecht Tag für Tag aufs Neue aufgeschnitten. Die Haut rundherum fühlt sich fast schleimig an, so weich wie der große Schwamm, der das Zimmer dominiert. Der Rest seines Körpers fühlt sich kalt wie eine Leiche an, nahezu jeder Wärme beraubt und starr. Obwohl seine Haut feucht glänzt und eine Unzahl kleiner Rinnsale an ihm herablaufen, ist sie trocken wie die Verbrannten Lande. Darunter spürt er verhärtete Muskeln. Von der Geschmeidigkeit, mit der er seine Reise begonnen hat, ist nicht viel geblieben.
Hinter sich hört er Shadi den Kopf aus dem Wasser heben und reicht ihr sofort galant die Hand. Sie zittert am ganzen Leib, ist teilweise sogar blau angelaufen. Ihr Heiliges Symbol, geschnitzt aus dem Holz der starken Steppenbäume, ist weder aufgequollen noch angekratzt und damit das Einzige, was an ihr unversehrt geblieben ist. Ihr Griff ist schwach, ein Zeugnis der tiefen Erschöpfung, die sich auch seiner bemächtigt hat.
Die Luftblase um ihren Kopf platzt geräuschlos. Dankbar saugt sie die noch unverbrauchte Atemluft ein, als erhabe sie soeben die höchste Ehrung ihres Kults erhalten. Sich tagelang wie in einem uralten Kellergewölbe zu fühlen, unterstützt die Erholung nicht sonderlich.
Es kostet Cyparus einige Anstrengung, ihr aus dem Wasser zu helfen. Dankbar nickt sie ihm zu. In ihren Augen ruht eine tiefe Trauer, aber auch Kraft und Entschlossenheit. So verletzlich sie wirken mag, völlig durchnässt und halb erfroren, schlummert in ihr doch ein enormer Überlebenswille.
Ihr Armstumpf ist ebenso unzureichend abgeheilt wie seine eigenen Wunden. Wenn beide nicht achtgeben, könnten sich ihre Verletzungen entzünden. Über die letzten Tage haben Shadis Gebete für Linderung gesorgt, aber nicht dauerhafte Abhilfe. Wegen des Arms werden sie mit entweder den Locatha oder Tritonen sprechen müssen, im Notfall auch mit einem Drachen, so absurd der Gedanke auch klingen mag.
Jeder Mensch weiß um die Macht, über die die Geschlechter der Drachen gebieten. Sie sind ebenso fremd und unerreichbar wie die Elfen, die vor 10.000 Jahren untergingen. Einen von ihnen um etwas zu bitten ist dreist genug, dies ohne Geschenk oder Gegenleistung zu tun wahnwitzig. Sie stünden für den Rest ihres Lebens in seiner Schuld, ebenso wie alle möglichen Nachkommen.
Von hilfreichen Tritonen war auf Qioaahs Straßen nichts zu sehen. Selbst, wenn sie helfen könnten, müssten sie erst einmal anwesend sein.
Von all dem sprechen die beiden Menschen nicht. Die Klerikerin lässt sich wortlos zum Essen nieder. Cyparus wäscht derweil seine Wunden aus, soweit es ihm möglich ist. Sie fühlen sich beunruhigend warm an. Eine Entzündung scheint nicht eingetreten zu sein, wahrscheinlich dank des Salzes, das ihm in den langen Stunden ihrer Flucht unablässig Schmerzen bereitet hat. Es aus den Wunden waschen zu können ist eine elysische Wohltat. Dass es dabei eines der beiden Süßwasserbecken mit seinem Blut ungenießbar macht, ist dabei zweitrangig.
Shadi isst bereits mit sichtlichem Genuss, als er sich zu ihr gesellt. Der Steinboden ist inzwischen nahezu komplett durch die Nässe verdunkelt, die sie eingeschleppt haben. Langsam, aber sicher trocknen ihre Leiber. Es ist ein glorreiches Gefühl, endlich wieder Luft auf der Haut zu spüren, nicht schwerelos zu sein, sondern ganz normal zu stehen, sitzen, liegen. Das Gewicht ist wieder richtig verlagert und oben und unten, wo sie hingehören. Vor allem aber drückt kein Sattel die Beine unablässig auseinander. Kein Wunder, dass die Reitervölker der Drachenlande so säbelbeinig wie Goblins laufen.
Leider hat sich an der Rohkost nichts geändert. Unter den Wellen ist es denkbar schwierig, ein Feuer zu entzünden. Dementsprechend mäßig fiel die letzten Tage der Genuss aus. Die für sie bereitgestellte Auswahl erinnert angenehm an den Komfort, den sie in Uuhicath für kurze Zeit genießen durften. Es gibt kandierte Seesterne, Babyoktopi in grünlicher Marinade, rohe Muscheln, in Algen eingerollte Fischfilets, bunte Salate und Streifen von Seesternfleisch. Nicht vergleichbar mit der reichhaltigen Kost der Heimatlande, aber durchaus sättigend.
Obschon es nicht sonderlich warm in dem Raum ist, erscheint er im Vergleich zum Ozean wie der Nexuspalast zu einer verwahrlosten Hütte in irgendeinem zaromuthischen Elendsviertel. Einfach seine Ruhe zu haben scheint bereits wie ein unvergleichlicher Luxus.
Shadi isst mit nur einer Hand, mühevoll und zittrig. Dennoch scheint sie jeder Bissen zu kräftigen. Sie trinkt das kostbare Süßwasser in tiefen Zügen, erschauert leicht und legt sich auf den Schwamm, um dort Ruhe zu finden. Sie versinkt fast darin, als er unter ihrem Gewicht nachgibt und sich langsam ihrer Form anpasst.
„Gute Nacht!“, bringt sie noch hervor, dann senkt sich der Schlaf auf ihre Lider.
Cyparus bleibt nicht viel übrig als etwas zu essen, gewissen Grundbedürfnissen des Menschen nachzugehen und sich auf die andere Hälfte des großen Schwamms zu legen. Wie in Uuhicath ist es eine Wohltat, deutlich bequemer als die Pritsche im Kloster, von den Gassen der Städte ganz zu schweigen. Doch weckt es ebenso Erinnerungen wie den Wunsch nach Schlaf. Auch in Uuhicath fühlte er sich sicher, bevor er sich zur Ruh legte. Dann brach die Hölle über die Stadt ein.
Er liegt eine Weile wach, betrachtet die Decke und versucht, sein Inneres zu ordnen. Draußen erschallen seit einiger Zeit Rufe, die von ganzen Chören Empörter beantwortet werden. Die Muschelhörner erschallen ein paar Mal, ohne Shadi wecken zu können. Vor dem Felsen erklingt regelmäßig das Schnauben der Hililoq. Es hört sich ganz danach an, als wären die Kriegsvorbereitungen im vollen Gange.
Wohin er auch kommt, das Leid folgt dem Mönch wie seinem Gott. Es mag Hybris sein, diesen Vergleich zu ziehen, dennoch scheint er treffend. Er lädt gleich seinem Patron fremde Last auf sich, nicht getrieben von Notwendigkeit, sondern einer strengen, gerechten Ethik. Die Mächte scheinen sich zu wünschen, dass er zum Ende der Welt gelangt. Phieran weiß, was ihn dort erwarten mag.
Irgendwann leert sich sein Kopf. Er ergibt sich dem Reich der Träume, das ihn durch eine tiefe, warme Dunkelheit schweben lässt[1].

Seine Nachtruhe wird durch eine Art weit entfernten und doch imponierenden Gesang gestört. Erst hört er ihn im Traum, wo er sich als Chor blinder Alter manifestiert. Dann folgt er ihm zurück zum wachen Bewusstsein. Es fällt schwer, die Lider zu öffnen und sich des Schlafskomforts zu entledigen. Dennoch scheint es irgendwie nötig, das zu tun, als verpasse er sonst etwas Wichtiges.
Der Gesang scheint fern und seltsam dissonant, unmenschlichen Ursprungs und bar jedweder musikalischen Untermalung. Sein Rhythmus erinnert an religiöse Lobgesänge. Könnte Cyparus auch nur ein einziges Wort herausfiltern, wäre wenigstens geklärt, ob ihn die Locatha intonieren. Es hört sich nicht danach an.
In den Heimatlanden schallen unentwegt Lobpreisungen an die Götter, sowohl tagsüber als auch zu Nachtes Stund. Unter den Locatha hat er während seines Aufenthalts in Uuhicath nichts dergleichen  erlebt. Dort erscholl jede Stimme gedämpft. Niemand schrie, niemand sang. Es hätte unter den Wellen keinen Sinn gemacht. In Qioaah scheint es nichts anders.
Einzig dieser fremde Gesang stört die Ruhe. Er klingt, als schmettere ihn ein ganzer Chor. Seltsamerweise schafft es Shadi, trotz seiner unablässigen Klagen weiterzuschlafen.
 1. beide +2 TP

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