Ghart mahlt mit den Zähnen und erwägt einen Moment lang Gwyn herauszufordern, wenn er unbedingt sich mit dem Zwerg anlegen will. Einer guten, alten Schlägerei ist der buckelige Zwerg nie abgeneigt. Besonders nicht, wenn einer des Schlages eines Hausmitgliedes sich von ihm herausgefordert fühlt. "Tolle Drachenmalträger und ihre Stiefellecker. Würden sie nicht auf ihren hohen Rossen sitzen, ginge es allen besser." Ghart blickt die Halbelfin an, die versucht ihm die Leviten zu lesen. "Mädchen, um Gnade zu gewähren, brauchst du erst einmal Macht. Hättest du Macht, würdest du souveräner mit der Situation umgehen."
Shesaras Worte gehen leider für Ghart etwas unter, da er mit gewisser Verzückung beobachtet, ob Gwyn sich nicht doch noch befreien kann, was allerdings nicht der Fall zu sein scheint.
Während er seine Sachen zusammenpackt und die fast leere Flasche wieder den Rucksack nestelt, spricht er die Reka an. "Ich kann eure Versuche notgedrungener Diplomatie gut verstehen. Nach einer halben Flasche Schnaps bin ich aber längst noch nicht auf fernen Ebenen. Ihr habt eure Standesdünkel und euren Stolz, wir einfachen Leute haben unseren Stolz. Ich habe euch angeboten, eurem Haus bei der Aufklärung behilflich zu sein und ich stehe zu meinem Wort. Das bedeutet aber nicht, wie reinlich im Sinne der Moral eure Freundin des Hauses Medani auch sein mag, dass ich mich ihr unterordne, nur weil sie es für richtig hält und sie ein Drachenmal hat."
Er setzt seinen Rucksack auf den Rücken, sein Gesicht ist immer noch ein wenig gerötet.
"Meine Ohren funktionieren trotz des Branntweines, ich habe Shesaras Worte genau vernommen. Sie sagte, dass wir ihr im Namen eures Hauses behilflich sein könnten. Ich hoffe für sie, dass sie es so gemeint hat, wie Freund Redril es dargestellt hat." Er blickt nochmal zu dem Jungen und lächelt ihn aufmunternd an, danach nickt er Redril dankend zu.
"Jedoch bezweifel ich, dass ich unser Vorankommen behindere. Ich habe die Tasche rausgerückt und auch nicht mit Informationen gegeizt und ich habe meine Axt zur Verfügung gestellt. Aber wenn die Empfindlichkeiten des häuslichen Stolzes so groß sind, werde ich mich für den Moment zurückziehen."
Ghart rückt seinen Rucksack zurecht und klopft beiläufig auf den Schild, von dem das Clanzeichen geschrammt wurde. Nachdem er den Sitz seiner Axt überprüft hat, geht er auf die Tür zu, nicht ohne sich noch einmal umzudrehen und Shesara anzuschauen.
"Ihr habt angeboten, dass wir Stiefellecker eurer Gnade sein können. Ihr habt uns angeboten, was wir sowieso schon hatten. Ich erzittere vor eurer Güte, große Drachenmalfrau." Er merkt, dass er schon wieder zu spottend wird und schiebt noch eine persönliche Note hinterher.
"Mein Volk besteht zu einem großen Teil aus Verrätern und Männern ohne Eiern. Das Haus Kundarak gehört ebenso dazu wie der Clan Soldorak. Sie sprechen keine Worte, weil sie den Umgang mit ihnen nicht verstehen. Gift und Mord sind ihre Antworten. Wenn diese Todesarten mir Strafe dafür sein sollen, dass ich die Wahrheit ausspreche, dann sei es so. Mit oder ohne eurer Hilfe. Denn Hilfe auf dieser Welt für Schwache und Arme gibt es auch außerhalb der Häuser."
Noch einmal lächelt Ghart dem Jungen, welcher nun langsam auf die Beine kommt, zu und dann verschwindet der schwitzende Zwerg aus dem Waggon, um sich wieder in den siebten Waggon zu begeben und dort den Rest der Fahrt zu verleben.
Ghart lässt den Rucksack auf einen Sitz plumpsen und setzt sich daneben und legt die Füße hoch. "Was ist dies nur für ein Tag, Ghart? Da beleidigt die Medani die Kompetenzen der Orien, weil sie alles an sich zieht, und die Orien weicht mit lächerlicher Diplomatie aus. Es ist wie in den Tagen, als du Marjena verloren hast. Sie war auch der Hoffnung, dass liebe Worte sie aus jedem Streit bringen würden, und dann war sie tot. Ermordet."
Mord, Blut, diese merkwürdigen Khyberknechte und dann noch diese aufgeplusterten Hausangestellten und -mitglieder. "Tz, den Fall nicht weiterbringen. Ich hab die Leiche gefunden, ich habe ihre Identität festgestellt, ich habe mit ihnen dem Mörder gestellt, die Khyberknechte zur Verstümmelung zerschlagen und auch noch dem Jungen das Leben gerettet. Und dann soll ich mich in die Gnade einer anderen zwingen lassen? Menschenblütler haben wahrlich merkwürdige Ideen von Sitte und Ordnung..."
Ghart lässt seinen Blick aus dem Fenster schweifen und betrachtet die vorbeirasende Landschaft. Das ganze Adrenalin und der Ärger haben ihn schon wieder durstig gemacht, für den Moment unterdrückt er jedoch den Drang, sich dem Besäufnis hinzugeben. Vielleicht würde Gwyn noch kommen und Ärger machen wollen. "Da sollte ich noch nicht so voll sein, dass ich mich nicht mehr wehren kann."
Der Tag nagt an Ghart.