Die momentanen Szenen empfinde ich als sehr spannend für mich als SL, es ist sehr interessant zu sehen wie ihr reagiert und was eure nächsten Schritte sind. Daumen hoch dafür!!
Ich wollte aber auch mal nachfragen, ob euch das Rätselraten zu viel oder zu wenig ist und wie der Handlungsbogen mittlerweile ankommt?
Den Handlungsbogen kann ich natürlich noch nicht bewerten, weil ich noch nicht erkennen kann, was für ein Bogen dies ist. Das bedeutet, dass für mich der Handlungsbogen einer literarischen, oder im Rollenspiel eher anhand der Geschnissen innerhalb der Runde eine geradezu analysierende und typologisierende Bedeutung und Betrachtung zufällt. Wie kann ich da also den Handlungsbogen mit seiner Exposition, seiner Peripetie, seiner Retardio oder gar seiner Katastrophe beschreiben, wenn ich diese Zustände nur zum Teil oder gar nicht kennen kann?
Was ich versuchen kann zu bewerten, ist die bisherige Handlung und das möchte ich auch an dieser Stelle beginnen.
Mir gefällt das Setting und die sich aufbauende Gefahr mit der Fäulnis sehr gut. Ein Grund dafür liegt sicherlich auch in der augenscheinlichen Simpizität im Grundproblem. Nicht, dass ich es für angebracht halte, dass der Feind immer leicht zu erkennen ist und sich daraus eine für mich gute Runde konstituiert, nein, ganz im Gegenteil. Ich erachte es einfach für wertvoll, dass du das blühende und seit dem Krieg in vielerlei Hinsicht, aber gerade in vegetativer Hinsicht, prosperierende Sayandras Garten als Grundlage hast, und im starken Kontrast die Fäulnisplage einsetzt. So liegt dem Grundthema der Kampagne immer der Dualismus aus Erblühen (Sayandras Garten, die Manifestationszone Lammanias etc.) und Verfall (Khyberkreaturen und die Fäulnis) zugrunde.
Dass es natürlich auch Grauzonen gibt und somit Feinde, die nicht unmittelbar an ihrem Aussehen und ihrem Geruch zu erkennen sind, daran zweifel ich nicht. Insofern meine ich Simplizität also so, dass das Grundthema zu erkennen ist und sich die Schwierigkeit dann innerhalb dieses Themas aufspannt und man als Gruppe nicht erst drei Jahre durch die Gegend stromern muss, um überhaupt die Gefahr zu erkennen. So hat man leichter einen Anreiz sich mit der Problematik zu beschäftigen, was in einem Onlinerollenspiel sehr wichtig ist, da gerade Nuancen, wie ich tausend Mal beschrieben habe, kaum oder zumindest schwerer zu erkennen sind.
Für mich bietet sich für Ghart im Speziellen auch immer mehr die Möglichkeit sich mit den Geschehnissen zu verbinden und so auch immer wieder Anreize zu haben, mich für diese Runde zu motivieren. Und jeder Spieler und Spielleiter weiß, dass es nicht immer einfach ist, sich über Jahre hinweg für eine Runde und eine Idee zu begeistern, weil ich viele Ideen auch immer improvisiert oder Entscheidungen in der vielen Spielzeit auch aus dem Bauch oder einer Laune heraus getroffen werden, deren Herleitung irgendwann vielleicht mal wieder im Dunklen liegt. Dies muss man dann wieder aufarbeiten, man muss die Geschehnisse regelmäßig aufarbeiten und so ist es mit wachsendem Ausmaß nicht nur eine Aufgabe des Schreibens und des Gedankenmachens, sondern auch eine Aufgabe der Revision des Geschehenen, was dann auch tatsächlich mit großer Fleißarbeit belegt ist. Jedem, der sich dieser Fleißarbeit immer wieder stellt, gebührt meines Erachtens nach Lob. Ich habe das mit Ghart versucht, aber wie ihr seht, sind meine Erfolge noch begrenzt.
Aber um mal mehr ins Detail zu gehen. Ich finde das Auftauchen der Fäulnis gut, die Situationen wirken glaubhaft gewählt, aber darin liegt auch ein Grundproblem, mit dem wir seit geraumer Zeit zu kämpfen haben. Die Begegnungen mit der Fäulnis verbinden sich immer wieder mit auftauchenden und abgehenden Spielern. Auch wenn es nachvollziehbar ist, dass gerade auftauchende Spieler sofort mit der Fäulnis konfrontiert werden, um ein Gefühl für die Bedrohung und einen Anschluss an die Gruppe zu bekommen, ist das bisweilen auch, zumindest für mich, etwas anstregend, sich immer wieder darüber mit auftauchenden und abgehenden Spielern zu beschäftigen. Das ist grundsätzlich natürlich etwas, für das du, Kayman, naturgemäß wenig kannst. Dennoch würde ich mir wünschen, dass du vielleicht einen Spieler (vielleicht ist das geplant, ich kenn Gillivanes (Ich habe gerade im OoC gelesen, dass sie nicht so viel davon weiß. Das stimmt mich froh) und Pavels Einstiege ja noch nicht) auf eine andere Art und Weise einführst. Warum? Wir haben, leider, eine so hohe Spielerfluktuation, dass wir permanent damit beschäftigt sind, auf diese Ein- und Ausstiege zu reagieren, sodass uns relativ wenig Platz für eigene Ermittelungen bleibt, weil zumindest das Gefühl entsteht, dass wir uns immer wieder auf die Situationen mit neuen Spielern und ihren mitgebrachten Fäulnisproblemen herumschlagen müssen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du es dann auch gleich mit Lösungsmöglichkeiten für die vorher aufgetürmten Probleme verbindest, schließlich ist das Verhör des Blonden ein Beweis dafür, aber dennoch fällt es mir schwer
dieses Gefühl zu bekämpfen, dass die Fäulnis immer auf uns einstürmt und wir somit wenig Handhabe habe, uns erstmal zu sortieren.
Das liegt allerdings auch an uns Spielern, die wir immer wieder zeigen, dass wir Teile der Geschichte lieber auf uns einprasseln lassen, statt in der Hinsicht mal wirklich tätig zu werden. Das bedeutet, dass wir bisher immer so vorgegangen sind, dass eine Situation auftrat, in dieser Situation sind zwei, drei Stichworte aufgetaucht und einem dieser Stichworte wurde dann sklavisch gefolgt und dann ging die diese Kette wieder von vorne los. Es ist letztendlich das Laufen von Situation zu Situation in der, durchaus hehren, Hoffnung, dass uns der Schlüssel zu den Problemen in die Hände fällt. Ich habe nicht das Gefühl, dass dies automatisch passieren wird, weshalb ich eigentlich auch mit Ghart die Geschehnisse aufarbeiten wollte. Was sich zeitlich und von der Motivation momentan nicht ergibt (das liegt aber nicht an der Runde, sondern an mir und den Dingen, die ich außerhalb zu tun habe).
Wir werden die Spielerwechsel sicherlich nicht vollends in den Griff bekommen können, aber vielleicht kannst du an manchen Stellen für die Zu- und Abgänge zuerst in andere Wege weisen und die Kontakte mit der Fäulnis inzwischen in die Vergangenheit setzen. So würde sich das Gefühl vielleicht entschlacken und gleichzeitig hast du ja auch angedeutet, dass es eine Zeit nach der Fäulnis geben könnte. Vielleicht ließe sich darüber auch was generieren.
Das ändert aber nichts an meinem Gesamturteil, dass diese Kampagne mir sehr viel Spaß bereitet, was vor allem auch daran liegt, dass man das Gefühl hat, man würde etwas Bedeutsames tun, ohne das ganze Ausmaß auch nur erahnen zu können. Sayandras Garten ist nicht groß und dennoch hat man das Gefühl, dass der eigene Charakter bedeutsam ist. Sicherlich erfordert auch dies immer die Zusammenarbeit von Spielleiter und Spieler. Und ich denke, dass dies diese Runde auszeichnet. Nicht alle Spieler haben dies getan, aber viele tun dies. Sie erwarten nicht nur vom Spielleiter unterhalten und implementiert zu werden, sie merken auch, dass sie selbst auch dazu beitragen müssen. Dafür geht ein Lob an die Spielrunde.
Das größte Lob gebührt aber dir, Kayman, sowohl in technisch-methodischer Hinsicht, da du nicht müde wirst, uns an die Postingraten zu erinnern und weil die Kampagne, trotz ihrer Offenheit, durchdacht wirkt, als auch in spielerischer Hinsicht, aus oben genannten Punkten.
Ich weiß, dieses Feedback geht noch immer nicht ins Detail mit einzelnen Handlungsdetails, aber dieser Deutungsproblematik weiche ich aus, weil ich mich da ganz schnell verrennen würde, da ich sicherlich nicht behaupten kann, dass ich den Gesamtzusammenhang der Kampagne durchschaut hätte. Ich kann somit nur jenes bewerten, welches in den bereits genannten Worten gefallen ist. Die einzelnen Situationen nochmal in ihrer Handhabung en detail aufzudröseln, das würde zu lange dauern. Aber die Nichtbeachtung tausender Details ist auch ein Zeichen dafür, dass nichts so übel aufgestoßen ist, dass man noch viel später darüber zetern müsste. Zumindest von meinem Standpunkt aus, weshalb ich auch den Komplex um die Sturheit meines Charakters und seinen Umgang mit Drachenmalhäuslern aus meinem Feedback rauslasse, da dieses Thema häufig genug besprochen ist und sicherlich an ein, zwei Punkten auch wieder zu Problemen führen wird. Aber meiner Meinung nach, gehört auch dies zur Qualität dieser Runde.
In diesem Sinne: Vielen Dank für diese anhaltend gute Runde.
Postskriptum: Ich habe gerade wieder den Eintrag im OoC von Bolbas gelesen, dass er froh darüber sei, wenn es nicht zu «Dungeons&Discussions» käme. Ich kann nur nochmal betonen, dass ich gerade die Diskussionsbereitschaft von Kayman für sehr löblich halte. Lieber mal mit Meinungen und Ansichten aneinandergeraten, solange man sich fair austauscht und es auch zu einer richtigen Diskussion[1] kommen lässt, statt einfach und ohne Abmeldung (oder mit bösen Worten und Abmeldung) zu verschwinden. Das ist für die Spielgruppe und im Besonderen für den Spielleiter einfach, entschuldigt den Ausdruck, beschissen, da man nie weiß, ob man die Schuld daran trägt oder ob der Spieler einfach nicht den Schneid hatte, sich einzugestehen, dass er keine Zeit, keine Lust und keine Motivation mehr hatte, auch aus persönlichen Problemen, und einfach entschwunden ist.