Der junge Shosuro steht von seiner Reismatte auf, rollt sie ein und legt sie an den Rand seines Zimmers. Aus der kleinen Schatulle, welche auf einem kleinen Nachttisch steht entnimmt Ikari ein Räucherstäbchen und entzündet es. Dann begibt er sich zur Schiebetür seines Zimmers und nimmt das Räuchstäbchen in den Mund. Sein Blick gleitet nach Oben an die Decke, die dünnen Bambusleisten sind genau so breit dass man ein bis zwei Finger hinein klemmen kann. Elegant und geräuschlos wie eine Katze macht er einen Satz in den Gang hinein. Die Finger finden an den Leisten halt und langsam zieht er sich hoch, dabei stützt der sich rechts und links mit den Füssen an den Wänden ab und verteilt so sein Körpergewicht auf die verschiedenen Druckpunkte, ohne einen dieser Punkte zu überlasten. Die Trennwände die nur aus dickerem Reispapier und Bambusstreben bestehen wackeln bedenklich.
Ikari atmet tief durch, diesmal würde er es schaffen. Nachdem er sich den Gang entlang, vorbei an den Schlafräumen der anderen Schüler gehangelt hat, erreicht er den Eingang zum Haupt Dojo. Der Raum ist wesentlich höher und breiter als der Gang. Am Türbalken angekommen greift er um, den Halt der Beine aufgebend schwingt er durch die Tür, und setzt die Beine direkt wieder an den Türrahmen. In rapider Schrittfolge drückt er sich immer wieder nach oben ab. Gleichzeitig greifen die Hände in schneller Abfolge nach Halt an der Wand. Kurz bevor der Querbalken kommt, katapultiert er sich mit einem kraftvollen Tritt auf den Tür Balken. Seine Brust bebt förmlich und sein Atem schiesst gegen die Wand, welche nun ein Finger breit von seinem Körper entfernt ist. Mit einer tanzartigen Drehung steht er nun mit dem Rücken zur Wand und blickt auf den kleinen Altar des Dojos vor dem Yogo Tjeki, gekleidet in seinem schwarzen Kimono auf dem in rot die Symbole der Schatten eingestickt sind, sitzt.
[1]Mit einem Hechtsprung schafft es der Shinobi sich an einem der zwei großen Balken, die quer durch den Raum verlaufen, fest zu krallen. Das Holz des Balkens ziert sich etwas ehe es die Kletter Krallen gewähren lässt. Ikari nimmt zwei Mal Schwung um dann auf dem zweiten Balken zu stehen.
Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Altar. Doch er muss den Weg des Rauchs im Auge behalten. Noch gab es keinen Windstoß und so war der Geruch unbemerkt geblieben. Die letzten Meter sind immer die kritischsten, das weiss Ikari denn er machte diese Übung nicht zum ersten Mal wenn auch bisher nie mit Erfolg gekrönt.
Unter höchster Vorsichtsnahme schleicht er sich auf dem Balken ins Zentrum des Raumes bis er in einer Linie mit dem Sensei ist. Mit einem Blick über die Schulter kann er noch seine Rauchspur erkennen, ein kleiner Windzug und er wäre verraten.
Lautlos lässt er sich auf den Boden des Dojos fallen. Die Glut an der Spitze des Räucherstäbchens zittert und etwas Asche rieselt auf den mit Reismatten belegten Boden. "Ikari", ertönt die Stimme des Senseis.
Für einen Moment herrscht Stille. Shosuro Ikari ist sich seines Scheiterns bewusst. Wieder ein mal hat er es nicht geschafft die vom Sensei gestellte Aufgabe zu erfüllen. Wut kocht ihn ihm hoch, Wut über seine Unfähigkeit und die fast schon unmögliche Aufgabe. Wie könnte er es je schaffen das brennenden Räucherstäbchen an seinem Meister vorbei zum Altar zu schmuggeln ohne dass dieser ihn bemerken würde. "Ikari du bist wieder gescheitert!" schallt die Stimme des Meisters wie eine Ohrfeige.
Doch seine Wut kanalisiert Ikari in Mut und erhebt die Stimme: "Nein, Meister, ich habe meine Aufgabe erfüllt, seht ihr denn nicht das Räucherstäbchen vor euch am Altar?!" Yogo Tjeki hebt nun seinen Kopf und blickt auf den Altar, ein Ausdruck der Zufriedenheit liegt in seinem Blick als er sich nun zu Ikari wendet: "Du hast recht, Du hast die Lehre des versteckten Mond Dojos erfolgreich umgesetzt! Du hast deinen eigenen Meister belogen! Nimm das Räucherstäbchen mit zum Meister der Heiki-shitsu
[2]und lass dich ausrüsten. Morgen wird dir dein Vater den ersten Auftrag geben!"
Ikari verbeugt sich tief auf die Matte und entfernt sich aus dem Dojo um die Waffenkammer auf zu suchen.