Freudig lächelt der alte Mann auf, als Tyrome ihm zuspricht, und hält auf der Türschwelle ein. Gleich, welcher Strenge und welchem Stolz der ehemalige Ritter erlegen sein mag, die Wirkung des starken Mannes erfüllt Sezair mit einem Gefühl der Sicherheit. Die Kraft, die dieser beherbergt und zu meistern weiß. Diese Bedachtheit, mit der er seine Worte wählt und nicht mit jedem beliebigen teilt. Es sind Dinge wie diese, die Sezair sieht und zu schätzen weiß, fühlt er sich selbst doch oft kraftlos und blind. Gewiss, Sezairs Vertrauen und Liebe zu seinem Herrn sind es erst, welche ihm Kraft geben und erlauben, auf diese seine Reise zu gehen. Doch ist es schon lange her, dass der alte Kehjistani einem Menschen begegnet ist, der auch seine eigene Stärke und Kraft zu sehen und verstehen weiß.
Auf dem Weg zur Hütte des Heilers bleibt Sezair zunächst still. Leise hört er auf die Schritte der beiden Männer, wie sie durch den weichen nassen Boden treten. Das eine Paar Stiefel fest und entschlossen, das andere schleichend und unbeholfen, nur in Begleitung einer dritten Stütze - aber doch weich und behutsam.
"Manches Mal, oh Herr, da sehe ich diese Ruhe in diesem Mann, die mich staunen lässt."
Leise lächelt der Alte in sich hinein. Fast schelmisch blickt er für einen kurzen Moment zu dem Hünen hinauf, der nebem ihm geht. Es wirkt fast so, als würde Sezair kein Wort verlieren, und die beiden Männer würden die Hütte erreichen, den Paladin bewachen, und bei Zeiten wieder in das Wirtshaus zurückkehren, ohne einen Laut auszutauschen. Tief holt der Kehjistani Luft, und was für einen Augenblick nur einem Seufzer genügen würde, wird doch zu dem sanften Klang seiner Stimme.
"Die Stille zwischen zwei Menschen vermag doch zweierlei zu sein. Die eine ist beklemmend und voller Unwohlsein, ein seidener Faden der jederzeit zu reißen vermag. Die Worte, die aus dieser Stille gebären, sind hohl und leer, kraftlos und nur da, um gesprochen, doch nicht gehört zu werden. Doch die andere ist eine Stille von Ruhe und Besonnenheit, so fest und besänftigend wie eine Lautensaite. Einer solchen Stillen gebühren keine Worte, und doch wird mehr gesagt als die Sprache es je könnte.
Es heißt, Dein Freund ist der, mit dem Du sprechen kannst. Ich frage mich - was mag das für ein Mensch sein, mit dem ich gemeinsam vermag zu schweigen?"
Als hätte er gar nicht die Stille zwischen ihnen durchbrochen, verstummt Sezair wieder und setzt still seinen Weg fort. Die beiden Männer geben ein unpassendes Bild ab. Der alte, fremde Kehjistani in seiner einfachen und schmutzigen Kleidung wirkt wie eine wahr gewordene Märchengestalt, während der große, erhobene Zakarumnit in seiner schwarzen langen Kutte ein mächtiges Wesen abgibt. Sezair hat nach seinen Worten nicht aufgeblickt und scheint auch keine Antwort zu erwarten.
Bis er plötzlich leise auflachen muss.
"Und nun frage ich mich alten Narr, ob ich denn den seidenen Faden zerrissen - oder an der Saite gezupft habe."