02.01.1042 - Tag des Gauren - Mittag bis NachtZázhǒng, der ehemalige Vertraute des Kaisers, schien die Unwillkommenheit, die er gespürt hatte, wirklich zum Anlass zu nehmen, nicht zu erscheinen, andererseits ließ er nicht einmal mehr eine wirkliche Nachricht überbringen, was die genauen Gründe sein. Ein höchst ungewöhnliches und durchaus unfreundliches Gebaren und doch gleicherweise lag die Verpflichtung nicht bei Zázhǒng, wenn man davon ausging, dass er im Moment der Zivilisierte war und die Denunzianten die Barbaren. Sein Verhalten war dennoch nicht sehr ehrenhaft, soviel war sicher. Und so warteten die Verbrechern vergeblich den ganzen Nachmittag darauf, dass der Halbelb erschien. Der zweite Tag neigte sich unaufhaltsam dem Ende zu. Die Blume stand noch immer an ihrem abgestellten Platz. Irgendwann gab es noch eine zweite, karge Mahlzeit und auch Bossens Helfer meldete sich nicht mehr am Tag des Gauren. Es mochte vielleicht noch etwas gegeben haben, was sich Palaver nennt, doch Erkenntnisse tauschten die Verurteilten auch nicht mehr aus. Eine unheilvolle Stille herrschte wieder in den Zellen, welche beinahe unerträglich gewesen sein musste. Aber sagte nicht sogar ein Weiser, dass Stille nicht die Abwesenheit von Geräusch, sondern die Abwesenheit des Selbst sei
[1]? Vielleicht war dies in diesem Fall so, und dann war die Stille wirklich unheilvoll. Der dritte Tag brach alsbald an, die Hinrichtung rückte näher...
03.01.1042 - Tag des Affen - MorgenMan hatte den Gnom die Nacht über Schluchzen hören, verbittert und beinahe unaufhörlich, dann hörte man ihn im Gegensatz dazu wie wild kichern. Eine Art gnomisch-sardonisches Lachen, mehr konnte es mitnichten gewesen sein. Der Gnom verstummte irgendwann
[2] und dann war die Nacht auch schon vorbei. Kein Shinobi irgendeiner Couleur, der sich Zutritt verschaffte und Furcht zu verbreiten suchte, kryptische Geschichten erzählte und wieder verschwand. Der Morgen wirkte unbequem, wer träumte, hatte eher schwere und bedrückende Träume, die Holzbänke luden nicht zur Entspannung ein.
Ein Türknallen mit eben jener Tür, welche Boss schon so sehr malträtiert hatte.
"Gefangene!", bellte eine Stimme in unüberhorbaren Befehlston, der nichts weiter als Unterwürfigkeit und Aufmerksamkeit forderte.
"Macht euch auf euren Zimmern fertig. Macht einen guten Eindruck. Ich muss euch nicht an die Sitten erinnern. Jede Unsittsamkeit wird mit acht Hieben mit der Peitsche bestraft." Wie zur Bestätigung knallte eine Peitsche, ihr ledernes Knarzen wirkte wie ein unheilvolles Aufatmen, wie der Moment, in dem der Wind während eines Sturmes anhebt. Dann kam der plötzliche Knall, der einen zusammenschrecken ließ.
"Es spricht mit euch Chuang Wang, der General des Südens, Bezwinger der Tigerstaaten, Verwalter des Drachenpalastes, Schlächter des Landwurms und Herr der Shao-Enge." Während die Stimme, welche den hohen Besuch ankündigte, steif und pfeifend wirkte, geradezu nach der Aufmerksamkeit heischend, die sie verlangte, wirkte die zweite Stimme eher ruhig, gefestigt und angenehm. Jeder, der in der Nähe des Hofes war, kannte diese Stimme. Es war die von Chuang Wang
[3] selbst, welcher nicht nur als vorbildlicher Anführer und Kämpfer galt, sondern als herausragender Redner und hochbegabter Künstler der Shūfǎ
[4] galt. Nur sein Vater soll ein besserer Kalligraph gewesen sein. Einer Legende nach soll er in der Schlacht um Uushan, weit im Gebiet seines Bruder, des Generals des Westens, gegen einfallende Horden von Barbaren in einer einzigen Schlacht sieben verschiedene Listen angewandt haben, während er selbst in vorderster Front kämpfte mit seinen Vertrauten, um so ausreichend Ablenkung für die Listen zu schaffen. Seitdem wurde er der siebenköpfige Tiger genannt.
"Xū Dǎnshí, Oda Zektau, Mako Jinsei, Hong Gil-dong, Lu Chieng, Sūn Ai, setzt euch zu mir. Wir wollen gemeinsam eine Tasse Tee trinken und gemeinsam Yàn Wō[5] speisen. Dann werden wir reden."Es roch nach dem furchtbaren Essen des gestrigen Tages fast schon hervorragend, obwohl das Yàn Wō auch nicht für seinen besonders guten Geschmack bekannt war, sie war jedoch schon etwas besonderes. Es würde Mut erfordern, sie zu essen, wenn man es nicht gewohnt war. Man hörte, wie mehrere Diener aufräumten, die Blumenvase verrückten und massig Geschirr abstellten. Man hörte, wie eine Waffe abgelegt wurde, sie klang schwer und dumpf, das typische Geräusche einer angeschlagenen Klinge ertönte dabei.
"Ich bin gespannt, wer ihr seid."Fast wäre ein Gefühl der Gemütlichkeit aufgekommen, da ertönte das Knallen der Peitsche ein zweites Mal.
"Beeilt euch.", sagte die pfeifende Stimme. Die Tür wurde sanft geschlossen, es roch nach der ungewöhnlichen Suppe.