Bane wollte Trajan eindeutig strafen. Der Katzenjammer war drakonisch, bestenfalls zu vergleichen mit den Nachfolgen eines Keulenschlags, durchgeführt von einem Oger. Leider konnte er seinen übermäßigen Alkoholkonsum des vorhergehenden Abends nicht rückgängig machen. Aus Fehlern lernt man erst, nachdem man sie bereits begangen hat.
Leider halfen ihm derartige Weisheiten auch nicht weiter. Es bedurfte bereits eines Kraftaktes, sich aus dem Bett zu heben, aber die Marter, die ihm die ersten Schritte abverlangten war, konnte nur von der Schwarzen Hand selbst stammen. Sein einziges Glück war, dass die hölzernen Fensterläden geschlossen waren und er nicht dem unbarmherzigen Sonnenschein ausgesetzt war. Zudem bot sich ihm eine Schale Wasser dar, mithilfe derer er sich erfrischen konnte.
Die Maske hob er nur wenig an, um sein Gesicht zu benetzen. Das kalte Nass tat gut. Es fühlte sich an, als durchbräche er das Eis, das ihn unter der Oberfläche eines winterlichen Sees gefangen hielt. Schwer atmend besah er sich noch einmal das Zimmer, bevor er in die Stube hinabstieg. Er wollte nichts vergessen, obgleich jedes Bücken heftigen Schwindel mit sich brachte. Sein Schädel dröhnte wie eine soeben geschlagene Glocke.
Die Münzen, die er auf dem Tisch platziert hatte, lagen unverändert am selben Platz. Der Stuhl war noch immer an die Tür angelehnt und unter dem Fenster lag ein unversehrtes Ei. Zugegeben primitive Maßnahmen, aber sie erfüllten ihren Zweck.
Still leidend packte er seine Sachen, bevor er sich herab zum Pöbel begab, selbstverständlich nicht ohne die Tür vorher zu verschließen und probend daran zu rütteln. Unten erwarteten ihn überraschend wenig dämliche Gesichter. Genau genommen waren lediglich der Wirt, seine Frau und die Magd, seine Tochter, anwesend. Alle senkten sofort den Blick, als sie seine Gestalt auf den knarrenden Bohlen erkannten. Für einen Moment misstrauisch musterte er sie eingehend, bevor er sich betont langsam auf einem der Schemel niederließ.
Es folgte ein reichhaltiges Mahl, das ihn wieder zu Kräften verhalf. Der Kater schien nicht mehr gar so schlimm. Sein Dank bestand aus einigen wenigen Münzen, die er ihnen auf den Theke legte. Worte bedurfte es nicht.
Halb aus der Tür getreten beschirmte er sofort das Gesicht mit der Hand. Der Sonnenschein war genauso grässlich wie erwartet. Für einen Augenblick war er praktisch blind. Die Silhouette seines Leibwächters war kein sehr willkommener Trost. Nichtsdestotrotz gewährte er ihm ein murrendes „Morgen!“, bevor er in Richtung Marktplatz loslief.
Ihn beschäftigte vor allem die unglaubliche Naivität, mit der seine „Anführerin“ vorging. Ein öffentlicher Platz, von allen Seiten einseh- und angreifbar, Zentrum der Ortschaft. Jede Menge Menschen, allesamt Unbekannte, Teil eines instabilen politischen Gebildes, das lediglich von Gewohnheit zusammengehalten wurde. Es gab gute Gründe für die Leichtigkeit, mit der sich die Zentharim ausbreiten konnten. Das selbe gilt für andere, womöglich übelgesonnene Gruppierungen. Eine brillante Wahl, die das Mischblut da getroffen hatte!