Zulange!
Mestoph braucht einen Moment und realisiert das erste Mal seit langer Zeit -wie lange mag es wohl wirklich gewesen sein?- seine Umgebung in all ihren Facetten und Farben, Klängen und Gerüchen. Die Leute um sich herum. Freunde.
Nur dunkel sind seine Erinnerungen an die letzte Zeit. Die Schildkröte, das Ei, den goldenen Tauren, die Galeere auf der er steht. Die Haremsdamen -das dämonische Gezücht namens Iqilma besonders abscheulich im Gedächtnis eingebrannt- dazu die wirren Gespräche über Magie, Chaos und Freundschaft, Pflichterfüllung und Kakishon.
Kakishon!
Das kalte, salzige Meerwasser noch immer in jeder Manteltasche und triefnass steht er auf dem Deck der Galeere und wird sich schlagartig seines Überlebens bewusst. So musste er erst dem Tod von der Schippe springen, um wieder zur Besinnung zu kommen.
Dankbar über die Rettung schaut er sich die vor ihm liegende Szenerie an.
Zahur und Naadhira bewusstlos, wie durch die Hand eines sinistren Gottes dahingestreckt. Doch heben sich ihre Brustkörbe und sein Drang ihnen zu helfen wird jäh unterbrochen, als ihm der chaotische Proteaner ins Bewusstsein drängt.
Überwältigt von der Macht und Autorität, welche dieser ausstrahlt, bleibt er ehrfürchtig einen Moment erstarrt. Gern hätte er den Mut gehabt, sich zwischen die Gruppe und den Proteaner zu stellen, doch sind die Zeiten der Kämpfe für den Moment vorbei und seine Macht ist weniger als Nichts, gemessen an dem andersweltlichen Wesen.
Schlussendlich stellt er sich neben Durriken und Sami. Schaut die beiden an und sagt leise:
"Ich vermute es geht hier um wahre Freunde. Gefährten, wie wir es sind. Ein starkes Band hält uns zusammen, fester als pure Pflichterfüllung. Wir sind nicht von gleichem Blute. Jene von uns, welche es sind, liegen danieder in Ohnmacht. Wir sind reicher, als und jedes Gold machen kann, denn wir haben immer jemanden, auf den wir uns jederzeit verlassen können, wir vertrauen einander. Und der rettende Halm ist angesichts der zurückliegenden Minuten nur mehr als das reine Sinnbild unserer Rettung, Durriken.
Und dass wir im selben Boot sitzen, entbehrt sogar nicht eines gewissen Humors, würde ich meinen."
Das für den dunkelschwarzen Mwangi typische Lächeln liegt endlich wieder auf seinen vollen Lippen. Nur die zotteligen Haare geben ein ungewohntes Bild in Verbindung zu der verwaschenen, weißen Gesichtsbemalung.
"Ich würde es wagen, diese Antwort zu geben. Wir haben uns und schließlich nichts zu verlieren."
Derweil schaut seine ebenfalls klitschnasse Drachendame neugierig hinter dem Mast hervor. Ist es doch das erste Mal, dass sie einen großen Vetter -zumindest hält sie ihn dafür- erblickt.