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Autor Thema: Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis  (Gelesen 27362 mal)

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Raika

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #165 am: 05.04.2011, 20:42:55 »
Auch Raika schätzte den jungen Mann ungefähr in ihrem Alter ein. Einen Priester auf Reisen zu sehen war vermutlich auch nicht ungewöhnlicher als eine Schmiedin, daher dachte sie sich nichts weiter dabei. „Gehört schon...“ Widersprach sie und gab ihm damit zu Verstehen, dass ihr nur nicht ganz klar war, was das bedeuten sollte. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem schmalen, etwas spöttischen Lächeln. Gewiss war er umgeben von Büchern aufgewachsen und wurde von einem Meister angeleitet, der genau den gleichen Tonfall anschlug. Sie störte sich jedoch nicht sonderlich daran. Magie war ein Gebiet, von dem sie nicht mehr wusste als von  höfischer Etikette. „Nun, anscheinend hat sie doch Euren Gefährten geschädigt, obwohl sie um die Folgen wusste. Besonders vertrauenerweckend ist das nicht. “ Hielt sie etwas unwillig dagegen und sah ihn zweifelnd an. Konnte es sein, dass der schrullige alte Priester tatsächlich sein Lehrmeister war? Wie konnte er dann so viel über sie wissen? Und sie zu so einer langen Reise überreden...sicher sein, dass sie einwilligen würde und nicht etwa kehrt machte?

 Langsam nickte sie zu seiner Erklärung, doch vollständig überzeugt war die Dunkelhaarige noch nicht. Seine Pause deutete sie als Zeichen dafür, dass er sie nun eingehender über die derzeitige Situation aufzuklären gedachte. Wohlwollend nahm sie das zur Kenntnis. Ihr Gang entspannte sich etwas und wirkte natürlicher. Dennoch war ihre Miene ernst, als er von ihren Erlebnissen schilderte. Ein drohendes Unheil? Da wurde die junge Frau aufmerksam. Dass sie vor der Flucht der Obrigkeit waren nahm sie zwar skeptisch auf, doch sie beschloss dem einstweilen aufgeschlossen gegenüber zu treten. Womöglich steckte ja eine Ungerechtigkeit dahinter. Raika fragte sich, was ihre Verfolger wohl mit der Kleinen genau gemacht haben. Ein wenig ungläubig nahm sie auf, dass die Regierung von Weißfels angeblich dahinter steckte und sowohl hinter dem ominösen Stein in der Stirn des Mädchens her waren als auch die Absicht hatten, Soldaten heran zu züchten. Wozu sollte das denn gut sein? Es stand doch nicht etwa ein Krieg bevor...Mit einem leichten Kopfschütteln tat sie den Gedanken ab und sah wieder zu dem Priester. Diese Lailo hatte ihm anscheinend eine riskante Alternative zu den Möglichkeiten verraten, die sie für Jill ersann. Prüfend musterte sie ihren Gegenüber. Seine Worte schienen ehrlich und ohne Hintergedanken zu sein. „Ich muss?“ Fragte sie zunächst irritiert nach, ehe sie tief ausatmete.  „Ich glaube, ich konnte Euch soweit folgen...“ Begann sie langsam und wusste noch nicht recht, was sie davon halten sollte.

War es nicht genau das, wonach sie gesucht hatte? Womöglich war es sogar eine zu große Herausforderung. Aber wenn seine Erzählung stimmte, dann musste etwas getan werden. „ Dieses Unheil besteht also aus nicht menschlichen Soldaten? Und die Regierung von Weißfels steckt dahinter. Ferner will sie an Jill herankommen, die einen lebendigen Stein in sich trägt? “ Wiederholte sie knapp, um sicherzugehen, dass sie soweit mitgekommen war. „Und jetzt brecht ihr nach Wolkenheim auf, um vor diesen Kreaturen zu warnen...glaubt ihr denn, dass sie euch dort Glauben schenken? Und was wollt ihr nun wegen Jill unternehmen? Ich wollte nicht glauben, dass es keinen Ausweg gibt...“ Was wäre ungerechter, als einem Kind eine derartige Wahl einzuräumen. „Was mich betrifft...ich scheue kein Risiko, wenn ich damit Andere vor Schaden bewahren kann. Für Ruhm und Anerkennung bin ich ausgezogen. Ich will mir einen Namen machen und diesen ehrlich verdienen. Von Magie verstehe ich jedoch nicht viel...ich könnte euch allenfalls einen zusätzlichen Schwertarm anbieten, sofern eure Gemeinschaft mein Beisein wünscht.   “ Gab sie eine ehrliche Einschätzung von sich ab, denn es waren nicht nur edle Motive, die sie führten. Das musste ihrem Gegenüber klar sein, denn etwas vorspielen würde sie ihm sicher nicht.  
« Letzte Änderung: 05.04.2011, 21:19:02 von Axyra »

Selamin

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #166 am: 05.04.2011, 21:14:03 »
"Mir seid ihr willkommen. Ich weiß nicht ob unsere Reise Erwähnung in den Analen der Geschichte finden wird, schließlich wird Geschichte oft von den Siegern eines Konflikts geschrieben. Und das Unheil trägt den Namen Krieg. Wie es scheint rüstet Weißfels auf, mit allen verfügbaren Mitteln. Und ich bin mir sicher das wir Gehör finden werden. Auch mächtigere Leute als wir suchen den Frieden, und wir sind in ihrem Auftrag unterwegs."  Selamin schien erst noch mehr sagen zu wollen, hielt sich dann aber zurück. "Ich hoffe meine Ausführungen waren nicht all zu kryptisch, aber Zeit ist ein wichtiger Faktor, und wir haben schon Zeit verloren als wir erst hier hin kamen um Jill zu retten." Sein Blick wanderte zu den anderen Streitern. Wie es schien würde Galian sein nächster Gesprächspartner sein, falls der Krieger überhaubt noch mit ihm reden würde. Dieses Gespräch würde schwieriger werden. "Falls ihr keine Fragen mehr habt würde ich dann jetzt gerne einige weitere Gespräche führen."

Raika

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #167 am: 05.04.2011, 23:21:48 »
"Da mögt Ihr Recht haben, doch wenn die Wahrscheinlichkeit gegeben ist all dies abzuwenden, dann scheint es mir ein Versuch wert zu sein.   "
Zwar hatte der Priester ihre Befürchtungen bestätigt, doch es schien ihr einfach naheliegend, es nicht dabei bewenden zu lassen. Ob Schicksal oder nicht, es einfach abzusitzen würde niemandem etwas nützen. Als Selamin am Ende seiner Ausführungen war, hob sie die Schultern. "Für das Erste habe ich ein Ziel vor Augen und das genügt mir vorerst. " Daher sah sie für den Moment keinen weiteren Gesprächsbedarf. Die vielen Neuigkeiten verwirrten sie schon genug. "Geht nur, ich werde hier warten. " Nickte sie dann und blieb stehen. In Gedanken versunken verlor sich ihr Blick in einem losen Fixpunkt. Der finstere Knabe von vorhin hatte gewiss etwas dagegen, wenn sie mitkam. Dem Rest war es wahrscheinlich gleich. Die Kriegerin war recht zuversichtlich, dass man ihren Nutzen schon erkennen würde. So oder so schien es eine Aufgabe zu sein, mit der die höheren Mächte sie prüfen wollten. Völlig umsonst war diese Reise damit dankenswerterweise nicht.

Selamin

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #168 am: 05.04.2011, 23:56:17 »
Selamin nickte Raika noch einmal wie zum Abschied zu und bewegte sich erst zögernd dann doch kräftiger Ausschreitend zu dem, im Gras liegenden, Galian hinüber. Er ließ sich neben dem Kämpfer nieder ohne ihn anzusehen, seinen Blick über den Wald schweifend. Eine Weile saß er einfach nur schweigend da, nach Worten ringend ohne zu wissen wo er anfangen sollte. "War es das Wert?" Die Worte Galians waren noch immer präsent in seinem Kopf. Und seine Antwort wäre immer noch die gleiche gewesen. Und doch hatte sich ein nagendes Gefühl der Schuld in seinen Gedanken eingenistet. Rational nicht begründbar, und doch vorhanden. Wie sollte er anfangen. Er atmete nocheinmal tief durch und begann zureden, den Blick immer noch ins Leere gerichtet.
"Es gibt vielleicht einen Weg sie zu retten." Er pausierte um seine Gedanken zu sammeln und fuhr dann fort. "Der Edelstein in ihrer Stirn scheint das Gefängniss einer fremden Macht zu sein, welche bereits teilweise mit ihrem Geist verschmolzen ist. Lailo kann mich in ihren Geist bringen, vielleicht kann ich die Wesenheit davon überzeugen sich aus ihrem Körper zurückzuziehen." Es folgte eine weitere Pause. "Ich werde mich dem Wesen anbieten, wenn ich dadurch ihr Leben retten kann. Und sollte mein Geist nicht stark genug sein dem Wesen zu widerstehen, so brauche ich jemanden der die Sache zu einem endgültigen Ende bringt. Jemandem dem ich vertrauen kann."

Mephala Egadir

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #169 am: 06.04.2011, 01:18:51 »
Galian wurde durch Selamins Schritte aus seinem Dahindämmern aufgeweckt und setzte sich aufrecht ins Gras. Es wunderte ihn, dass der Priester nicht sprach sondern bloß neben ihm saß. Der Meuchelmörder selbst blieb auch stumm, ein Gespräch mit Selamin war nicht unbedingt das, woran er große Freude empfinden würde. Der Mann machte einen niedergeschlagenen Eindruck auf Galian und als er tief einatmete um zu sprechen, hielt der Assasine die Luft an.

Galian traute seinen Ohren kaum als er vernahm was Selamin ihm da erzählte. Der Kerl wollte sich wohlmöglich opfern, weil er glaubte das Mädchen dadurch retten zu können. Beim besten Willen konnte Galian nicht erkennen, wieso jemand so etwas freiwillig tun wollte.
Seine Gesichtsausdruck wechselte währenddessen in offene Missbilligung und den fruchtlosen Versuch sich diese nicht ansehen zu lassen.

Auch Galian sah nicht zu seinem Gesprächspartner herüber, als er zu reden anfing. Er hatte die Beine angewinkelt und sah zwischen seinen Knien hindurch auf das Gras vor seinen Füßen.

"Ich töte nicht aus Mitleid, Selamin. Wenn Ihr sterben wollt dann geht und sterbt wie ein Mann, tragt die Konsequenzen und denkt daran, dass Ihr Eure Kameraden verratet. Ich werde Euch nicht aufhalten, wie könnte Ich auch?[1]" Galian sprach ruhig und leise, seine Mimik zeigte nun wieder keine Regung, während er einen Plan gefasst hatte, der selbst ihm nicht gefiel.
"Ich verstehe nicht, warum es Euch so wichtig ist, dieses Kind zu retten. Bisher habe ich es aber akzeptiert, auch wenn wir es schon schwer genug haben und das Kind nur eine Last ist. Ihre Genesung bringt uns gar nichts. Im schlimmsten Fall verlieren wir einen Mitstreiter und unsere Zukunft ist Hoffnungsloser als jetzt schon.
Ihr seid einer von nunmehr Vieren, Selamin. Dass wir einmal Fünf waren werde ich Euch nicht vorhalten. Aber Ihr tragt Verantwortung für diese Gemeinschaft. Wir brauchen Euch und Ihr braucht uns. Ich bin nicht bereit Eure Risikofreudigkeit zu tragen und wenn ich eine Möglichkeit hätte Euch zu zwingen, so würde ich sie ergreifen. Aber mehr als Euch mit dem Tod zu drohen kann ich nicht, und da Ihr zu sterben bereit zu sein scheint..."
Er zuckte mit den Schultern und erhob sich. Er sah Selamin niedergeschlagen an. Jeder schien zu tun was er wollte, Galian fühlte sich elend und seine Stimme gewann einen beinahe flehentlichen Unterton.

"Tut es nicht, ich bitte Euch. Lasst uns einen anderen, einen besseren Weg finden, wenn es Euch so wichtig ist, aber seht bitte ein, dass wir es uns nicht leisten können Euer Leben leichtfertig aufs Spiel zu setzen."

Galian hatte sich bei seinen letzten Worten ein paar Schritte in Richtung der Hütten bewegt und wartete nun stehend auf Selamins Antwort. Er würde es nicht zulassen, dass das Mädchen ihre Chancen diese Sache heil zu überstehen noch weiter dezimierte. Es war nicht seine Art Leben zu nehmen, an denen er keine Schuld erkennen konnte. Aber er würde es tun, auch wenn es ihm ganz und gar nicht gefiel. Innerlich hoffte er, dass Selamin auf sein Verhandlungsangebot einsteigen würde und er es nicht tun musste.
 1. Bluffen: 28

Selamin

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #170 am: 11.04.2011, 22:50:24 »
Selamin brauchte eine Weile um die Aussagen von Galian zu begreifen. Was der Krieger ihm da vorschlug, ja um was er ihn bat waren ganz neue Töne. Hatte Galian ihn je zu vor um etwas gebeten. Tränen laufen ihm langsam übers Gesicht. Es stimmte, er war ein Teil der Gruppe. Aber konnte er einfach Jill ihrem Schicksal überlassen, oder sie gar einfach töten, nach allem was sie für sie durchgestanden hatten. Sie war der Grund für ihr hier sein, und seine Entscheidung sich ihrer anzunehmen, hatte schon Joyce um den Verstand gebracht. Dem Druck der letzten Tage und seinen Gefühlen nachgebend saß er zitternd da, während er leise schluchzte. Er mußte wählen. Brachte er sich in Gefahr, oder tötete er Jill? War es das Leben des Mädchens Wert, das ihre Warnung vielleicht zu spät überbracht wurde?
« Letzte Änderung: 11.04.2011, 22:50:45 von Selamin »

Skraching

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #171 am: 15.04.2011, 12:24:25 »
Nachdenklich hörte Skraching Kyra zu. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, tut mir leid. Ich kann herausfinden, ob etwas magisch ist, vielleicht noch so ungefähr, in welche Richtung es geht, aber das war es dann auch. Hast du etwas gefunden?"
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Kyra

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« Antwort #172 am: 15.04.2011, 14:27:15 »
Schade, Kyra hatte zu gern gehofft, dass Skraching ihr weiterhelfen konnte oder doch zumindest etwas über seine magischen Fähigkeiten erzählte. Nun ja zugegeben, sie selbst hatte auch noch nichts von sich erzählt, da konnte sie wohl kaum erwarten dass andere so offen sein würden. "Ja, ich glaube der Ring den ich gefunden habe ist magisch und dieser Stab hier auch." Kurz hielt sie ihm die beiden Gegenstände in ihrer Hand entgegen. "Von dem Ring scheinen mehrere Effekte auszugehen. Ich dachte sie könnten uns später vielleicht nützlich sein, bei... naja..."
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Skraching

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« Antwort #173 am: 15.04.2011, 14:43:18 »
Der Junge betrachtete die beiden Gegenstände aufmerksam. "Hast du die in den Gewölben gefunden? Sie könnten hilfreich sein, aber vielleicht auch gefährlich. Frag am besten Selamin, der hatte in Ruicks Haus schon gefragt, ob jemand magische Gegenstände gefunden hat... ich denke, er kann das genauer untersuchen."

Er zeigte der jungen Frau ein angedeutetes Lächeln, das aber gleich wieder verschwand. Im Moment schien Skraching sehr ernster Stimmung zu sein. "Es tut mir leid, dass ich einfach mit Selamin verschwunden bin. Das war nicht in Ordnung. Und nicht einmal besonders hilfreich, wie es scheint. Ich werde in Zukunft genauer nachdenken, bevor ich handle."
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Kyra

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« Antwort #174 am: 15.04.2011, 15:58:57 »
"Ja, den Ring habe ich in einem Geheimfach in dem Raum mit den vielen Büchern gefunden und den Stab bei der Leiche in dem Labor."
Bei der Erwähnung Selamins blickte Kyra kurz in die Richtung der anderen. In einiger Entfernung zu Hütte sah sie Selamin und Galian stehend miteinander reden. Sie würde ihn irgendwann später darauf ansprechen müssen, im Moment gab es sicher einiges das sie zu bereden hatten. Als Skraching sich dann plötzlich überraschend bei ihr entschuldigte, wusste sie zunächst nicht, was sie darauf antworten sollte. Eigentlich hatte sie die ganze Situation kaum mitbekommen und hauptsächlich von Galian erfahren, sie konnte also nicht beurteilen, ob ihr handeln nicht verständlich gewesen war. Außerdem hatte sie so die Möglichkeit bekommen mit Galian zu sprechen und das hatte ihr doch sehr geholfen. Mit einem leicht melancholischem Lächeln antwortete sie "Es ist schon in Ordnung, ihr wolltet nur das beste." Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu "Aber trotzdem danke."
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Skraching

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« Antwort #175 am: 15.04.2011, 19:45:29 »
Skraching nickte ihr zu. Er wandte sich dann aber nicht ab, sondern hielt seine Aufmerksamkeit bei ihr.

"Geht es dir ansonsten gut?"
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Kyra

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« Antwort #176 am: 15.04.2011, 21:57:41 »
Kyra erwiderte nachdenklich Skrachings Blick. Sollte sie wirklich ihr Gefühlsleben erneut ausbreiten und das auch noch vor Skraching, der ja selber noch ein halbes Kind war, mit der Lage aber besser zurecht zukommen schien als sie. Nein, es sollte vorerst genügen, dass sie Galian davon erzählt hatte. Mit einem lächeln versuchte sie die kurze Pause zu überdecken. "Nun ich denke mal es geht mir den Umständen entsprechend. Es wird eine Weile dauern bevor ich mich an all das hier gewöhnt habe. Im Moment frage ich mich nur wie es nun weiter gehen soll, anscheinend kann man uns hier ja nicht weiter helfen. Wie geht es dir den so? "
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Skraching

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« Antwort #177 am: 15.04.2011, 22:16:00 »
Skraching lächelte. "Ich habe ein paar Entscheidungen für mich getroffen. Ich.. naja, es ist Zeit für mich, erwachsen zu werden. Seitdem geht es mir gut, besser als vorher sogar."

Er sah zu Selamin und Galian. "Wir sollten uns gleich zusammen setzen und das weitere Vorgehen besprechen. Was unsere Prioritäten sind, an was wir überhaupt festhalten, was vielleicht an bisher unbeachteten Alternativen da ist. Und wenn wir wissen, was jeder Einzelne will, müssen wir einen Weg finden, das zusammen zu bringen."

Wieder wanderte sein Blick zu Galian. "Zumindest, so lange es von allen Beteiligten gewollt ist."
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Mephala Egadir

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« Antwort #178 am: 16.04.2011, 00:14:55 »
Galians Haltung entspannte sich merklich, als er Selamins Tränen sah. Er war in einer Welt groß geworden, wo es vor allem darum ging jederzeit Stärke auszudrücken. Tränen waren kein Zeichen von Selbstbeherrschung oder Stärke. Galian wusste natürlich, dass es mit der Stärke in anderen Gesellschaftsschichten weniger wichtig oder sogar ganz anders sein konnte, doch er selbst tat sich schwer damit Gefühle offen auszudrücken und er konnte auch keinen Sinn darin erkennen. Aber er war nicht so dumm Selamin nun als schwächer oder weibischer als zuvor zu sehen. Der Mann empfand offenkundig einen schweren Konflikt, war wohl hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Mitleid.

Der Assassine stand ein wenig unschlüssig da, verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere und wieder zurück. Zeit seines Lebens war er Priestern aus dem Weg gegangen, seit er aus dem Waisenhaus geflohen war. Er hatte sogar Aufträge abgelehnt, die den Klerus in irgendeiner Weise eingeschlossen hatten. Wenn er genau nachdachte, dann war Selamin sogar der erste Geweihte des Aeron mit dem Galian wieder ein Wort gesprochen hatte...
Aber persönliche Sympathien oder Antipathien durften nicht ihre Sinne trüben. Das forderte er von den Anderen und das musste er genauso von sich fordern. Also fasste er sich ein ...Herz... und schritt zu Selamin zurück und setzte sich neben den schluchzenden Mann. Einen Moment saß er bloß neben dem Priester und sagte nichts. Als Selamin sich wieder etwas beruhigt hatte legte Galian zögerlich seine Hand auf dessen Schulter.

"Ich möchte nicht behaupten, dass ich wirklich verstehe wie Ihr Euch fühlt, aber es ist nicht so, dass ich nicht begreifen kann in welcher Situation Ihr Euch befindet. Seid Ihr unserer Gruppe oder dem Schicksal des Mädchen in stärkeren Maße verpflichtet, darauf läuft es wohl hinaus. Entscheidungen über Leben und Tod sind nie einfach, wenn man sich seinen Emotionen hingibt, so denke ich. Ein Leben gegen das einer ganzen Bevölkerung, die einen Krieg erdulden müsste. Nüchtern betrachtet eine denkbar einfache Entscheidung, aber Ihr wollt sie Euch nicht einfach machen... Ich respektiere das. In gewisser Weise ist es... beruhigend, zu wissen, dass Ihr so denkt."

"Was hat diese sogenannte Weise überhaupt gesagt? Gibt es keine anderen Möglichkeiten? Vielleicht können wir ja in Wolkenheim jemanden finden, der dem Mädchen helfen kann. Wenn wir Ruicks Auftrag beendet haben, dann könnten wir als ersten Teil unseres Gegenschlages ihre Erschaffen finden und dazu zwingen ihre Verwandlung rückgängig zu machen." Ein Spur von Zuversicht hatte sich in die ernste Stimme Galians geschlichen. Der Gedanke nicht mehr davon zu laufen, sondern aktiv gegen ihre Feinde vorzugehen gefiel ihm sehr. Ob Selamin auch so empfand?

Selamin

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #179 am: 16.04.2011, 13:55:09 »
Es brauchte eine Weile bis Galians Worte durch den Schleier der Verzweiflung zu Selamin durchdrangen. Im wesentlichen hatte er ja Recht, zumindest von einem rationalen Standpunkt aus betrachtet. Aber rache und Hass waren nicht sein Weg. Mit einem Lächeln auf dem Tränenvermierten Gesicht schüttelt er leise den Kopf. "Das Mädchen wird sterben bevor wir diesen Ort hier verlassen. Das potenzielle Übel das welches sie korrumpiert, ist zu groß, als das ich es zulassen könnte das sie am Leben bliebe. Wir haben Wolkenheim verlassen damit sie nicht Opfer der Experimente der Magier wird, nun vielleicht nicht wir aber zumindest ich. Und so werde ich sie, so ich mich für diesen Weg entschließe nicht zulassen das sie sich weiter quält." Der Strom der Tränen hatte nachgelassen, trotzdem schluckte Selamin an dieser Stelle kräftig. "Aber obwohl eure Argumente gut waren, wird dies nicht meine Entscheidung sein. Bevor ihr erneut Einwände erhebt lasst mich kurz erklären. Das Mädchen hat in uns allen die Macht der Seher freigesetzt, und ich habe mich gesehen, und was aus mir werden könnte. Machtvoll und kalt, menschlichen Schicksalen gegenüber gleichgültig. Doch dies ist nicht der Weg den ich zu beschreiten gedenke. Was wir sind und was wir sein werden ist nicht vorherbestimmt, sondern das Ergebnis unserer Entscheidungen. Sicher, ein jeder von uns hat Veranlagungen, die ihn für eine bestimmte Laufbahn empfehlen, aber letzlich liegt es bei uns was wir mit unserem größten Geschenk, dem Leben, anfangen. Die Entscheidung nicht zu versuchen Jill zu retten wäre der falsche Weg. In ihr kämpfen zwei Seelen um die Herrschaft über ihren Körper, ihre eigene unschuldige, sowie eine Böse, vormals eingesperrt in dem Edelstein auf ihrer Stirn. Lailo sagt dass sie mich zu diesen Seelen bringen kann, und das es gefährlich ist. Ich könnte sterben ohne etwas bewirkt zu haben, ich könnte es schaffen den bösen Geist zurück in sein Gefängniss zu treiben, es könnte sein das der Geist in mich einfährt, und für diese Eventualität bat ich euch um eure Hilfe. Natürlich hoffe ich und glaube daran das ich es schaffen kann, aber wenn mich die Reise mit euch eins gelehrt hat, dann auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein." Er atmete erneut tief durch. "So sehr es mich schmerzt diese Risiko eingehen zu müssen, und dabei unter Umständen unserer kleinen Gruppe meine mageren Möglichkeiten zu entziehen, ein Teil von mir würde sterben wenn ich es nicht versuchen würde." Eine unausgesprochene Bitte lag in Selamins Augen als er zum Schluß kam. Konnte Galian seine Entscheidung aktzeptieren? Und selbst wenn nicht, würde er ihm die letzte Hilfe geben?

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