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Autor Thema: Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis  (Gelesen 27596 mal)

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Skraching

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #195 am: 29.04.2011, 16:45:23 »
"Und wieder lässt er uns zurück und interessiert sich nur dafür, was ihm gerade passt."

Skraching sah dem jungen Priester mit funkelnden Augen hinterher. Dann sah er zu Galian. "So wie ich das sehe, sind wir keine Gruppe. Unter diesen Umständen macht es wohl auch wenig Sinn, zu diskutieren, was wir als Nächstes tun."

Er sah zu Kyra. "Oder sieht das irgend jemand anders?"

Die Feindseligkeit war aus seiner Stimme verschwunden, aber es war offensichtlich, dass der Junge immer noch aufgebracht war.
Es ist die Kälte in meinen Adern, die mich führt und leitet...

Kyra

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #196 am: 29.04.2011, 17:32:41 »
Stillschweigend saß Kyra neben Skraching im Gras und verfolgte mit immer mehr missfallen wie sich die Diskussion zwischen dem Rest der Gruppe entwickelte. Sie konnte nicht wirklich sagen, ob man Raika trauen konnte oder nicht. Der erste Eindruck den sie von ihr hatte war eigentlich gar kein so schlechter, immerhin war sie freundlich und höflich gewesen, trotz Galians Verhalten. Aber das hatte ja anscheinend nicht unbedingt viel zu bedeuten. Vor nicht all zu langer Zeit war sie einem ebenfalls auf den ersten Eindruck vertrauenswürdigen Beamten in dessen Haus gefolgt, nur um dann in einem Kerker aufzuwachen und von Soldaten gesucht zu werden. Vielleicht war es also wirklich besser ihr weiteres Vorgehen zu nächst nicht mit Außenstehenden zu besprechen.
Aber je mehr sich der Streit zwischen Skraching und Selamin zu entwickelte, desto mehr wurde ihr klar, dass das nicht der eigentlich Grund war, warum sie sich streiteten. Und auch nicht unbedingt um die Rettung Jills ansich, sondern mehr um die Art und Weise, wie Selamin seine Entscheidung bekannt gegeben hatte. Hilflos musste sie zu sehen, wie sich die beiden anschrien. Sie wollte irgendwie eingreifen, die Situation entschärfen, aber sie wusste nicht wie. Es schien so als würden sich bei beiden lang angestaute Gefühle lösen und ein falsches Wort von ihr könnte alles noch schlimmer machen, also konnte sie nur inständig hoffen, dass sie sich wieder beruhigten.
Ungewollt entfuhr ihr ein Keuchen, als Selamin davon sprach ihn zu töten. Nein, das konnte nicht sein, soweit durfte es nicht kommen! Sie konnten doch nicht unbeschadet aus dem Kerker entkommen sein, nur um hier zu sterben! Während Kyra all ihren Mut zusammennahm und sich überlegte was sie sagen sollte, mischte sich Galian mehr oder weniger schlichtend ein. Erleichtert atmete Kyra aus, wenigstens Galian schien an dem Zusammenhalt der Gruppe zu liegen. Jedoch beruhigten sich die beiden Streithähne keineswegs, sondern fuhren nur noch verbitterter fort.
Während sie den Rest des Streites und den davonlaufenden Selamin verfolgte, liefen ihr Tränen das Gesicht hinab und sie umklammerte ihre angewinkelten Beine. Warum nur schien sich jede Struktur, jeder feste Halt um sie herum aufzulösen?
Skrachings Frage beantwortete sie nur mit einem traurigen Blick. Leise, kaum hörbar, sprach sie ihren bohrenden Gedanken aus "Wieso nur?"
"A wise man can see more from the bottom of a well, than a fool from the top of a mountain."

Skraching

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #197 am: 29.04.2011, 18:01:15 »
Nachdem Selamin aus seinem Blickfeld verschwunden war, und er Kyras Tränen bemerkte, schien sich Skraching endlich zu beruhigen. Er schüttelte in einer hilflos wirkenden Geste den Kopf. "Wenn mich nicht alles täuscht, kann keiner von uns wirklich gut mit Anderen umgehen. Mich eingeschlossen. So eine Gruppe kann nur funktionieren, wenn sich alle wirklich Mühe geben. Und das ist nicht passiert."

Mit bösem Blick sah er in die Richtung, in die Selamin verschwunden war.
"Ich will niemanden zurücklassen, ich will, dass das hier funktioniert, aber ich glaube nicht mehr daran. Wir sind zu verschieden, in unserer Art, unseren Zielen und Wünschen. Ich habe keine Idee, wie man das zusammen bringen kann."
Es ist die Kälte in meinen Adern, die mich führt und leitet...

Robin Brighthide

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #198 am: 09.05.2011, 23:09:42 »
So blieben die bitteren Gefühle die jeder einzelne in der Gruppe verspürte erhalten, während die Zeit unvorstellbar langsam voran schritt. An diesem Ort ohne Sonne war es schlicht unmöglich zu schätzen wie spät es war und so kam es einem jeden vor als stünde die Zeit einfach still.

Doch irgendwann trat der Elf an Selamin heran und erklärte nur mit einem kurzen: "Es wird Zeit." dass die Vorbereitungen abgeschlossen waren. Ohne eine Reaktion abzuwarten machte er sich wieder auf in die andere Hütte, blieb aber vor dem Eingang noch einmal stehen um auch den restlichen Gefährten noch ein paar Worte mitzugeben. "Wenn ihr wollt könnt ihr dazu kommen."

Selamin

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #199 am: 10.05.2011, 00:01:18 »
Selamin hatte die letzten Stunden damit zugebracht in sich zu gehen und das zu suchen was bei dem dem Streit mit Skraching in ihm zerbrochen war. Er hatte es nicht mehr gefunden. Eine Gleichgültigkeit die ihn gleichzeitig erschreckte aber ihm auch Schutz bot hatte sich in ihm breit gemacht. Und so strafte er sich und folgte dem Elfen zu seinen Gefährten.
Mit ruhiger Stimme, Gesicht und Haltung weder provokant, noch sonstige Emotionen steigend stellt er seine Frage: "Und? Wie lautet euer Urteil? Gestattet ihr es mir zu versuchen Jill zu heilen?" Der nichtssagende Tonfall, die fast schon marionettenhaften Bewegungen des jungen Klerikers zeigen an, dass er sich höchstwahrscheinlich dem Richtspruch der Gruppe unterwerfen wird.

Mephala Egadir

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #200 am: 10.05.2011, 00:21:35 »
Er war mit seiner Weisheit am Ende und wusste nicht weiter, also schwieg er. Galian hatte sich an die Hauswand gelehnt und regte sich die ganze Zeit über nicht.

Eigentlich müsste er das Mädchen töten, doch er wollte es nicht. Wozu hatte er diesen Unsinn bis hierher ertragen wenn er jetzt tat was er schon in dem Gewölbe hätte tun können. Wahrscheinlich wäre es sogar besser gewesen, hätte er seinen Schock schneller überwunden und ihr einfach den Gnadenstoß gegeben. Aber Galian war nicht derjenige, der sich als dafür zuständig empfand andere aus Gnade zu töten, genausowenig, wie er nicht ohne mit der Wimper zu zucken Unschuldige und Kinder töten wollte.
Es war eine Sache verderbte Schurken niederzustrecken, die so verkommen waren, dass sie es nicht besser verdient hatten. Wenn er eines Tages auf diese Art sterben würde, dann hätte er es auch nicht besser verdient, aber das Mädchen konnte tatsächlich nichts für ihr Schicksal und es wäre nicht sehr gerecht, wenn sie sterben musste, weil Selamin Galian zu dieser Tat zwang.

Innerlich wusste er bereits dass er gleich einfach gehen würde und diesen Irrsinn geschehen lassen würde, als Selamin vor die Hütte trat und sie fragte, ob sie ihn zur Tat schreiten lassen würden.
"Was für eine dumme Frage", dachte sich Galian, war aber auch gleichsam froh, da es ihm einen Ausweg bot, sofern Selamin sich tatsächlich nach ihrem Willen richten würde.

"Ihr könnt mit dem Kind tun was auch immer Euch gefällt, aber Ihr werdet nicht Euer Leben dabei aufs Spiel setzen. Die Entscheidung über Euer Schicksal liegt nicht mehr bei Euch, da sie uns alle betrifft. Das gilt nicht nur für Euer Leben sondern für jeden von uns. Ab sofort gibt es hier keine Alleingänge mehr. Das war meine Meinung und das wird sie auch bleiben."

Trotz aller Bestimmtheit schwang ein erleichterter, hoffnungsvoller Unterton in Galians Stimme mit.
« Letzte Änderung: 10.05.2011, 01:02:49 von Galian »

Raika

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #201 am: 15.05.2011, 12:36:25 »
Unzufrieden wartete Raika außer Hörweite vor den Hütten. Sie hatte sich mit angewinkelten Beinen auf den Boden gesetzt und sah immer mal wieder zu der Gruppe. Als Selamin ihr zuwinkte, war sie bereits im Begriff aufzustehen - ließ es jedoch, als die ständigen Spannungen weiter andauerten. Sie mochte nicht im Zentrum eines Gewittersturms stehen. Sollten sie sich zunächst aussprechen und ihre Dispute untereinander klären. Noch immer war sie nicht sonderlich davon überzeugt, dass dies der richtige Werk war. Es lag nicht an dem Ziel, welches sich diese "Gemeinschaft" gesetzt hatte. Vielmehr hatte sie ein Problem damit, dass sie mehr als nur zerstritten zu sein schienen. Ihre Geduld schmolz wie die Kerze eines Gelehrten, der sich die Nacht um die Ohren schlug. Aeron besaß einen eigenartigen Sinn für Humor. Nun ergab sich die Möglichkeit, jemanden zu retten...und dann war sie an so einer schwierigen Gruppe gebunden. War es das wert? Vielleicht war es zu ertragen, wenn sie sich aus ihren Streitereien heraushielt. Sie hatte nicht vor, sich einzumischen. Wenn der Priester das Mädchen um jeden Preis retten wollte, war ihr das recht. Als der Elf die anderen zurückholte, sprang sie auf und folgte ihnen zu der Hütte. Ihr nichtssagender Blick fiel auf Selamin. Hatten sie sich nun endlich entschieden?

Skraching

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #202 am: 17.05.2011, 12:02:30 »
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah Skraching den Priester an. "Was genau ist denn eigentlich der Plan? Das hat mir noch keiner verraten", hakte er nach.
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Mephala Egadir

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #203 am: 18.05.2011, 17:11:34 »
Galian blieb ernst und gefasst, als er Skraching in eigenen Worten erklärte, was Selamin ihm vor kurzem erzählt hatte:

"In dem Edelstein, der im Kopf des Mädchens steckt befindet sich eine andere Macht und Selamin glaubt, dass er diese Macht vertreiben kann, wenn das Orakel ihn in den Geist des Mädchens bringt. Dabei besteht die Möglichkeit dass er sich selbst umbringt oder selbst von dieser Macht besessen wird. Er bat mich sogar darum ihn zu töten, wenn dies geschehen sollte."

Skraching

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #204 am: 18.05.2011, 17:29:44 »
Einige Sekunden lang starrte der junge den Assassinen finster an. Dann wandte er sich an Selamin.

"Du hast wirklich überhaupt nichts verstanden, oder?"

Im Gegensatz zu ihrem vorherigen Streit war Skrachings Stimme nun frei von jeder Aggression - er klang eher enttäuscht.

Er schüttelte den Kopf, während er weiter sprach. "Ich will sie auch retten. Aber ich will auch verhindern, dass die Leute, die hinter all dem stehen, Erfolg haben. Wenn wir die nicht aufhalten, wird nicht nur Jill sterben, dann werden Tausende Unschuldiger sterben. Und wir alle übrigens auch. Du willst dich opfern? Nur zu, damit schenkst du dem Mädchen vielleicht ein bißchen mehr Zeit, aber nur, bis der Krieg ausbricht und sie dann als eines der wichtigsten Ziele sowieso umgebracht werden wird."

Er setzte sich auf den Boden. Nach all der Wut, die er zuvor herausgelassen hatte, sah er jetzt eher resigniert aus. "Selbst wenn wir das als eine Option betrachten, und ich sage noch nicht, dass wir es tun, sollten wir uns nicht kopfüber ins Verderben werfen, sondern alles so genau wie möglich durchplanen. Hast du an die Möglichkeit gedacht, dass diese... Macht... weitaus gefährlicher werden könnte, wenn sie dich übernimmt? Vielleicht so gefährlich, dass auch Galian oder diese überhebliche Schnepfe hier, die schon einmal ihre Unfähigkeit bewiesen hat, sie nicht aufhalten können? Was ist dann? Was ist, wenn diese Macht dich übernimmt, und uns alle inklusive Jill danach einfach umbringt?"

Skraching sah zu Boden, und dachte einige Zeit nach. Seine Wut war noch nicht ganz so verschwunden, wie es den Anschein hatte, aber er hatte keine Lust, sich wieder von ihr beherrschen zu lassen. Er wusste nicht, was der richtige Weg war, aber er wusste, dass die Situation, in der sie vorhin waren, oder die, in der sie jetzt waren, ihm überhaupt nicht gefiel. Und er wusste, dass er sich eigentlich nicht von der Gruppe trennen wollte, auch wenn er bereits kurz davor gewesen war.

Vielleicht war es das Beste, einfach den Weg zu gehen, den er ursprünglich ins Auge gefasst hatte. "Ich bin dafür, dass jeder von uns erst einmal erklärt, was seine persönlichen Ziele sind, was ihm wichtig ist, und was für ihn auf keinen Fall eine Option ist. Und dann müssen wir uns auf einen Weg einigen, der möglichst viel davon abdeckt. Aber es sollte klar sein, dass jeder Kompromisse eingehen muss. Wir sind zu unterschiedlich, als dass wir die Wünsche jedes einzelnen vollkommen berücksichtigen könnten."

Er sah nun wieder Selamin an, und der Priester konnte eine seltsame Traurigkeit an Skraching erkennen. "Es gibt auch einige Dinge, die ich nicht möchte, aber wenn es sich als notwendig erweisen sollte, bin ich trotzdem dazu bereit. Aber vielleicht haben wir gemeinsam Ideen, die Kompromisse für uns alle so... leicht wie möglich zu machen."
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Selamin

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #205 am: 18.05.2011, 19:41:49 »
Selamin nickte Galian nur zu, dessen Meinung war ihm klar gewesen. Das bisher allerdings noch niemand Skraching informiert hatte wunderte ihn schon ein wenig, aber er war nicht derjenige den Jungen ins Bild zu setzen. Galians Worte die seinen Plan erklärten traffen dann aber seinen Plan und die damit verbundenen Risiken einigermaßen prägnant. Skrachings Reaktion widerrum, und seine Vorwürde er verstehe nichts tat er auch nur mit einem Schulterzucken ab. Sie würden seine Motive nicht verstehen, das Vertrauen das er in sie setze und das scheinbar nicht erwiedert wurde, sie hatten nicht sein Verständniss von Gut und Böse als diametralen Kräften.
Auf die Frage nach seinen Zielen mußte er dann doch antworten. "Mein Ziel ist und bleibt der Frieden. Aber scheinbar kann ich dabei nicht den Weg des Guten gehen, sondern muß den Weg des Opportunen gehen. Womit das Urteil über Jill gesprochen wurde. Sie ist abhängig von der Magie, und entweder wir versorgen sie mit dieser, verstärken die Transformation, oder wir lassen sie dahin siechen. Beides sind Wege die ich nicht für richtig halte. Die Alternativen sind der eben vorgeschlagene Weg oder kalter Stahl. Da ihr als Gruppe euch gegen die Chance der Heilung gewandt habt, muß ich mich fügen. Aber ich werde diesmal nicht zum Vollstrecker. Nicht wenn es nicht mein Weg ist, sondern der der Gruppe." Auch wenn die Tränen Spuren in seinem Gesicht hinterlassen haben, Selamin wirkt ruhig und gefasst als er die Lage aus seiner Situation schildert. Fast als wäre ihm alles egal, was mit ihnen, und was mit Jill passierte. Verschwunden war der Selamin der emotional argumentierte, vorher stand Rationalität hatte die Kontrolle über ihn übernommen.

Kyra

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« Antwort #206 am: 18.05.2011, 22:19:45 »
Nachdem sich Kyra in der Zwischenzeit etwas beruhigt hatte, fand sie sich wieder mit den anderen zusammen, als der Elf sie rief. Die Stimmung war immernoch angespannt, aber zumindest schienen sie sich nicht gleich anschreien zu wollen. Als Galian so kurz und rational Selamins Plan zusammenfasste, den sie auf irgendeine Weise bereits erahnt hatte, musste sie sich stark zusammenreisen um ihre Gefühle zu beherrschen.
Bei Skrachings Frage senkte sie unwillkürlich den Kopf. Das war eine Frage, die sie bisher mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hatte und mit der sie sich jetzt ungern befassen wollte. Während sie noch krampfhaft überlegte, was sie zu diesem Punkt sagen würde, begann Selamin bereit mit seinen Ausführungen. Es dauerte einen Moment, bis seine Worte ihren Weg zu ihr durchdrangen und sie realisierte, dass Selamin sich doch nicht opfern wollte. Ohne dass es ihr bewusst wurde, lief sie auf Selamin zu und schlang ihre Arme um ihn. Vor lauter Freude darüber, ihn nicht verlieren zu müssen, konnte sie nichts weiter sagen, sondern verharrte einfach in dieser Stellung.
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Skraching

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #207 am: 23.05.2011, 14:21:07 »
Der Junge hörte Selamin aufmerksam zu, verzog einige Male sein Gesicht, unterbrach den Priester aber nicht. Abschließend nickte er.

"Das heißt also: Dein Ziel ist, den Frieden zu bewahren. Du willst außerdem das Mädchen retten, oder, falls nicht möglich, ihr ein möglichst schnelles und schmerzfreies Ende ermöglichen. Wobei du selbst dies Ende nicht vollstrecken willst."

Er dachte einen Moment nach, dann sprach er weiter. "Ich selbst möchte nicht nur den Frieden wahren, sondern die, die für diese Entwicklungen und für unsere Probleme verantwortlich sind, zur Strecke bringen. Ich habe keine Lust, ewig auf der Flucht zu bleiben. Ich will vom Gejagten zum Jäger werden."

Skraching ließ die Worte einige Momente im Raum stehen. "Außerdem möchte ich ebenfalls Jill retten, aber nur, wenn der Preis dafür nicht zu hoch ist. Sie hat es nicht verdient, zu sterben, aber das hat niemand von uns, geschweige denn, die einfachen Leute in den Städten und Dörfern."

Wieder hielt er einen Moment inne. Sein Blick wanderte zu der Hütte, und dann wieder zu Selamin. "Ich denke allerdings auch, dass wir so genau wie möglich wissen sollten, was für ein Wesen Jill in sich trägt, und was mit der Kreatur passiert, wenn sie stirbt. Stirbt es dann auch? Kann es auf anderem Wege in diese Welt gelangen? Und wie hängt diese Kreatur mit denen zusammen, die den Krieg schüren wollen? Sollte es ihr Diener, Verbündeter oder sogar ihr Herr sein?"

"Zusammengefasst: Ich will den Frieden wahren, die verantwortlichen Kriegstreiber zur Strecke bringen, wenn möglich, Jill retten, und möglichst viel über das Wesen herausfinden, das sich ihrer bemächtigt hat."

Dann wandte sich Skraching an Kyra. "Was ist mit dir? Was sind deine Ziele?"
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Kyra

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« Antwort #208 am: 23.05.2011, 20:41:53 »
Von Skraching so direkt angesprochen, lies Kyra von Selamin ab und blickte in Skrachings Richtung, wobei sich ihr Blick aber im Horizont verlor.
Was waren ihre Ziele? Früher hätte sie auf diese Frage eine genaue Antwort gewusst. Aber jetzt? Immer wenn sie sich diese Frage stellte, musste sie sich wieder an Galians Worte an ihrem ersten Abend erinnern. Was für Ziele konnte sie denn schon verfolgen, während sie auf der Flucht war? Sich einen Ehemann suchen und Kinder bekommen wohl kaum. Ihr Familienanwesen war auch zerstört und eignete sich wohl nicht zum wohnen, ganz zu schweigen von den Soldaten, die sich wahrscheinlich noch in der Gegend aufhielten. Von was sollte sie Leben? Vielleicht war noch etwas von dem Gold in dem Geheimen Kellerraum, vielleicht auch nicht. Selbst wenn, würde sie vorerst nicht an es heran kommen. Ein wirkliches Handwerk hatte sie nicht gelernt, wozu auch, es bestand ja nie die Notwendigkeit dafür. Wie sollte sie sich also ernähren? Konnte sie überhaupt andere Dinge planen als den nächsten Tagesablauf? Konnte sie sagen, was in 5 Tagen sein würde? Einer Woche? Einem Monat? Wie sollte man da Ziele verfolgen können? War vielleicht das ihr "Ziel" ? Wieder in der Lage zu sein, Ziele verfolgen zu können?
Kyras Augen schienen wieder im hier und jetzt angekommen sein und fixierten Skraching. Kurz drehte sie ihren Kopf um auch den anderen einen Blick zu zuwerfen können. Selamin und Skraching sprachen von den Frieden wahren, aber es war schon immer so gewesen, dass Frieden teuer erkauft werden musste. Es lief also mehr daraufhin hinaus, die Verantwortlichen aus dem Verkehr zu ziehen und das würde wohl in dem Tod vieler Menschen resultieren. Jener, die bewusst für die Hintermänner arbeiteten, jener die von ihnen manipuliert wurden und jener, die mit dem ganzen nichts zu tun hatten. War das ein notwendiges Übel? Galian mochte bestimmt so denken. Aber war das auch ihr Pfad? Die Zukunft würde es zeigen müssen.
"Ich kann, so wie der Zustand im Moment ist, keine Ziele verfolgen. Mein Ziel ist es, dass zu ändern."
"A wise man can see more from the bottom of a well, than a fool from the top of a mountain."

Skraching

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Kapitel 2: Der Weg der Erkenntnis
« Antwort #209 am: 23.05.2011, 20:52:10 »
Skraching sah Kyra einen Moment verständnislos an. "Welchen Zustand genau meinst du? Unsere Flucht?"
Es ist die Kälte in meinen Adern, die mich führt und leitet...

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