6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 00:08:36 Uhr - Vor dem Altenstift
Wiederum durchdrang das Gehör der Nonne den auf Blech schmetternden Regen nicht, wahrscheinlich würde man bei diesem Lärm sogar kaum die Schritte einer Person im Inneren hören, weshalb sich die Nonne auf ihre Augen verlassen musste und diese enttäuschten sie, sollte tatsächlich eine Person in der Kate sein. Aber es schien so, schließlich war die Flagge der Burschenschaft Teutonia von der Wand gerissen und die Kaminöffnung der Hexe war geöffnet. Hermene glaubte, dass die Studenten sie nicht geöffnet hatten und warum sollten sie diese öffnen, wenn sie das Haus verließen? Jemand musste in diesem Gebäude sein. Und doch hatte der Raum nur zwei Räume und in beiden hatte Hermene nichts gesehen.
Aber ihre Nase täuschte sie nicht, es roch befremdlich. Sie konnte es trotz des Regens riechen, stark und unmittelbar, auch wenn sie nichts sah. Es roch süßlich und brannte ein wenig in die Nase, kam ihr fast ein wenig ätzend vor
[1]. Sie hatten das Gefühl, als würde ihr etwas schwindelig werden...
[2]6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 00:21 Uhr - Auf der Helka
Die Studenten mühten sich gegen das Wetter, gegen die Widrigkeiten und gegen jene, welche nun als Dänen deklariert wurden. Und nun mussten die Studenten mit noch mehr Widrigkeiten kämpfen, aber jene, welche Dänen sein mochten, auch. Es wurden alle Lichter gelöscht, was das Retten der im Meer Treibenden trotz der brennenden Sonnenblume nicht erleichterte, doch dafür war die Helka auch nicht so ein leichtes Ziel.
Mit vereinten Kräften bemühten sich die Studenten möglichst viele Menschen zu retten und jetzt ging es auch voran, während das Panzerschiff sich nach zwei weiteren Schüssen in das Schwarze wieder zurückzuziehen begann.
Alfred brüllte gegen den Wind an, doch er bekam keine Antwort. Die brachte erst der vor einigem Minuten gerettete Mann mit dem verwundeten Auge, welcher ebenfalls half. Im Hintergrund kämpfte sich der erste Kutter durch die starke Brandung und machte sich auf ebenfalls zu retten.
"Emil Nobel?", fragte er kurz und hielt kurz mit dem Ziehen eines Taus inne.
"Emil Nobel still auf the Schiff.", erklärte der blondhaarige Mann mit einer Mischung aus deutscher und englischer Sprache und stark schottischem Akzent.
"Wollte important package bergen!" Dann zog er fest das Tau und half weiter.
Alsbald hatte man die zwanzig im Wasser Treibenden gerettet oder geborgen, acht von ihnen konnten helfen, sieben von ihnen waren so durchgefroren oder durch die Einschläge der Kanonenkugeln oder die umherfliegenden Splitter verletzt und mussten versorgt werden, während fünf Männer bereits erfroren oder durch ihre schweren Verletzungen gestorben waren. Das Panzerschiff zog derweil ab, während der zweite Kutter sich dem Schiff von der anderen Seite näherte und die Treibenden einzusammeln begann, die auf der Seite des Schiffes und so außerhalb des Blickfeldes der Helka lagen. Ihre Rufe tönten schwach durch den Wind, auch von ihnen waren bereits Männer gestorben. Ihre Rettungsaktion war langsam ein Erfolg und jene, welche Dänen sein mochten, waren langsam außerhalb der maximalen Reichweite der Kanonen. Nur Emil, der war nicht in Reichweite, der war auf dem brennenden und sinkenden Schiff, welches die Förde erhellte und suchte scheinbar noch irgendetwas...