Gedenken - Beben - Ausweichrolle und schließlich die gesamte Flucht, der Rückzug aus dem ehemaligen Haus der Bestie und dem Grab Xotanis: All das rast in wahnsinniger Geschwindigkeit an Zahur vorbei! Noch immer kann er es nicht ganz fassen, dass es nun vorüber sein soll - Jhavhul lebte doch noch! Und Mestoph war gefallen, ein guter Freund war er geworden für Zahur, oftmals einfach nur verschwiegen und in sich zurückgezogen, doch immer ehrlich und gerade aus. Endlich also haben die Strapazen ein Ende. Der Betrunkene Meister befolgt auf der Rückreise immer treu die Befehle und Anweisungen von Naadhira - sie war immer noch die Anführerin, und sie würde es bleiben: Gemeinsam hatten sie Jhavhul erfolgreich die Stirn bieten können, nur gemeinsam hatte es funktioniert, tatsächlich funktioniert...
Die Ruinen in denen sich dereinst das Böse angesiedelt hatte gehören nun also der Vergangenheit an, und doch werden zahlreiche Erinnerungen bleiben, viele schlimme Erinnerungen, und doch - sie konnten den Sieg davon tragen! Innerlich war Zahur trotz der tiefen Trauer um Mestoph und der Wut auf den verbannten Ifritfürsten, froh - froh und sogar ein bisschen stolz: Um so leichter fällt dem Mönch dann auch die trotz aller Magie mühsame und aufreibende Rückreise durch die bleichen Berge. Immer und immer wieder versucht Zahur sogar den Fremdenführer zu mimen, doch schnell wird ihm klar, dass er sich hier einfach nicht gut genug auskennt. Während der Reise wechselt er ansonsten nicht viele Worte, in Gedanken ist er immer noch im Kampf - mit Jhavhul, mit seinen missratenen Dienern und mit sich selbst! Wie sollte es nun für den Betrunkenen Meister weitergehen...
Mestoph - was wären wir nur ohne dich... wir wären alle gestorben... da bin ich mir so sicher. Ganz Kelmarane wäre in einem einzigen flammenden Atemhauch untergegangen, abermals überrannt sozusagen... Frauen, Kinder und Alte: Tapfere Krieger, pah... Alle wären verloren gewesen... was für ein Edelmut muss doch in dir gesteckt haben, dass du auf so eine Idee gekommen bist... ewiges Gedenken an dich... auf das Cayden dir ewig dein Trinkhorn füllen möge, verdient hast du es!... Und irgendwann... wir werden gemeinsam an der Tafel sitzen... wieder miteinander trinken... Wann wird das alles ein Ende nehmen... die Bestie von Feuerfürst lebt noch immer... verbannt, ja... mit mächtiger Magie zurückgeschlagen, abermals... seine Dienerschaft zerstört, vernichtet, zerstreut... doch das Böse ruht nicht... die Rovagug-Anhänger, sie könnten jederzeit wieder zu alter Macht gelangen... Und dann, wir würden...
Die Gedankenwelt des Mönchs ist wahrlich zwiegespalten und ziemlich wirr. Doch im Großen und Ganzen wird sich wohl erst einige Tage später zeigen, wie es ihm wirklich geht - wenn die Ereignisse verarbeitet sind, das Adrenalin gesunken und ausreichend Ruhe und Entspannung nachgeholt ist. Und der Alkoholspiegel wieder auf 'Normalniveau' ist: Schon lange kein Stündchen mehr geschlafen und schon lange keinen tüchtigen Schluck mehr getan!...
Zurück im Palast der Prinzessin zieht sich der Mönch mit Worten des Dankes an seine Gefährten fürs Erste zurück: Für ihn sollte nun also endlich wieder Erholung eintreten! In seinem Fall heißt das - ein heißes Bad, endlich einmal wieder. An das letzte Mal kann er sich nun wirklich nicht erinnern - und ein tüchtiger Schluck 'Hammerkopf', den er sich vom Hauspersonal bringen lässt! Welch Glücksfall, dass ihr Abenteuer ein so glückliches Ende nimmt! Das warme Wasser löst den Schmutz der letzten Monate von seiner Haut, ganze Krusten lösen sich und versinken im schäumenden Wasser, dessen parfümierter Duft schwer in der Luft der Bade-Kammer hängt. Das eingetrocknete Blut an Zahurs Händen und Füßen löst sich allmählich und zieht tiefrote Schlieren im Wasser - nicht besonders angenehm, doch für den Betrunkenen Meister bilden sich Zeichen heraus: Zeichen und Bilder der vergangenen Tage und Monate. Sie nehmen ihn mit auf eine lange Reise durch Schmerz und Entbehrung, aber auch Glück und Übermut! Wohlig angenehm brennt der starke Schnaps aus dem güldenen Kelch in der Kehle des Mönchs - viel hat er gelernt und viele Erfahrungen gemacht - ein Traum könnte all dies sein, mit Höhen und Tiefen, doch nun ist es endlich an der Zeit wieder aufzuwachen!...
Nach einigen Stunden bekommt auch Zahur endlich von dem Tumult auf den Straßen von Kelmarane mit, erhebt sich erschöpft aber glücklich und vor allem sauber aus seinem Badezuber und tritt herüber ans Fenster - keine Unruhe, kein Angriff von zurückgekehrten Rovagug-Anhängern, nein: Ein Fest wird hier vorbereitet - ein Fest für den Frieden, für den Sieg über Jhavhul, für sie alle und ein Gedenken an die Gefallenen...
Mestoph... jetzt trinken wir für dich...
Mit ungeahnter Geschwindigkeit streift sich Zahur seine alte Kutte über, dass sie noch immer dreckig und verstaubt ist, stört ihn kaum - es fällt ihm nicht einmal auf. Er selbst ist sauber, seine Seele ist gereinigt, die gute Laune kehrt zurück - mit Abstand zur ganzen Sache, aber doch mit Wehmut! Die Gemeinschaft würde sich nun so langsam trennen, das ist wahrlich nicht nur ihm klar. Fast stürzt er die Treppen des Palastes hinunter, bis er dann leicht schnaufend neben Iuni zum stehen kommt, die schon draußen bei Prinzessin Almah steht:
"Oh ja - feiern ist eine wirklich gute Idee, Prinzessin! So gefallt ihr hohen Damen mir noch besser, haha! Und ihr habt Recht - es heißt auch Gedenken. Glaubt mir, ein feuchtes Gedenken wird es werden, wie recht ihr doch habt. Doch nicht von Tränen, sondern von guten Schlücken und Trinksprüchen im Angedenken! Nie werden wir sie alle vergessen, nie..."
Der Betrunkene Meister ist schon wieder ziemlich angetrunken, doch seine Stimme hat er noch ganz gut unter Kontrolle - einige prahlerische Worte, doch ernst gemeint und höflich ausgesprochen: Er steht leicht schwankend neben Iuni und lässt den Blick über die gut gefüllten Tafeln und die fröhlichen und aufrichtigen Gesichter der Bürger von Kelmarane gleiten, auf der Suche, dem ewigen Weg...
Nur zu meinem Vergnügen... wo ist der Ausschank, hehe...