Beschreibung (Anzeigen)Ein Mann, groß und breit von einem Leben voll körperlicher Arbeit. Über dem leichten Eisen an seinem Körper liegen fadenscheinige Gewänder, die die Farbe von getrocknetem Blut haben. Waffenscheiden liegen an seiner Wade und seiner Hüfte an, und die schwerste ist auf seinem Rücken festgeschnallt. Auf einem schweren Panzerstück aus dunklem Stahl an seiner rechten Schulter zeichnet sich die verbleichende Form einer Rose ab. Auf das Panzerstück fallen auch die langen, welligen Haare des Manns. Sie umrahmen ein hartes, altersloses Gesicht, das lange nicht gelächelt hat.
Hintergrund (Anzeigen)Nevos. Ein kleiner Junge in einem Waisenhaus in Korvosa.
Er war nicht dumm, aber sein Geist war zu langsam für die Aufgaben in den Schulhäusern. Nur die Klügsten wurden von barmherzigen Familien aufgenommen und erhielten ein neues Heim und die Liebe gütiger Eltern. Nur die Klügsten. Selbst die Dümmsten aber fanden Spielkameraden und Gleichgesinnte unter den anderen Waisenkindern. Nur Nevos nicht, der in Trauer Tränen aus schwarzem Pech weinte, der mit seinen bloßen Händen Feuer legen konnte und dem in Wut die fünf Hörner eines Dämons aus der Stirn wuchsen.
Das waren die Geschichten, die umgingen, und die ihn aus der Gemeinschaft ausschlossen.
Nevos ergriff das, was ihm blieb: Er trainierte seinen Körper, mit endlosen Läufen um die Stadtmauern und dem Heben von schweren Steinen, die kein anderes Kind bewegen konnte.
Er lernte, das etwas Dunkles in ihm wohnte, das ihm die Kräfte von Erwachsenen verlieh. Das Dunkle war kalt an den Knochen und brennend heiß in seinen Gedanken. Und wenn auch nicht alles stimmte, was die anderen Kinder über ihn erzählten, so doch eines: Das Hornmal des Dämons, das sich durch seinen Schädel bohrte, wann immer das Dunkle ihn ergriff.
Die Jahre im Waisenhaus vergingen, und Nevos musste für sein Geld arbeiten.
Jetzt schleppte er Steine und schichtete sie zu Häuserwänden auf, für Männer, die ihn fürchteten, aber seine Kraft bewunderten. Sie war gewachsen. Weiter, viel weiter als die eines normalen Mannes es je konnte. Er hatte gelernt, das Dunkle zu rufen, wenn er es brauchte. Aber im Gegenzug rief es ihn, wenn es ihn brauchte.
Und irgendwann forderte es seinen Preis.
Sein erstes und einziges Mädchen war eine Diebin und Räuberin. Weder schön noch anmutig war sie, aber sie war von der Straße wie er. Sie teilte sein Leben, sie kannte die Einsamkeit und die Furcht. Mit ihr in seinen Armen bekam die Welt Farbe, wo sie sonst ewig grau gewesen.
Aber er verbarg vor ihr das, von dem er wusste, dass es sie ängstigen und fortscheuchen würde.
Es gelang.
Bis zu dem Tag, an dem drei Mörder kamen, um sich an ihr für einen Diebstahl zu rächen. Nevos schlug die Mörder nieder, aber der Rausch des Kampfs gab dem Dunklen Macht. Es kam, und es verwandelte sein Gesicht in das Antlitz des Dämons.
Er sah sie nie wieder, und er lief ihr nicht nach, denn er wusste, dass sie alles verstehen würde – nur das nicht.
Am nächsten Tag gab er das Geld aus, das er angespart hatte. Für Schwerter, eine Rüstung, und die Gewänder eines Reisenden.
Er machte sich auf die Suche nach Antworten. Was er fand, war die Wildnis, und Kriegerklans, in deren Gesichtern er etwas Vertrautes fand. Nur keine Erklärung für das Dunkle, das in ihm wohnte. Nur eine Frau gab es. Ihre Haut war so alt und rissig, dass sie an ausgetrockneten Steppenboden erinnerte. Sie wusste, woher Nevos kam. Einst geboren unter einem schwarzen Stern, gaben die Schamanen des Klans des Roten Schädels ihn der Wildnis. Aus dem selben Grund, weshalb die Waisenkinder seine Nähe mieden wie ein wildes Tier das Feuer. Und sie erzählte ihm von einem Mann in einem fernen Land, der sein Blut teilte. Diesen Mann musste er finden, wenn er Antworten wollte.
Nevos konnte nicht verändern, was er war. Aber er könnte herausfinden, woher das Dunkle kam und was es bedeutete.