Das sind ja jetzt auf einmal sentenzenhafte Worte von diesem - Blinden - vielleicht sollte ich mich ein wenig zurückhalten... scheinbar steckt sogar noch mehr Selbstvertrauen in ihm und was weiß ich noch, als ich mir im Moment bewusst bin... ein wenig vom Thema ablenken vielleicht! Er hatte mich auf der Planke und nun ich ihn - nur herunterschubsen sollten wir uns gegenseitig vielleicht nicht... wer weiß was wirklich in diesen Gewässern lauert und was noch hinter diesem Halas steckt... irgendwie gefällt er mir schon der gute Herr Martain...
Aufmerksam, fast ein wenig wachsam betrachtete Gelik im Moment Halas` Gesicht - so alt wie er ihn die ganze Zeit über betitelt hatte war er doch vielleicht gar nicht. Und auch das Umschauen von Herr Martain war dem Gnom aufgefallen, so langsam begann es in Ebberschwinges Kopf zu rattern.
Und wenn er doch nicht so blind ist wie er tut?... Oder wie ich ihn schimpfte?... Man müsste, hm - aber wie so etwas anstellen... und warum eigentlich...Was?...
Doch da durchschnitten erneut die Worte Halas, diesmal ein wenig freundlicher die Gesprächsstille zwischen den Beiden und Geliks Gesicht hellte sich zunehmend auf, als er die Worte des Mannes, ihm gegenüber, vernahm:
"Nun, Herr Martain - dann verzeiht mir meine unfeine Art und lasst uns wahrlich lieber zu dieser Geschichte kommen!..."
Vielleicht vergisst er so, dass ich, unter Umständen, und wenn man viel hineininterpretieren würde, eventuell doch ein wenig unfreundlich zu ihm war... nun so bin ich halt mal... es sei und jetzt lass dir das noch alles einmal genau durch den Kopf gehen, bevor du ihm zu erzählen beginnst...
Kurz kratzte sich der Gnom an seinem Kinn, zupfte ein wenig an seinem fein säuberlich gestutzten Bart und blickte Halas dann tief in die Augen, als ob er nach etwas suchen würde: ein Glimmen, ein Glitzern - ein Fünkchen Sicht und vielleicht auch innere Berührtheit im Laufe seiner nun folgenden Erzählung.
"Ich möchte so anfangen: Ich liebe Geschichten - und ich liebe es sie anderen Leuten weiter zu erzählen! Manch einer mag behaupten das und all mein Wissen sei nur Tratsch und Plauderei - doch ich denke gerade ihr, ein Mann mit gesundem Verstand werdet eure Wahrheit darin schon finden... Und ansonsten, ich möchte ja nicht prahlen, hehe, aber ihr wisst an wenn ihr euch wenden könnt!"
Dann holte Herr Ebberschwinge noch einmal tief Luft und verschränkte seine Arme vor der Brust, der Blick auf das Pergament vor ihm wurde frei - doch immer noch würde es Halas zu schwer fallen etwas darauf zu erkennen, sollte er Gelik nicht noch einmal darauf ansprechen.
"Gestern Abend habe ich draußen, als ich an der Reling stand ein längeres Gespräch mit einem alten Seefahrer geführt. Er sagte mir, dass er schon seit einigen Jahrzehnten hier auf der Jenivere seinen Dienst als Matrose verrichtete - und dann ich sage euch - als ich ihm dann sagte, dass ich Geschichten für mein Leben gern hätte und er mir nur eine erzählen solle, er wüsste bestimmt viele bei so einem Dienstalter, da legte er los - wie ein Schwall Wasser ergossen sich die Worte aus seinem Mund. Zähne hatte er übrigens nicht mehr viele, das Salzwasser, Nahrungsmangel und allerlei andere unschöne Gegebenheiten der Seefahrt hatten sie ihm entrissen - und das Haar erst gar: lang, ungepflegt und zum größten Teil einfach nur verfilzt... Im ersten Moment dachte ich, ich könnte ihn nicht ernst nehmen aber seine Erzählung und dieses Leuchten in seinen Augen - also ich muss schon sagen, da wärt selbst ihr schwach geworden und hättet zugehört, Freund! Also, sagte er, eine Geschichte willst du hören mein kleiner Freund, sagte er - und dann begann er: Es muss wohl eine geheimnisvolle Insel nicht weit von Eleder geben, hier in den Gewässern rings um uns, gar nicht weit entfernt... Und dort, so sagte er mir, müsste es wohl allerlei Schätze geben - Schätze wie ich sie mir nicht vorstellen könnte: Rubine und Smaragde und andere güldene Geschmeide! Eine gute Stunde lang erzählte er mir von anderen Seefahren, die ihm in irgendwelchen dunklen Spelunken davon berichtet hätten - das Hörensagen wäre es, so sagte er, auf das man ruhig vertrauen könnte - Besonders interessant fand ich auch die Stelle an der zu dem - geheimnisvoll - kam: Er berichtete mir von allerlei gefahren für die Seeleute und ihre Schiffe: gefährliche Küstengewässer und auch allerlei seltsame Wesen mit Zangen und Scheren aus Horn bewaffnet. Einmal hätten sie wohl ein solches Wesen in einem Fischernetz an Land gezogen und "Heya!": das muss vielleicht eine gefährliche Angelegenheit gewesen sein! Diese Insel also, hier irgendwo um uns - Gefahr und Reichtum - das ist es doch was wahre Abenteuern zu Grunde liegt... Meint ihr nicht Herr Martain?! Und wisst ihr..."
Fügte Gelik nach seiner sehr ausführlichen Erzählung, welche er noch mit einigen blumigen Details auszuschmücken wusste, etwas leiser und weniger enthusiastisch hinzu:
"Auch das hat mich aus meiner Heimat hierhergeholt - ein Gerücht über einen sagenhaften Schatz in der Gegend von Eleder... Auch wenn es dort vermutlich viele Schätze gibt... Als leidenschaftlicher Feilscher und privater Händler muss man immer auf der Suche sein - sein Depot neu auffüllen und dergleichen, wenn ihr versteht mein Freund! Doch jetzt zu euch, was haltet ihr von der Geschichte und - was führt euch hierher auf diese beschwerliche Reise - ich habe gesprochen, nun seid ihr an der Reihe Halas!"
Mit einem Glitzern in den Augen blickte der Gnom sein Gegenüber freudig erregt an: Geschichten zu erzählen bereitete ihm schon immer eine große Freude und gerne wäre er noch ausführlicher gewesen - doch das reichte wohl fürs Erste seiner Meinung nach, nun war es an Halas dem Gnom etwas zu erzählen.