Doch langsam wurde es spät und vor allem dunkel um die Gefährten herum. Das spärliche Lagerfeuer wärmte sie nur noch in Ansätzen und erhellte gespenstisch flackernd ihre Gesichter. Immer weniger Worte kamen aus den einzelnen Mündern - die Entdecker waren müde von ihrer anstrengenden Wanderung und auch der Rest hier Unten schien keinen rechten roten Faden für ein Gespräch zu finden. Schließlich war es an Halas, der sich anscheinend für so etwas wie den Gruppenältesten hielt, die Runde aufzulösen. Jeder sollte sich einen trockenen Schlafplatz suchen - man werde Morgen früh darüber diskutieren, was zu tun sei! Falls es ein Morgen geben sollte!...
So wurde es dann auch vollzogen. Die Gefährten wünschten sich allerseits eine gute Nacht, dem einen mehr, dem anderen weniger und begaben sich zur Nachtruhe. Unangenehm kühl war es geworden, nun, da die Wärme des Feuers nachließ. Und noch immer trommelte der Regen auf die gespannten Segel. Ob es wohl Morgen früh immer noch regnen würde?!...
Nach und nach jedenfalls begannen die Gestrandeten dann völlig überanstrengt von den Plackereien des Tages und dem ungewohnten Klima einzuschlafen. Wachen hatten sie keine aufgestellt, lediglich Halas erklärte sich bereit nur mit einem Auge zu schlafen, wie er es nannte. Sicherlich nicht besonders zufriedenstellend für alle seine Gefährten, wenn man an Halas` Augenlicht dachte, doch keiner wagte es ihm zu widersprechen - schließlich brach die Nacht vollends über sie herein. Das Meer rauschte, der Regen prasselte stetig und Oben an der Küste schien der nächtliche Dschungel zum Leben zu erwachen, doch das nahme die Meisten schon gar nicht mehr wahr. Ihr Träume rissen sie allesamt hinfort...
Für Simue... (Anzeigen)Der Magen knurrt dir schon seit geraumer Zeit sehr bedenklich, doch auf hoher See gibt es eben nicht immerzu etwas zu essen! Doch jetzt soll es endlich wieder soweit sein, die See ist glücklicherweise ruhig und eine sanfte Brise umweht dein Haupt - ein Matrose läutet die Kombüsenglocke und plötzlich scheint das ganze Schiff wie ein Bienenschwarm: Die gesamte Crew und auch alle Passagiere scheinen sich gleichzeitig in den Essenssaal begeben zu wollen, doch eigentlich ist alles wie immer...
Drinnen angekommen bist du heilfroh, dass du noch einen Platz am Tresen erwischst - viele, auch Ältere müssen stehen und warten ungeduldig auf die 'Köstlichkeiten', die ihr heute vorgesetzt werden. Der Koch hier ist nicht unbedingt für seine Künste berühmt, aber satt wird man von den Mahlzeiten allemal. Ein würziger Geruch irgendeiner Suppe steigt dir in die Nase und die ersten Teller werden ausgegeben. Dann stellt auch dir ein Kombüsenjunge einen dampfenden Teller vor die Nase. Mehr schlecht als recht knallt er dir noch einen hölzernen Löffel hin, doch kurioser Weise zerbirst der Löffel in tausende kleine Splitter: Du musst die Suppe wohl trinken, doch der Hunger siegt!
Der dicke Koch steht schwitzend an der Stirnseite des Saals und begutachtet die gierig Essenden - sein Werk, sein Handwerk! Und doch wirkt er nervös, doch dann beginnt er lauthals zu lachen und die Fettpölsterchen unter seiner fettigen Schürze beginnen munter vor sich hin zu schwingen und zu hüpfen. Sein Blick wirkt unnatürlich wach und die Bewegungen seiner Pupillen faszinieren dich, doch - jetzt ist es auch für dich Zeit geworden...
Die Suppe ist schon ein wenig abgekühlt, du wirst dir hoffentlich nicht gleich die Zunge verbrennen! Genüßlich hebst du den Teller an und führst ihn an die Lippen, willst trinken, doch - noch etwas ist seltsam an dieser ganzen Szenerie: Du spürst, dass du bis zu den Knöcheln im Wasser steckst, kaltes, dunkles Meerwasser. Der gesamte Schiffsboden scheint davon bedeckt, und keiner interessiert sich dafür! Es pflatscht und schwappt allenorts doch keiner scheint sich so recht dafür zu interessieren. Als du genauer hinsiehst bemerkst du sogar ein Loch in den hölzernen Planken, einen guten Meter groß schon, darunter die Untiefen des Ozeans, von dort scheint das Wasser einzudringen! Doch anscheinend bemerkt niemand etwas davon, und tut auch niemand etwas dagegen, das Schiff würde sinken, doch. Du bildest dir das alles nur ein, dein Geist ist schon so durcheinander vor lauter Hunger, du musst endlich essen...
Dieselbe Handbewegung von vorhin nocheinmal, fast statisch läuft sie ab und dann spürst du sie - die gesunde Wärme und den leicht bitteren Geschmack der Suppe! Langsam rinnt sie Tropfen für Tropfen deine plötzlich ganz ausgetrocknete Kehle hinunter. Und dieser Zustand scheint sich nicht zu bessern, du öffnest den Mund noch weiter, keine Rücksicht mehr, die Suppe rinnt dir aus den Mundwinkeln heraus, doch so ist es besser, mehr davon - bis?! Bis du plötzlich etwas sehr großes in deinem Mund spürst, vorsichtig tastest du mit der Zunge nach, eigentlich war keine Einlage in der Suppe zu sehen gewesen: Rau, kühl und - dann beginnt es plötzlich zu zappeln!
Erschrocken lässt du die Schüssel fallen - sofort sinkt sie zu Boden und treibt durch das Loch in den Ozean davon. In deinem Mund rumort es inzwischen ziemlich, du versuchst zu kauen, zu schlucken - du bildest dir das nur ein, das ist nicht wahr, dort drinnen kann nichts Lebendiges sein - doch in diesem Augenblick schiebt sich eine grünlich schimmernde Schlange aus deinem Mund heraus, ihr Schwanz zuckt bedenklich, sich hat sich in deine Zunge verbissen. Schmerzhaft nimmst du zur Kenntniss, dass sich ihre Fangzähne tief in dein Fleischgebohrt haben, und jetzt hängt sie vollends aus deinem Mund heraus! Keine Person um dich herum... Um dich herum beginnt alles zu verschwimmen, keiner nimmt dich wahr, du bist alleine im Essenssaal und das Wasser steigt, das Blut steigt dir in die Ohren, du hörst und spürst das Pochen deines Herzens, die Schlange zappelt noch immer wild an deiner Zunge - unerträglich wird der Schmerz, du packst das Tier mit beiden Händen, versuchst deinen Kiefer zu schließen! Mit aller Kraft bemühst du dich die Schlange zu zerbeißen, zu töten, nocheinmal - doch dann durchzuckt dich ein heftiger Schmerz, wie ein Stich, ein Brennen!
Du wachst auf, auf deiner Stirn stehen die Schweißperlen nur so, unzählbar viele, dein komplettes Schlafset ist durchnässt, du zitterst am ganzen Leib und das bedenklichste - deine Zunge schmerzt, als ob du dir darauf gebissen hättest - im Schlaf?! Da war dieser Traum, und die Schlange, doch jetzt scheint es vorüber! Alles nur in deinem Kopf, Hirngespinste - vorsichtig fast du dir an den Mund, befühlst deine Zunge und erblickst sonderbarer Weise tatsächlich einen Tropfen zarten roten Blutes auf deiner Hand: Du hast dich vor Schreck wirklich auf die Zunge gebissen - in jedem Traum steckt eben doch ein bisschen Wahrheit...
Ein gellender Schrei eines Möwenschwarms ließ die Abenteuerer am nächsten Morgen erwachen! Die Sonne stand schon recht hoch am Himmel, doch noch war es angenehm warm im Lager. Der Regen hatte aufgehört, und überhaupt war keine Wolke am Himmel zu sehen: Die Götter waren ihnen gnädig gestimmt! Ein neuer Tag auf der Schmugglerinsel konnte beginnen!...