Zuvor während der Reise... (Anzeigen)Simue verkrampfte sich, als Kwazeel seine Frage stellte. Sollte sie es wirklich versuchen? Was, wenn er...
Sie unterbrach ihren Gedanken. Sie war den Schritt gegangen. Es war ein Risiko, doch das Risiko, nichts zu tun, war ebenso groß. Sie würde es versuchen.
Der feste Entschluss jedoch änderte nichts daran, dass sie kaum Luft bekam, als sie sprach. "Was du... ich... ich meine..."
Simue schüttelte den Kopf, blickte zu Boden und konzentrierte sich, so gut sie konnte, auf ihr Ziel. "Ich will wissen, ob etwas... in mir ist. Ein Geist oder... irgendetwas anderes. Ich... etwas stimmt nicht."
Sie sah auf, sah dem Mwangi in die Augen. Prüfte, ob sie irgendetwas in ihnen entdecken konnte. Falschheit, Hinterlist, oder einfach etwas... Fremdartiges. Sie wusste, dass es keine sichere Prüfung war, sie wusste, dass... "Ich erinnere mich nicht an meine Vergangenheit", platzte es aus ihr heraus. Sie erschrak. Sie hatte Kwazeel ihr Geheimnis verraten, hatte ihr größte Schwäche offenbart, einfach so, ohne dass sie es gewollt hatte.
Hatte er sie dazu gebracht? Hatte er sie manipuliert? Was geschah mit ihr? Sie konnte doch nicht...
Ruckartig sah sie zu Boden. Sie zitterte, und ihr Atem ging so heftig, dass ihr Gegenüber Sorge haben musste, sie würde gleich ohnmächtig werden.
Ebenso plötzlich, wie die Wahrheit aus ihr herausgebrochen war, übermannte sie nun die Panik. "Erzähl es niemandem", sagte sie noch, dann ging sie weg, schnell genug, um ihre Angst deutlich zu zeigen, aber doch kontrolliert genug, um nicht die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen...
Während der weiteren Reise war Simue sehr aufgewühlt. Es schien so, als hätte das Lager mit den menschlichen Knochen die junge Frau vollkommen durcheinander gebracht. Sie sprach kein Wort, warf nur gelegentliche ängstliche Blicke zu Kwazeel, und schien ansonsten ihre Umgebung kaum wahrzunehmen.
Jedenfalls nicht bis zu dem Punkt, wo sie die fremdartigen Worte hörte. Sie kannte die Sprache. Sie verstand sie nicht, kein einziges Wort, aber... sie hatte sie schon gehört. Oder zumindest etwas ähnliches. Und was es in ihr auslöste, war nicht gerade positiv.
Schloss sich nun die Falle, in die sie hineingestolpert war? All dies, ein bösartiges Spiel? Sie erstarrte, wieder wurde ihre Atmung kurz und heftig, panisch... sie wollte nicht hier sein, hatte Angst vor dem, was auf sie zukam,
du dummes Mädchen, hast du wirklich gedacht, jemand würde dir helfen?Wie sehr sehnte sie sich nach einem Beschützer, jemandem, der dies hier einfach für sie übernahm, der sich für sie dem Schrecken stellte,
weil du es nicht kannst, nicht wahr? Weil du so ein jämmerliches, schwaches, dummes Kind bist, so leicht manipulierbar, so leicht zu verwirren. Du hast nichts verstanden, gar nichts, und das bist du auch, ein Nichts, unwichtig und ohne jede Bedeutung...Simue hob den Kopf. Sie wusste, was zu tun war, sie hatte es immer gewusst.
Mit erhobenem Kopf trat sie auf die Lichtung, und warf Tolkwy einen kurzen Blick zu.
"Übersetze."Dann schaute sie zu den beiden Männern.
"Ich bin die Herrin Simue. Ihr werdet euch unterwerfen oder sterben, und euer Stamm mit euch." Ihre Worte schienen so gar nicht zu ihrer zierlichen Gestalt zu passen, zu der scheinbaren Zerbrechlichkeit ihres Körpers.
Tolkwy kam nicht dazu, ihre Worte zu übersetzen, denn aus dem Dschungel trat eine fremdartige, katzenhafte Gestalt auf die Lichtung. Es war die Kreatur, denen sie schon bei dem Geist begegnet waren.
"Hört ihre Worte", sprach das Wesen auf Infernalisch, und übersetzte dann, was Simue gesagt hatte. Es bemühte sich. Doch es klang eher, als würde er aus einem Buch rezitieren, als eine ernsthafte Drohung auszusprechen.