Beim Thron, das war ja sehr eloquent formuliert.
Kleist lächelt, als er sich an den Hiver wendet, der im gerade eine Frage gestellt hat. "Verzeihen Sie mir, dass ich das sage, aber ich hätte gar nicht erwartet, so sauber formulierte Gespräche führen zu können. Wo kommen Sie noch einmal her, Herr Inigo?"
Kleist winkt jedoch sofort ab. "Ach, lassen Sie mich nicht unhöflich sein, indem ich zuerst Ihre Frage unbeantwortet lasse: Es ist gar nicht schwierig, etwas über die Spinnenbraut herauszufinden, so eine prominente Figur stellt sie in Xircaph dar. Besonders in ihrem Fall kann man sich jedoch ziemlich sicher sein, oberflächlich nur Dinge zu erfahren, von denen sie auch wünscht, dass sie gewusst werden. Ihren Namen zum Beispiel - sie hatten berichtet, sie habe sich Ihnen als Zuiviena vorgestellt - den kann man auf normalem Wege gar nicht herausfinden. Aufgrund ihrer Bedeutung für diesen Teil von Quaddis, auf die ich gleich zu sprechen komme, habe ich ziemlich umfangreiche und aufwändige Nachforschungen zu ihr angestellt. Dabei war es mir unmöglich, ihren Namen herauszufinden. Entsprechend würde ich diese Information auch nicht ausschließlich als richtig und wertvoll betrachten, als sehr wohl auch als gefährlich. So wäre es - wenn ich mir das Bild betrachte, das ich mir in der letzten Zeit von ihr in meinem Verstand zusammengestellt habe - durchaus möglich, dass die Erwähnung des Namens Zuiviena gewalttätige Reaktionen bei gewissen Kreisen hervorrufen könnte, wie zum Beispiel eine Art Codewort, dass vom Opfer selbst gegeben wird. Wir sollten also sehr vorsichtig mit dieser Bezeichnung umgehen."
Kleist hustet kurz und zieht seinen Mantel eng um sich. "Nun, weiters gibt es zu sagen, dass die Spinnenbraut wirklich schon sehr alt sein muss. Die Bezeichnung lässt sich problemlos bis vor 700 Jahren zurückverfolgen. In Anbetracht der mangelnden Dokumentation durch das Administrorum auf Quaddis kann ich jedoch nicht sagen, ob der Begriff schon viel älter ist als das. Natürlich kann man auch nicht sagen, ob es sich dabei immer um dieselbe Person handelt; auf jeden Fall gibt es eine "Lokalprominenz" mit Namen "Spinnenbraut" schon seit mindestens 700 Jahren. Sie ist definitiv seit langer Zeit sehr involviert in die Politik auf Quaddis. Sind Sie über das politische System dieses Planeten informiert?"
Ohne eine Antwort abzuwarten, fährt Kleist mit Erklärungen fort. Er ist anscheinend so richtig in Fahrt.
"Quaddis ist in Kantone aufgeteilt, deren "Herrschaft" die sogenannten Magister innehaben. Neben deren Wort gibt es kein ausformuliertes Gesetzt. Es handelt sich um totalitäre Herrschaftssysteme. Die Spinnenbraut pflegt meines Wissens nach schon seit langer Zeit Verbindungen zu diversen Magistern und in manchen Kreisen wird behauptet, ihr Wort wäre in Xircaph dem eine Magisters ebenbürtig. Obowhl sie eine prinzipiell bekannte Person ist, tritt sie niemals in der Öffentlichkeit auf. Eine Figur, die im Schatten die Fäden zieht, also. Ich habe sogar noch darüber hinausgreifende Meinungen gehört, sie wäre weit mächtiger als einzelne Magister und könnte auch durchaus mit einem planetaren Gouverneur auf anderen Imperiumswelten verglichen werden. Dass solch eine Person über auf Quaddis unvergleichliche Ressourcen, Wissen und Macht verfügt, scheint auf der Hand zu liegen."
Kleist zieht eine Feldflasche hervor und trinkt einen Schluck des bereits vollkommen erkalteten Kaffein darin. Ihn stört das Trinken kalten Kaffeins keineswegs, hat er doch viele Nächte mit erkaltenden Heißgetränken aller Art verbracht, um seine Studien nicht unterbrechen zu müssen.
"Der allgemeine Konsens der Inquisition zu der Affäre Spinnenbraut lautete bisher, dass sie "sauber" genug wäre, um geduldet werden zu können. Ihre Rolle als planetarer Gouverneur spielt dem Imperium laut offizieller Ansicht sogar in die Hände, da das Administrorum auf Quaddis ja so gut wie nicht existent ist. Als Abschluß möchte ich eine persönliche Einschätzung abgeben: Wenn irgendjemand auf Quaddis uns wirkliche Informationen zu den Ascendi ad Veritas, den Haarlocks, Grist und vielleicht auch dem Widower geben kann, dann ist sie es. Ich schätze außerdem, dass sie nicht so lange ihre Position hier gefestigt hat, um dann in einer "alles verschlingenden Dunkelheit", auf die ja der Reiher im Zusammenhang mit dem dreizehnten Glockenschlag dieser mysteriösen Uhr im Anwesen Gabriel Chase hinarbeitet, einfach so unterzugehen. Abhängig davon, wieviel sie über die Machenschaften dieser Ketzerbande weiß, könnte sie sich sogar in Form eines Zweckbündnisses auf unsere Seite schlagen."