Two steps from Hell - SmokeNach kurzer Besprechung beschließt die Gruppe der Akolyten ihr aktuelles Ziel nicht zu verändern um der mysteriösen Nobeldame, die sie während dem "mörderischen" Zwischenfall auf der zweiten Ringstraße kurz getroffen haben, zum Zecke der Causerie oder auch ernsteren Gesprächsthemen einen Besuch abzustatten. Dass diese Frau etwas weiß liegt nahe - ob sieder provisorischen Akolytenzelle weiterhelfen kann, lässt sich nur auf eine Art herausfinden.
So folgen die Akolyten der breiten Ringstraße weiter in Richtung Norden. Kleist wird schnell klar, dass der vorgeschlagene Zeitpunkt des Treffens eine sehr optimistische Prognose ist, selbst im Laufschritt und direkten Weg wäre der vereinbarte Zeitpunkt zu Fuß unmöglich einzuhalten. Da jedoch davon ausgegangen werden kann, dass auch ihre jüngste Bekanntschaft den Treffpunkt in dreißig Minuten nicht erreichen kann, kann getrost davon ausgegangen werden, dass auch sie es nicht besser gewusst haben musste. Wie Inigo bereits an ihrem Akzent feststellen könnte, war die Dame der einheimischen Bevölkerung entwachsen.
Zügig passieren die Akolyten die Straße der Lust, ein breiter festlich hergerichteter Weg, welche die Häuserschluchten Xircaphs ausgehend von dem zentralen Palast
„Gabriel Chase“ bis hin zu dem breiten Serpentinenweg hinauf auf den hoch gelegenen Promenaden-Bezirk von West nach Ost durchschneidet. Feier, Trunk und Heiterkeit, Ausgelassenheit und Überschwänglichkeit der Anwesenden Bevölkerung sind allgegenwärtig gerade in diesen belebten Teilen der Stadt.
Nach gut fünfzig Minuten zügigen Marsches erreicht die Truppe schließlich den Bezirk im nördlichen Teil der Stadt, der weitläufig als die Arena Promenaden bezeichnet werden. Auch jetzt kann Kleist sich mit seinem allem Anschein nach vortrefflichen lokalen Wissen auszeichnen. Dieser lärmende Bezirk beherbergt den Großteil der öffentlichen Stadien der Stadt - eine Mischung aus Arenen, Bestiarien, xenologischen Ausstellungen und Blutssportgruben - und die dazugehörigen Spielhöllen, Bars, Kneipen und allerhand andere Etablissements. Wie vieles in Xicarph sind selbst diese blutigen Örtlichkeiten in prunkvollem Stil erbaut, und so umgeben hohe Stufen und hochragende, mit rotem Samt verhangene Marmorwände die Wände der Arenen, während verzierte Statuen von Helden des Imperiums auf die Spiele hinabblicken. Obwohl die Arena Promenaden immer dicht bevölkert sind und einen großen Anziehungspunkt sowohl für die Bewohner der Stadt als auch für Reisende in Xicarph darstellen, so merkt Kleist an, erlebt sie ihren Höhepunkt zur Zeit des großen Karnevals, wenn die größten auf Quaddis ansässigen Häuser und Kartelle in einem Wettstreit darum treten, immer großartigere Spektakel aus Tod und Prunk zu veranstalten und so ihre Rivalen zu übertrumpfen. Eine alte Tradition, bei der es durchaus um mehr gehen kann als bloß Prestige. Zum heutigen Tag sind die Arena Promenaden vollgepackt mit den erwartungsvollen Massen, die noch vor den Stadien in langen Schlangen stehen, um ihren Platz neben dem Adel des Sektors einzunehmen, und nach Blut zu brüllen während große und kleine Vermögen auf das Aufeinanderprallen ihrer bevorzugten Streiter gesetzt wurden - ganz gleich, ob es Menschen oder Xenos sind.
Wo die Genauigkeit und Ortskenntnis von Kleists Kartenmateriel endet, da hilft der ausgeprägte Orientierungssinn von Zaddion und Merice, gepaart durch Inigos in Fleisch und Blut übergegangene Anpassungsfähigkeit an dicht gedrängte Menschenmassen den Akolyten ihre Destination ohne längeres herumirren zu erreichen. Sie finden sich schließeich vor einem Etablissement wieder, das eine Leuchtreklame als
"Cafe Melua" ausweist. Die Adresse stimmt. Das Lokal macht einen noblen und teuren Eindruck und Kleist lässt durchblicken, dass sie Außerhalb der Karnevalsfestlichkeiten wohl eine etwas gehobenere Kleidervorschrift beachten hätten müssen. Doch freilich ist auch das Cafe Melua mit Konfetti, Papiergelanden und einer schrillen Aufmachung ganz an die lokalen Festlichkeiten angepasst, und der Großteil der anwesenden Kundschaft trägt ähnlich schräge Verkleidung wie die Akolyten selbst. Der weitläufige Außengarten des Cafe's verrät bereits, dass es sich hier um eines der erfolgreicheren Lokalen handeln müsse. Bei den dutzenden üppig gepolsterten Sitzmöglichkeiten aus fein getischlerten und besonders edlen Hölzern ist kaum ein freier Platz zu erkennen. Eifrige Kellner und Kellerinnen in feinem schwarzen Sakko oder noblen schwarzen Unfiormkleidern huschen zwischen den Tischen hin und her um Bestellungen entgegenzunehmen oder Essen und Getränke zu servieren. Jeder von ihnen trägt anlässlich des Festes eine rosafarbene mit weißen Fendern verzierte Maske, welche auf den Wangen das markant geschwungene blaue "M" des "Cafe Melua" Logos zeigt.
Von der flüchtigen Bekanntschaft der Akolyten ist vorerst keine Spur, jedoch mündet eine gläserne Doppeltüre direkt nach guten 25 Metern durch den Vorgarten in das Innere des Cafe, das sich den Akolyten nicht weniger stattliche präsentiert. Gemasertes Holz an Boden und Wänden, eine noble Atmosphäre untermalt von sanften Tönen von Klavier, Cello und Violine, moderate aber warme Beleuchtung, sowie etliche kunstvolle Objekte wie Gold umrahme Gemälde und fein gehauene Statuen verwöhnen die Sinne. Nicht nur das Ambiente, sondern auch die Fein gedeckten Tische, die dezente Atmosphäre, die säuberlich gedeckten Tische, sowie noblen Tischmanieren und die punktvollen Kostüme der Gäste lassen darauf schließen, dass das Lokal üblicherweise noblere Kundschaft hat. Kleist und Inigo’s Blick fällt auf einige besonders protzige und sehr zentral angebrachte Portraits. Sie zeigen den engeren Familienkreis der wohl Adeligen Familie Melua. Dabei fällt ihnen besonders das zweite Portrait von links ins Auge. Es zeigt eine noble junge Dame, vielleicht dreißig Standardjahre alt, mit feinen länglichen Gesichtszügen, blauen Augen und dunkelbraunem Haar. Die Ähnlichkeit mit der Frau, welche sie vor etwa einer Stunde getroffen haben, ist verblüffend. In geschwungenen Lettern steht auch ein Name unter dem Portrait: „Lady Du’Landra Melua“.
Sofort kombiniert Kleist’s Verstand scharf. Wenn die Dame Besitzerin oder Mitbesitzern dieses Lokals ist, dann hätte sie gewusst, dass es nicht in dreißig Minuten zu erreichen ist. Die Tatsache, dass ihr Akzent nicht der einer Einheimischen ist, lässt die Option auf bloße Ortsunkenntnis jedoch dennoch offen… vorläufig.
Im selben Moment tritt ein dunkelhäutiger Kellern mit kurzen Haarstoppeln an die Truppe heran, und unterbindet so die Möglichkeit auf weitere Absprachen:
“Divertimento e Amici”, begrüßt der Kellner die neuen Gäste nach dem Eintreten.
“Einen Tisch für 7 Personen? Wenn ich bitten darf”, deutet der Kellern ihm zu folgen.