Die Kanalisation Marburgs ist nur mit einem Wort zu beschreiben: widerlich. Die Engel müssen durch eine kniehohe, übelriechende, dickflüssige Brühe waten, in der sich der Müll und Unrat von Hunderten von Jahren sammeln - und die nun von ihren schweren Waffenröcken aufgesogen wird. Hier unten sieht die Schar auch zum ersten Mal Leben: Immer wieder huschen Ratten an in die Wände eingearbeiteten Felsvorsprüngen entlang, die den ungewohnten Besuchern nur kurze Blicke aus ihren tiefschwarzen Knopfaugen entgegenwerfen und dann weiterziehen. Die Wände der Kanalisation sind von einem schwarz-braunen Schmier bedeckt, unter dem die roten Backsteine stellenweise hervorblitzen, aus denen die Tunnel gemauert sind. Überraschenderweise können die Engel einigermaßen aufrecht gehen, ohne ihre Flügel zu verrenken, um sie einzuklappen.
Eine ganze Weile gehen die fünf Engel durch den langgezogenen Tunnel, und die einzige Abwechslung sind die kleinen Schächte, durch die ein wenig Tageslicht - zu wenig, um irgendetwas zu illuminieren - nach unten fällt, und die auch die einzige Verbindung zur Außenwelt darstellen. Ohne die frische Luft, die durch die Schächte in den Tunnel kommt, wäre es hier unten kaum auszuhalten - auch so schon ist es unendlich stickig und heiß.
Schließlich kommt die Schar an einem größeren Raum an, von dem mehrere Tunnel abgehen, und der ebenfalls kniehoch mit ekligem Unrat gefüllt ist.