Wenig später war die Audienz beim Kardinal beendet und man zog sich zurück und erholte sich - jeder auf seine Art von der Prüfung.
Es war der letzte Abend vor dem Beginn des Trainings, welches einen neuen Abschnitt im Leben der hier Versammelten einläutete.
Gleich am nächsten Morgen begann ihr Training. Zu dieser Zeit war noch unklar, wie lange der Kardinal genau mit ihnen trainieren würde. Tiadora war stets bei allen Trainingseinheiten in dieser Zeit anwesend - als rechte Hand des Kardinals und unterstützte ihren Meister. Schon beim ersten Training stellte sich heraus das sie eine grausame Sadistin war, der es ein wahres Vergnügnen bereitete sich an eurem Versagen und Schmerzen zu erfreuen. Auch im Kardinal fand eine Veränderung statt als ihr Training begann. Der sonst so höfliche und distanzierte Geistliche wurde strenger und härter. Doch der Kardinal mochte zwar ein Fanatiker und rachsüchtiger Egozentriker sein, doch die Gefährten kamen nicht umhin sein Genie zu erkennen und festzustellen das er ein Lehrmeister par exellence war. Auch wenn seine Lektionen oftmals brutal, streng und gnadenlos waren - so erfüllten sie alle ihren Zweck und es verging kein Tag an dem die Schüler nicht mit einer neuen Einsicht, einer neuen Taktik, einer neuen Formel oder Lebensweisheit zu Bett gingen. Manchen fiel das Training schwer und mussten daher öfter als andere bestraft werden. Doch war es selten das eine Lektion mehr als zweimal gelehrt werden musste - denn die drakonischen Strafen welche Tiadora nur allzu gerne ausführte waren ein mächtiger Ansporn nicht zu versagen und stets alles zu geben.
Es gab den Gruppenunterricht in dem er hauptsächlich Wissen weitergab und ihre Fähigkeiten schulte als Gruppe zu handeln - insbesondere - aber nicht nur - in Kämpfen. Er lehrte sie wie wichtig es war im Kampf sich stets auf seine Verbündeten verlassen zu können, alles zu geben und wenn es absolut notwendig für das Wohl der Gruppe war auch ein Opfer zu bringen wenn eine Niederlage sonst unvermeidbar wäre. Das Erreichen der Ziele ist mehr Wert als das Leben eines Einzelnen. Dies war für einige eine der härtesten Lektionen - war diese Denkensart den meisten doch fremd.
Im Einzelunterricht gab er seinen Schülern spezifisches Wissen weiter das auf ihre Aufgaben angepasst war. So lehrte er den Halbork Ochnar wie er seinen Zorn auf die Anhänger Iomedaes in seinem Zauberhieb fließen lassen konnte. Arkil bekam eine Lektion darin so leise wie der Tod zu werden. Luis wurde unterrichtet und trainiert die zu große und schwere die er für sich erwählt hatte effektiver zu führen und bald schon machte ihm das große Gewicht des schweren Streitkolbens fast nichts mehr aus. Hier fand der ehemalige Höllenritter-Anwärter auch endlich Gelegenheit den Kardinal nach den Vier Reitern zu fragen, welche Iomine erwähnt hatte. Der Kardinal war überrascht das sich der Höllenritter dafür interessiert zeigte und seine Antwort fiel kurz aus:
"Die vier Reiter sind mächtige Wesenheiten aus der verdammten Ebene des Abaddon. Ihre Anhänger behaupten das sie älter als die ersten Götter sind, sie sollen das Urböse sein. Welch Blasphemie und wie lächerlich. Ihr Hass ist so groß, dass sie die gesamte Schöpfung vernichtet sehen wollen. Und wenn man ihren Nihilismus berücksichtigt würden sie wenn ihnen das eines Tages gelingen sollte sich selbst vernichten. Ihre Diener sind die Seelendiebe - Daimonen, welche in den göttlichen Kreislauf eingreifen und Seelen entführen, bevor sie ihren wahren Bestimmungsort erreichen." Iomine lernte von dem Kardinal magische Worte und Zeichen welche ihre Macht über die Untoten verstärkten und vergrößerten und nach einer Weile gelang es ihr sogar einen Draugr unter ihre Kontrolle zu bringen - was eine Art Abschulsstest für sie darstellte.
Er drillte sie alle ohne Unterlass. Er schmiedete sie zu einem Knoten. Bald wurde ihnen klar - da der Kardinal nicht immer bei ihnen war, dass sie nicht die einzigen waren denen diese Behandlung zuteil wurde. Die Weißen Raben wurden ebenso trainiert. Die Blätter der Bäume hatten in dieser Zeit ihre Farbe von einem satten Grün zu einem herbstlichen rotbraun gewandelt und inzwischen abgeworfen. Es war der 31. Lamashan (entspricht Oktober) und die Diener trugen inzwischen jeden Tag Feuerholz herbei um die Kamine des Hauses und auf den Zimmern in Gang zu halten. Es waren 3 Monate ins Land gegangen seitdem ihr die 9 Prüfungskammern gemeistert hattet. Und endlich verkündete Kardinal Dorn das ihr nun bereit seid. Doch bereit wofür?
Doch am gleichen Abend - als Belohnung zur Abschluss eurer gemeinsamen Prüfung - wurde ein festliches Abendmahl zu euren Ehren abgehalten. Der Kardinal saß an am Kopfende des langen Tisches und Tiadora an dem anderen Kopfende. Und dazwischen ihr - wie seine Jünger.
Als das Essen gegen Mitternacht beendet war, begannen die Diener die Speisen abzutragen und die Tische zu den Wänden zu schieben. Schließlich rollten sie den wertvollen Teppich in der Mitte des Raumes zusammen und enthüllten ein kunstvoll in den Boden gelassenes Octagramm welches in seinem Zentrum das Zeichen des Asmodeus trug. Ein Wandteppich wurde entfernt und offenbarte nun das heilige Symbol des Vaters der Hölle. Die Türen wurden verschlossen und die Fenster mit schweren Vorhängen verdeckt. Währenddessen ging eine weibliche Dienerin reihum und entzündete Kohleschalen welche – nachdem der Kronleuchter ebenfalls verloschen wurde die einzige Lichtquelle in dem Raum waren. Der Kardinal trat nach vorne und wurde von Sklaven begleitet, welche nun rote Messdiener-Roben trugen und schwere Weihrauch-Stachelkugeln vor sich her schwenkten. Der Kardinal positionierte sich hinter einem reich verziertes Buchpodest – auf dem seine persönliche Ausgabe des Monographen liegt, der unheiligen Bibel des Asmodeus.
„Heil dir Asmodeus! Erlöse uns vom Chaos, auf dass wir dir in Ewigkeit dienen mögen!“ Die Diener fielen auf die Knie.
„Heil dir dunkler Vater der Hölle,
gepriesen sei dein Name,
deine Ordnung komme.
Dein Gesetz geschehe,
wie in den neun Kreisen der Hölle, so auch auf Erden.
Unsere Macht gib uns heute.
Vergib nicht den Eidbrechern und Schuldigen,
auf das auch uns keine Gnade widerfahre sollten wir Schuldig sein.
Führe unsere Feinde in Versuchung,
und erlöse uns von dem Chaos.
Denn dein ist die Hölle, Macht, Ordnung und Herrlichkeit.
Amen“Nachdem er dieses Gebet an Asmodeus beendet hatte fuhr er an euch gewandt fort.
"Wir sind heute hier zusammen gekommen um diese sechs Individuen in meinem Dornen-Netz willkommen zu heißen. Diese Söhne und Töchter Talingards und Cheliax mussten schweres erdulden. Missverständnis, Erniedrigung und Verfolgung. Doch hier haben sie ein neues Zuhause gefunden. Heute werden sie ein Teil etwas Großem. Etwas Bedeutungsvollen." Kardinal Dorn förderte einen silbernen, gebogenen Ritualdolch und einen Kelch unter seinem schwarz-roten Gewand hervor und und überreichte es Tiadora. Diese schritt damit auf euch zu und streckte euch die religiösen Instrumente in ihren kindlichen Mädchenhänden entgegen. Der Dolch war mit einem umgedrehten Zackenpentagramm geschmückt und trug einen roten Rubin im Griff der teuflisch im Licht aufblitzte. Einer der Diener öffnete hinter euch eine Tür und der junge Timeon - verängstigt und zittrig betrat den Raum. In Ketten wurde er zu dem Octagramm geführt.
„Im Namen der Herren der Neun Kreise der Hölle rufe ich dich an – Hamatula der du heißt Khezari höre meinen Ruf. Oh, Asmodeus – sende mir einen deiner Diener um dies Ereignis zu besiegeln. Hamatula ich rufe dich an. Aus Erebus den tiefsten Schatten der Hölle erscheine, Wächter des Höllenschlundes. Im Namen von Asmodeus befehle ich dir und diene deinem Herren!“Die Kerzen flackerten und drohten auszugehen, als von irgendwo tief unter - oder in euch? der Ruf des Kardinals beantwortet
wurde. Eine Stimme so uralt wie bösartig halte von den Wänden wider. Das Asmodeus-Octagramm begann zu zu brennen und aus dem dichten schwefelhaltigen Rauch der daraus aufstieg materialisierte sich eine Kreatur aus schrecklichen Alpträumen: über zwei Schritt groß, mit einem drahtigem, muskulösem Körper, der über und über mit hunderten von gefährlichen Stacheln überzogen war. Der Schwanz zuckte wie von einem Eigenleben erfüllt unruhig hin und her - ebenso wie der Blick des Teufels, der nach seinem Beschwörer suchte. Dann traf er den Blick des Kardinals und zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Es dauerte zwar nur einen winzigen Augenblick - doch offensichtlich hatte die Kreatur großen Respekt vor Dorn.
Dieser Respekt galt aber nicht für die übrigen Anwesenden, welche die hochgefährliche Kreatur aus den Tiefen der Hölle anfauchte und zischte.
![](http://images4.wikia.nocookie.net/sfery/images/3/3c/Hamatula_2.jpg)
Der Kardinal erhob die Stimme:
"Zurück mit dir, niederer Teufel. Wage es ja nicht meinen Dienern ein Haar zu krümmen. Wir haben euch heraufbeschworen, damit ihr uns helft den letzten Knoten zu schmieden. Und wie du bereits weißt benötigen wir hierfür das Blut von euch. " Die Tatsache das der Kardinal den mächtigen Teufel als niederen Ranges bezeichnete, ließ einige der Anwesenden erahnen über welche Macht dieser Mann wirklich gebot.
"Mein Blut hat seinen Preis, Kardinal. Auch wenn ihr noch so mächtig seid - wenn ihr nicht gegen die Regeln der Hölle verstoßen wollt und mir mein Blut mit Gewalt abringt - so seid ihr verpflichtet mir ein Opfer anzubieten!" erwiderte der Teufel.
Der Kardinal lachte schallend, doch nur um dann wie mit einem Donnerknall den Teufel anzubrüllen:
"WURM. Habe ich dich und deinesgleichen nicht hundertfach beschworen? Denkst du ich stünde so hoch in der Gunst deines Herren, würde ich die Regeln der Hölle nicht befolgen? Meine Diener werden entscheiden wen du verspeisen darfst Khezari!"Mit diesen Worten blickte der Kardinal zu seinem jüngsten Knoten.
"Ihr habt die Wahl. Welchen eurer Diener werdet ihr opfern? Timeon oder eine der Sklaven der sich so gut in den vergangenen Monaten um euer Wohlergehen gekümmert hat?"