Luis hatte keine weiteren Fragen mehr, denn er hatte nun ersteinmal genug in Erfahrung gebracht:
Vier Hauptmänner (wobei einer Patrouillen durchführte), ein beliebter Vogt, ein gut befestigte Burg, angeblich sehr gute Bogenschützen (was Luis schmerzhaft an Brandmark und seiner weniger erfolgreiche Flucht erinnerte), Priester, Raben als Boten, einen Magus und wohl eine Kreatur aus Eis, gut möglich ein Eiselementar oder ein Eisgolem, sowie Zwerge, welche die Feste instand halten.
Mehr gab es ersteinmal nicht zu wissen, auch wenn Luis wie eine Katze ihre Maus nicht aus ihren Fängen lassen würde.
Er hatte noch lange nicht zu Ende mit den Soldaten gespielt.
Allerdings für den heutigen Tag genug, um nicht am Ende auffällig zu werden.
Zumal er die Gunst der Männer nun gewonnen hatte und sie sich nicht nur an ihn und seinen falschen Namen erinnern würden, sondern auch für künftige Fragen mit Sicherheit zur Verfügung ständen.
"Na dann werde ich mal den Rum aus der Zwei-Ritter-Brauerei in Sandspitze kurz holen gehen - wir können uns ja draußen treffen, um den Wirt nicht zu verärgern!", womit Luis kurz schelmisch und verschwörerisch grinsend dem älteren Soldaten die Schulter klopfte und anschließend sich zu seinem Zimmer begab, um dort nicht nur den Rum zu holen, sondern auch den Zauber durch die Dornenkrone zu erneuern.
Nachdem der Antipaladin ansonsten vor der Schänke wie versprochen die Flasche Rum mit den Soldaten teilte
[1], wünschte er diesen einen guten Heimweg zur Festung.
Denn schon bald wäre dies nicht mehr gewährleistet, jedoch nicht an diesem Tag und nicht gleich in der ersten Nacht - nach dieser langen Reise.
Mitgefühl oder Mitleid waren dem Wiscrani dabei fremd, denn die Soldaten waren nur Mittel zum Zweck - nicht mehr als Bauern, welche man als erste vom Schachbrett entfernen würde: Fanatische und dumme Bauern, denn sie hatten ihm als Asmodeusanhänger viel zu viel verraten und verdienten den Tod, alleine schon wegen ihrem dummen Glauben an die Ritterdirne.
Es wurde wahrlich Zeit, dass Talingard ein zweites Cheliax werden würde, wobei Luis hoffte, dass seine Heimat, welche ihn in Brandmark hätte verroten lassen, sich an ihn erinnern würde - wie einen lästigen Dorn im Finger.
Sie hätten sich von ihm nicht abwenden dürfen.
Anderseits war sich Luis nicht mehr so sicher, ob der Kardinal mit offenen Karten spielt, wenn man bedenkt, was Iomine Jegor und ihm in Sachen Dornenkrone offenbart hatte.
Vielleicht sollte man am Ende nicht abwägen, ob der Haus Thrune nicht auch in Talingard die Macht übernehmen sollte.
Mit diesen Gedanken, sowie einem stillen Gebet an Asmodeus, legte sich Luis ein wenig später in seinem Zimmer endlich schlafen.
Endlich ein normales Bett und endlich ohne etwas tragen zu müssen, um nicht zu frieren.
Am nächsten Morgen erwachte Luis für seine Verhältnisse recht spät, aber dafür wahrlich erholt und nach langer Zeit endlich ohne Sorge, dass ein Ulfen ihn ein Messer zwischen die Augen rammt.
Nach seinem langem Morgengebet an den Teufelgott der neun Höllen folgte seine Morgentoilette und eine kurz Katzenwäsche mit einem Krug kalten Wasser.
Anschließend kleidete sich Luis wieder, wirkte den Zauber seiner Dornenkrone neu und machte sich auf zu schauen, was der Wirt zum Frühstück aufzutischen hätte.
Es wurde außerdem Zeit mit Sir Jegor und Iomine sich weiter abzusprechen, denn heute endlich würden sie ihre Beute zu Gold machen, welches sie für ihre weiteren Unterfangen dringend bräuchten.