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Autor Thema: Die Hohepriester des Nebels  (Gelesen 23420 mal)

Beschreibung: Kapitel 1 der zweiten Gruppe

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Sanjan, von den Bahir

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #225 am: 23.08.2013, 12:07:41 »
Silivros hatte das ganze aufmerksam beobachtet, jedenfalls soweit wie es ging. Schließlich schwirrten ihm gerade noch einige andere Sachen im Kopf herum. Dass sein Favorit nicht gewonnen hatte, nahm der Halbelf emotionslos hin. Es war die Entscheidung der Mehrheit. So schloss er sich bereitwillig dem folgenden Applaus für den neuen Bürgermeister an.
Auf dem Platz selbst blieb er noch eine Weile. Dummer weise war er ja mitten hinein geraten und konnte nicht einfach so verschwinden. Denn noch, als der Applaus endete, versuchte er sich auf den Rückweg zum Tempel der Himmelsgeister zu machen.

Baltin

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #226 am: 26.08.2013, 06:06:54 »
Baltin ging den anderen einfach hinterher.
Ihn beschäftigen noch einige Gedanken.
Sollte er nicht losziehen und die Hasardeure suchen? Schließlich war es seine Aufgabe zu helfen.
Oder war der Auftrag, den er bekommen sollte, wichtiger? Das konnte er natürlich nicht sagen, ohne zu wissen, worum es ging.
Aber anders als Dindal glaubte er nicht, daß der Ruf etwas mit der Entführung zu tun hatte.
Er würde sich wohl erst mal gedulden müssen.
Etwas, das ihm normalerweise nicht schwerfiel, aber gerade jetzt, wo es doch Dinge zu tun gab, bemerkte er eine Unruhe in sich.
Die Bürgermeisterwahl war ihm relativ egal. Natürlich hatte er auch gewählt, denn dies war für ihn mehr Pflicht als Recht, aber das Ergebnis würde sich kaum auf sein Leben auswirken. Schließlich lebte er bei seinem Orden und war deren Regeln unterworfen.
Pflichtschuldig applaudierte er mit den anderen, wobei ihm die große Menge an Leuten ein wenig unheimlich war. Immer mal wieder hatte er das Gefühl, sie würden ihn anstarren. Er senkte den Kopf und versuchte sich noch kleiner zu machen.
Konnte er jetzt einfach zum Tempel gehen? Oder war es nötig, sich weiterhin hier aufzuhalten? Bisher war er immer weggeblieben, wenn das Wahlergebnis verkündet wurde.

Dindal

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #227 am: 28.08.2013, 21:15:31 »
Ein bisschen enttäuscht, das nicht der Halbelf Dmiri Aryeon die Wahl gewonnen hatte, sondern der Halbling Janosch Zimmermann, war Dindal schon etwas, denn der Halbelf hätte neuen Wind in die Politik in der Zwillingswacht gebracht. Noch nie hatte es das gegeben und da Dindal Veränderungen generell positiv gegenüberstand, hätte er den Sieg des Halbelfs weit mehr begrüßt als den des Halblings. Trotzdem applaudierte er zusammen mit der Menge und sah sich dabei nach Emerrol um. Denn dessen Rede war es, an der Dindal viel mehr interessiert war. Er wollte die Ereignisse der letzten Stunden öffentlich machen und das war es, auf das der alte Gnom wartete.
Außerdem gab es da immer noch den geheimnisvollen Auftrag, um den sie sich zu dieser späten Stunde auch noch kümmern mussten. Sobald Emerrol die Menge und Bevölkerung aufgeklärt hatte, würde es zu den Nebelpriestern gehen und es würde sich ihm endlich offenbaren, was die Zukunft für ihn bereithalten würde.

Sternenblut

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #228 am: 29.08.2013, 00:33:25 »
Nach dem Applaus kam Emerrol nach vorne. Der Oberste Wachhabende der Stadt hob die Arme, und wartete, bis Stille eingetreten war. "Ich möchte unserem Bruder, Freund und Mitbürger Janosch Zimmermann danken, dass er in den nächsten Jahren die Verantwortung als unser Bürgermeister übernehmen wird. Unglücklicherweise muss ich seine Amtszeit gleich mit einem Problem einleiten, oder vielmehr einer Warnung."

Leise Unruhe machte sich breit. Wer die Bürger der Stadt kannte, wusste, dass nun eigentlich schon alle wild diskutieren wollten, man aber viel zu neugierig war, um Emerrol nicht ausreden zu lassen.

"Es ist ein Verbrechen geschehen, entweder von jemandem aus der Stadt, oder jemandem, der in der Nähe der Stadt lebt. Unsere Nachbarn, die Feen, kamen in unsere schöne Stadt, weil sie jemanden gesucht haben - eine Prinzessin, die aus ihrer Mitte entführt worden ist."

Erschrecken und Empörung war nun auf den Gesichtern zu lesen.

"Ich kann euch beruhigen, dass die Prinzessin bereits befreit worden ist, doch war ihr Entführer nicht bei ihr - wir wissen also nicht, wer es war. Außerdem gab es... ein Missverständnis, mit möglicherweise tragischen Konsequenzen. Die Feen, die zur Rettung der Prinzessin kamen, hatten guten Grund zu glauben, die Entführung wäre von der Stadt ausgegangen - und so haben sie den Krieg ausgerufen. Das Missverständnis wurde bereits geklärt, das Kriegsbeil wieder begraben - doch es bleibt eine Gefahr. Die Feen haben sogenannte Hasardeure unter sich, Soldaten, die alleine oder in kleinen Gruppen durch die Lande ziehen, um ihre Feinde zu bekämpfen. Sie folgen keinen Befehlen, haben keinen Kommandanten - und so kann man sie auch nicht zurückrufen. Bis alle Hasardeure aufgeklärt wurden, können Monate vergehen, und bis dahin ist eine Reise durch die Umlande nicht mehr sicher."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #229 am: 03.09.2013, 23:08:15 »
Emerrol beendete seine Rede mit einigen beruhigenden Worten - man kümmere sich um alles, es war nur eine Frage der Zeit, ... -, und schließlich setzte auch der neue Bürgermeister der Stadt zu einer kurzen Rede an. Er verkündete, dass er sich persönlich um dieses Problem kümmern wollte, und insbesondere, dass er den Schuldigen in dieser Angelegenheit schnell fassen wollte.

Bald darauf, nach einem letzten, zustimmenden Applaus, löste sich die Versammlung auf. Die meisten gingen nun nach Hause oder in eine der nahen Gaststätten. Einige allerdings zog es woanders hin - zum Nebeltempel, um einer Verpflichtung nachzukommen...

Baltin und Dindal gingen gemeinsam mit Borgin dorthin, und trafen dort auf Silivros und Pellius, die gerade angekommen waren. Ein junger Adept des Tempels sprach gerade mit den beiden. "Ich weiß, es ist ungewöhnlich", erklärte der Halbling, "aber es gibt wohl zwei Nebelwachen gleichzeitig. Und Ihr, Pellius, seid in der ersten, während ihr, Silivros, in der zweiten seid. Oh, und da kommen gerade die übrigen, die zur Wacht gerufen wurden. Zur zweiten. Das werden also eure Gefährten sein, Herr Silivros."

Der Adept lächelte kurz unsicher, und begrüßte dann die Neuankömmlinge. "Kommt herein. Wir haben euch erwartet. Die Hohepriester sprechen gerade noch mit einigen anderen Leuten, aber ihr seid gleich an der Reihe. Vielleicht könnt ihr die Gelegenheit nutzen, euch schon einmal untereinander vorzustellen."

Dann verabschiedete er sich. Nach einigen Schritten drehte er sich um, und sah zu Pellius, der offenbar irritiert war über die Wendungen. Dann zuckte er mit den Schultern, und begleitete den jungen Mann. Kurz darauf waren Baltin, Dindal, Borgin und Silivros alleine in der Eingangshalle des Tempels.
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Sanjan, von den Bahir

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #230 am: 05.09.2013, 13:40:51 »
Der Halbelf in den Gewändern der Priester der Himmelsgeister betrachteten die Neuankömmlinge. Mit ihnen sollte er also die nächste Zeit verbringen. „Seit gegrüßt, mein Name ist Silivros. Ich werde auf der Wacht auf das Wohl eures Körpers und eurer Seele achten. Doch mögen die Sterne uns wohl gesonnen sein und ihr nicht meine Unterstützung benötigen.“ Mehr Worte fielen dem Halbelf nicht ein. Sie beschrieben genau das was er war und was er für die Wacht tun konnte. Mit einer Handbewegung, strich er sich ein paar der nach vorne gefallenen langen Haare aus dem Gesicht. Er schien darauf zu warten, dass sich die anderen nun vorstellten.

Für Pellus freute er sich, denn noch hatte er gehofft ihn schon vor der danach folgenden Reise näher kennen zu lernen aber mal sehen was die Sterne so bereit hielten.
« Letzte Änderung: 05.09.2013, 14:44:51 von Silivros »

Dindal

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #231 am: 07.09.2013, 23:19:55 »
Dindal hörte sich die Rede Emreolls gelassen an und im Gegensatz zu der breiten Menge, ließ er sich davon auch nicht beeindrucken. Schließlich war er dabei und mittendrin gewesen. Stattdessen klopfte er seine Pfeife aus und verstaute diese mit dem Tabak zusammen in seinen Taschen und lief dann gemächlich zusammen mit Baltin und Borgin zum Nebeltempel. Während andere nach Hause gingen und sich entspannten, lagen noch einige Aufgaben vor dem alten Gnom und seine Neugier trieb ihn weiter an, auch wenn er nach diesem Tag eigentlich vollkommen erschöpft war. Mit einem freundlichen Blick und Lächeln - wie von einem Großvater, der Kindern am Lagerfeuer alte Geschichten aus seiner Vergangenheit erzählte - reichte Dindal dem Elfen seine Hand, nachdem er dem Adeptem des Tempels zur Bestätigung zugenickt hatte.

"Wir wollen doch hoffen, das uns bei der Wacht nichts passiert. Ich bin Dindal und das sind Baltin und Borgin."

Wobei er sich einfach die Freiheit nahm, die beiden Männer vorzustellen und dann - immer noch freundlich lächelnd - fortzufahren.

"Ich werde uns bei der Wacht mit meinen Erfindungen und Maschinchen unterstützen, falls es notwendig sein wird. Vielleicht habe ich aber auch die ein oder andere Geschichte auf Lager, die ich euch erzählen und so die langweiligen Stunden am Lagerfeuer etwas angenehmer gestalten kann. Vorausgesetzt natürlich, das wir auf eine Reise gehen werden."

Sternenblut

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #232 am: 07.09.2013, 23:22:02 »
Auch Borgin schüttelte dem Halbefen die Hand. "Borgin, von der Stadtwache", stellte sich der Zwerg noch einmal vor. "Ihr könnt euch auf meine Erfahrung im Umgang mit der Waffe verlassen. Außerdem... bin ich schon einmal auf einer Wacht gewesen."
« Letzte Änderung: 08.09.2013, 15:18:32 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Baltin

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #233 am: 09.09.2013, 03:41:41 »
Baltin war froh, als die Versammlung endlich zu Ende war. Wortlos folgte er den anderen beiden zum Tempel.
Jetzt würde er bald erfahren, welche neue Aufgabe für ihn vorgesehen war.

Aufmerksam betrachtete er Silvros und Pellius.
Hatte er sie schon einmal gesehen?
Baltin verneigte sich vor Silvros und hielt den Kopf gesenkt und die Hände in den Ärmeln seiner Kutte verborgen.
"Ich bin nur ein einfacher Mönch, der bereit ist, euch alle Mühsal und alles Leid abzunehmen. Denn so ist es von Illmater beschlossen."
Wieder gab er, nachdem er geendet hatte, diesen merkwürdigen Laut von sich, der eine Mischung aus Zischen und Schmatzen war.
Weitere Worte waren Baltins Meinung nach im Moment unnötig. Auch weil er sich mal wieder ein wenig unwohl fühlte. Hoffentlich blieben sie zu viert, damit er sich nicht noch jemandem vorstellen mußte.
Aber selbst wenn nicht, so war es von seinem Schutzpatron wohl vorgesehen. Und Baltin würde es akzeptieren.

Sternenblut

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #234 am: 11.09.2013, 23:46:30 »
Die vier zukünftigen Gefährten unterhielten sich noch ein wenig, bis schließlich der Adept zurückkam und sie bat, ihm zu folgen.

Die Halle, in die sie geführt wurden, schien unerwartet groß. Es mochte an den Spiegeln liegen, die den Boden bildeten - zwei Meter große Quadrate, eines neben dem anderen -, oder am weißgrauen Nebel, der in rund sechs oder sieben Metern Höhe den Blick auf die Decke verhinderte. Eine steinerne Sitzbank stand in der Mitte des Raums, der insgesamt bestimmt zwanzig Meter Durchmesser hatte. Das andere Ende des Raums, gegenüber der Eingangstür, lag ebenfalls komplett in einer dichten Nebelwand.

"Setzt euch", wies der Adept die Eingeladenen an, und schloss dann die Tür hinter ihnen. Die vier Männer gingen voraus, angeführt von Borgin, der diese Zeremonie als einziger schon einmal erlebt hatte. Der Zwerg setzte sich, und die anderen taten es ihm gleich.

Einige Sekunden geschah nichts, dann war ein lauter Gong zu hören. Kurz darauf ertönten Schritte im Nebel. Und schließlich kamen sie, die Hohepriester des Nebel. Vier Männer und drei Frauen kamen dort aus dem Nebel, einer von ihnen Marlan, dem Nebelseher.

In einem Halbkreis stellten sie sich schweigend vor den Gefährten auf, Marlan in der Mitte. Der Halbling lächelte den Männern zu, und hob leicht seine Hände zum Gruße. "Ich danke euch, dass ihr dem Ruf der Nebelwacht gefolgt seid. Der Nebel gab uns eure Namen, und er hat, wie stets, weise gewählt."

Borgins Stirn runzelte sich bei diesen Worten ein wenig, aber er schwieg.

"Bevor wir euch berichten, welche Aufgabe uns für euch aufgetragen wurde, müssen wir euch jedoch bitten, einen Schwur abzulegen. Schwört, dass ihr alles in eurer Macht stehende tun werdet, um die euch gestellte Aufgabe zu erfüllen, selbst, wenn ihr dabei euer Leben oder das eurer Gefährten aufs Spiel setzt. Schwört, dass es für die Zeit eurer Nebelwacht nichts Höheres und nichts Wichtigeres für euch geben wird als die Aufgabe, die wir euch übertragen. Schwört, dass alles, was ihr in diesem Raum und auf der Nebelwacht erlebt, heute und für alle Zeit nur unter den Personen bleiben wird, die jetzt in diesem Raum anwesend sind. Schwört, dass ihr eher euer Leben geben werdet, selbst das Leben jener, die ihr liebt, als jemandem von der Nebelwacht zu erzählen, der in diesem Moment nicht in diesem Raum ist."

Borgin atmete tief ein, und sah nach links und rechts zu seinen Wachtgefährten. Er stand auf, und legte seine Hand auf sein Herz. "Ich schwöre."
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Baltin

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #235 am: 14.09.2013, 00:37:12 »
Baltin beachtete die Umgebung mit Unbehagen. Spiegel missfielen ihm. Er versuchte, noch kleiner zu werden.
Fast zwischen den anderen versteckt, begab er sich zu dem ihm gewiesenen Platz und setzte sich. Aufmerksam lauschte er den Worten Marlans.
Baltin hätte nicht erwartet, daß er zögern würde, den Schwur zu leisten.
Aber jetzt war die Frage, ob die Aufgabe der Nebelwache wirklich wichtiger war, als sich um die Hasardeure der Feenwesen zu kümmern? Was oder wer würde auf lange Sicht mehr Leid unter den Wesen dieser Welt anrichten?
Tief atmete er durch und fasste dann einen Entschluss.
Er stand auf.
"Ich schwöre!", gab er ebenso knapp wie Borgin von sich, die rechte Hand über sein Herz gelegt.

Sanjan, von den Bahir

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #236 am: 14.09.2013, 11:22:25 »
Interessiert betrachtete der Halbelf den Raum. Es war schon etwas anderes als das was er gewohnt war. Besonders der Nebel weckte sein Interesse aber etwas anderes hatte er von Nebelpriestern nicht erwartet. Einzig die Spiegel auf dem Boden gefielen ihm nicht wirklich. Es war ein seltsames Gefühl. Wobei er sich so etwas auch in einem Tempel der Himmelsgeister gut vorstellen konnte. Hier jedoch missfiel ihm der gläserne Boden eher.

Fast ebenso wie die Spiegel missfiel dem Halbelfen der Schwur. Teile davon waren selbstverständlich aber einige, doch wichtige Punkte strebten gegen die innere Einstellung des Halbelfen. Er sollte also schwören andere zu Opfern wenn es von Nutzen war. Selbst als allerletzte Möglichkeit war es eine absurde Idee. Er biss die Zähne zusammen um nicht sofort zu protestieren oder die anderen beiden  bei ihren knappen Schwüren zu unterbrechen. Dabei dachte er an Ab. Auch er musste wohl diesen Schwur schwören und damit leben. Als er dann an der Reihe war, sagte er mit fester Stimme „Bei allen Sternen der Nacht und den beiden Monden, welche über das Geschehen der Welt wachen, bei der gleißenden Sonne, die die Finsternis bannt, schwöre ich es.“ Sein blick war dabei fest und er betonte jedes Wort genau. Am Ende wendete er den Blick ab von den Nebelpriestern. Es war eine Geste in der der Halbelf allen Stolz, welchen er als Heilpriester hatte und alle Verachtung welche er gegen diesen Schwur fühlte vereinte. Er mochte es nun geschworen haben, schließlich war es eine Ehre überhaupt hier zu sein, aber dass hieß lange nicht, dass er es billigen musste.

Dindal

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #237 am: 17.09.2013, 22:29:01 »
Ohne zu zögern und von einer Neugierde getrieben, die nur ein Gnom spüren konnte, folgte Dindal dem Adept in die große Halle. Der mit Spiegeln bedeckte Boden und der Nebel, ließen ihn allerdings den Raum etwas genauer in Augenschein nehmen. Vielleicht gab es noch etwas anders zu entdecken? Er hatte etwas schlichteres erwartet, war aber durch das, was sich ihm nun bot, auch nicht enttäuscht.
Er war allerdings nicht hier um den wabernden Nebel oder die Baukunst zu betrachten und zu bestaunen, sondern um zu erfahren, wieso gerade er zur Nebelwacht gerufen wurde und was seine Aufgabe sein würde. Nach so vielen Jahren des langweiligen Alltags, würde er jetzt auf ein Abenteuer gehen, ganz so wie in alten Zeiten. Dindal konnte es kaum erwarten und das Warten fiel ihm immer schwerer, bis er endlich erlöst wurde und die Hohepriester auftauchten.
 
Mit diesem Schwur allerdings, hatte er nicht gerechnet und so blickte er seinen zukünftigen Gefährten ins Gesicht. Dem Ausdruck konnte er entnehmen, das ihnen der Schwur genauso missfiel, wie ihm selbst. Dindal würde keinen Schwur, den er leistete, einfach so brechen, deshalb überlegte er sich gut, ob er ihn wirklich akzeptieren sollte. "Was passiert wenn ich Nein sage? Wird man mich gehen lassen oder nicht? Fast schon wunderte er sich über seine eigenen Gedanken, denn die Nebelwache diente dem Wohl der Zwillingswacht und nichts anderem. Trotzdem zögerte er länger als jeder andere, um sich endlich den Ruck zu geben, den Schwur zu akzeptieren. Was hatte er schon zu verlieren? Und was zu gewinnen? "Wenn es wirklich soweit kommen sollte, das ich mein Leben für diese Mission geben muss, dann sterbe ich wenigstens bei dem, was mir am liebsten war in meinem Leben. Zumindest habe ich die Möglichkeit, noch einmal etwas zu erreichen und für etwas zu kämpfen, bevor ich sterbe."

Dann legte auch der alte Gnom schließlich die Hand aufs Herz, um voller Überzeugung den Schwur zu leisten. "Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um diese Mission zum Erfolg zu führen. Ich schwöre!"

Sternenblut

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #238 am: 26.09.2013, 00:42:12 »
Marlan sah die drei Männer ernst an, dann nickte er. "Es gibt einen anderen, weniger gewichtigen Schwur", erklärte er plötzlich. "Aber wenn die Wacht von besonders großer Bedeutung ist, dann müssen wir diesen großen Schwur abverlangen."

Er wandte sich um, den Blick in den Nebel gerichtet. "Bitte kommt zu uns."

Einen Moment später trat eine Gestalt aus dem Nebel. Eine Menschenfrau, wie es schien, aber alt - wirklich alt. Sie trug zerschlissene alte Kleider, mehrere Lagen übereinander, und ihr Lächeln entblößte dreckige, kranke Zähne, die viel zu groß für ihren Mund erschienen. Sie musste weit über hundert Jahre alt sein, vielleicht sogar über hundertundfünfzig - falls Menschen so alt überhaupt werden konnten.

Marlan drehte sich wieder zu den drei Männern um, die nun zu den Nebelwachen gehörten. "Das ist die ehrwürdige Seherin Kay. Sie kam vor kurzem in unsere Stadt, weil ihre Visionen sie hierher geführt haben. Sie brachte viel interessante Kunde aus den entfernten Landen, aber vor allem hat sie uns eine sehr wichtige Sache klar gemacht. Die Welt befindet sich in einem Umbruch. Es geschehen Dinge, Ereignisse, die das Schicksal von uns allen, nicht nur hier in der Stadt, sondern auf ganz Thaikaris, in eine neue Richtung lenken können."

Die Alte nickte den drei Männern zu, blieb aber schweigend neben Marlan stehen.

"Vor langer Zeit wurde eine Nebelwacht zur Großen Schlucht geschickt. Einer von euch, Borgin, wurde schon damals zur Wacht gerufen." Die Augen des Zwergs wurden groß, und er schnappte kurz nach Luft. "Es war eine Mission, bei der es um die tiefen Geheimnisse der Schlucht selbst ging. Obwohl die Wacht es geschafft hat, einige sehr schlimme Dinge zu verhindern, scheiterte die eigentliche Aufgabe der Mission. Und nicht nur das, ein Mitglied der Gruppe verschwand für immer in der Schlucht."

Borgin schüttelte den Kopf. "Nein... nein, Mar.. ehrenwerter Marlan, das könnt ihr nicht verlangen! Sagt mir nicht, wir wiederholen die Aufgabe von damals!"

Marlan sah den Zwerg mit einem verständnisvollen, aber auch unnachgiebigen Blick an. "Im Nebel der Großen Schlucht lebt eine mystische Kreatur. Gelangt sie an die Oberfläche, stellt sie eine Bedrohung für das Leben auf Thaikaris dar. Es handelt sich um Lukush, die Schlange der Schatten. Die Aufgabe der damaligen Nebelwacht war, Lukush zu vernichten. Es gelang, ihn in den Nebel zurück zu treiben, aber er überlebte. Und nun steht er kurz davor, wieder an die Oberfläche zu kommen. Er muss aufgehalten werden, um jeden Preis."

Nun trat die Alte, Kay, wie Marlan sie genannt hatte, einen Schritt nach vorne. "Macht euch keine Sorgen, meine Jungen. Denn dieses Mal seid ihr nicht alleine. Ich werde euch begleiten, und mit meinen Kräften zur Seite stehen. Ich mag alt und keine große Kämpferin sein, aber ich kenne noch den einen oder anderen Trick. Und ich weiß eine Menge über die Zukunft..."

Marlan nickte. "Das ist richtig. Mit Kays Hilfe kann es gelingen, Lukush zu vernichten. Und..." Nun sah er wieder zu Borgin. "Vielleicht gelingt es auch, Merya zu finden, die damals im Nebel verschwand. Wenn wir die Zeichen richtig deuten, dann... lebt sie noch. Sie ist noch dort, auf der Jagd nach Lukush."
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Dindal

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Die Hohepriester des Nebels
« Antwort #239 am: 01.10.2013, 21:10:34 »
Der alte Gnom, der sich eigentlich schon längst zur Ruhe gesetzt hatte, staunte nicht schlecht bei dem, was sich ihm gerade offenbart hatte. Dindal hatte in seinen 353 Jahren schon viel gesehen und erlebt aber noch nie hatte er solch eine Verantwortung tragen müssen. So wie es sich anhörte, sollte er mit ein paar anderen Personen die Welt retten. Dindal schüttelte reflexartig den Kopf und sah in die Gesichter seiner zukünftigen Gefährten. Am schwersten hatte es wohl Borgin getroffen. Seiner Reaktion zufolge musste damals schreckliches passiert sein und nun das gleiche noch einmal erleben zu müssen, würde alles wieder aufleben lassen. Seine Erfahrungen und sein Wissen würden das ganze aber um einiges leichter machen und außerdem hatten sie dieses mal Unterstützung in Form der Seherin.

Trotzdem würde das ganze eine schwere Aufgabe werden und vermutlich das wichtigste, was Dindal jemals in seinem Leben getan hatte und noch tun wird. Er erinnerte sich daran, das er vor einigen Jahren - bevor er zur Zwillingswacht gekommen war - jemanden kennen gelernt hatte, der ihm interessante Dinge über die Schlucht erzählt und seine Theorien erklärt hatte. Die Theorien des Mannes besagten das die große Schlucht, die sich über mehrere Kilometer erstreckte, eine Geburtstätte für mystische Kreaturen war. Es könnte der Wahrheit entsprechen, denn die Wesen, die nahe der Schlucht lebten, hatten übernatürliche - teils halbgötterartige - Kräfte. Von Lukush hatte Dindal zwar noch nie gehört aber er glaubte, das der Beiname "Schattenschlange" nicht umsonst gewählt wurde.

Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Während er seine Überlegungen und sein Wissen vor sich hinmurmelte, kristallisierte sich eine Frage heraus, die er sich nicht verkneifen konnte. Er verbeugte sich vor den Nebelpriestern und der Seherin Kay, um sich dann zu räuspern und seine Frage zu stellen.

"Verzeiht meine Frage, ehrwürdige Nebelpriester und Seherin Kay aber das, was ihr von mir verlangt, scheint fast unmöglich zu sein. Ich bin nur ein einfacher alter Erfinder, der seine letzten Jahre in seiner Werkstatt verbringen wollte. Was kann ich gegen Kreaturen ausrichten, die halbgöttergleiche Kräfte besitzen?

Wieso wurde gerade ich für die Nebelwacht ausgewählt?"


Der alte Gnom wollte nicht respektlos erscheinen aber seine Fragen waren vollkommen ernst gemeint. Was sollte er nur ausrichten können? Und noch etwas ganz anderes machte ihm Sorgen: Wieso hatte Nebelpriester Marlan gezögert, als er sagte das Merya noch lebte? Hatte der Nebel sie verändert? War sie verrückt geworden oder gar böse? Wie konnte sie überhaupt mehrere Jahre in solch einer lebensbedrohlichen Situation überleben?
Doch Dindal hielt an sich, denn er wollte die Nebelpriester nicht mit Fragen überhäufen, auf die sie vermutlich selbst keine Antwort wissen würden.

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