Der Hüne aus Lopango merkt, wie das Adrenalin ihm bis in die letzte Wurzel vordringt. Er spürt, wie ein lange, sehr lange nicht mehr wahrgenommens Gefühl sich in seinen Geweiden ausbreitet und ihm die Milz an die Leber drückt. Er spürt das Gefühl von Wut, von Zorn, Ingrimm, den er schon seit Jahren nicht mehr gespürt hat. Etwas, was er in der Form nicht mehr gespürt hat, seit er vor Wut, aus Scham, aus Angst und seinem Überlebensinstinkt folgend aus Lopango geflohen ist. Wollen sie nicht einsehen, dass ihr Streit keinen Sinn hat? Dass er nur einen derartigen Keil zwischen sie treibt, dass sie fortan nur noch Misstrauen kennen werden? Und trotz allem erwarten sie, dass Tlacatl sie vor Unbill beschützt?
Als Tlacatl sieht, dass Mirrasshi die Dolche fallen lässt, dass sie für einen Moment verwirrt scheint, greift er sofort nach den Dolchen, um sie aus Mirrasshis Reichweite zu nehmen. Nur symbolisch, um die Situation symbolisch zu entwaffnen. Er ging einen Schritt zurück und ließ die Messer hinter sich fallen. "Schluss damit.", sagte er und kniff die Augen wütend zusammen, sowohl Necahual als auch Mirrasshi scharf musternd. Seine Worte haben etwas endgültiges. Nicht, weil er die Autorität besitzt, diesem Streit wirklich Einhalt zu gebieten, sondern weil er weiß, dass es jetzt entweder reicht oder eskaliert. Dazwischen gibt es nichts mehr. Er kann sie noch überwältigen. Aber welchen Sinn macht es bei den verhärteten Fronten? Wenn Tlacatl auf einer Seite eingreift, wird die andere es ihm übel nehmen. Sie machen ihn nur zum Zankapfel. Entweder sie kommen selbst zu Verstand, oder Tlacatl wird ihnen beide bei nächster Gelegenheiten triftig einbläuen, warum sie zusammenhalten müssen, sobald ihre Wut sich für den Moment abgekühlt.
Tlacatl tritt aus der Mitte heraus und lässt die Messer auf halben Weg zwischen Necahual und Mirrasshi liegen. "Entweder ihr gebt euch über diesen Messern die Hände und unterlasst eure Torheit, oder jeder greift ein Messer und ihr opfert uns alle eurem Irrsinn. Wir haben glücklicherweise keine größeren Probleme, sodass wir uns selbst Geier sein können. Machen wir es den weißen Teufeln leichter und bringen wir uns selbst um, sowie unsere Brüder es versuchten, als sie uns den Göttern opfern wollten. Vergessen wir einfach, wie viele unsere Brüder und Schwester durch Niedertracht und Donnerstöcke starben. Vergessen wir, dass wir die vielen Tränen über Söhne, Töchter, Schwestern, Brüder, Mütter und Väter vergossen haben. Vergessen wir, dass wir noch immer Menschen und andere Wesen zu beschützen haben. Kommt, Brüder und Schwester, lasst uns die Messer ergreifen und uns sinnlos abschlachten, bevor unsere Feinde es tun. Lasst uns unsere Nächsten und unsere Erinnerungen alleine, lasst uns eine letzte Zeit der Zwietracht feiern. Lasst und verehren, was unsere Völker für Jahre gelebt haben. Lasst uns selbst den Garaus machen!", spottet Tlacatl über den Streit seiner Schwestern und deutet auf die Messer, noch einen Schritt wegtretend.