Vorab danke, Menthir, für den ausführlichen Kommentar und für das Lob!
Ich erlaube mir, meinerseits zu kommentieren.
Er passt als klassischer Proletarier mit seinem Eskalationspotenzial sehr gut in die gängigen Bilder der Zeit. Da er eher als einfacher, aber entschlossener Mann dargestellt ist, ist er gleichzeitig ein starker Kontrast zu Paul Zeidler, obgleich beide das Handeln zu bevorzugen scheinen.
Daran sieht man, wie sehr sich unterschiedliche "Ziele" auf das Gesamtbild auswirken können. Das finde ich persönlich immer ziemlich spannend zu sehen.
Dass er selbst Kommunarde ist, macht mir das Einbinden sehr einfach und ist damit automatisch eine gute Verknüpfung und Aufhänger. Danke schonmal, dass du dich dafür entschieden hast. Von meiner Tischrunde kenne ich es aus Gewohnheit nämlich genau umgekehrt. Man entscheidet sich gemeinsam für eine Runde und das Thema und danach spielen die Spieler häufig alles, aber nicht jenes, welches sich eigentlich wollten.
(Um aus dem Nähkästchen dabei zu plaudern: die letzten beiden Runden bei mir am Tisch, in welcher die Spieler das Thema wählten, sind genau nach dem Schema verlaufen.
Zuerst gab es eine Wikingerrunde auf der Insel Albion rund um die Geschichte des Danelaws, welche aber dazu führte, dass die Charaktere auf einmal alle keltisch-inspirierte Charaktere spielten und keinen Bezug zu Skandinavien und den Wikingern hatten, und zuletzt wollten die Charaktere unbedingt eine Handelskampagne mit Spionageelementen (mit ihnen als Händler und Spione) spielen, aber keinen hat einen Charakter, der irgendwie weitergehend handeln oder spionieren könnte. Aus diesem Grund weiß ich das zu schätzen, wenn Spieler das Spielthema (in welcher Intensität auch immer, also als Inspiration oder als Fokus, wie bei dir jetzt) aufnehmen. )
Bitte, gern geschehen.
Ich bin der Ansicht, dass das Setting sehr wichtig ist und dass man es in den Charakterbau mit einweben sollte. Vom Grundtyp her könnte Sébastien in seiner Rolle als Underdog durchaus in viele, auch moderne Szenarien hineinpassen - aber gerade die Thematik der Pariser Kommunarde hat mich aber erst zu seinem Charakterkonzept inspiriert. Es ist einfach sehr reizvoll, solche Geschehnisse nicht nur als Außenstehende(r) mitzuerleben.
Die bisher gewählten Gaben/Talente finde ich gut gewählt, besonders hübsch ist, dass du noch kleine Flufferklärungen dazu gegeben hast, welche den Charakter weiter charakterisieren helfen. Ich bin auf das letzte Talent gespannt.
Danke.
Ich dachte mir, dass Fluff an der Stelle gut passt, um den Talenten ein bisschen mehr Farbe zu geben. Auf das letzte Talent bin ich selbst gespannt, das ist eins der größten Unsicherheiten, mit denen ich mich noch auseinandersetzen muss.
Gleichzeitig lässt sich in der Persona Sébastiens eben auch eine Motivation lesen und das ist für ein Spiel, in dem die Spieler viel zu gestalten haben, sehr wichtig, dass sie auch eigene Antriebe haben und sich nicht nur vom Spielfluss treiben lassen, in der Hoffnung, dass ihnen ein Ufer gefällt.
Allgemein, aber auch gerade, wenn man die Möglichkeit hat, die Geschichte aktiv mitzugestalten, ist es sehr hilfreich, sich über die Ziele seines SCs im Klaren zu sein. Ich finde es sehr schade, wenn Spieler sich dem Geschehen und Entscheidungen der Gruppe fügen, ohne sich selbst näher damit zu beschäftigen. Natürlich muss meist ein Gruppenkonsens gefunden werden und es gibt auch fügsame Persönlichkeiten (das will ich auch gar nicht verurteilen), jedoch gehört es zum Rollenspiel meiner Meinung nach dazu, sich intensiv mit dem eigenen SC auseinanderzusetzen und gemäß seiner Natur Entscheidungen zu treffen und auch eigene Impulse zu geben.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht nur den Spielern das Leben erleichtert, wenn deren Charaktere konkrete Vorstellungen und Werte haben, sondern auch, dass dies das Zusammenspiel untereinander und auch mit der Welt (dem Spielleiter) einfacher macht.
Der erste Aspekt ist auch für die Gruppenkompatibilität eine gute Wahl. Sébastien könnte ja durchaus ein Gruppensprenger sein, wenn er sich auf seine Aspekte 2 und 3 versteift, aber schön, dass du dir Aspektmäßig auch die Tür offen hälst, mit Mitleid und Nachsicht zu arbeiten. Der Aspekt wird sicher auch ungewöhnlich genutzt werden können, nämlich insofern, dass Sébastien sicher kaum ein Kosmopolit sein kann, da er eben nur Bürger Paris war und ist. Der Aspekt bietet sich quasi zu in voller Breite an.
Ich hatte nie vor, Sébastien jede Ecke mitnehmen zu lassen, die sich bietet, auch wenn es zwischenzeitlich so gewirkt haben mag. Ein Kosmopolit ist er sicher nicht, nein, weswegen ich auch sehr gespannt bin, wie sich das auf die Gruppendynamik auswirkt. Es wird sicher ungewohnt für ihn sein, sich auf einmal derart intensiv mit Nicht-Parisern und, darüber hinaus, Mitgliedern anderer Nationalitäten zu befassen.
Der zweite Aspekt ist stellvertretend für das Konfliktpotenzial. Ich bin gespannt, wie sich das nachher in der Gruppe machen wird, da Carl von Lütjenburg in seinem Preußentum auch sehr stur ist. Auf dieses Zusammentreffen bin ich sehr gespannt. Gespannt sein kann man sicher auch, ob dieser Aspekt gegebenfalls die anderen überlagern wird. Er lädt ja fast schon ein bisschen dazu ein, das wird sicher ein Kampf mit Verlockungen.
Diese Verlockungen bestehen auf beiden Seiten, glaube mir.
Aspekt 3 geht in eine ähnliche Richtung, ist aber gut differenziert, und macht es eben zu einer solch großen Verlockung, auch in Hinblick auf Sébastiens Stärken bezüglich seiner Fertigkeiten (gerade wenn du es noch mit einem Talent erhöhst). Da muss man sicher aufpassen, dass es am Ende sich nicht dem Law of the Instrument unterwirft, oder um Maslows berühmtes Zitat zu nutzen: "I suppose it is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail." Du hast es durch seine Personalität eingezäunt, das finde ich sehr gut. Ich denke auch, dass du es damit nicht nur halten wirst, daher ist dies auch eine Selbstwarnung. Diese beiden Aspekte regelmäßig zu reizen, ist sicher für einen Spielleiter ebenso verlockend.
Sébastiens Grundstimmung habe ich mit Absicht nicht als aggressiv beschrieben. Das würde besonders auch ein Zusammenspiel in der Gruppe schwer machen, wenn er bei jeder kleinen Provokation aus der Haut fährt und Schläge verteilt. Abgesehen davon wird er in der Regel sicher in irgendeiner Art und Weise vorwarnen (durch Worte und/oder Körpersprache), wenn man ihn derart reizt, dass es eskalieren könnte, sollte nicht sofort hartes Geschütz gegen ihn aufgefahren werden.
Wenn man Aspekt 4 jetzt mit den anderen Aspekten betrachtet, wird deutlich, dass der Charakter ein Potpourri typischer Klischeebilder von Männern ist. Das ist durchaus spannend, wenn wir es wie bei Carl - der an sich auch einen sehr stereotypischen Preußen spielt - schaffen, diese Klischees im Spiel zu spiegeln. Ich bin recht zuversichtlich, was dies angeht. Ich finde diesen Aspekt besonders für mich spannend, da Frauen in meinen Runden häufiger eine kleinere Rolle als Männer spielen. Das ist nie böse gemeint, aber ich habe immer große Sorge, Frauen immer zu klischeehaft darzustellen, weshalb ich die Frau als Spielmittel seltener nutze. Ich habe die Frau als Verführerin beispielsweise noch nie hier im Gate genutzt. Dein Aspekt schreit ja fast danach, aber ich kann nicht garantieren, dass dies damit automatisch in den Fokus rücken wird. Ich hoffe mal, dass ich das spannend hinbekomme. Wer meine Selbstevaluation gelesen hat, weiß, dass ich das als Problem formuliert habe. Daher ist es ganz gut, dass ich zur Auseinandersetzung damit gebracht werde.
Ich arbeite gerne mit Klischees - ich hoffe, "ihr Jungs" nehmt es mir nicht übel, dass ich mit Sébastien da so einiges aufgreife.
Dir steht natürlich frei, ob du den Teil der Verführerin anspielen möchtest, aber ich denke, dass dies sehr spannend werden könnte.
Was Frauen und Männer in einer Runde betrifft, kann ich auch etwas aus dem Nähkästchen plaudern: Ich muss zugeben, dass es mir da zumindest ähnlich geht - und auch wieder anders. Obwohl ich selbst eine Frau bin, ist es bei Settings wie diesen schwerer, Frauen einzubringen. Das liegt aber weniger daran, dass ich sie nicht spielen kann oder dass diese weniger interessant als Männer sind, sondern daran, dass es mit Frauen in der Regel komplizierter ist. Männer haben in Anbetracht des Settings einfacht deutlich mehr Handlungsfreiheit (Stichwort Emanzipation/Gleicgberechtigung der Frau/Schicklichkeit) - was auch in der Regel zur Folge hat, dass Männer die Handlung tragen. Unter anderem deswegen scheue ich selbst auch nicht davor zurück, Männer zu spielen. Es hat etwas Gewöhnung gebraucht, aber inzwischen geht es mir (behaupte ich einfach) leicht von der Hand.
In der pseudo-viktorianischen Runde, die ich leite, beispielsweise, benutze ich größtenteils männliche NSCs und habe den weibliche, ich gebe es zu, meist klischeeträchtige Nebenrollen zugedacht (Mordopfer, Hausangestellte etc.) - abgesehen von einigen sehr wichtigen weiblichen SCs, die die Spieler zumeist erst noch kennenlernen dürfen. Allgemein wirkt aber, dass zwei weibliche SCs dabei sind, etwas kompensierend auf den sonstigen Frauenmangel.
Zum Thema Verführerin sei dazugesagt, dass eine dieser SCs eine Prostituierte ist. Ich muss sagen, dass sich das sehr interessant auf die Gruppendynamik auswirkt.
Auf den letzten Aspekt bin ich gespannt, ebenso auf die Ego-Dokumente, die du für Sébastien nutzen wirst.
Über den letzten Aspekt muss ich mich noch eingehendere Gedanken machen. Ich werde damit auf jeden Fall auf seine kommunistische Ader bzw. auf die Pariser Kommune eingehen, wie vielleicht schon anhand des Zitats erkennbar ist. Für die Ego-Dokumente habe ich teils schon grobe Ideen, teils aber noch nichts. Auch das steht auf meiner To-Do-List.
Der Charakter wirkt vielversprechend und ist wahrscheinlich auch der streitfreudigste Charakter der Runde. Ich bin darauf gespannt, wie er sich in der Gruppe machen wird, gerade in Hinblick darauf, dass die anderen Charakter alle höherer Bildung sind. Damit wird er ein interessanter Kontrast zur gesamten Hochschulgruppe sein.
Das kann ich unterzeichnen, wobei ich auch sehr gespannt bin, wie die anderen auf Sébastien reagieren. Wenn sie ihn gleich zu Beginn von seiner "besten" Seite kennenlernen...
Edit:Bei den Gaben lässt sich feststellen, dass die Gabe Preußens Gloria Sébastiens Gabe Wo ein Wille ist, da ist ein Weg ein sehr ähnelt, Carls Variante ist aber etwas spezifischer und gefällt mir von daher etwas besser für die Nutzbarkeit. Sébastiens Variante ist sicher auch gültig, muss dann aber zur Szene passen, damit ich es gelten lassen würde, wenn ich genau drüber nachdenke, da Carls Variante immerhin immer eine Zielrichtung braucht. Ich finde es ausdrücklich in Ordnung, wenn zwei Charaktere sich auch und vor allem für ihre Entschlossenheit für eine Sache definieren.
Was das Talent betrifft, wollte ich spezifisch Sébastiens Starrsinnigkeit betonen. Ob es zum Einsatz kommen kann, wird sich zeigen, jedoch hielt ich es an dieser Stelle für stimmig.
Das preußische Thema wird auch weiterhin, trotz des Aufenthalts in Paris, eine große Rolle spielen. Dementsprechend wird sich direkt im Anschluss des Krieges auch genügend Möglichkeit bieten, von allen Seiten diesen Aspekt anzuspielen. Ich bin da auch sehr gespannt, wie das im Zusammenhang mit Sébastien passieren wird, da er ja Kommunarde ist und dementsprechend zur Fraktion gehören könnte, die am liebsten noch immer gegen Preußen gekämpft hätte oder immer noch kämpfen will Wie ihr diesen Graben überwindet, wenn ihr ihn betonen solltet, wird sicher eine der spannenden Eingangsfragen in die Runde.
Ich denke, zu ebendieser, Preußen eher abgeneigten Fraktion wird Sébastien gehören, ja. Ich bin auch gespannt, wie sich das zum Ausdruck bringt. Eine Feindschaft habe ich nicht im Sinn, jedoch wird Sébastien sich entsprechend verhalten, denke ich.